Kernbohrung – welche Kosten können anfallen?

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Für gewöhnlich sind Löcher in der Wand das Schreckgespenst eines jeden Hausbesitzers – manchmal braucht man aber tatsächlich eines: etwa um eine Dunstabzugshaube anzuschließen. In diesem Fall wird eine Kernbohrung hergestellt. Was das kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wo werden Kernbohrungen benötigt?

Kostencheck-Experte: Im Grunde überall dort, wo es darum geht, etwas durch die Wand nach außen oder umgekehrt von außen nach innen zu leiten.

Die schon erwähnte Dunstabzugshaube ist dafür ein recht häufiges Beispiel, aber auch für den Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage braucht man an jeder Stelle eine Kernbohrung. In der Fachsprache wird das manchmal auch das „Herstellen von Sack- und Durchgangslöchern“ genannt.

Genau genommen handelt es sich dabei um Beton- bzw. Mauersägearbeiten, die von darauf spezialisierten Unternehmen durchgeführt werden.

Die Geräte, die für diese Arbeiten verwendet werden, ähneln stark den Lochsägeaufsätzen, die es auch für die gewöhnliche Bohrmaschine als Zubehör gibt – allerdings ist das dann alles etwas größer und leistungsfähiger und die Bohrkrone ist diamantbesetzt und enorm hart.

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Beim Bohren wird der Bohrer mit Wasser gekühlt

Üblicherweise wird im Nassbohrverfahren gearbeitet, das nötige Wasser wird dabei mit Druck über die sich bewegende Bohrkrone gepresst. Das ist notwendig, um eine ausreichende Kühlung zu erreichen, da beim Bohrvorgang enorme Hitze entsteht.

Das Bohrgerät wird dabei mit Dübeln am zu durchbohrenden Mauerwerk befestigt, um die teilweise sehr großen entstehenden Kräfte auffangen zu können. Von Hand wäre das – selbst bei mehreren Arbeitern – unmöglich. Diese Befestigungsarbeiten muss man meist als „Baustelleneinrichtung“ noch zusätzlich bezahlen.

Theoretisch könnte man die Löcher natürlich auch ins Mauerwerk stemmen (lassen) – in der Praxis sind Bohrarbeiten aber natürlich wesentlich schneller, sauberer und unproblematischer zu bewerkstelligen. Die Kosten dafür sind auch nicht übermäßig hoch, sodass sich das meist lohnt.

Frage: Das wäre die nächste Frage gewesen: Was kosten Kernbohrungen?

Kostencheck-Experte: Das hängt, kurz gesagt, natürlich einmal davon ab, wie groß das Loch sein soll – und wo hinein es gebohrt werden soll.

In der Praxis werden Sie aber in den meisten Fällen bei den üblichen Durchmessern von 10 cm – 15 cm lediglich mit Kosten von 1 EUR bis 2 EUR pro Zentimeter Mauerwerkstiefe rechnen müssen. Dazu kommen noch die zuvor schon erwähnten Kosten für die Baustelleneinrichtung, die in der Regel bei rund 100 EUR liegen.

Mit steigendem Durchmesser erhöhen sich die Kosten dann langsam – bei einem Bohrdurchmesser von 20 cm fallen üblicherweise dann Kosten von rund 3 EUR je Zentimeter Bohrtiefe an.

Etwas teurer wird es bei schwierig zu bearbeitenden Materialien – etwa bei Stahlbeton. Dafür können dann Zuschläge erhoben werden.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Posten Preis
Anfahrt 20 EUR
Baustelleneinrichtung 115 EUR
Kernbohrung Durchmesser 130 mm, 36 cm Mauerwerk 64,08 EUR
Gesamtkosten 199,08 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für die Durchführung von ganz bestimmten Arbeiten von einem einzelnen Unternehmen. Die Kosten für eine Kernbohrung können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen, insbesondere bei Wänden aus anderem Material.

Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für die Kernbohrung im Allgemeinen ab?

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Die Wandstärke hat einen entscheidend Einfluss auf den Preis

Kostencheck-Experte: Hier muss man eigentlich nur vier Dinge in Betracht ziehen:

  • den Bohrdurchmesser
  • die Wanddicke
  • das Material aus dem die Wand besteht
  • die anfallenden Zusatzkosten (Baustelleneinrichtung, eventuell Abkleben mit Schutzfolie, Gerüst, etc.)

Daraus kann man in den meisten Fällen den Preis schon sehr genau ableiten.

Frage: Welche Aufschläge können bei besonders schwierig zu bohrenden Materialien anfallen?

Kostencheck-Experte: Hier hängt es immer vom jeweiligen Material ab, welche Zuschläge berechnet werden. Teilweise verlangen Unternehmen hier auch recht unterschiedliche Zuschläge.

So kann beispielsweise ein sogenannter „Stahlzuschlag“ erhoben werden, wenn im Zuge der Bohrung auch Stahl durchschnitten werden muss. Das ist nötig, weil das Durchtrennen von Stahl die Bohrkrone sehr schnell verschleißen lässt. Berechnet wird dieser Zuschlag dann üblicherweise nach der Fläche an Stahl (in cm²), die bei der Bohrung durchtrennt werden musste.

Welche Zusatzkosten können ansonsten noch anfallen?

Kostencheck-Experte: Zusätzliche Kosten können durch die folgenden nötigen Leistungen noch verursacht werden:

  • höherer Aufwand bei der Einrichtung der Baustelle (schwieriges Einrichten)
  • größere Arbeitshöhe (ab rund 2 m Arbeitshöhe ist ein Gerüst nötig)
  • Schrägbohrungen (Zuschlag je nach Winkel)
  • Überkopfbohrungen (häufig unterschiedliche Zuschläge je nach nötiger Arbeitsweise)
  • notwendiges Umsetzen des Bohrgeräts (kann oft auch nach Stundensatz verrechnet werden)
  • Absaugen des Wassers für die Bohrerkühlung
  • Wochenend- und Feiertagszuschläge

Gegebenenfalls werden auch die Kosten für die Entsorgung des Bohrkerns in Rechnung gestellt.

Die meisten Zuschläge fallen aber nur sehr gering aus – so kostet die Wasserabsaugung beim Bohren oft nur pauschal rund 10 EUR pro Bohrvorgang, für Überkopfarbeiten fallen in vielen Fällen nur Aufschläge von lediglich 20 EUR bis 30 EUR an. Die Entsorgungskosten für einen Bohrkern liegen häufig im Bereich von 3 EUR bis 6 EUR je Bohrkern.

Frage: Lassen sich für die Arbeiten auch Festpreise vereinbaren?

Kostencheck-Experte: Das ist in sehr vielen Fällen möglich, ja. Besonders interessant ist das natürlich, wenn auf einer Baustelle gleich mehrere Bohrungen durchzuführen sind – wie etwa beim Einbau eines Lüftungssystems in die Außenwand an mehreren Stellen.

Durch geschicktes Verhandeln kann man hier oft schon deutliche Preisreduktionen herausholen.