Der Wegfall einer eigenen Heizungsanlage mit dem gesamten Wartungs- und Reparaturaufwand und dem Platzbedarf scheint zunächst sinnvoll zu sein. Die Nutzung von ansonsten einfach verpuffender Abwärme in der Industrie zum Heizen von Privathäusern auch. Große Unsicherheiten gibt es allerdings bei den Kosten, die für die angeschlossenen Haushalte bei der Nutzung von Fernwärme entstehen. Wir haben den Kostencheck-Experten in unserem Interview gefragt, mit welchen kWh-Kosten man bei Fernwärme rechnen muss.
Frage: Was kostet bei Fernwärme die einzelne kWh?
Kostencheck-Experte: Zunächst einmal kann das von Anbieter zu Anbieter schon recht unterschiedlich sein. Die Kostenunterschiede bei einzelnen Anbietern können bis zu 30 % betragen.
Dazu kommt, dass bei der Berechnung 3 verschiedene Faktoren mit einbezogen werden:
- der Leistungspreis (das bedeutet die vereinbarte Wärmemenge)
- der Arbeitspreis (der tatsächlich verrechnete kWh-Preis nach dem Wärmeverbrauch)
- der Messpreis (die Kosten für Messen und Abrechnen)
Besonders kritisch ist in diesem Zusammenhang eine zu hoch angesetzte Wärmemenge – das führt zu einem (unnötig) hohen Leistungspreis und damit zu deutlich höheren Gesamtkosten.
Deutscher Durchschnitt
Im Schnitt können Sie je kWh Fernwärme mit rund 10 Cent/kWh rechnen. Vergleicht man das mit anderen Energieträgern, ist das relativ teuer:
Energieträger | Kosten pro kWh |
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Gas | rund 6,5 Cent/kWh |
Öl (derzeit) | rund 6,5 Cent/kWh (vor einigen Jahren ebenfalls rund 9 Cent/kWh, schwankt stark) |
Pellets | rund 4,5 Cent/kWh bis 5,5 Cent/kWh |
Hackschnitzel, Scheitholz (je nach Bezugsquelle) | rund 3,5 Cent/kWh bis 4,5 Cent/kWh |
Flüssiggas | rund 7 Cent/kWh bis 9 Cent/kWh |
Das zeigt, dass Fernwärme im Vergleich zur traditionellen Gasheizung um mehr als die Hälfte teurer ist und fast doppelt so teuer wie eine Biomasse-Heizung.
Fernwärme beim Einfamilienhaus
Natürlich lassen sich nicht nur Mehrfamilienhäuser, sondern auch Einfamilienhäuser mit Fernwärme versorgen. Ein nach EnEV-Vorgaben gedämmtes Gebäude hat einen üblichen Heizwärmeverbrauch von rund 50 kWh pro m² pro Jahr und 75 kWh pro m² pro Jahr.
Das würde bei einem 140 m² großen Einfamilienhaus kWh-Kosten von 700 EUR bis 1.050 EUR pro Jahr verursachen. Zum Vergleich dazu wären mit einer Pelletheizung rund 300 EUR bis 350 EUR pro Jahr erreichbar.
Ältere und schlechter gedämmte oder gar nicht gedämmte Gebäude können dabei weitaus höhere Werte erreichen (bis zu 150 kWh pro m² pro Jahr oder sogar über 200 kWh pro m² pro Jahr bei unsanierten Gebäuden aus den 70er Jahren.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir haben neu gebaut und entscheiden uns für eine Fernwärme-Heizung. Dazu überschlagen wir unsere künftigen Heizkosten. Unser Haus hat 130 m² Wohnfläche und ist sehr gut gedämmt.
Posten | Preis |
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Jährlicher Grundpreis (Leistungspreis) | 450 EUR |
Messpreis | 180 EUR |
kWh-Preis (Arbeitspreis = verbrauchsabhängig) | 686,40 EUR |
Gesamtkosten jährlich daher | 1.316,40 EUR |
Heizkosten pro m² Wohnfläche damit | 10,13 EUR pro m² Wohnfläche pro Jahr |
Diese Kosten beziehen sich auf ein bestimmtes Haus und einen bestimmten Energieversorger. Die Kosten können bei anderen Versorgern – auch bei Häusern in ähnlicher Größe und Ausstattung – auch höher oder niedriger liegen.
Frage: Was bestimmt die kWh-Kosten bei der Fernwärme?
Kostencheck-Experte: Während für die Gesamtkosten auch der verlangte Leistungspreis und der Messpreis ausschlaggebend sind, richten sich die reinen kWh-Kosten immer nach der Kalkulation des einzelnen Anbieters.
Im Liefervertrag kann auch eine sogenannte Preisgleitklausel vereinbart sein, die dem Anbieter erlaubt, den kWh-Preis je nach eigenen Gestehungskosten für die Wärme (selbst zu zahlende Heizmittelpreise im Wärmekraftwerk) entsprechend an die Kunden weiterzureichen. Damit kann der kWh-Preis für die Fernwärme auch immer entsprechend schwanken.