Dachbegrünung: mit welchen Kosten muss man rechnen?

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Gründächer bieten eine Vielzahl von Vorteilen – verursachen aber auch einen erheblichen Kostenaufwand. Mit welchen Kosten man dabei rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Voraussetzungen müssen für eine Dachbegrünung überhaupt gegeben sein? Und welche Vorteile bringen die einzelnen Begrünungsarten?

Kostencheck-Experte: Dachbegrünungen werden heute in den allermeisten Fällen auf Flachdächern realisiert – grundsätzlich sind sie allerdings auch auf Steildächern möglich, nur ist der technische Aufwand dort deutlich höher.

Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine Dachbegrünung ist eine ausreichende Tragfähigkeit des Dachs. Das wird in der Praxis häufig unterschätzt.

Grundsätzlich muss man von einer zusätzlichen Tragfähigkeit von 80 kg/m² bis 100 kg/m² ausgehen, die das Dach aufweisen muss. Bei intensiver Begrünung können auch 300 kg/m² nötig sein, bei besonderen Pflanzenarten (Gehölzen) dann sogar bis zu 1.000 kg/m². Die Notwendigkeit der Tragfähigkeit ergibt sich einerseits aus dem Gewicht des Aufbaus, andererseits aus dem großen Wasserspeichervermögen von Gründächern. Wenn die Begrünung mit Wasser vollgesogen ist, erhöht sich ihr Gewicht enorm.

Ohne dass diese statischen Anforderungen erfüllt sind, lässt sich kein Gründach aufbauen. Vor dem Bau einer Dachbegrünung sollte also auf jeden Fall der Statiker zu Rate gezogen werden – keinesfalls sollte man auf gut Glück mit dem Bau beginnen und die Tragfähigkeit ignorieren.

Unterschieden wird bei der Dachbegrünung immer zwischen

  • extensiver Begrünung und
  • intensiver Begrünung

Die beiden wesentlichsten Unterschiede zwischen beiden sind die Aufbauhöhen. Die Mindestaufbauhöhe jeder Begrünung beträgt 6 cm. Bis zu einer Gesamtaufbauhöhe von 20 cm spricht man von extensiver Begrünung, darüber von intensiver Begrünung.

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Bei der extensiven Dachbegrünung werden niedrige Pflanzen angepflanzt

Bei extensiver Begrünung ist die Substratschicht so dünn, dass sich nur selbst wasserspeichernde Pflanzen darauf halten können. Das sind sogenannte Sedum-Pflanzen, die nach dem Mauerpfeffer, einer typischen Art für die extensive Dachbegrünung benannt sind. Sie brauchen nicht viel Pflege und können selbst viel Wasser speichern.

Bei intensiven Begrünungen übernimmt die Substratschicht (Humus) dann die Wasserspeicherung, dadurch können auch andere Pflanzen gedeihen. In der Regel handelt es sich dabei aber immer noch um relativ genügsame Pflanzenarten. Wer Gehölze (Sträucher) auf dem Dach pflanzen möchte, braucht dann schon einen entsprechend hohen Aufwand.

Die Vorteile von Dachbegrünungen sind dabei vielfältig:

  • sie können die Lebensdauer eines Flachdachs verlängern (nach dem Fraunhofer-Institut rund 40 Jahre statt 15 – 25 Jahre bei bekiesten Dächern)
  • sie können das Wohnklima in den darunter liegenden Räumen deutlich ausgleichen (Wärmeschutz im Winter, Kühle im Sommer)
  • sie dämmen Lärm von außen
  • sie führen zu einer Verringerung der Abwasserkosten, da eine begrünte Dachfläche nicht mehr als „versiegelte Fläche“ gewertet wird

Auch insgesamt ergeben sich für eine Kommune viele ökologische Vorteile, wenn zahlreiche Gründächer im Stadtgebiet angelegt werden. Aus diesem Grund werden Gründächer an vielen Orten auch hoch gefördert.

Insgesamt muss man aber dennoch mit recht hohen Kosten rechnen – insbesondere bei Intensivbegrünungen, die aus diesem Grund auch vergleichsweise selten durchgeführt werden.

Frage: Was kostet eine Dachbegrünung?

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Kleine Dachflächen mit extensiver Begrünung sind am günstigsten

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer sagen. Der Aufwand für den Einbau ist von Dach zu Dach recht unterschiedlich, abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort.

Das gilt umso mehr für kleine Dachflächen (etwa ein Garagendach oder das Flachdach eines Bungalows). Je größer die zu begrünende Fläche ist, desto mehr relativieren sich die Kosten auf den Quadratmeter und es lassen sich auch entsprechend zuverlässige Kostenschätzungen abgeben. Bei kleinen Dächern ist das hingegen kaum möglich.

Im Allgemeinen müssen Sie allerdings davon ausgehen, dass allein die Materialkosten 20 EUR pro m² bis 50 EUR pro m² bei einer sehr einfachen, extensiven Begrünung betragen. Bei intensiven Begrünungen können die Kosten dann auch leicht auch 50 EUR pro m² bis 100 EUR pro m² oder sogar mehr betragen.

Dazu kommen dann noch die Kosten für die Bepflanzung, für den Einbau und zuvor natürlich für die statische Begutachtung und die gegebenenfalls notwendige Verstärkung des Dachs.

All das verursacht Kosten, die im Einzelfall individuell abgeschätzt werden müssen.

Bei einer Steildach-Begrünung kommen dann noch zusätzliche Kosten für die Befestigung der Begrünung und die erforderliche Verankerung dazu. Der Aufwand steigt mit der Steilheit des Dachs dann meist schnell an – die Kosten ebenso. Hier kann man immer nur individuell planen, die entstehenden Kosten richten sich dann immer nach dem jeweiligen Material- und Einbauaufwand. Sie liegen aber in jedem Fall deutlich höher als bei Flachdachbegrünungen.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir wollen unser Garagendach begrünen. Die Dachfläche beträgt 20 m², eine ausreichende Tragfähigkeit ist in unserem Fall gegeben und überprüft. Laut unserem Dachdecker ist auch die Dacheindeckung in gutem Zustand und muss deshalb zuvor nicht ausgebessert werden.

Das Dach wird vom Dachdecker entsprechend vorbereitet, das Gründach bauen wir als Bausatz dann allerdings selbst auf, um Kosten zu sparen.

Posten Preis
Dachvorbereitung durch den Dachdecker (Blechrand, Abdichtungen, Entwässerung anpassen) 1.150 EUR
Aufbringen einer zusätzlichen Polymerbitumenlage 600 EUR
Dachbegrünung (Komplettpaket) inklusive Bepflanzung 820 EUR
Gesamtkosten 2.570 EUR
Kosten pro m² hochgerechnet 128,50 EUR
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Begrünte Dächer sind sehr gut isoliert

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für ein bestimmtes Gründachpaket eines Herstellers und individuelle örtliche Gegebenheiten gilt. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

In unserem Fall erscheint die Dachvorbereitung besonders aufwendig – das muss auch nicht in allen Fällen so sein. Wir haben uns bezüglich der Untergrundvorbereitung des Dachs allerdings an die Empfehlungen unseres Dachdeckers gehalten, um später keine Probleme zu bekommen.

Besonders auf den Durchwurzelungsschutz, entsprechende Abdichtungen und die Anpassung der Dachentwässerung sollte immer genügend Wert gelegt werden. Damit steigt der reine Materialpreis von Gründachpaketen bereits stark an.

Frage: Von welchen Faktoren sind die Kosten für eine Dachbegrünung abhängig?

Kostencheck-Experte: Hier muss man durchaus einige Faktoren mit in Betracht ziehen:

  • ob es sich um eine extensive oder intensive Dachbegrünung handelt
  • ob die Dachbegrünung individuell geplant oder aus einem Bausatz aufgebaut wird
  • welche Vorarbeiten am Dach erforderlich sind (gegebenenfalls auch die Erhöhung der Tragfähigkeit!)
  • ob der Aufbau durch ein Fachunternehmen (Dachdecker, Anbieter von Gründachlösungen) erfolgt oder selbst vorgenommen wird
  • die Kosten für die Bepflanzung
  • welcher Schichtenaufbau verwendet wird
  • welche Förderung in Anspruch genommen werden kann

Daneben spielen immer auch die individuellen Gegebenheiten am Dach eine Rolle. Je nach Voraussetzungen kann das die Kosten vergünstigen oder in anderen Fällen auch massiv verteuern.

Frage: Spielt es auch eine Rolle, welche Art von Dach begrünt wird?

Kostencheck-Experte: Eigentlich nur eine sehr untergeordnete. Es geht weniger um die Art des Dachs als um die Gegebenheiten auf dem Dach. In Einzelfällen kann die Begrünung eines Garagendachs einer freistehenden Garage oder die Begrünung eines Carportdachs geringfügig günstiger sein als bei anderen Dächern. Der Unterschied beträgt dann aber meist auch nur um die 10 EUR pro m².

Frage: Welche Kosten muss man für die Bepflanzung rechnen?

Kostencheck-Experte: Wenn nicht ohnehin Samen für die Bepflanzung des Gründachs mit einem Paket bezogen werden können, muss man hier auch nur mit geringen Kosten rechnen.

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Die Pflanzen machen den geringsten Teil der Kosten aus

Sedum-Sprossen kosten meist 2 EUR pro m² bis 3 EUR pro m², für etwas dekorativere Pflanzen wie Flachballenstauden muss man meist Kosten von 6 EUR pro m² bis 10 EUR pro m² inklusive dem nötigen Dünger rechnen.

Eine intensive Begrünung verursacht dann natürlich deutlich höhere Kosten – hier sollte aber bei der Planung ohnehin der Fachmann zurate gezogen werden. Die Kosten richten sich dann nach den ausgewählten Pflanzen und unter Umständen auch nach der Arbeitsleistung, wenn der Fachmann sie einpflanzt. Das ist oft ratsam – viele Pflanzen brauchen etwas Geschick beim Einpflanzen.

Frage: Welche Kosten fallen für die Dachvorbereitung an?

Kostencheck-Experte: Im Allgemeinen muss hier zunächst eine durchwurzelungsfeste Schicht vorhanden sein. Das kann man auf mehreren Wegen erreichen – am gängigsten ist das Aufbringen einer zusätzlichen Lage Polymerbitumen, wie in unserem Kostenbeispiel.

Die Materialkosten liegen dabei bei rund 10 EUR pro m², der Dachdecker verlangt für das Aufbringen meist Kosten im Bereich von 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m².

Randbleche als Schutz und seitliche Begrenzung für die Dachbegrünung kosten meist rund 50 EUR bis 70 EUR pro Meter inklusive Arbeitsleistung.

Wenn andere Methoden für den Durchwurzelungsschutz oder die seitliche Begrenzung gewählt werden, liegen die Kosten natürlich anders. In manchen Fällen kann auch auf einen Teil der Vorbereitung verzichtet werden.

Frage: Welche Förderungen gibt es für Dachbegrünungen?

Kostencheck-Experte: Die Art der Förderung ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich.

In vielen Kommunen mit gesplitteten Abwassergebühren erhält man einen Nachlass auf die Abwassergebühr – das kann, je nach Abwassergebühren, bis zu 1 EUR pro m² pro Jahr betragen.

In anderen Gemeinden werden direkt Zuschüsse zu den Kosten getätigt – in vielen Fällen sind das 10 EUR pro m² bis 20 EUR pro m², in einigen Fällen werden sogar bis zu 50 % der Gesamtkosten als Zuschuss gewährt.