Wasserleitungen erneuern: welche Kosten muss man rechnen?

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Trinkwasserleitungen im Haus haben nur eine begrenzte Lebensdauer, die bei älteren Leitungen sogar noch deutlich kürzer ist als bei modernen. Abgesehen von möglichen Sanierungsverfahren, bei denen die Wasserleitungen in der Wand bleiben können, werden in den meisten Fällen alte Wasserleitungen komplett erneuert. Welche Kosten für eine solche Erneuerung anfallen können, erklärt der Kostencheck-Experte in unserem detaillierten Interview.

Frage: Was kostet der Austausch von Wasserleitungen?

Kostencheck-Experte: Beim Austausch von Wasserleitungen im Haus gibt es, wie bei allen Sanierungsarbeiten an der Trinkwasserinstallation, zahlreiche verschiedene Wege, um zum Ziel zu kommen.

Welcher Weg gewählt wird, hängt im Einzelfall immer von den örtlichen Gegebenheiten ab.

Dabei muss man zunächst unterscheiden zwischen:

  • ob die alten Wasserleitungen durch eine neue Installation ersetzt werden sollen
  • ob die alten Wasserleitungen abgeklemmt und neue verlegt werden sollen
  • ob neue Wasserleitungen auf Putz verlegt werden
  • ob die neuen Wasserleitungen unterhalb einer Vorwandinstallation verlegt werden
  • ob die ganze Installation oder nur bestimmte Teile ersetzt werden sollen
  • ob gegebenenfalls nur ein einzelnes Wasserrohr ausgetauscht werden soll

Bereits hier erkennt man, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, die auch sehr unterschiedliche Kosten verursachen können.

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Meist ist es günstiger, Wasserleitungen einfach neu zu installieren anstatt die alten auszutauschen

Ein Ersatz der alten Rohre durch neue ist wegen der schwierigen Zugänglichkeit der Rohre oft sogar kostenaufwändiger als eine komplette Neuinstallation. Dieser Weg wird daher nicht in jedem Fall gewählt – gegebenenfalls nur in Teilbereichen, wo die Rohre tatsächlich frei zugänglich sind.

Einfacher ist es oft, alte Wasserrohre einfach abzuklemmen und neu zu installieren, wobei ein individuell geplanter, neuer Verlauf gewählt wird.

Je nach örtlichen Gegebenheiten muss man dafür Kosten im Bereich von rund 30 EUR pro m² bis 35 EUR pro m² Wohnfläche rechnen. Bei einem 140 m² großen Haus wären das also insgesamt etwa 4.000 EUR bis 5.000 EUR an Kosten, die anfallen. Dazu muss aber noch das Verschließen der Wände und das Wiederherstellen des Wandzustands nach der Sanierung gerechnet.

Diese Kosten sind allerdings vergleichweise unerheblich, wenn ohnehin die Wände später saniert werden sollen -etwa weil der Austausch der Wasserleitungen im Zuge einer Komplettsanierung des Gebäudes erfolgt.

Um die Kosten für das Verlegen der Rohre innerhalb der Wand zu sparen, können sie gegebenenfalls auch auf Putz verlegt. Zusätzlich können die neuen Wasserleitungen hinter einer Vorwandkonstruktion verlegt werden. In diesem Fall wäre ein Einbetten in die Wand auch überflüssig, da die Rohre später ohnehin nicht mehr zu sehen sind. Das Verlegen auf Putz macht deutlich weniger Aufwand.

Sanierung mit kombinierten Methoden

Gegebenenfalls können in unterschiedlichen Bereichen auch unterschiedliche Methoden eingesetzt werden. Ebenfalls möglich ist eine Teilsanierung, insbesondere wenn gerade nur einzelne Bereiche des Hauses saniert werden. Um Leitungen im Badezimmer zu renovieren, müssen die vorhandenen Fliesen beschädigt werden. Ein zerstörungsfreies Öffnen der Wand in einem gefliesten Bad ist in diesem Fall nicht möglich.

Wenn die Wasserleitungen ausgetauscht werden sollen, kommt das also nur zu einem Zeitpunkt in Frage, wo das Bad saniert werden soll. Wird die Badsanierung aufgeschoben, macht es zunächst keinen Sinn, die gefliesten Wände zu zerstören.

Schadensbehebung

Nach einem Wasserrohrbruch, bei dem ein Schaden an einem einzelnen Rohr festgestellt wurde, bleibt natürlich nichts anderes übrig, als das betreffende Wasserrohr auszutauschen, auch wenn die betreffende Wand zerstörend geöffnet werden muss.

Solche punktuellen Austauscharbeiten an Rohren verursachen aber völlig andere Kosten als ein kompletter Austausch aller Wasserrohre im Haus.

Kostenbeispiel aus der Praxis

In einem Einfamilienhaus aus den 20er Jahren sollen die Wasserrohre komplett ausgetauscht werden. Das Haus hat eine Wohnfläche von 120 m².

Die alten Rohre werden abgeklemmt und es werden nach einem Plan vom Installateur komplett neue Wasserrohre im Haus verlegt. Die dafür notwendigen Schlitze stellt der Hausherr selbst her.

Posten Preis
Erneuerung der Trinkwasserleitungen, komplett 4.560 EUR
Gesamtkosten 4.560 EUR

Bei diesem Kostenbeispiel handelt es sich lediglich um die Kosten, die in einem konkreten Einzelfall entstehen. Sie beziehen sich auf eine bestimmte Austauschmethode und ein ganz bestimmtes Gebäude. Die Kosten können für andere Gebäude auch deutlich unterschiedlich liegen, insbesondere bei anderen Sanierungsmethoden.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten

Kostencheck-Experte: Beim Austausch von Wasserleitungen sind unterschiedliche Faktoren zu berücksichtigen:

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Die Kosten für das Erneuern von Wasserleitungen hängen von vielen Faktoren ab

  • die Länge des Leitungsnetzes
  • die Größe des Hauses
  • die Art der verwendeten Rohre
  • die Art der Sanierung (auf Putz, Ersatz der alten Rohre, Verlegung mit Vorwandinstallation, etc.)
  • der individuelle Aufwand für den Austausch der Wasserleitungen
  • die anfallenden Arbeitskosten beim Verlegen
  • gegebenenfalls die Kosten für das Schließen der Wände und das Wiederherstellen des ursprünglichen Wandaufbaus
  • gegebenenfalls das Ausmaß erbrachter Eigenleistungen (z. B. Herstellen von Schlitzen in der Wand in Eigenregie)

Alle diese Faktoren müssen im Einzelfall für eine zuverlässige Kostenschätzung berücksichtigt werden. Den größten Einfluss auf die Kosten hat dabei die gewählte Sanierungsmethode. Je nachdem, wie saniert wird, können sich die Kosten ganz erheblich unterscheiden.

Frage: Welche Arten von Wasserleitungen gibt es?

Kostencheck-Experte: Heute werden vorwiegend Wasserleitungen aus Kunststoff eingesetzt.

In früheren Zeiten wurden vorwiegend Rohre aus Metall verbaut, insbesondere aus verzinktem Stahl und aus innenverzinntem Kupfer. Sie finden sich zum Teil heute noch in vielen älteren Häusern, Leitungen aus Edelstahl und Kupfer können bis heute verbaut werden.

Kupferrohre kosten mit 10 mm Durchmesser und einer Länge von 10 m rund 40 EUR bis 50 EUR. Kunststoffrohre kosten dagegen auf einer Länge von 100 m meist nicht mehr alsrund 80 EUR

Metallrohre sind nicht optimal, da auch beschichteter Stahl im Lauf der Zeit anfängt zu rosten und Kupfer Metallionen ans Trinkwasser abgeben kann. Beim Austausch der Rohre ist man mit Zinkrohren kostenmäßig ein wenig im Nachteil, da diese Rohre etwas aufwendiger auszubauen sind als alle anderen Rohre und der Ausbau damit auch höhere Kosten verursacht als bei andren Rohrtypen. Wenn die Rohre einfach abgeklemmt und völlig neue Rohr an anderer Stelle verlegt werden, entfällt dieser Nachteil natürlich.

Beides – sowohl Rost im Wasser als auch Kupferionen im Trinkwasser – sind wissenschaftlichen Studien zufolge gesundheitlich unbedenklich. Sehr appetitlich ist aber weder Rost im Trinkwasser noch der deutlich kupfrige-metallische Geschmack von Wasser.

Beide Rohrarten können gegebenenfalls auch von innen her saniert werden. Beim Verlegen haben Metallrohre in der Trinkwasserinstallation den Nachteil, dass es aufwendig ist, sie zu verbinden. Dazu müssen Gewinde geschnitten und es muss gelötet werden. Bei Kunststoffrohren fällt ein großer Teil diess Aufwands weg

Vor den Metallrohren waren Wasserleitungen aus Blei besonders verbreitet, weil sich das weiche, korrosionsbeständige Material gut verarbeiten ließ. Bleirohre bringen aber beträchtliche Gesundheitsgefahren mit sich und solten möglichst umgehend ausgetauscht werden. Eine Sanierung von innen her ist bei Bleirohren nicht möglich – hier bleibt nur der komplette Austausch des gesamten Rohrsystems.

Frage: Welche Kosten kann man rechnen, wenn Rohre auf Putz verlegt werden?

Kostencheck-Experte: Auch das ist immer schwierig zu sagen und hängt immer vom jeweiligen Einzelfall und den örtlichen Gegebenheiten ab. Grundsätzlich kann man aber von Kosten im Bereich von ab rund 25 EUR je laufendem Meter Rohr ausgehen.

Frage: Lassen sich Rohre auch instandsetzen, ohne sie komplett erneuern zu müssen?

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Manchmal lassen sich Schäden an Wasserleitungen auch viel einfacher beheben

Kostencheck-Experte: Es gibt Möglichkeiten zur Rohrinnensanierung, bei denen die Wände nicht geöffnet werden müssen.

Viele dieser unterschiedlichen Verfahren sind sehr kosteneffizient. Fachleute raten dennoch häufig zu einem kompletten Austausch, um mögliche zukünftige Schäden an den Wasserrohren sicher ausschließen zu können. Rohrbrüche und Beschädigungen an den Wasserrohren aufgrund des hohen Alters der Rohre sollte man besser ausschließen können.

Frage: Wann sollte man Wasserrohre überhaupt erneuern lassen?

Kostencheck-Experte: Die Lebensdauer von Wasserrohren ist grundsätzlich beschränkt. Das gilt ganz besonders für ältere Wasserrohre.

Heute werden vorwiegend Kunststoffrohre eingesetzt. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von rund 50 Jahren.

Ältere Rohre waren aus Stahl und Kupfer gefertigt. Ihre Lebensdauer ist deutlich kürzer und liegt bei rund 30 Jahren. Das bedeutet, dass bei Häusern aus den 70er und 80er Jahren bereits heute die Rohre unbedingt saniert werden sollten.

Ein früherer Austausch der Rohre ist dann nötig, wenn die verbauten Rohre bereits nachgewiesene Beschädigungen aufweisen. Das kann vom Installateur festgestellt werden. Besonders verzinkte Stahlrohre neigen auch zum Verrosten – das lässt sich gut daran erkennen, dass sich im Wasser Rostteilchen befinden oder direkt aus der Waserleitung rötlich gefärbte Teilchen herausfallen.

Frage: Sind Bleirohre nicht auch gefährlich?

Kostencheck-Experte: Ja, die noch früher verbreiteten Bleirohre sollten auf jeden Fall umgehend ausgetauscht werden. Sie bringen durchaus beträchtliche Gesundheitsgefahren mit sich, noch mehr, wenn Kinder im Haushalt leben.

Rohrsanierungen ohne die Rohre auszutauschen (Innensanierungen) können bei Bleirohren nicht durchgeführt werden – in diesem Fall bleibt ohnehin nur ein kompletter Austausch der Rohre mit den dafür anfallenden hohen Kosten als Sanierungsmaßnahme übrig.