Auch ein Fertighaus kann irgendwann einmal zu klein werden. Die Lösung: ein Anbau. An bestehende Gebäude, auch an Fertighäuser, anzubauen ist prinzipiell möglich. Bei den Kosten, die für einen solchen Anbau zu rechnen sind, herrscht allerdings häufig Unklarheit. Mit welchen Kosten bei Anbauten zu rechnen ist, haben wir mit dem Kostencheck-Experten in unserem Interview besprochen.
Frage: Wie teuer ist ein Anbau an ein Fertighaus?
Kostencheck-Experte: Pauschale Schätzungen sind beim Hausbau immer schwierig. Sie können bei den Kosten aber auf jeden Fall von Kosten ausgehen, die denen einens Neubaus vergleichbar sind.
Gesamtkosten von rund 1.400 EUR pro m² sind meist nur bei extrem kostenschonender Bauweise und mit Verwendung von vorgefertigten Bauteilen (meist Holzständerbauweise) zu erreichen. Beim Innenausbau bleiben da meist noch einige Wünsche offen.
Bei massiver Bauweise und bei einigermaßen zeitgemäßer und komfortabler Ausstattung des Anbaus sollten Sie auf jeden Fall mit höheren Kosten kalkulieren. Kosten im Bereich von 1.600 EUR pro m² bis 1.800 EUR pro m² lassen sich meist mit kostenschonender Bauweise realistischerweise erreichen, vielfach werden die Anbaukosten aber über 2.000 EUR pro m² zu liegen kommen.
Das verwundert viele häufig, da das bereits deutlich über den durchschnittlichen Neubaukosten liegt. Hier muss man allerdings bedenken, dass die Errichtung eines Anbaus vielfach komplizierter (und damit eben teurer) ist als die Errichtung eines Neubaus auf der freien Wiese:
- die Zugangsmöglichkeiten zur Baustelle sind deutlich eingeschränkt
- es muss an das bestehende Gebäude vielfach „angearbeitet“ werden
- der Kelleranbau (wenn ein Keller geplant ist) ist deutlich aufwendiger als das Neuerrichten eines Fertigkellers
- bei lediglich vorhandener Bodenplatte muss eventuell aufwendig an einen bestehenden Keller angearbeitet werden („Abtreppung“)
- es sind Wanddurchbrüche im Altbau erforderlich
- gegebenenfalls muss auch im Altbau entsprechend umgebaut werden (z. B. Anpassung der Elektroinstallation, neue Unterverteiler, etc.)
Das macht klar, dass einen Anbau an ein Fertighaus zu errichten oft deutlich schwieriger und aufwendiger ist als die Errichtung des Fertighauses selbst. Die Auswirkung dieser Schwierigkeit auf die Kosten darf man dabei nicht unterschätzen.
Innenausbau-Gestaltung
Auf welchem Ausstattungsniveau der Innenausbau geplant wird, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Baukosten für den Anbau am Fertighaus. Die Innenausbaukosten machen bei jedem Bauvorhaben rund 40 % der Gesamtkosten aus.
Bei verhältnismäßig einfacher Ausstattung liegen diese Kosten bei rund 400 EUR pro m², durch eine gehobenen Innenausstattung lassen sich diese Kosten leicht verdoppeln. Auch das wird häufig unterschätzt, da die Auswirkungen bei den einzelnen Kostenpositionen zunächst vergleichsweise gering erscheinen.
Auch der Einbau von Bädern oder Küchen in den neu errichteten Anbau kann die Kosten schnell in die Höhe treiben. Wenn es nicht unbedingt nötig ist und wenn die geplante Nutzung es erlaubt, sollte man deshalb eher darauf verzichten.
Planungs- und Genehmigungskosten
Für die Errichtung eines Anbaus wird in jedem Fall eine Baugenehmigung benötigt. Die Planung muss zwingend vom Architekten durchgeführt werden. Dadurch entstehen weitere Kosten. Die Kosten für die Baugenehmigung halten sich meist noch in Grenzen, die Architektenkosten können aber bereits für die Planung eines Anbaus eine beträchtliche Höhe erreichen.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir haben uns entschieden, auf der Rückseite unseres Hauses einen Anbau in der Größe von 36 m² errichten zu lassen, in den wir zwei weitere Wohnräume einbauen wollen. Aus Kostengründen entscheiden wir uns für Holzständerbauweise mit Fertigelementen, den Anbau lassen wir nicht unterkellern.
Posten | Preis |
---|---|
Baukosten | 53.000 EUR |
Planung (Architekt), Baugenehmigung, Vermessung | 8.046 EUR |
Prüfstatiker | 1.600 EUR |
Gesamtkosten Bauvorhaben Anbau damit | 62.646 EUR |
Kosten pro m² Anbau damit | 1.740,17 EUR pro m² |
Die hier dargestellten Kosten beziehen sich lediglich auf ein konkretes Bauvorhaben in einem individuellen Einzelfall. Die Kosten für die Errichtung eines Anbaus in anderen Fällen können auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Wovon hängen die Kosten für einen Anbau ab?
Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen sind hier:
- die Größe des geplanten Anbaus
- die Bauweise des Anbaus (z. B. Holzständerbauweise mit Fertigelementen)
- die Ausführungsdetails (Dachform, Geschosszahl, Unterkellerung oder Bodenplatte, etc.)
- die entstehenden Planungs- und Genehmigungskosten (abhängig von den Gesamtbaukosten)
- das gewünschte Ausstattungsniveau
- die geplante Nutzung des Anbaus (z. B. Bad, Küche, etc.)
- die notwendigen Arbeiten am Bestandsgebäude (Durchbrüche, Leitungsmodernisierung, etc.)