Nahwärme: welche Kosten sollte man rechnen?

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Der Gedanke, Wärme an einem zentralen Punkt zu erzeugen und dann einfach bedarfsgerecht und mit wenig Aufwand an eine größere Zahl von Haushalten zu verteilen, ist durchaus bestechend. Bereits die Kosten aber auch der CO2-Ausstoß bei Fernwärmesystemen zeigen, dass dafür eine sehr gute Kalkulation notwendig ist, um nicht plötzlich ein teures und „schmutziges“ Heizsystem zu haben. Auch bei Nahwärme stellt sich dieses Problem. Mit welchen Kosten man bei Nahwärme-Systemen in der Praxis rechnen muss und welche Kostenunterschiede es geben kann, besprechen wir mit dem Kostencheck-Experten in unserem Interview.

Frage: Wo liegt das Problem bei der Nahwärme – und warum ist das oft so teuer?

Kostencheck-Experte: Das grundlegende Problem ist sowohl bei Nahwärme als auch bei Fernwärmenetzen das Gleiche: Wenn die zentrale Wärmegewinnung und der Aufbau des Leitungsnetzes nicht sorgfältig und vor allem bedarfsgerecht geplant werden, liegen die Kosten sehr schnell viel zu hoch. Nah- und Fernwärme unterscheiden sich im Prinzip nur durch die jeweiligen Leitungslängen, die Übergänge zwischen beiden sind fließend.

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Es ist damit zu rechnen, dass der Wärmebedarf in Zukunft sinken wird.

Berücksichtigt werden müssen dabei nicht nur die Zahlen der möglichen Anschlussteilnehmer, sondern auch die möglicherweise innerhalb von einigen Jahren stark sinkenden Wärmebedarfe, wenn eine große Zahl von Häusern sehr wirkungsvoll gedämmt werden. Das ist oft schwierig zu kalkulieren – die Dimensionierung von Heizkraftwerken erfolgt dann häufig zu groß. Die hohen Gesamtkosten werden dann auf die einzelnen Haushalte umgelegt – die Folge sind dann für die Haushalte deutlich höhere Kosten als für eine eigene, sparsame Heizung mit modernen Heiztechnologien.

Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir haben eine Haus gebaut und vergleichen die angebotenen Nahwärmekosten mit den Heizkosten, die wir für eine eigene Gasbrennwertheizung hätten. Der jährliche Wärmebedarf unseres Hauses liegt bei 12.000 kWh.

Posten Preis
Gesamtkosten Nahwärmenetz 1.300 EUR pro Jahr
Gesamtkosten Gas-Brennwertheizung (Wartungskosten Heizung und Gasverbrauch zu derzeitigem Gaspreis) 735 EUR pro Jahr
jährliche Kostendifferenz 565 EUR

Die hier dargestellten Kosten geben nur ein einzelnes Beispiel für die Nahwärmekosten bei einem bestimmten Betreiber und ein einzelnes Gebäude wieder. Rund die Hälfte des verlangten Preises vom Wärmeanbieter macht der Grundpreis aus.

Rechnet man die Kostendifferenz pro Jahr hoch, hätte sich der Einbau einer eigenen 12.000 EUR teuren Gasheizung bereits nach rund 8,8 Jahren von selbst bezahlt gemacht. Danach würde die Heizung jährlich 565 EUR weniger kosten. (Gleichbleibende Nahwärme-Gebühren und gleichbleibenden Gaspreis vorausgesetzt).

Berücksichtigt sind in dieser Rechnung auch die Anschlusskosten (insgesamt ca. 7.000 EUR), die für ein Nahwärmesystem ja ebenfalls mit einzukalkulieren sind.

Frage: In welchem Rahmen liegen die Kosten für Nahwärme?

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Bei Nahwärme kommen verschiedene Möglichkeiten infrage.

Kostencheck-Experte: In den meisten Fällen kann man hochgerechnet von jährlichen Kosten im Bereich von 9 Cent bis 10 Cent je kWh Wärme ausgehen. Das liegt im Vergleich zu den Kosten für die meisten eigenen Heizungen relativ hoch.

Heizungsform Kosten pro kWh Wärme (ca.)
Ölheizung rund 6,5 Cent/kWh Wärme (aktuell)
Gasbrennwertheizung rund 5,45 Cent/kWh Wärme
Pelletsheizung rund 5 Cent/kWh Wärme
Hackschnitzelheizung, Scheitholzheizung rund 3,5 bis 4,5 Cent/kWh Wärme
Erd-Wärmepumpe, JAZ 4,5 rund 4,5 Cent/kWh Wärme

Dazu kommt, dass sich verringerter Wärmeverbrauch bei einer eigenen Heizung immer direkt auf die Kosten auswirkt, während bei Nah- und Fernwärme meist entsprechend dem Liefervertrag bezahlt werden muss.

In die Vergleichsrechnung mit einzubeziehen sind allerdings auch die Anschlusskosten für die Nahwärmeleitung im Vergleich zu den Anschaffungskosten für die eigene Heizung. Verlangte Anschlussgebühren liegen häufig im Bereich von 6.000 EUR bis 9.000 EUR, sind also nahezu genauso teuer wie der Einbau einer einfachen Heizungsanlage (ausgenommen teure Biomasse- oder Wärmepumpenheizungen, die meist höhere Kosten verursachen).

Frage: Wovon hängen die Kosten für Nahwärme ab?

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Die Kosten von Nahwärme sind von verschiedenen Faktoren abhängig.

Kostencheck-Experte: Maßgeblich ist hier:

  • die Anschlussgebühren die der jeweilige Versorger verlangt
  • die Kosten für die jährliche Grundgebühr die verlangt werden
  • die Kosten für die anfallende (bereitgestellte) Wärmemenge

Aus diesen Gegebenheiten kann man die tatsächlichen Kosten für die bezogene kWh Wärme (eigener Wärmebedarf) berechnen und mit denen einer eigenen Heizung vergleichen. Das muss man immer anhand des individuell gegebenen Einzelfalls und konkreter Zahlen tun. Nur so kommt man zu konkret vergleichbaren Ergebnissen.

Bei den eigenen Heizungen sollte man dabei möglichst die sogenannten Vollkosten berücksichtigen. Sie umfassen:

  • Anschaffungskosten der Heizung
  • jährliche Wartung und Reparaturen über die Lebensdauer hinweg
  • jährliche Investitionsrücklage für Reparaturen und die Anschaffung einer neuen Heizung nach dem Ende der Lebensdauer (20 Jahre bis maximal 30 Jahre)
  • mögliche zukünftige Preissteigerungen beim Heizmittel (geschätzt)

Bezieht man alle Kosten mit ein, liegen auch die Kosten für die eigene Heizung meist etwas höher als die reinen Verbrauchskosten, meist jedoch dennoch unter denen der meisten Nahwärmenetze im gleichen Zeitraum.