Viele scheuen den Aufwand des klassischen Massivhausbaus und entscheiden sich stattdessen für ein Fertighaus. Welche Kosten man dabei rechnen muss und welche Kostenfaktoren entscheidend sind, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Worin liegen die Vorteile von Fertighäusern?
Kostencheck-Experte: Es gibt durchaus eine Menge Vorteile, die für den Bau eines Fertighauses sprechen.
Einer der wichtigsten Vorteile ist die kurze Bauzeit: Viele Fertighäuser lassen sich – nach Fertigstellung von Bodenplatte oder Keller – innerhalb weniger Tage komplett errichten. Viele Fertighaus-Hersteller werben sogar mit Aufbauzeiten von unter zwei Wochen. Das kann in vielen Fällen vorteilhaft sein: Als Bauherr braucht man in seinem Job keine langen Abwesenheitszeiten in Kauf nehmen, die oft durch die Anwesenheit auf der Baustelle von Massivhäusern notwendig sind.
Der gesamte Bau nimmt nur wenig Zeit in Anspruch, sodass man nicht neben den Baukosten auch noch für lange Zeit Mietkosten in Kauf nehmen muss. Auch das kann ein Argument für ein Fertighaus sein – insgesamt kann das einen beträchtlichen Kostenvorteil bedeuten. Zudem hat man für den gesamten Bau nur einen einzigen Ansprechpartner: den Fertighausanbieter. Das verringert auch den Zeitaufwand, den man als Hausherr mit dem Bau insgesamt hat.
Fertighäuser können zudem auch witterungsunabhängig errichtet werden. Bei vielen Massivbauten stockt im Winter oder bei anhaltender ungünstiger Witterung oft der Baufortschritt, man gerät mit der Planung in Verzug und die Fertigstellung und der Zeitpunkt bis zum Einzug verzögern sich oft ungeplant. Das kostet nicht nur viel Nerven, sondern oft auch viel Geld, wenn man Mietverträge immer wieder auf unbestimmte Zeit verlängern muss und keine hundertprozentige Planungssicherheit hat.
Anders als bei einer Planung auf dem Papier kann man bei Fertighäusern echte Musterhäuser besichtigen und sich so ein wesentlich besseres Bild machen und eine fundiertere Entscheidung treffen, wie das zukünftige Heim später aussehen soll. Bei einem Massivhaus merkt man die Dinge, die einen stören oder die man besser hätte lösen können oft erst, wenn man im fertigen Haus steht – dann ist es allerdings zu spät.
Fertighäuser sind zudem auch perfekt in allen Teilen (Dämmung, Heizung, Baumaterialien) aufeinander abgestimmt. Bei einem Massivhaus erfordert so etwas aufwendige und fachgerechte Planung – und es gelingt nicht immer. Trotz der planerisch perfekten Abstimmung kann es aber auch bei einem Fertighaus natürlich Probleme und Unzulänglichkeiten geben – eine perfekte Ausführung beim Errichten ist in jedem Fall Voraussetzung. Ist das nicht gegeben, hat man später ebenfalls oft lang dauernde Probleme. Mögliche Fehlerquellen sind bei einem Fertighaus in der Regel aber dennoch minimiert und oft steht der Fertighausanbieter auch nach Fertigstellung für Wartung, Service oder Problembehebung über längere Zeit hinweg zur Verfügung.
Als Nachteil bei Fertighäusern könnte man noch ins Treffen führen, dass man einen immer nur leicht eingeschränkten Gestaltungsspielraum hat und vor allem der Wiederverkaufswert eines Fertighauses gegenüber einem Massivhaus natürlich geringer ist.
Demgegenüber steht allerdings ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil: durch die Wahl der Ausbaustufe kann man ein Fertighaus dem eigenen vorhandenen oder möglichen Budget anpassen – es kommt also immer so teuer, wie man es sich noch leisten kann. Für viele ist das ebenfalls ein sehr wichtiger Vorteil beim Hausbau.
Frage: Was kosten Fertighäuser?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal auf keinen Fall sagen – je nach Art des Hauses, der Ausbaustufe und der Hausgröße kann sich das in einem sehr weiten Bereich bewegen.
In der Praxis ist es allerdings durchaus möglich, in manchen Fällen ein nur teilfertig gebautes Fertighaus für deutlich unter 100.000 EUR zu kaufen.
Bei den „schlüsselfertig“ gebauten Häusern erstreckt sich der Preisrahmen je nach Hausart und Ausstattungszustand zwischen rund 1.200 EUR pro m² und weit über 2.200 EUR pro m². Dazu muss man noch die Kosten für die Bodenplatte (meist rund 70 – 100 EUR pro m²) oder gegebenenfalls die Kosten für den Keller noch zusätzlich rechnen.
Oft wird beim Hausbau auch übersehen, dass man die Nebenkosten für das Grundstück (Erschließungskosten, Grunderwerbsteuer, etc.) auch noch mit hineinrechnen muss. Alle diese Nebenkosten können in Summe bis zu 10 % bis 15 % der Hauskosten ausmachen. Der günstige Preis des Fertighausanbieters allein ist also noch nicht die Basis für den Kapitalbedarf.
Einige Preisbeispiele aus der Praxis, die den Unterschied bei den reinen Hauskosten verdeutlichen sollen:
Wohnfläche (m²) und Raumanzahl | Ausführung | Ausstattung | Preis für schlüsselfertige Variante | Kosten pro m² |
---|---|---|---|---|
112 m², 5 Räume | 1,5-geschossig mit Satteldach (45°) | Balkon über die Schmalseite, vom Balkon überdachte Terrasse, Fertig-Massivhaus | 139.000 EUR schlüsselfertig | rund 1.240 EUR pro m² |
104 m², 4 Räume | eingeschossig, Flachdach, Rechteckform | Bauhaus-Stil, große Zahl an Lichtflächen | 181.000 EUR schlüsselfertig | rund 1.740 EUR pro m² |
123 m², 5 Räume | eingeschossig, L-Form | Niedrigenergiestandard, Walmdach, große überdachte Terrasse | 165.000 EUR schlüsselfertig | rund 1.260 EUR pro m² |
165 m², 3 Räume | eingeschossig, rechteckig, Walmdach | lange Glasfront auf der Terrassenseite, hohe Zahl an Fensterflächen | 328.000 EUR schlüsselfertig | rund 1.980 EUR pro m² |
116 m², 6 Räume | Fertig-Blockhaus zweigeschossig, Satteldach | Dachgaube | 257.000 EUR schlüsselfertig | rund 2.210 EUR pro m² |
131 m², 4,5 Räume | Pultdach-Haus, Bauhaus-Stil, 1,5-geschossig | Obergeschoss auf voller Fläche nutzbar, überdachte Terrasse | 263.000 EUR schlüsselfertig | rund 2.010 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um einzelne Preisbeispiele unterschiedlicher Hersteller. Die Preise für andere Fertighäuser, auch in vergleichbarer Größe und Ausstattung, können von diesen Preisen auch deutlich abweichen.
Unsere kleine Übersicht zeigt aber bereits sehr deutlich, wie weit die Kosten pro m² abweichen können. Der niedrigste Quadratmeterpreis lag bei unseren Beispielen bei 1.240 EUR pro m², der höchste bei 2.210 EUR pro m².
Dabei hat das nicht immer zwingend mit der Ausstattungsqualität der Häuser zu tun – zu den Häusern mit einem sehr geringen Quadratmeterpreis gehörte beispielsweise auch ein Niedrigenergiehaus mit einem Wand-U-Wert von lediglich 0,11 W/m²K, das einem auf lange Sicht deutlich Heizkosten ersparen kann. Auch solche Dinge sollte man bei der Auswahl immer berücksichtigen.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für ein Fertighaus in der Regel ab?
Kostencheck-Experte: In erster Linie entscheidet einmal die Preisgestaltung des Fertighaus-Anbieters über den Preis. Hier kann es selbst bei relativ ähnlichen Häusern oft enorme Unterschiede geben. Preise zu vergleichen lohnt sich also in jedem Fall.
In etwas geringeren Maß spielen dann auch eine Rolle:
- die Hausgröße (nach Quadratmeter Wohnfläche)
- der Grundriss des Hauses (einfache, rechteckige Grundrisse sind meist kostengünstiger als komplizierte gewinkelte Formen)
- die Dachform (Walmdächer sind aufwendiger und damit um bis zu 50 % teurer als ein Satteldach, Pultdächer sind dagegen sehr kostengünstig)
- Ausstattung, Optik und Energiestandard (das kann aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein)
Sehr wichtig ist natürlich, in welcher Ausbaustufe man ein Fertighaus kauft. In unseren Kostenbeispielen haben wir nur schlüsselfertige Häuser berücksichtigt, es gibt beim Kauf aber auch noch andere Ausbaustufen, sodass man durch Eigenleistungen den Preis oft noch deutlich drücken kann.
Frage: Was bedeuten die einzelnen Ausbaustufen?
Kostencheck-Experte: Die Definitionen weichen von Hersteller zu Hersteller geringfügig voneinander ab, im Allgemeinen kann man aber von den enthaltenen Leistungen ausgehen, die in nachstehender Tabelle zu ersehen sind:
Ausbaustufe | Grad der Fertigstellung |
---|---|
„wohnkomplett“ (selten zu finden) | komplett bezugsfertig, alle Malerarbeiten und Bodenbeläge vorhanden |
„schlüsselfertig“ (Standard bei Fertighäusern) | alle Fliesen sind gelegt, Bad ist installiert, Wandgestaltung und Bodenbeläge müssen selbst erbracht werden |
„Ausbauhaus mit Technik“ | Küche und Bad noch nicht enthalten, keine Fliesen, oft Elektro- und Sanitärinstallation ebenfalls nicht komplett fertiggestellt, Heizungsanlage vorhanden |
„Ausbauhaus ohne Technik“ | keine Heizungsanlage, nur vorbereitete Installationen, Estriche fehlen meist |
„Bausatzhaus“ | kein Aufbau des Hauses, nur Anlieferung des Materials, Aufbau muss in Eigenregie erfolgen |
Wie gesagt kann sich der genaue Ausbauzustand von Hersteller zu Hersteller immer ein wenig unterscheiden.
In der Regel werden Häuser natürlich umso günstiger, je geringer der Ausbauzustand. Dafür muss man allerdings zusätzlich Handwerker bezahlen oder Eigenleistungen erbringen (wenn man fachlich dazu befähigt ist, bei unsachgemäß durchgeführten Arbeiten oder Fehlern bekommt man dann oft Probleme mit der Garantie und Gewährleistung des Fertighaus-Anbieters).
Bausatz-Häuser können enorm günstig sein – in manchen Fällen gibt es einen solchen Bausatz bereits ab 30.000 EUR bis 40.000 EUR zu kaufen. Allerdings sollte man den Aufwand beim Errichten nicht unterschätzen: Wenn man alle Arbeiten bezahlen muss und nicht selbst zumindest ein Gewerk professionell beherrscht, lohnt sich das häufig nicht und man kommt am Ende sogar teurer als beim schlüsselfertigen Haus.
Der Fertighausanbieter hat für den Aufbau speziell geschulte Mitarbeiter, die immer die gleichen Systemhäuser aufbauen und auch dafür das speziell passende Werkzeug und eine genau abgestimmte Vorgehensweise verwenden. Gewöhnliche Handwerksbetriebe können mit dieser Effizienz oft nicht mithalten und kalkulieren daher oft deutlich höher als der Fertighaus-Anbieter seine Aufbaukosten kalkuliert.
Frage: Lohnt sich beim Fertighaus ein Keller?
Kostencheck-Experte: Das ist schwierig pauschal zu beantworten. Häuser mit Keller verfügen über einen wertvollen zusätzlichen Stauraum und bei Bedarf auch Wohnraum.
Da bei einem Fertighaus ein späterer Dachbodenausbau oft nicht vorgesehen oder technisch kaum mglich ist, bleibt ein vorhandener Keller meist die einzige Möglichkeit für „Reserveflächen“. Zudem ist es bei einem nicht unterkellerten Haus notwendig, die Wirtschafts.- und Technikräume ebenerdig unterzubringen – was wiederum wertvolle Wohnfläche kostet.
Je nach Ausführung ist eine Unterkellerung natürlich mit einer deutlichen Kostenzunahme verbunden – ein Keller kann 20.000 EUR aber auch bis zu 90.000 EUR kosten.
Selbst bei einem recht kostengünstigen Keller müssen Sie meist mit mindestens 20 % höheren Gesamtkosten rechnen – dafür haben Sie dann aber am Ende auch fast 100 % zusätzlich nutzbare Fläche (auch als mögliche Wohnfläche).
Vor diesem Hintergrund muss man die Entscheidung für oder gegen eine Unterkellerung sehen – so gesehen lohnt sich das also zumeist, wenn einmal der Wohnraum zu knapp werden sollte.