Älteren Gebäuden sieht man ihr Alter häufig schon am Putz an – es bröckelt an allen Ecken und Enden. Das ist nicht nur unschön, sondern auch technisch bedenklich. Was eine Putzsanierung kosten kann und welche häufig ungeplanten Kosten dafür anfallen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was sollte man bei einer Putzsanierung unbedingt bedenken?
Kostencheck-Experte: Zunächst einmal geht es bei einer Sanierung des Außenputzes um eine grundlegende Überlegung:
- möchte ich mir künftig das Streichen (lassen) und Neuverputzen der Fassade vielleicht ersparen?
- welche Kosten verursacht das längerfristig (im Rahmen von 10 bis 20 Jahren oder noch länger?)
Wenn der Putz ohnehin schon erneuert werden muss, lohnt es sich, über eine pflegeleichtere Alternative nachzudenken. Das können Fassadenplatten oder auch Klinkersteine sein.
Beides verursacht keinen deutlich höheren Aufwand, dafür aber danach nie wieder Kosten für Streichen oder Neuverputzen. Bei einer anstehenden Putzsanierung ist die Gelegenheit günstig, einmal die zukünftig zu erwartenden Kosten zu summieren und nachzusehen, ob es im Einzelfall nicht langfristig auch kostenschonendere Alternativen zur pflegeintensiven Putzfassade gibt.
Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt ist die Wärmedämmung: die EnEV sieht unter bestimmten Umständen vor, dass bei einer Putzerneuerung auch zwingend gedämmt werden muss, wenn bisher keine Wärmedämmung vorhanden ist. Das Gleiche gilt übrigens auch, wenn man eine Fassade verkleiden möchte.
Wer die Dämmpflicht versäumt oder bewusst ignoriert, setzt sich der Gefahr eines durchaus schmerzhaften Bußgelds aus. Bei einem Verstoß konkret gegen § 27 Abs. 1, Nr. 3 der EnEV 2014 steht immerhin ein Bußgeld von von bis zu 50.000 EUR im Raum. Für diesen Betrag hätte man beinahe mehrfach dämmen können.
Die hier geltenden Vorschriften darüber, wann eine Dämmung in welchem Umfang erforderlich ist, sind allerdings kompliziert und vielschichtig. In der Praxis wird man im Einzelfall nicht darum herumkommen, sich beim Fachmann genau zu informieren, wann und in welchem Umfang man dämmen muss.
Grundsätzliche Sonderregelungen bei der Dämmpflicht bei der Putzerneuerung er Fassade bestehen zunächst einmal immer dann, wenn
- es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt
- wenn es sich um ein Gebäude mit Sichtfachwerk handelt
- wenn aus technischen Gründen der Platz für eine Dämmung nicht ausreicht
- wenn das Gebäude unter Einhaltung aller zum Zeitpunkt der Errichtung geltenden energiesparrechtlichen Vorschriften nach dem 31. Dezember 1983 errichtet wurde
Bei beschränkten technischen Möglichkeiten kann in Einzelfällen auch die technisch höchstmögliche Dämmstärke mit einem Dämmstoff der WLG 035 erlaubt werden. Darüber ist in der Regel dann aber ein Nachweis zu erbringen.
Für alle anderen Fassaden gilt: bei der Dämmung muss ein U-Wert von 0,24 W/m²K auf jeden Fall unterschritten werden.
Für Kerndämmungen gelten dann wiederum eigene Regelungen – in der Regel wird das bei einer Putzfassade aber ohnehin selten durchgeführt werden.
Die Pflicht zur Dämmung kann damit die Kosten für die Putzerneuerung massiv verteuern – ohne dass man sich dagegen helfen könnte.
Frage: Was kostet eine Putzerneuerung ganz allgemein?
Kostencheck-Experte: Das Material erscheint auf den ersten Blick nicht besonders teuer – die Arbeitskosten können dabei aber durchaus beträchtlich sein.
In der Praxis werden Sie für eine Erneuerung des Putzes mindestens 25 EUR pro m² bis 55 EUR pro m² rechnen müssen.
Das kann bei der Verwendung von hochwertigeren Putzsystemen oder bei besonderen Gegebenheiten an der Fassade aber auch noch deutlich teurer werden.
Wenn in Ihrem Fall eine Dämmung erforderlich wird, können sich die Kosten dagegen leicht verdreifachen oder vervierfachen.
Für ein außen angebrachtes Wärmedämmverbundsystem (WDVS) müssen Sie in den meisten Fällen 90 EUR pro m² bis 140 EUR pro m² rechnen. Das ist dabei noch die kostengünstigste Variante. Eine gedämmte, hinterlüftete Vorhangfassade als Wärmedämmung kann von 150 EUR pro m² bis 300 EUR pro m² oder sogar mehr kosten.
Damit wird die Putzerneuerung zum kostenintensiven Mammutprojekt, wenn einen die Regelungen der EnEv treffen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Unsere Fassade, die eine Größe von 200 m² hat, soll komplett verputzt werden. Die Fassadenfläche ist glatt und schnörkellos, es gibt keine Vorsprünge. Wir lassen den Handwerker ein übliches Standard-Verputzsystem verwenden.
Posten | Preis |
---|---|
Gerüstkosten komplett | 1.420 EUR |
Materialkosten (Putz, Putzschienen) | 2.300 EUR |
Arbeitsleistung | 8.100 EUR |
Gesamtkosten | 11.820 EUR |
Kosten pro m² Fassadenfläche | 59,10 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für bestimmte Arbeiten durch ein einzelnes Unternehmen an einem bestimmten Haus gelten. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
In unserem Fall kann man aber bereits sehr deutlich erkennen, dass die Materialkosten den vergleichsweise kleinsten Posten (ca. 20 % der Gesamtkosten) ausmachen. Einen großen Teil der Gesamtkosten machen die Arbeitskosten aus, auch die Nebenkosten (Gerüstkosten) für die Arbeiten sind bereits beträchtlich.
In unserem Fall galt keine Dämmpflicht – hätten wir dämmen lassen, wären Gesamtkosten von rund 18.000 EUR bis zu 40.000 EUR angefallen. Das wäre eine erhebliche Mehrbelastung gewesen.
Frage: Von welchen Dingen hängt der Preis für das Neuverputzen der Fassade ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man schon einige Dinge in Betracht ziehen, wenn es um die Kosten geht:
- die Größe der Fassadenfläche
- die Höhe der Fassade
- die Fassadengestaltung
- die Untergrundvoraussetzungen auf der Fassade
- eine bestehende Dämmpflicht
Die tatsächlich anfallenden Kosten realistisch abzuschätzen ist dabei auch für ein Fachunternehmen meist nur nach einer Besichtigung und einer konkreten Kalkulation im Einzelfall möglich.
Nicht alle Fassaden sind so einfach zu verputzen, wie unsere schlichte, völlig glatte Fassade.
Frage: Was kostet ein Gerüst in der Regel?
Kostencheck-Experte: Für Fassadenarbeiten kommen meist Gerüste der Gerüstklassen 4 – 6 zum Einsatz, je nachdem, was der Handwerksbetrieb benötigt.
Die Kosten richten sich dabei nach der Größe der Fassadenfläche (das ist der Faktor, der kalkuliert wird). Im Allgemeinen können Sie für Putzarbeiten deshalb von 6 EUR pro m² bis 12 EUR pro m² Fassadenfläche für die Gerüstkosten grob schätzen.
Sollte die Fassade aber höher sein als rund 10 m, müssen Sie mit geringfügig höheren Kosten rechnen. Die Standzeit des Gerüsts spielt für den Preis dagegen meist nur eine sehr untergeordnete Rolle: sie wird zwar mit eingerechnet, wirkt sich auf den Gesamtpreis aber nur sehr gering aus.
Frage: Welche Fassadengestaltungen können die Kosten verteuern?
Kostencheck-Experte: Sobald eine Fassade nicht mehr völlig eben und glatt ist, kann man bereits mit deutlichen Preisaufschlägen rechnen.
Das hängt mit dem deutlich höheren Arbeitsaufwand zusammen: bei Vorsprüngen und Kanten muss von Hand nachgearbeitet werden, was überproportionale Kosten verursacht. Das gilt im Übrigen auch für Erker.
Wenn der Untergrund nur schlecht haftfähig ist, kann das ebenfalls sehr schnell die Kosten in ungeahnte Höhen treiben. Manchmal kommt man noch mit einem speziellen Putzsystem davon, das dann zwar deutlich teurer ist, aber die Gesamtkosten noch nicht so stark belastet.
Wenn dagegen im Vorfeld die Fassadenfläche erst einmal aufwendig aufbereitet werden muss, damit der Putz haften kann, führt das häufig zu wirklich beträchtlichen Mehrkosten.
Frage: Lohnt sich eine Dämmung nicht auch?
Kostencheck-Experte: Gerade bei der Fassadendämmung ist das oft gar nicht so leicht zu beurteilen.
Würden wir in unserem Fall einmal Kosten von 120 EUR pro m² für ein WDVS veranschlagen, lägen wir bei etwa 24.000 EUR Gesamtkosten.
Die Ohnehinkosten für das Verputzen der Fassade von 11.820 EUR ziehen wir hier zunächst einmal ab – damit bleiben 12.180 EUR, die sich amortisieren müssen.
Wir müssten also über 800 EUR Heizkosten pro Jahr durch die Maßnahme einsparen, damit sich das überhaupt innerhalb von 15 Jahren amortisiert. Ohne einen Fenstertausch beim Altbau (was wiederum noch weitere hohe Kosten verursacht) kann das in vielen Fällen schwierig zu realisieren sein.
Frage: Welche Alternativen gibt es zum Verputzen?
Kostencheck-Experte: Eine gedämmte Vorhangfassade kann in manchen Fällen nur geringfügig teurer sein als ein WDVS, sogenannte Isolier-Klinker können oft sogar günstiger sein, da man sie unter Umständen sogar selbst anbringen kann.
Vorhangfassaden kosten zwischen 150 EUR pro m² und 350 EUR pro m², Isolier-Klinker liegen bei etwa 170 EUR pro m² bis 200 EUR pro m² je nach Ausführung, beim Selber anbringen kommt man auf Kosten von etwa 100 EUR pro m² bis 120 EUR pro m².
Beide Alternativen sind völlig wartungsfrei, was auch das im Abstand von einigen Jahren immer wieder notwendige Streichen von Putzfassaden entfallen lässt. Diese Streicharbeiten können Ausführung durch den Fachmann auch bereits mehrere tausend Euro an Kosten verursachen – womit sich die pflegeleichteren Systeme meist schnell bezahlt machen.
Zudem wird die Fassade deutlich besser geschützt, das Schadensrisiko am Gebäude wie es durch auch nur leichte Putzschäden verursacht werden kann, entfällt dabei.
Wenn ohnehin eine Putzerneuerung ansteht, sind das also beides sehr überlegenswerte Alternativen.