Elektroinstallation: welche Kosten sind beim Altbau zu erwarten?

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Bereits elektrische Anlagen, die ein Alter von 30 bis 40 Jahren haben, gelten als technisch veraltet. Sie sollten möglichst modernisiert werden. Bei vielen besonders alten Anlagen, die vor den 1970er errichtet wurden, ist das aus Sicherheitsgründen sogar unumgänglich. Der Kostencheck-Experte erklärt in unserem Interview, mit welchen Kosten dabei zu rechnen ist.

Frage: Was kostet das Erneuerung oder Sanierung der Elektroinstallation im Altbau?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal natürlich nur schwer sagen, das hängt immer stark vom individuellen Einzelfall und von den Gegebenheiten vor Ort ab. Dazu spielen natürlich auch die individuellen Ausstattungswünsche eine Rolle für die entstehenden Kosten.

Zunächst einmal muss man unterscheiden zwischen

  • elektrischen Anlagen, die nach 1986 eingebaut wurden
  • elektrischen Anlagen, die vor 1973 eingebaut wurden
  • elektrischen Anlagen aus der Zwischenkriegszeit (vor 1939)

Bei elektrischen Anlagen nach 1973 darf man einen durchwegs modernen Standard erwarten. Wie modern hängt dabei vom individuellen Alter der Anlage ab.

Die zu treffenden Sanierungsmaßnahmen können hier vielfältig sein. In den meisten Fällen werden mehr Steckdosen gefordert – der Standard aus früheren Zeiten mit 1 – 2 Steckdosen pro Raum reicht heute meist nicht mehr aus.

Gegebenenfalls muss auch ein FI-Schutzschalter (RCD) nachgerüstet werden, was Kosten von rund 80 EUR – 200 EUR verursacht.

Häufig müssen auch durch den heute deutlich umfangreicheren Geräteeinsatz auch mehrere auf einem Kreis zusammengefasste Räume häufig getrennt werden, da die Last moderner Geräte heute bereits zu groß ist.

Gegebenenfalls können auch weitere Maßnahmen sinnvoll sein, wie etwa das Neuverlegen von Steig- und Hauptleitungen oder die Erneuerung und Zentralisierung der Zählerschränke, der Einbau einer neuen Sprechanlage und Ähnliches.

Die Kosten liegen je nach Einzelfall stark unterschiedlich, meist müssen nur die benötigten Einzelleistungen berechnet werden.

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Auch aus Sicherheitsgründen ist es sinnvoll, alte Elektroinstallation zu erneuern

Bei Häusern, in denen die elektrische Anlage vor 1973 eingebaut wurde, ist höchstwahrscheinlich keine Sicherung mit PE-Leitern (gelb-grüne Schutzleiter) verbaut, sondern noch die „klassische Nullung“.

Das stellt für den heutigen Betrieb eine unzumutbare Sicherheitsgefährdung dar – in solchen Häusern muss die Elektroinstallation komplett erneuert werden.

Dafür müssen Sie Kosten von rund 40 EUR pro m² bis 70 EUR pro m² Wohnfläche veranschlagen, bei besonders modernem gewünschten Standard (Smart-Funktionalitäten) gegebenenfalls auch noch höhere Kosten. Eigenleistungen können die Kosten dagegen wiederum ein wenig senken.

Bei Gebäuden, bei denen die elektrische Anlage noch aus der Vorkriegszeit stammt, gilt das Gleiche. Hier ist in den meisten Fällen noch nicht einmal eine Erdung vorhanden, die zweiadrigen Kabel stehen permanent unter Spannung und sind zudem häufig auch noch in Stoff oder Papier eingepackt, die beide schon längst brüchig geworden sind.

Solche Anlagen sollten möglichst direkt komplett erneuert werden, da schon allein beim Betrieb der Anlage hohe Sicherheits- und Brandgefahren bestehen. Bei auftretenden Kurzschlüssen gibt es keinerlei Schutz, dadurch können schwere Unfälle entstehen.

Abhängig von der Bausubstanz und ihrem Erhaltungszustand kann der bauliche Aufwand für die Erneuerung der Elektroinstallation in diesem Fall sogar noch etwas höher liegen als bei jüngeren Gebäuden.

Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir wollen in einem Einfamilienhaus von 1969 mit einer Wohnfläche von 120 m² die komplette Elektroinstallation erneuern und auf einen modernen Stand bringen lassen.

Gewünscht ist dabei ein hochwertiger, zeitgemäßer Standard, zusätzlich zur Elektroinstallation werden noch eine neue Sprechanlage, Bewegungsmelder auf der Außenseite und eine Technikzentrale mit Überspannungsschutz sowie ein WLAN Accesspoint mit eigebaut.

Alle Räume erhalten Drehdimmer, eine Einzelraum-Temperaturregelung und eine elektrische Rolladensteuerung sowie einen Multimedia-Anschluss.

Alle Arbeiten werden komplett vom Fachbetrieb ausgeführt.

Posten Preis
Materialkosten 6.400 EUR
Arbeitskosten komplett 7.200 EUR
Gesamtkosten 13.600 EUR
Gesamtkosten pro m² 113,33 EUR pro m² komplett

Dieses Kostenbeispiel bezieht sich auf einen konkreten Einzelfall und eine individuell gewählte Ausstattung der Räume inklusive der benötigten Geräte und Materialien. Die Kosten können in anderen Fällen, insbesondere bei einfacheren Ausführungen auch deutlich unterschiedlich liegen.

Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für eine Elektroinstallation im Altbau ab?

Kostencheck-Experte: Hier muss für die Kostenplanung einiges berücksichtigt werden:

Elektroinstallation Altbau erneuern

Je älter die Elektroinstallation desto teurer kann die Renovierung ausfallen

  • aus welchem Jahr die elektrische Anlage stammt
  • wie die Anlage ausgeführt ist
  • welcher Ausstattungsstandard erreicht werden soll
  • welcher technische Ausrüstungsgrad erreicht werden soll
  • welche Geräte/Anlagen zusätzlich verbaut werden sollen

Gerade beim Ausstattungsstandard kann man im Einzelfall viel zusätzliches Geld ausgeben, wie auch unser Kostenbeispiel zeigt. Die Entscheidung, was wirklich „nötig“ ist, liegt in diesem Fall immer beim Bauherrn. Allerdings sollte man auch daran denken, dass eine Erneuerung eine Maßnahme ist, bei der man etwas vorausschauend denken sollte – der gewählte Ausstattungsstandard sollte möglichst „zukunftssicher“ gewählt werden, da nachträgliche Erweiterungen in wenigen Jahren deutlich teurer kommen würden.

Frage: Welche Richtpreise kann man als Orientierungshilfe verwenden, wenn es um die Kostenabschätzung geht?

Kostencheck-Experte: Das ist natürlich immer etwas schwierig zu sagen, da das im Einzelfall durchaus weit abweichen kann.

Bei einem Haus mit einer Wohnfläche von 120 m² und 5 Räumen können Sie allerdings grob von den folgenden Kosten ausgehen, die Sie in nachstehender Tabelle finden.

Installationsteil Kosten ca.
Leitungen, Schalter, Dosen auf zeitgemäßem Niveau ca. 4.000 EUR bis 5.000 EUR
Arbeitsleistung Installation Basisausstattung ca. 5.000 EUR bis 6.000 EUR
zusätzliche Steckdose (inkl. Leitungen), einfache Lichtschalter (incl. Leitungen) ca. 20 EUR bis 30 EUR
Rollladenschalter (incl. Leitung) ca. 120 EUR bis 150 EUR
Programmierbare oder über Handy ansteuerbare Schalter ca. 50 EUR bis 70 EUR
Raumthermostate ca. 50 EUR bis 70 EUR
Aufwand für Vorarbeiten (Fräsen von Schlitzen, etc.) ca. 200 Arbeitsstunden (können durch Eigenleistung gespart werden)

Gerade die mögliche Einsparung an Kosten durch Eigenleistung sollte nicht unterschätzt werden. Wenn das Elektroinstallationsunternehmen nur das Anschließen übernimmt, den Einbau und die Vorarbeiten dagegen der Bauherr, lassen sich 50 % bis 70 % der Arbeitskosten einsparen.