So wie der Ölpreis schwankt auch der Preis für Erdgas ständig. Wie beim Strom kommen auch unterschiedliche Tarifmodelle zum Einsatz. Was Erdgas im Haushalt kostet und welche Kostenunterschiede es dabei geben kann, erfahren Sie im Interview mit dem Kostencheck-Experten.
Frage: Was kostet Gas?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal gar nicht auf den Cent genau angeben. Hier spielen beim Erdgas unter anderem auch der Anbieter und der gewählte Tarif eine Rolle.
Zuallererst muss man unterscheiden zwischen:
- Erdgas und
- Flüssiggas
Die übliche Variante, das Erdgas, kommt aus einem Gasanschluss und dem öffentlichen Leitungsnetz, das in Deutschland an den meisten Orten zu finden ist.
Um Erdgas überhaupt verwenden zu können, muss zunächst ein Gasanschluss hergestellt werden. Dafür müssen bereits Kosten 1.500 EUR – 2.500 EUR gerechnet werden, wenn kein Anschluss vorhanden ist.
1 kWh Gas kostet – je nach Anbieter und Tarif – meist rund 5,5 Cent/kWh bis 7 Cent/kWh. Dieser Preis kann immer wieder ein wenig schwanken.
Völlig unterschiedlich dazu ist Flüssiggas, das immer aus einem Tank kommt (Gastank hinter dem Haus). Flüssiggas ist teurer als Erdgas. Je nach Anbieter und Abnahmemenge liegen die Kosten im Vergleich hier bei rund 7 Cent/kWh und 9 Cent/kWh.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Ein kleines Einfamilienhaus im Gebiet von Nürnberg wird mit Gas beheizt. Der Gasverbrauch Verbrauch liegt bei 12.000 kWh pro Jahr.
Um die Gaskosten zu senken, nimmt die Familie einen Tarifvergleich vor und listet die Unterschiede auf.
Anbieter | Kosten pro Jahr | Kosten pro kWh | monatlicher Grundpreis (Paketpreis im gewählten Tarif) | eingerechneter Bonus im 1. Jahr |
---|---|---|---|---|
Günstigster Anbieter (Gesamtpreis) | 626,97 EUR | 5,82 Cent pro kWh | 7,19 EUR monatlich | 157,70 EUR Bonus |
Zweitgünstigster Anbieter (Gesamtpreis) | 638,13 EUR | 5,53 Cent pro kWh | 10,24 EUR monatlich | 147,91 EUR Bonus |
Teuerster Anbieter im Vergleich (Gesamtpreis) | 676,34 EUR | 5,19 Cent pro kWh | 14,38 EUR monatlich | 119 EUR Bonus |
Grundversorger (Standardversorgung) | 856,16 EUR | keine Angabe | keine Angabe | 0 EUR |
Bei diesem Kostenbeispiel handelt es sich lediglich um einen einzelnen Kostenvergleich für einen bestimmten Ort und einen bestimmten Verbrauch. Sowohl die Kosten als auch die gezeigten Kostenunterschiede können in anderen Fällen abweichen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten
Kostencheck-Experte: Hier ist einiges zu berücksichtigen:
- ob es sich um Erdgas oder Flüssiggas handelt
- der Wohnort (regional gibt es beträchtliche Unterschiede)
- welcher Gasanbieter gewählt wird
- welcher Tarif gewählt wird
- welche Grundgebühr im jeweiligen Tarif bezahlt werden muss
- ob es sich um ein Einfamilienhaus oder ein Mehrfamilienhaus handelt (Mehrfamilienhäuser haben geringfügig günstigere Gaspreise)
- welche Beschaffungskosten gerade auf den internationalen Gasmärkten bestehen
- welche Steuern und Abgaben auf das Gas entfallen
Alle diese Faktoren haben einen Einfluss auf den Gaspreis pro kWh.
Frage: Warum entscheidet der Wohnort über die Gaskosten?
Kostencheck-Experte: Mittlerweile kann zwar jeder seinen Anbieter frei wechseln, dennoch gibt es deutschlandweit immer noch deutliche regionale Unterschiede im Gaspreis.
Der Wohnort entscheidet also immer noch mit, wenn es um den Gaspreis geht.
Frage: Welche Rolle spielen Steuern und Abgaben beim Gaspreis?
Kostencheck-Experte: Anders als beim Strom, wo Steuern und Abgaben mehr als die Hälfte der Stromkosten ausmachen, sind es beim Gaspreis nur rund 26 % – 27 %. Der Versorger muss diese Kosten selbst entrichten und hat auf diese Kosten keinen Einfluss.
Ändern sich die politischen Rahmenbedingungen oder die Gesetze, hat das natürlich immer auch Auswirkungen auf den Gaspreis.
Weitere 25 % beim Gaspreis stellen regulierte Netzentgelte dar. Das sind Leistungen wie Messung, Abrechnung und Messstellenbetrieb.
Rund 50 % entfallen auf die tatsächlichen „Herstellungskosten“ und die Vertriebskosten des Gasversorgers oder Anbieters. Für diesen Kostenbereich spielen natürlich die aktuellen Beschaffungskosten auf den internationalen Gasmärkten auch eine wichtige Rolle.
Frage: Welche Kostenschwankungen gibt es beim Gaspreis?
Kostencheck-Experte: In den letzten Jahren ist der Preis für Erdgas einigermaßen stabil geblieben. Ob man das für die Zukunft ebenso vorhersagen kann, ist allerdings fraglich. Das wird auch mit davon bestimmt, woher Deutschland zukünftig sein Gas bezieht.
Von den bisher rund 90 Milliarden Kubikmeter Gas, die in Deutschland jährlich verbraucht werden, stammen nur rund 10 % aus inländischer Erzeugung. Ein großer Teil der Importe (rund 40 %) kommen aus Russland, die Pipelines dafür verlaufen auch durch das Krisengebiet Ukraine. Rund 24 % der Importe stammen aus Norwegen, der Anteil von bislang rund 20 % aus den Niederlanden wird in Zukunft wohl deutlich reduziert werden, da dort die Lagerstätten langsam erschöpfen.
Politische Schwierigkeiten rund um Pipeline-Projekte und das Drängen der USA auf den heimischen Markt mit Flüssiggas könnten natürlich in Zukunft massiven Einfluss auf die Gaspreise haben. Dazu kommt auch die Unklarheit darüber, was künftig im Hinblick auf die nötige Energiewende mit fossilen Energieträgern wie Gas geschehen soll. In einigen Ländern wie Dänemark sind fossile Energieträger wie Öl und Gas zum Heizen bereits komplett verboten.
Vorhersagen für den künftigen Gaspreis sind also – insbesondere längerfristig – überaus schwierig.