Auf der langen Liste der Sanierungsmaßnahmen beim Altbau werden häufig die elektrischen Leitungen übersehen. Tatsächlich besteht hier aber sehr oft grundlegender Sanierungsbedarf – einerseits kommen wir mit der sparsamen Ausstattung, die vor zwanzig Jahren noch als Standard galt, heute kaum mehr aus, zum anderen sind in den letzten Jahren zahlreiche grundlegende Sicherheitsanforderungen hinzugekommen, die es zu früheren Zeiten noch gar nicht gab. Mit welchen Kosten allgemein für nötige Sanierungsmaßnahmen bei der elektrischen Anlage zu rechnen ist, erklärt der Kostencheck-Experte in unserem Interview.
Frage: Mit welchen Kosten muss man beim Erneuern der Elektroinstallation rechnen?
Kostencheck-Experte: Hier geht es zunächst einmal grundsätzlich um die Frage, ob eine Sanierung/Modernisierung der elektrischen Anlage oder tatsächlich um eine komplette Neuinstallation geht.
Das ist immer abhängig vom Baujahr des Hauses und dem verbauten (oder gegebenenfalls laufend mitsanierten) Zustand der elektrischen Anlage.
Neuinstallation bei Gebäuden vor 1973
Ganz pauschal kann man sagen, dass man bei Gebäuden mit Baujahr vor 1973 prinzipiell mit einer kompletten Neuinstallation rechnen muss. Anlagen aus dieser Zeit entsprechen keinesfalls in irgendeiner Weise den heute geltenden Sicherheitsanforderungen, insbesondere dann, wenn noch gar keine Schutzleiter verbaut wurden, sondern lediglich mit einer sogenannten „klassischen Nullung“ geschützt wurde. Bei Vorkriegsanlagen gab es häufig noch nicht einmal das – solche Stromleitungen kann man heute im Betrieb bereits als potenziell lebensgefährlich betrachten.
Die Kosten für eine komplette Neuinstallation liegen in diesem Fall bei zwischen rund 50 EUR pro m² und 80 EUR pro m² Wohnfläche, wenn man einen einigermaßen zeitgemäßen Standard erwartet. Wer etwas mehr Luxus erwartet und eine topmoderne elektrische Anlage mit zahlreichen Sonderfunktionen wie elektrisch zu bedienenden Rollladen oder Haustechniksteuerungen haben möchte, zahlt meist noch deutlich mehr.
Durch Eigenleistungen (Schlitze fräsen und Kabel selbst verlegen) kann man die anfallenden Kosten meist noch um rund 10 % bis 50 % senken. Aus Kostengründen lohnt es sich meist ohnehin, die alte vorhandene Anlage einfach abzuklemmen und die Neuinstallation an anderer Stelle einfach komplett neu zu verlegen.
Modernisierung der Elektroinstallation
Bei Gebäuden mit Baujahr zwischen den 70er Jahren und Mitte/Ende der 80er Jahre entscheidet der technische Zustand der elektrischen Anlage, ob man mit einer einfachen Modernisierung auskommt, oder ob hier ebenfalls eine komplette Neuinstallation sinnvoll ist.
Erst bei Gebäuden mit Baujahr ab den frühen 90er Jahren kann man sicher von einem vergleichsweise modernen Standard ausgehen. In diesem Fall wird man höchstens neue Schalter verbauen (ca. 4.000 EUR für den Austausch in einem ganzen Haus typischer Größe), einige zusätzliche Steckdosen einplanen (ca. 50 EUR – 100 EUR je zusätzlicher Steckdose samt Leitung) oder gegebenenfalls FI-Schalter nachrüsten (ab ca. 80 EUR bis 200 EUR je Schalter).
Ob es daneben sinnvoll ist, wegen höherer angeschlossener Lasten alte Kreise zu trennen und aufzuspalten oder neue Steigleitungen zu verlegen, entscheidet sich immer im Einzelfall und sollte vom Elektrikermeister abgeschätzt werden.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir lassen in unserem Vorkriegsbau eine komplett neue Elektroinstallation anbringen. Dabei erledigen wir einen Großteil der Arbeiten selbst, das Elektroinstallationunternehmen übernimmt nur das Anschließen. Wir stellen nur einen einfachen Basis-Standard bei der Installation her, da wir keine großen Ansprüche haben. Unser Haus hat insgesamt 150 m² Wohnfläche.
Posten | Preis |
---|---|
Kosten Installationsmaterial (Leitungen, Schalter, Dosen) | 3.800 EUR |
neuer Zählerkasten (vom Elektroinstallationsunternehmen) | 1.400 EUR |
Arbeitsleistung Elektroinstallateur (einzelne Anschlussarbeiten) | 1.200 EUR |
Gesamtkosten inkl. neuem Zählerschrank und Eigenleistung damit | 6.400 EUR |
Kosten pro m² gesamt daher | 42,67 EUR pro m² |
Die hier gezeigten Kosten beziehen sich lediglich auf eine Neuinstallation eines Altbaus bei umfassenden Eigenleistungen und vergleichsweise einfachem Standard. Die Kosten für andere Neuinstallationen, vor allem ohne Eigenleistungen, können auch deutlich höher ausfallen.
Frage: Was bestimmt die Kosten für eine Erneuerung der elektrischen Anlage bei alten Häusern?
Kostencheck-Experte: Hier ist maßgeblich:
- ob eine komplette Neuinstallation erfolgt oder lediglich Modernisierungs- und Anpassungsarbeiten vorgenommen werden
- der technische Zustand der vorhandenen Anlage
- die Größe der vorhandenen Wohn- und Nutzfläche
- das Ausmaß an Eigenleistungen, das beim Erneuern der Installation erbracht wird
- die Preisgestaltung des ausführenden Unternehmens
- der gewünschte Ausstattungsstandard der Elektroinstallation nach der Erneuerung