Gerade für sehr kleine Betriebe oder One-Man-Gewerbebetriebe liegt der Gedanke nahe, eine Werkstatt oder einen Lagerraum gleichzeitig mit dem Haus zu bauen. Manchmal haben Betriebe aber auch gerne jemanden direkt vor Ort, der sich auch außerhalb der Arbeitszeit schnell einmal um etwas kümmern kann. In beiden Fällen ist eine Kombination aus Werkstatthalle und einer angeschlossenen Wohnung sicherlich eine sinnvolle Überlegung. Welche Kosten man für eine solche Kombination rechnen muss, haben wir den Kostencheck-Experten in unserem Interview gefragt.
Frage: Was kostet eine Gewerbehalle mit angeschlossener Wohnung?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich zunächst einmal von der Größe der Halle und der zugehörigen Wohnung ab. Dazu spielt die Bauweise natürlich auch eine wichtige Rolle.
Grundsätzlich muss man zunächst einmal feststellen, dass die Planungsaufgabe „Wohnhaus und Gewerbehalle in einem Gebäude“ deutlich komplizierter zu lösen ist, als einfach ein Haus zu bauen und eine Systemhalle daneben zu stellen. In den meisten Fällen wird das auch die kostengünstigere Lösung sein.
Für beide gelten ganz unterschiedliche Normen und Voraussetzungen im Bereich Brandschutz, Wärmedämmung und Schallschutz, die bei einem einzelnen Bau unter einen Hut gebracht werden müssen. Dazu kommt oft die schwierige Genehmigungssituation, da am jeweiligen Standort sowohl ein (möglicherweise lautes) Gewerbe und ein Wohnhaus genehmigungsfähig sein müssen. Dafür muss man im allgemeinen in ausgewiesenen Mischgebieten bauen.
Zunächst einmal ein Kostenbeispiel.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir haben ein Grundstück gekauft, auf dem wir eine Werkstatt mit darüber liegender Wohnung errichten wollen. Wir entscheiden uns für eine Systemhalle in Stahlbauweise und mit Pultdach, bei der die Wände mit Porenbetonplatten verkleidet sind.
Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 12 m x 12 m (144 m² pro Geschoss), die Werkstatt mit einzelnem Rolltor liegt im Erdgeschoss, die Wohnung im Obergeschoss.
Die Betondecken sind tragend ausgeführt, damit besteht im Innenbereich eine freie Gestaltungsmöglichkeit bei den Innenwänden. Das Obergeschoss ist auch von außen durch eine Stahltreppe erreichbar, im Innenbereich ist eine Betontreppe eingebaut.
Posten | Preis |
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Preis Gebäude inklusive Lieferung und Aufbau | 140.739 EUR |
Mehrwertsteuer | 26.740 EUR |
Planungs- und Genehmigungskosten | 1.800 EUR (Planungsunterstützung vom Hersteller) |
Baunebenkosten und Außenbereichsgestaltung (geschätzt) | 30.000 EUR |
Gesamtkosten Bauvorhaben damit | 199.279 EUR |
Kosten pro m² Nutzfläche (Haus + Werkstatt) damit | 1.383,88 EUR pro m² |
Die hier gezeigten Kosten beziehen sich auf ein konkretes Hausmodell eines bestimmten Anbieters in individueller Ausführung. Die Kosten für andere Gebäudekombinationen aus Haus und Werkstatt können je nach Anbieter und Ausführung auch deutlich unterschiedliche Preise haben.
Frage: In welchem Preisrahmen bewegen sich Werkstatthallen mit angeschlossenen Wohnungen ungefähr?
Kostencheck-Experte: Die Kosten können je nach Größe und Ausführung recht unterschiedlich liegen.
Selbst bei einfachen Konstruktionen sollte man allerdings mindestens von 1.200 EUR pro m² bis 1.400 EUR pro m² Nutzfläche ausgehen. Wie sich die Nutzfläche zwischen Gewerbehalle und Wohnraum verteilt, kann dann im Einzelfall unterschiedlich sein.
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Halle mit Wohnung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Entscheidend sind hier:
- die Größe der Gesamtfläche (Werkstatt und Wohnung)
- die Größe des Hallenteils
- die Bauweise (z. B. Systembauweise, Massivbauweise, etc.)
- die Ausführungsdetails bei Halle und Wohnung (Tore, Fenster, Raumaufteilung, Dachform, etc.)
- die Preisgestaltung des Anbieters
Frage: Welche möglichen Nachteile sind bei einer solchen Kombination zu erwarten?
Kostencheck-Experte: Der wahrscheinlich gewichtigste Nachteil dabei ist, dass es sich um eine Kombination handelt. Erweiterungen sind später kaum möglich – weder bei der Garage noch beim Wohnraum. Wird beides getrennt voneinander errichtet, lässt sich jederzeit eine größere Halle bauen oder der Wohnraum gegebenenfalls durch einen Anbau oder Ausbaumaßnahmen erweitern. Bei einem Kombinationsbau ist beides nahezu ausgeschlossen.
Im Hinblick auf die Haltbarkeit, Lebensdauer und die technischen Nachteile der Bauweise kann man pauschal keine Aussage treffen – das hängt dann individuell von der einzelnen Konstruktion ab. Man sollte aber immer kritisch prüfen, ob sich möglicherweise Nachteile gegenüber einer anderen Bauweise (z. B. klassischem Fertighaus) besonders im Wohnbereich ergeben können.
Ein weiterer Nachteil könnte sich aus der möglicherweise schwierigen Genehmigungssituation und der damit nur sehr eingeschränkten Auswahl an möglichen Grundstücken für ein solches Bauvorhaben ergeben.