Sofa neu beziehen lassen: mit welchen Kosten muss man rechnen?

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Eine Couch ist oft nicht nur ein einfaches Möbelstück, sondern wächst einem mit den Jahren richtig ans Herz. Der Bezug sammelt trotzdem mit der Zeit Gebrauchsspuren und wird unansehnlich. Was das Neubeziehen eines Sofas kosten kann, erklärt der Kostencheck-Experte in unserem Interview.

Frage: Welche Gründe gibt es, ein Sofa neu beziehen zu lassen?

Kostencheck-Experte: Der häufigste Grund, warum der Wunsch nach einem neuen Bezug auf dem Sofa entsteht ist meist Verschmutzung, die sich nicht mehr entfernen lässt oder eine Beschädigung der Stoffoberfläche. Oft ist das Sofa auch durchgesessen oder hat auch sonst Abnutzungserscheinungen, die man durchaus mit beheben lassen kann.

In zweiter Linie ist dann oft auch ein Grund, das der alte Bezug des Lieblingssofas kaum mehr zur neuen Raumgestaltung passen will, man das Sofa aber nicht weggeben möchte. Farblich passende Überwürfe sind dafür zwar eine Möglichkeit, allerdings sieht das optisch nicht immer ansprechend aus – und es verursacht auch viel Aufwand.

Bei älteren, wertvollen oder sehr hochwertigen Möbeln bekommt man oft nichts Vergleichbares oder muss dafür sehr viel Geld bezahlen. Das alte Sofa wieder neu zu restaurieren erscheint hier die sinnvollere Möglichkeit. Für echte Antiquitäten gilt das natürlich ganz besonders.

Wenn man die Gebrauchsspuren tilgen will und ein altes Sofa optisch in ein neues verwandeln will, ist das mit einem Neubeziehen durchaus möglich. Allerdings muss man dafür auch einen beträchtlichen Kostenaufwand rechnen.

Frage: Was kostet das Neubeziehen eines Sofas?

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Ein Sofa von einem Profi beziehen zu lassen kostet meist mindestens 1000€

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal unmöglich sagen. Das hängt sowohl vom Sofa als auch vom gewählten Stoff ab, den man für den Bezug verwenden möchte. Dazu kommen noch einige weitere Faktoren.

In der Regel werden Sie aber selbst im günstigsten Fall kaum unter 800 EUR – 1.000 EUR Kosten kommen, wenn Sie einen Polsterer beauftragen.

Beim Polstern ist viel Handarbeit im Spiel und es wird viel Arbeitszeit benötigt. Bei einem noch relativ einfach zu verarbeitenden Dreiersofa müssen Sie meist schon mit rund 15 – 25 Stunden Arbeitszeit rechnen.

Bei aufwendigen Arbeiten, etwa beim Anbringen von Schnüren oder Abnähern, kann das schon deutlich mehr sein. Wenn zusätzlich noch neu gepolstert werden muss, kommt ebenfalls noch mehr Arbeitszeit hinzu.

Dazu können für große Garnituren durchaus viele Meter Stoff notwendig sein. Das gilt besonders dann, wenn gemusterte Stoffe eingesetzt werden. Damit das Muster später ausgeglichen wirkt, muss oft viel zugeschnitten werden und es fällt viel Verschnitt beim Stoff an.

Auch beim Material werden die Kosten häufig unterschätzt. Kostengünstige Bezugsstoffe gibt es zwar schon ab rund 10 EUR pro Meter, in der Regel kostet ein hochwertiger Bezugsstoff aber meist ab rund 70 EUR pro Meter. Sehr haltbare und widerstandsfähige Stoffe können dann bis zu 180 EUR pro Meter kosten.

Angesichts der hohen Arbeitsleistung und der hohen Arbeitskosten, die für den Neubezug anfallen, lohnt es sich natürlich nicht, Stoffe minderer Qualität zu verwenden. Ein Maß für die Haltbarkeit eines Stoffes sind beispielsweise die Scheuertouren, die er aushält.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir beauftragen den Polsterer, ein älteres Dreiersofa aus den siebziger Jahren neu zu beziehen. Gleichzeitig soll die Polsterung überarbeitet werden (klassisch mit Rosshaar und Sprungfedern für eine lange Haltbarkeit). Der Polsterer sieht sich unser Sofa vor Ort an, holt es ab und bringt es fertig bezogen wieder zurück.

Posten Preis
Besichtigung, Vorbesprechung, Stoffauswahl 0 EUR
Materialkosten Polsterung und solider Bezugsstoff 700 EUR
Arbeitszeit 890 EUR
Anlieferung 0 EUR
Gesamtkosten 1.590 EUR
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Die Arbeitskraft kommt oft teurer als die Materialkosten

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das für den Neubezug eines ganz bestimmten Sofas gilt. Die Kosten für andere Möbel können auch deutlich unterschiedlich liegen.

In unserem Kostenbeispiel fallen die Kosten auch schon deshalb höher aus, weil der Fachbetrieb die Polsterung noch zusätzlich überarbeiten musste. Für eine klassische Rosshaar- und Sprungfeder-Polsterung können noch einmal beträchtliche Zusatzkosten anfallen.

Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für das Neubeziehen in der Regel ab?

Kostencheck-Experte: Hier kommen einige Dinge zum Tragen, die man berücksichtigen muss:

  • die Maße des Sofas und die Bauweise
  • der gewählte Stoff
  • ob zusätzlich auch eine Neupolsterung erfolgen soll
  • der Arbeitsaufwand, den der Polsterer beim Beziehen hat

Das alles lässt sich immer nur im individuellen Einzelfall beurteilen – wie hoch die Kosten tatsächlich liegen, lässt sich nur nach einem direkten Kostenvoranschlag vom Polsterer nach einer Besichtigung vor Ort ermitteln.

Frage: Welche Auswirkungen hat die gewählte Stoffqualität auf den Preis?

Kostencheck-Experte: Gute und haltbare Stoffqualitäten sind nur für höhere Preise zu erhalten. Mit Billigstoffen für 10 EUR pro Meter bis 20 EUR pro Meter erreicht man sicher keine hohe Haltbarkeit des Bezugs.

Kosten ab 50 EUR pro Meter bis 70 EUR pro Meter sollte man auf jeden Fall für einen haltbaren Bezug einkalkulieren. Solche Bezugsstoffe halten in der Regel auch bereits bis zu 10 Jahre, selbst bei regelmäßigem Gebrauch, ohne echte Abnutzungsspuren zu zeigen.

Ein Maß für die Abriebfestigkeit eines Stoffs ist die Zahl der Scheuertouren, die nach der sogenannten Martindale-Methode ermittelt werden:

Scheuertouren Eignung des Bezugsstoffs für
10.000 Privathaushalt, geringer Gebrauch
15.000 Privathaushalt, regelmäßiger Gebrauch
20.000 Gewerbliche oder öffentliche Räume, regelmäßiger Gebrauch
30.000 Gewerbliche oder öffentliche Räume, intensiver Gebrauch
40.000 Gewerbliche oder öffentliche Räume, sehr starker Gebrauch

Das gilt allerdings nur als das unbedingte Mindestmaß für die Verschleißfestigkeit. Auf einer harten Polsterung muss zudem bei dieser Tabelle noch rund 1 Stufe höher gegangen werden als bei einer weichen Polsterung um die gleich Abriebfestigkeit zu erreichen.

Zum Vergleich: die Leitstände von Polizei und Rettung verlangen für die Verschleißfestigkeit ihrer Bezüge mindestens Werte von 200.000 bis 500.000.

Es gibt auch beim Polsterer für den Privatgebrauch Stoffe mit Werten von bis zu 100.000 oder sogar darüber. Damit lässt sich die Haltbarkeit eines neuen Möbelbezugs schon deutlich verlängern, daneben spielen aber auch andere Stoffqualitäten (verschmutzungsresistent, leicht zu reinigen, etc.) eine wichtige Rolle.

Neben Stoffen kommen für den Bezug natürlich auch andere Materialien infrage, etwa Kunstleder oder Echtleder. Hier wird es im Allgemeinen dann aber noch einmal deutlich teurer als beim Stoffbezug.

Frage: Wie viel Stoff benötigt man für ein Sofa?

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Beim Berechnen der Stoffmenge sind die Überstände zu bedenken

Kostencheck-Experte: Das hängt sehr stark von der Form des Sofas und von seiner Größe ab.

Das Berechnen der benötigten Stoffmenge sollte man auf jeden Fall dem Polsterer überlassen – er hat in diesem Bereich Erfahrung und kann meist gut abschätzen, wie viele Meter Stoff benötigt werden. Versucht man das selbst, schätzt man häufig zu wenig.

Wichtig ist auch, abzuklären, ob es Preisunterschiede bei der Arbeitsleistung gibt, wenn man den Stoff selbst besorgt (wenn der Polsterer also „Fremdstoffe“ verarbeiten muss). In vielen Polstereien ist das der Fall. Bei der Stoffauswahl sollte man sich in jedem Fall auf die Empfehlungen des Polsterers verlassen – er kann Stoffqualitäten in der Regel deutlich besser einschätzen als ein Laie, vor allem wenn es um Bezugsstoffe geht.

Frage: Rechnet sich das Neubeziehen überhaupt?

Kostencheck-Experte: Das hängt immer vom konkreten Einzelfall ab. Natürlich ist der Kauf eines neuen Sofas in vielen Fällen deutlich günstiger als ein Neubeziehen durch den Polsterer. Gerade Billigsofas kosten heute in vielen Möbelhäusern oft nur einen Bruchteil des Preises.

Bei einem sehr hochwertigen Sofa lässt sich die Haltbarkeit aber natürlich nicht mit dem eines kostengünstigen Sofas aus dem Möbelhaus vergleichen. Für Antiquitäten gilt das natürlich erst recht.

Qualitativ hochwertige Stücke halten oft einige Jahrzehnte und können dann immer wieder aufgearbeitet werden. Die Bezugsstoffe von Billigsofas sind oft nach wenigen Jahren des Gebrauchs kaum mehr ansehnlich.

Ob sich ein Neubeziehen finanziell lohnt, hängt also vor allem vom Wert des Möbelstücks ab. Das kann durchaus auch der ideelle Wert sein – etwa wenn man sich von einem geliebten Erbstück nicht trennen will und es nicht einfach durch ein neues Sofa „von der Stange“ ersetzen möchte.

Frage: Kann man sein Sofa nicht auch selbst neu beziehen?

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Ein Sofa selbst neu zu beziehen, ist eine echte Herausforderung

Kostencheck-Experte: Beim Beziehen sind schon sehr viel Geschick und Erfahrung nötig, um ein einigermaßen ansehnliches Ergebnis zu erreichen. Meist scheitert man als Laie schon beim Abschätzen der benötigten Stoffmenge.

Ein Erneuern der Polsterung ist ebenfalls schwierig und erfordert Fachkenntnis, wenn man klassische (und sehr haltbare) Rosshaarpolsterung und Sprungfedern verwenden möchte. Moderne, einfache Polsterungen halten oft deutlich weniger lange und können sich in der Praxis sehr schnell abnutzen.

Kostenmäßig würden aber zumindest die hohen Arbeitskosten beim Polsterer wegfallen. In unserem Kostenbeispiel waren das immerhin fast 900 EUR oder 56 % des Gesamtpreises beim Polsterer, die man sich erspart hätte.

Mit den reinen Stoffkosten käme man dann ungefähr auf den Preis eines mittelmäßigen neuen Sofas, allerdings wäre der selber angebrachte Bezugsstoff immer noch deutlich hochwertiger und um ein Mehrfaches länger haltbar.

Wer sich das Neubeziehen also selber zutraut (dafür sollte man vor allem sehr gut nähen können und etwas Geschick dafür haben), lohnt sich das Neubeziehen alter Möbel durchaus deutlich öfters.

Auch Polsterungen lassen sich mit PUR oder Kaltschaum erneuern – PUR ist dabei die kostengünstigere, aber etwas weniger haltbare Variante. Achten Sie aber darauf, dass Sie nur Schaum mit einem Raumgewicht (RG) von mindestens 35 – 40 und einer Stauchhärte (SH) von mindestens 5,0 verwenden. Je höher die Werte, desto stabiler und abnutzungsresistenter die Polsterung. Zwischen Polsterung und Bezug kommt dann auch noch Polsterwatte, die Sie ebenfalls benötigen.

Für eine exakt auf Maß zugeschnittene, hochfeste PUR Polsterung in 5 cm Stärke müssen Sie samt Polsterwatte ab etwa 40 EUR pro m² rechnen, bei Kaltschaum in solider Qualität sind es ab rund 50 EUR pro m².