Kanalanschlusskosten – damit müssen Sie rechnen

Kanalanschlusskosten

Wenn bei einem Neubau ein Kanalanschluss gelegt werden soll, sind die dafür anfallenden Kosten oft ein großes Rätsel. Mit welchen Kosten Sie in welchem Fall rechnen müssen, und von welchen Kosten die Kanalanschlusskosten abhängen, verrät Ihnen der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Kommt man um einen Kanalanschluss überhaupt herum?

Kostencheck-Experte: Gar nicht wenige schielen immer mal wieder auf Kleinkläranlagen als Alternative zum kommunalen Kanalanschluss. In der Praxis ist es aber leider so, dass es einen gesetzlichen Anschlusszwang gibt, wo immer ein Kanalsystem vorhanden ist.

Lediglich in ganz wenigen Fällen, wo eine kommunale Versorgung sich nicht lohnen würde, wird noch eine Genehmigung zum Betrieb von Kleinkläranlagen erteilt. Das betrifft aber nur noch sehr wenige Gebiete in Deutschland. Kostengünstiger ist eine Kleinkläranlage übrigens auch nicht immer – im Einzelfall muss man dafür schon durchaus einiges an Geld in die Hand nehmen.

Frage: Warum sind die Kosten für einen Kanalanschluss so schwer zu kalkulieren und oft so ein großes Rätsel?

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Die Kosten für den Kanalanschluss sind regional sehr unterschiedlich

Kostencheck-Experte: Zum einen sind die regionalen Unterschiede beim Kanalanschluss beträchtlich, zum anderen setzen sich die Anschlusskosten aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen, die man alle in Betracht ziehen muss.

Auf der einen Seite stehen die Gebühren, die man für einen Kanalanschluss bezahlen muss, auf der anderen Seite stehen die Kosten für die notwendigen Arbeiten, die ebenfalls von Neubau zu Neubau recht unterschiedlich ausfallen können.

Nachfolgend ein Beispiel für die möglichen Kosten beim Abwasseranschluss:

Auf einem Grundstück wurde der Kanalanschluss vom 3 m tief liegenden Hauptkanal bis an die Grundstücksgrenze verlegt. Die Rohrlänge betrug rund 6,5 m, Rohrdurchmesser war DN 150. In diesem Fall handelte es sich um eine nachträgliche Herstellung, ein vorhandener Weg wurde im Zuge der Arbeiten neu gepflastert. Die Kosten betrugen in diesem Beispiel insgesamt 6.000 EUR.

Das ist aber keinesfalls repräsentativ – es zeigt nur, wo die Kosten in einem Einzelfall liegen können. Je nach örtlichen Gegebenheiten können die Kosten aber auch deutlich darüber oder darunter liegen, wie das nächste Beispiel zeigt:

Ein kompletter Abwasseranschluss soll über rund 30 m verlegt werden. In diesem Beispiel wurden folgende Kosten ersichtlich:

Posten Preis
Anschlussgraben herstellen über 30 m 8.500 EUR
Verlegung der Leitungen bis zum Grundstück (durch Entwässerungsbetriebe) 3.500 EUR
Verlegen der Abwasserleitung über das Grundstück (30 m) 1.400 EUR
Revisionsschacht herstellen 2.500 EUR
Baukostenzuschuss nach Grundstückbreite entfällt hier
Dichtigkeitsprüfung der Abwasserleitung 200 EUR
Gesamtkosten 16.100 EUR

Dieses Beispiel zeigt schon deutlich, dass hier viele einzelne Kostenpositionen anfallen können. Im Einzelfall sind das oft noch viele weitere Einzelkosten, etwa eine notwendige Verkehrsabsicherung der Baustelle oder die Kosten für die Sicherung der Baugrube.

Frage: Welche Faktoren spielen für die Kosten beim Wasserverband eine Rolle?

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Die Kanalanschlusskosten hängen von einer Reihe von Faktoren ab

Kostencheck-Experte: Zunächst einmal spielt natürlich die Länge des Kanals eine Rolle. Daneben kommen aber viele andere Faktoren mit in Betracht, wenn es um die Kosten für den Kanalanschluss geht.

Für die Gebühren spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Viele Kommunen erheben auch einen Baukostenzuschuss, der sich nach der Breite des Grundstücks an der Straßenseite richtet. Die Höhe dieser Baukostenzuschüsse ist aber von Kommune zu Kommune recht unterschiedlich.

Ein Beispiel: die Preisliste der Wasserbetriebe Berlin zeigt als Gebührenfaktoren:

  • Herstellungsweise (während an öffentlichen Kanälen gearbeitet wird, nachträglich an vorhandene Vorstreckung oder nachträglich) – Grundpreis
  • zusätzliche Kosten pro Meter
  • Baukostenzuschuss je Meter Straßenlänge
  • Rohrdurchmesser (über DN 250 werden die Kosten meist individuell berechnet und liegen weitaus höher – aber schon zwischen DN 150 und DN 250 liegen oft schon 1.000 EUR beim Grundpreis und 50 EUR beim Meterpreis)

hiervon werden aber auch Meterkosten in Abzug gebracht, wenn Trinkwasser- und Abwasserleitung in der gleichen Trasse verlegt werden. Berlin zieht in diesem Fall beispielsweise 65 EUR pro Meter gemeinsamem Baugraben wieder ab.

Der Wasserverband Strausberg-Erkner benötigt für eine Berechnung der Kosten dagegen:

  • Grundstückslänge
  • Grundstücksbreite an der Straßenfront
  • Länge des Anschlusskanals
  • Anzahl der Vollgeschosse im Gebäude

Das zeigt schon, wie unterschiedlich bereits die kommunalen Berechnungen in einzelnen Fällen sein können. Das macht aber immer erst einen Teil der Kosten aus.

Frage: Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang übrigens die Begriffe „voll erschlossen“ und „teilerschlossen“?

Kostencheck-Experte: Hier gibt es oft ein großes Mißverständnis. Wenn ein Grundstück „voll erschlossen“ ist, bedeutet das meist zwar, dass die Anschlüsse bis an die Grundstücksgrenze gelegt sind – das muss aber nicht zwingend so sein.

Als Anschlussmedien gelten offiziell:

  • Strom
  • Wasser
  • Abwasser
  • Gas
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Nur sehr selten sind alle Anschlüsse auf dem Baugrundstück vorhanden

Es müssen aber nicht alle Anschlüsse an der Grundstücksgrenze liegen – auch wenn bei einzelnen Grundstücken nicht alle Anschlüsse direkt an der Grenze des Grundstücks aber bereits in der Straße liegen, darf noch von „voll erschlossen“ gesprochen werden. Das ist häufig bei Baulücken so der Fall.

„Voll erschlossen“ bedeutet also nicht, dass die Anschlüsse dort vorhanden sind, wo man bauen möchte, und keinen Kanalanschluss mehr legen muss. Das wäre ein sehr seltener Glückstreffer.

Von teilerschlossen wird meist gesprochen, wenn nicht alle Anschlüsse bei allen Grundstücken an der Grenze liegen.

Was in diesem Zusammenhang aber noch bedeutsam ist, zu erwähnen sind sogenannte Blindleitungen. Vor allem in bebauten Gebieten kann es durchaus vorkommen, dass schon eine Blindleitung auf dem Grundstück liegt. Ist das der Fall, sinken die Kosten für den Kanalanschluss meist deutlich.

Ein anderer Begriff sind sogenannte „Vorstreckungen“ – das sind ebenfalls Blindleitungen, die aber von den Hauptkanälen bis zur Grundstücksgrenze reichen. Auch bei vorhandenen Vorstreckungen sinken normalerweise die Anschlussgebühren für den Kanalanschluss. Bei den Berliner Wasserbetrieben sinkt beispielsweise der Grundpreis bei einer vorhandenen Vorstreckung bereits um rund 500 EUR, die Metergebühren sinken bei kleinen Durchmessern (DN 150 und DN 200) um 40 %.

Frage: Welche Faktoren beeinflussen die Kosten der Bauarbeiten für die Kanalanschlussleitungen?

Kostencheck-Experte: Hier kommen ganz allgemein folgende Faktoren zum Tragen:

  • die Länge der benötigten Leitung über das Grundstück
  • die Bodenbeschaffenheit (sie beeinflusst die Kosten für die Erdarbeiten)
  • zusätzlich nötige Maßnahmen beim Anschluss (etwa Verkehrssicherungsmaßnahmen)
  • Art und Durchmesser der verlegten Rohre
  • Art der Einbettung der Rohre
  • Anzahl der nötigen Revisionsschächte (bei nicht gerade verlegten Leitungen muss ein Revisionsschacht nach jedem Knick eingebaut werden, ein Revisionsschacht ist immer Pflicht)

Die Länge der Leitungen ist dabei der entscheidende Kostenfaktor. Häufig sind aber die notwendigen Erdarbeiten ein Bereich, der für massive Preiserhöhungen sorgen kann.

Frage: Warum sind Erdarbeiten so bedeutsam?

Kostencheck-Experte: Es können bei den Aushaubarbeiten zwei Probleme auftreten:

  • einerseits eine schwierige Bodenbeschaffenheit
  • andererseits schwierig zu querende, bereits vorhandene Versorgungsleitungen

Beide Faktoren können die Kosten stark verteuern.

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Je unkomplizierter die Bodenbeschaffenheit desto günstiger der Kanalanschluss

Bei der Bodenbeschaffenheit sorgen steinige Böden, Fließsand oder Grundwassereinbrüche für eine massive Verteuerung der Kosten. In vielen Fällen wird in Angeboten von einer durchschnittlichen bis guten Bodenbeschaffenheit für Aushübe ausgegangen.

In der Praxis zeigt sich dann oft, dass die Bodenqualität an der Aushubstelle deutlich schlechter ist, oder dass steiniger, felsiger Boden zum Vorschein kommt, der für die Arbeiten ein Hindernis darstellt. Der im Angebot veranschlagte Preis ist dann nicht mehr zu halten.

Bei einem Angebot sollte man immer darauf achten, welche Bodenklasse für die Aushubarbeiten kalkuliert ist. Unternehmen, die Erdarbeiten anbieten tun das zumeist für eine bestimmte Bodenklasse – in der Regel für die Klasse 3 – 5.

Sogenannte „Erschwernisse“ wie Hindernisse bei den Ausgrabungen, Fließsand oder hohe Grundwasserstände werden dann meist mit zusätzlichen, oft recht hohen Kostensätzen belastet.

Frage: Können auch noch zusätzliche Gebühren anfallen?

Kostencheck-Experte: Ja, in der Regel sind die Arbeiten sogar recht häufig mit kleineren Gebühren und Nebenkosten verbunden. Die vielen Kleinbeträge können die Gesamtkosten dann durchaus auch spürbar verteuern.

Das können zum Beispiel sein:

  • Aufgrabe- und Sperrgenehmigungen (hier können durchaus bis zu 100 EUR anfallen)
  • Kippgebühren für den Erdaushub (werden meist vom ausführenden Unternehmen in Rechnung gestellt)
  • Gebühren für die Anordnung von Verkehrsbeschränkungen (auch hier sind bis zu 100 EUR durchaus möglich)
  • Gebühren für das Aufstellen von Verkehrssicherheitseinrichtungen und Verkehrsregeleinrichtungen (auch hier können leicht zwischen 50 und 100 EUR anfallen)
  • Erteilungsgebühr für eine Aufgrabegenehmigung (hier kann man durchaus mit bis zu 50 EUR rechnen)
  • Gebühren für die Planung, für das Einmessen etc.

Wie man sieht haben sich die vielen kleinen Gebühren im Einzelfall schnell auf ein paar hundert Euro summiert. Wenn man seine Kosten selbst überschlägt, werden diese Punkte sehr häufig vergessen.

Frage: Wie lassen sich beim Kanalanschluss Kosten sparen?

Kostencheck-Experte: Da gibt es nicht viele Bereiche, bei denen man sparen könnte. Die Gebühren für die Gemeinde und den Abwasserverband kann man nicht beeinflussen. In vielen Kommunen würde sich kostensenkend auswirken, wenn man seinen Anschluss zu einem Zeitpunkt verlegen lassen würde, in dem gerade Arbeiten an den öffentlichen Kanälen stattfinden. Das kann man in den meisten Fällen aber nicht beeinflussen. Wenn sich die Möglichkeit bietet, sollte man sie aber nutzen.

Das Verlegen der Leitungen kann, genauso wie die Erdarbeiten von verschiedenen Firmen zu oft recht unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Hier lohnt sich das Vergleichen mehrerer Angebote fast immer.

Wenn Sie im Zuge des Baus einen größeren Umfang an Tiefbau-Arbeiten zu erledigen haben, versuchen Sie, mit dem Unternehmen, das den größten Teil der Arbeiten erledigt einen günstigen Preis für das Verlegen des Kanalanschlusses auszuhandeln. In vielen Fällen kann sich das durchaus lohnen. Da das Unternehmen ohnehin schon in großem Umfang auf Ihrem Grundstück tätig ist, können die Verlegearbeiten für den Kanalanschluss oft recht günstig miterledigt werden.

Tipps & Tricks

Einen Antrag für einen neuen Kanalanschluss bekommen Sie in der Regel bei Ihrem zuständigen Abwasserverband. Informationen über den Kanalanschluss können Sie in der Regel aber auch immer beim zuständigen Bauamt oder bei der zuständigen Gemeindeverwaltung bekommen.