Eternitplatten sind in vielen Fällen eine gefährliche und tickende Zeitbombe: je eher man alte Eternitbaustoffe auf Dach und Fassade loswird, desto besser. Welche Kosten dabei für eine Entsorgung anfallen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was ist eigentlich das Gefährliche an Eternit – und worauf muss man beim Entsorgen achten?
Kostencheck-Experte: Eternit ist der Handelsname für einen Faserzement-Baustoff in Plattenform. Bei Faserzement handelt es sich um eine Mischung aus Zement und Faserstoffen. Die zugfesten Fasern verleihen dem Zement eine sehr gute Stabilität bei gleichzeitig geringem Gewicht. Wegen der geplanten sehr langen Haltbarkeit wählte das hauptsächlich herstellende Unternehmen den Markennamen (und auch Unternehmensnamen) „Eternit“, abgeleitet vom lateinischen Wort für „Ewigkeit“.
An Faserzement an sich ist grundsätzlich nichts schädlich – als Baustoff ist er wegen seiner Qualitäten sogar tatsächlich durchaus interessant. Faserzement wird bereits seit Ende des vorletzten Jahrhunderts hergestellt und verwendet – er ist dementsprechend ein sehr bewährter Baustoff.
Das Problem bei älteren Eternitplatten liegt vielmehr darin, dass bei älteren Produkten der potenziell gesundheitsgefährdende Stoff Asbest mit enthalten ist. Erst ab 1993 wurden Eternitplatten ohne Asbestbeimengung hergestellt, da ab diesem Zeitpunkt der Baustoff verboten wurde. In verschiedenen anderen Länder wurden Faserzementplatten teilweise aber noch bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts mit Asbest hergestellt – etwa in lateinamerikanischen Ländern oder Australien. In einem Gericht schätzten Gutachter, dass in der Faserzementplatten-Produktion in der Eternit S.p.A. in Italien zwischen 1966 und 1986 rund 3.000 Menschen wegen fehlender Schutzmaßnahmen gegen Asbestfasern und wegen fehlender Aufklärung über die Gefahren zu Tode gekommen sind.
Asbest ist ein Faserstoff, dessen sehr kleine und dünne Fasern freisetzt. Im intakten Baustoff sind diese Fasern meist fest gebunden und damit ungefährlich. Werden Platten jedoch beschädigt oder zerbrochen, können kleine Faserbestandteile in die Umgebungsluft gelangen und eingeatmet werden.
Im Inneren der Lunge, wohin ein Teil der Fasern schlussendlich gelangt, lösen sie die sogenannte Asbestose aus – eine gefährliche und potenziell tödliche Staublungenkrankheit.
Der Körper kann die einmal eingedrungenen Fasern weder zersetzen noch ausscheiden – im Lauf der Zeit kommt es daher zu nicht mehr rückgängig zu machenden Veränderungen des Lungengewebes, bei denen sich vermehrt Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen bildet, was die Lungenflügel versteift und die Atmung zunehmend erschwert. Die Krankheit schreitet dann zunehmend fort. Innerhalb von rund 30 Jahren kann sie auch zu Lungenkrebs führen.
Die Entsorgung alter Eternitplatten ist also nicht ungefährlich und sollte deshalb möglichst nur vom Fachmann durchgeführt werden. Fachleute für Asbestentsorgung arbeiten mit spezieller Schutzausrüstung und können sich auch beim Beschädigen der Platten damit gut vor gefährlichen und gesundheitsschädlichen Folgen schützen.
Wegen der schwierigen Entsorgung liegen natürlich auch die Kosten beim Entsorgen von Eternit entsprechend hoch.
Frage: Was kostet das Entsorgen von Eternitplatten?
Kostencheck-Experte: Die Kosten sind unterschiedlich – je nachdem, ob es sich um Asbest enthaltende Platten handelt oder nicht, und wo diese Platten montiert sind.
In der Praxis werden Sie in den meisten Fällen aber durchaus mit Kosten im Bereich von 50 EUR pro m² bis 70 EUR pro m² rechnen müssen, wenn asbesthaltiges Eternit vom Fachunternehmen entsorgt wird.
An Dach oder Fassade bedeutet das also beträchtliche Kosten, wenn altes Eternit entsorgt werden soll. In der Praxis sollte man aber eine Entsorgung frühzeitig ins Auge fassen – je eher man diese tickenden Zeitbomben los ist und gegen unschädliche Eindeckungen ersetzt, desto besser.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen Fassadenplatten aus Eternit von unserer Fassade entsorgen lassen. Nach dem Entsorgen soll mit GFK-Platten neu verkleidet werden.
Posten | Preis |
---|---|
Gerüstkosten | 1.450 EUR |
Demontage der Fassadenplatten | 7.600 EUR |
Entsorgungskosten | 2.800 EUR |
Neuverkleidung der Fassade mit GFK-Platten | 9.200 EUR |
Gesamtkosten | 21.050 EUR |
Gesamtkosten pro m² für Entsorgung und Neuverkleidung | 105,25 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein ganz bestimmtes Haus und die Entsorgung durch ein ganz bestimmtes Entsorgungsunternehmen. Die Kosten können in anderen Fällen auch durchaus unterschiedlich liegen.
Unser Kostenbeispiel macht aber bereits deutlich, wie hoch die Kosten für den Ersatz einer asbesthaltigen Fassadenbekleidung ausfallen können. Dennoch sollte der Schutz der eigenen Gesundheit hier immer vorgehen und eine Entfernung möglichst frühzeitig erfolgen, bevor einzelne Platten beschädigt werden und damit gesundheitliche Risiken entstehen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für die Eternit-Entfernung ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man einige Dinge im Blick haben:
- ob man die Eternitplatten selbst entsorgt oder entsorgen lässt
- welches Alter die Eternitplatten haben (Asbestgefahr oder nicht)
- die Kosten für ein notwendiges Gerüst
- die Kosten für die Demontage
- die Kosten für die Entsorgung auf der Deponie
- eventuell noch anfallende Zusatzkosten
Die Gesamtkosten können recht unterschiedlich ausfallen, abhängig davon, wie schwierig und aufwendig sich die Demontage gestaltet und welche Gebühren für die Entsorgung auf der Deponie verlangt werden. Das kann regional sehr unterschiedlich sein.
Frage: Kann man Eternitplatten auch selbst entsorgen?
Kostencheck-Experte: Theoretisch ist das noch immer möglich, gesetzlich ist das auch zulässig. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass man dabei ein großes gesundheitliches Risiko eingeht. Sollte eine der Platten bei der Demontage brechen oder bereits beschädigt sein und man die freiwerdenden Fasern einatmen kann das schwerwiegende Folgen haben.
Ausreichende Schutzausrüstung, insbesondere ein zur Asbestentsorgung wirklich geeigneter Atemschutz sind hier absolut Pflicht. Wer auf einem Gerüst arbeiten will, muss zudem auch noch alle dafür notwendigen und gesetzlich geforderten Sicherheitsmaßnahmen zur Gerüstsicherung und Absturzsicherung einhalten.
Staubentwicklung muss auf jeden Fall vermieden werden – das könnte sonst unter Umständen auch die Bewohner umliegender Häuser noch gefährden.
Die Platten müssen dann fachgerecht gelagert und entsorgt werden. In der Regel ist man hier mit einem spezialisierten Containerdienst am besten beraten, der dann neben Anlieferung und Abholung des Containers auch die komplette Entsorgung übernimmt.
Ein Container für asbesthaltigen Bauschutt in der Größe von 7 m³ – 8 m³ kostet im Allgemeinen ab rund 350 EUR – 400 EUR, für 10 m³ bezahlt man in der Regel bereits rund 500 EUR aufwärts. Die Kosten für eine Woche Aufstellung (teilweise auch länger) sowie für Anlieferung, Abholung und Entsorgung sind dabei in der Regel schon inkludiert. Je nach Containerunternehmen und Region kann das aber auch deutlich teurer sein.
Die Asbestplatten müssen dabei allerdings in staubdichte sogenannte „Big Packs“ verpackt werden, die pro Stück rund 10 EUR bis 15 EUR kosten.
Frage: Welche Demontagekosten fallen üblicherweise an?
Kostencheck-Experte: Im Allgemeinen können Sie für die Demontage rund 30 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² rechnen.
Bei höherem Aufwand oder unter erschwerten Bedingungen können diese Kosten aber fallweise auch noch höher liegen.
Frage: Mit welchen Entsorgungskosten wird von Unternehmen gerechnet?
Kostencheck-Experte: Die Preise für die Entsorgung asbesthaltiger Abfälle auf der Deponie können regional sehr unterschiedlich sein.
Auch beim Entsorgungsunternehmen wird – wie beim Selbstentsorgen – mit sogenannten Big Packs gearbeitet – die Sie dann ebenfalls bezahlen müssen.
Die Deponiekosten bewegen sich in der Regel zwischen rund 100 EUR bis 300 EUR je angefangener Tonne Gewicht.
Frage: Welche Gerüstkosten muss man im Allgemeinen rechnen?
Kostencheck-Experte: Auch hier gibt es regional und von Unternehmen zu Unternehmen Unterschiede.
In den meisten Fällen werden Sie mit etwa 6 EUR pro m² bis 12 EUR pro m² Fassadenfläche für ein Gerüst rechnen müssen.
Muss das Gerüst höher als 10 m aufgebaut werden oder ist für Dacharbeiten ein spezielles Dachdecker-Fanggerüst nötig, können diese Kosten auch noch etwas höher liegen.
Wenn Sie selbst entsorgen wollen und es der Untergrund rund um Ihr Haus zulässt, kann sich unter Umständen auch ein Fahrgerüst als geeignet erweisen. Das ist wesentlich kostengünstiger: bis zu einer Arbeitshöhe von rund 8 m können Sie mit Kosten ab rund 150 EUR pro Woche rechnen.