Pulverbeschichtung: welche Kosten können anfallen?

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Pulverbeschichtungen sind eine gute Alternative zur Lackierung von Metallteilen. Welche Kosten für ein Pulverbeschichten in der Praxis anfallen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Vorteile bietet eine Pulverbeschichtung, wo kann man sie einsetzen und welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?

Kostencheck-Experte: Die Pulverbeschichtung ist grundsätzlich eine Alternative zur Nasslackierung von Metallteilen. Ein Farbpulver, das in den meisten Fällen aus Epoxid- oder Polyesterharz besteht, wird dabei auf die Metalloberfläche aufgebracht. Die einzelnen Pulverkörner sind in der Regel zwischen 1 µm und 100 µm groß.

Damit das Pulver haften kann, muss die Metalloberfläche elektrisch aufgeladen werden. Diese Aufladung kann entweder durch Reibung (Tribo-Aufladung) oder durch am Bauteil angelegte Hochspannung (Ionisation oder Corona-Aufladung) erzeugt werden.

Nach dem Aufladen haften die Partikel fest auf der Metalloberfläche und werden danach eingebrannt.

Das Metallwerkstück muss vor der Beschichtung vorbereitet werden. Notwendig sind dabei:

  • eine Entfettung und eine gründliche Reinigung des Bauteils (meist durch ein spezielles Tauchbad) und
  • Anrauen der Oberfläche (meist durch Strahlmethoden)

Die Vorteile gegenüber Nasslack-Verfahren liegen darin, dass pulverbeschichtete Oberflächen sehr gut witterungsgeschützt und korrosionsfest sind. Sie halten auch mechanischen Belastungen sehr gut stand, durch die Dicke der Lackschicht ist die Lackierung zwar schwerer (bei einem Fahrradrahmen rund 100 g bis 200 g beim gesamten Rahmen), dafür aber auch deutlich widerstandsfähiger.

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Pulverbeschichtete Oberflächen sind weniger anfällig für Witterung, Schläge und andere Einflüsse

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Lackschichten sind pulverlackierte Oberflächen auch flexibel – das heißt, es kommt bei späteren Bearbeitungen (Bohren, etc.) zu keinem Abblättern oder Reißen der Lackschicht. Auch die Optik pulverlackierter Teile ist häufig hochwertiger als die gewöhnlich lackierter Teile. Dazu kommt, dass das Verfahren sehr gleichmäßige Schichtdicken erzeugt (Rücksprüh-Effekt bei steigender Schichtdicke) und umweltschonend ist (keine Lösemittel und Schwermetalle, nicht haftendes Pulver wird wiederverwendet).

Geeignet ist das Pulverlackieren für alle Metallteile, die elektrisch leitend sind. Sie müssen zudem auch hohe Spannungen aushalten können.

Häufig puverlackiert werden Autofelgen – sowohl Stahl- als auch Alufelgen und Fahrradrahmen. Auch bei Haushaltsgeräten kommen Pulverlackierungen öfters zum Einsatz.

Die Vorteile einer Pulverlackierung muss man aber immer im Zusammenhang mit den Kosten für die Beschichtung sehen – nicht in jedem Fall lohnt sich das auch tatsächlich.

Frage: Was kostet eine Pulverlackierung?

Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer vom jeweiligen Bauteil ab – und wen man damit beauftragt.

Das Pulverlackieren von Felgen beispielsweise, die nicht schon von Werk aus pulverbeschichtet sind, kostet in den meisten Fällen ab rund 50 EUR bis 60 EUR pro Felge. Je nach Unternehmen und Vorzustand der Felge und gewählter Beschichtungstechnik und Ausführung (einschichtig, zweischichtig, Farbwahl) kann das aber auch bis zum Doppelten kosten.

Für einen kompletten Fahrradrahmen werden Sie in den meisten Fällen zwischen 100 EUR und 150 EUR rechnen müssen. Die Vorbehandlung ist dabei schon eingerechnet.

In manchen Fällen kann man solche Arbeiten allerdings auch bei einzelnen Werkstätten von sozialen Projekten erledigen lassen – das ist dann häufig günstiger, oft bis zur Hälfte.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen in einer Werkstätte der Lebenshilfe einen alten Fahrradrahmen neu aufbereiten. Er soll in weiß einschichtig pulverlackiert werden. Wir bauen den Rahmen aus und bringen ihn direkt in der Werkstätte vorbei.

Posten Preis
Rahmen entrosten, vorbereiten und weiß pulverbeschichten (einschichtig) 75 EUR
Gesamtpreis 75 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ganz bestimmte Arbeiten von einem ganz bestimmten Sozialprojekt. Die Kosten können in anderen Fällen, insbesondere bei Beauftragung eines spezialisierten Unternehmens, auch deutlich unterschiedlich liegen.

Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für eine Pulverbeschichtung in der Praxis ab?

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Die Art der Beschichtung hat einen großen Einfluss auf den Preis

Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich immer einiges in Betracht ziehen:

  • die Art der Teile, die beschichtet werden soll
  • der Verschmutzungsgrad des jeweiligen Teils (komplett entfettet und vorbereitet oder stark verschmutzt und mit Ölresten behaftet – beides macht einen großen Unterschied für den Endpreis)
  • der Rost- und Zunderanteil des jeweiligen Teils
  • die Art der Beschichtung (einschichtig, mehrschichtig, Effektlacke, transparente Spezialschicht, etc.)
  • die Preisgestaltung des jeweiligen Unternehmens
  • die Menge der zu beschichtenden Teile (oft sind Mengenrabatte von 10 % oder mehr möglich)
  • ob Abholung oder Lieferung nötig sind
  • die Bearbeitungszeit (wenn keine kurzfristige Bearbeitung benötigt wird, wird es oft günstiger)

Alle diese Dinge spielen am Ende eine Rolle für die Kosten der Beschichtung. In der Praxis lohnt es sich dabei durchaus, Preisvergleiche anzustellen – die Unterschiede für vergleichbare Leistungen können von Unternehmen zu Unternehmen durchaus beträchtlich sein. Auf die Einhaltung einer jeweils gebotenen Ausführungsqualität sollte man dabei aber immer achten – kostengünstige aber dafür mangelhafte Beschichtungen sind in der Praxis natürlich wenig hilfreich.

Frage: Gibt es grobe Richtpreise für die Kosten einzelner Arbeiten?

Kostencheck-Experte: Die Preise für einzelne Beschichtungen können in der Praxis stark unterschiedlich sein, da immer zahlreiche Kriterien den Preis mitbestimmen.

In der nachfolgenden Tabelle sind aber noch beispielhaft einige typische Preise für Beschichtungen von Teilen aufgeführt. Beachten Sie aber, dass das in der Praxis durchaus abweichen kann, abhängig vom ausführenden Unternehmen, der genauen Art der Beschichtung und dem Anlieferungszustand der einzelnen Teile.

Beschichtungsaufgabe Kosten ca.
Motorrad-Tank beschichten, 3-fach-Beschichtung, zusätzliche benzinresistente Spezialschicht ca. 150 EUR – 200 EUR
Motorrad-Schwinge beschichten, 2-fach-Beschichtung ca. 100 EUR – 150 EUR
Fahrradrahmen komplett beschichten, 1-fach-Beschichtung, farbig ca. 100 EUR – 150 EUR
Motorrad-Hauptrahmen beschichten, bis 1 m Länge, 2-schichtig ca. 200 EUR bis 250 EUR
Motorrad-Hauptrahmen beschichten, ab 1 m Länge, 2-schichtig ca. 250 EUR – 300 EUR
Transparente Spezialschicht oder Effektlack – Aufpreis ca. 25 %
Aufpreis für Metallic-Effekt-Beschichtung beim Motorrad ca. 50 EUR – 70 EUR pro Teil
Alufelgen komplett beschichten ca. 60 EUR – 120 EUR, je nach Zustand und Beschichtungsart

Die angegebenen Preise enthalten bereits die gesetzliche Mehrwertsteuer, sind also Brutto-Preise für den Endkunden.

Frage: Lohnt sich ein Pulverbeschichten in der Praxis überhaupt?

Kostencheck-Experte: Alles in allem kann eine Pulverbeschichtung oft sogar kostengünstiger sein als eine herkömmliche Nasslackierung. Qualitativ ist sie in den meisten Fällen überlegen.

In der Praxis lassen sich die Kosten dann oft auch noch senken, wenn man alle Teile komplett demontiert und entfettet beim Hersteller selbst vorbeibringt. Das verringert den Arbeitsaufwand (besonders das Reinigen von Teilen kostet Unternehmen oft viel Zeit) und damit auch den Endpreis.

Gerade wenn es um die Aufbereitung von alten Teilen für Fahrrad oder Motorrad geht, kann sich das Verfahren durchaus lohnen. Es entsteht ein lang haltender Korrosionsschutz, eine optisch sehr attraktive Beschichtung und ein wie neu aussehendes Teil. Das ist den Preis meist wert.