Fertighäuser aus den 70er Jahren präsentieren sich häufig als echte Schnäppchen. Bevor man verlockt ist, hier zuzugreifen kommen aber oft Bedenken über die Kosten für die notwendige Sanierung des Hauses auf. Wie teuer so etwas werden kann, wollten wir vom Kostencheck-Experten wissen.
Frage: Was kostet es, ein Fertighaus aus den 70ern zu sanieren?
Kostencheck-Experte: Tatsächlich sind solche Häuser oft günstig zu haben. Ein bekanntes Problem bei Fertighäusern aus diesen Jahren sind allerdings die zahlreichen „Bausünden“, die man sich damals geleistet hat und die überaus hohe Menge an gesundheitsgefährlichen Baustoffen, die in solchen Häusern damals verbaut wurde (man wusste es nicht besser).
Einen besonders schlechten Ruf haben sich in diesem Bereich Fertighäuser des Herstellers OKAL erworben. Der Hersteller war einer der ersten Fertighaus-Hersteller überhaupt, die Häuser waren damals weit verbreitet. In Bezug auf Schimmel und verbaute Schadstoffe aller Art gehören sie allerdings mit zu den schlimmsten Häusern auf dem Gebrauchtmarkt überhaupt. Mehr über die Sanierung von OKAL-Häusern und die zu erwartenden Kosten können Sie auch an dieser Stelle nachlesen.
Notwendige Sanierungsmaßnahmen bei Häusern aus den 70ern
Wenn das Haus bisher unsaniert ist, muss man von einer Reihe von notwendigen Sanierungsmaßnahmen ausgehen:
- energetische Sanierung (Dachboden- oder Dachdämmung, Fassadendämmung, Erneuerung der Fenster)
- komplette Erneuerung der elektrischen Anlage (verbaute „klassische Nullung“, entspricht in keinster Weise heutigen Sicherheitsanforderungen)
- komplette Erneuerung der Wasser- und Abwasserleitung (Lebensdauer ist auf rund 30 Jahre begrenzt)
- gegebenenfalls Erneuerung der Heizungsanlage (falls noch im Originalzustand)
Allein mit diesen Maßnahmen muss man in vielen Fällen bereits Kosten von 40.000 EUR bis 70.000 EUR veranschlagen. Dazu kommen noch die allgemeinen Reparatur- und Sanierungsarbeiten, die das Gebäude an sich verlangt.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir haben ein altes Fertighaus aus den 70er gekauft. Glücklicherweise ist das Haus nur in geringem Umfang mit Schadstoffen belastet – eine Kernsanierung ist allerdings unumgänglich. Unser Haus hat eine Wohnfläche von 139 m².
Die Renovierung im Innenbereich nehmen wir im Anschluss selbst vor.
Posten | Preis |
---|---|
Dacherneuerung komplett inkl. Dachstuhl | 24.500 EUR |
Fassade erneuern und dämmen | 21.500 EUR |
Dachboden dämmen (Dämmung der obersten Geschossdecke) | 4.500 EUR |
Sanitärinstallation komplett erneuern | 8.500 EUR |
Elektroinstallation komplett erneuern | 5.400 EUR |
Fenster und Türen komplett erneuern | 5.500 EUR |
neue Gasheizung einbauen | 12.000 EUR |
Gesamtkosten Kernsanierung | 81.900 EUR |
Kosten pro m² Wohnfläche damit | 589,21 EUR pro m² |
Die Kosten für die Sanierung anderer Fertighäuser aus den 70er Jahren können auch – abhängig vom Einzelfall – deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: In welchem Rahmen bewegen sich die Kosten für die Sanierung eines Fertighauses aus den 70er Jahren?
Kostencheck-Experte: Das lässt sich im Vorfeld nur sehr schwierig pauschal sagen – das hängt auch ganz wesentlich vom genauen Alter des Hauses und seiner Bauweise ab.
Bei vielen Häusern steht man vor einem beträchtlichen Schadensausmaß – wegen der fehlenden luftdichten Gebäudehülle (war damals nicht wie heute üblich) sind das vor allem häufig massive Schimmelschäden. Holzschutzmittelschäden an der Bausubstanz sind ebenso häufig, daneben macht natürlich die mit allen erdenklichen Schadstoffen belastete Bausubstanz oft schwere Probleme.
Auskunft darüber, welche Kosten im Einzelfall für eine Sanierung zu erwarten sind und welche Sanierungsmethoden überhaupt möglich sind, gibt einerseits eine profunde Schadstoffanalyse des Gebäudes und andererseits eine umfassende Begutachtung durch einen Bausachverständigen.
Für die Schadstoffanalyse werden Sie in den meisten Fällen mindestens 1.000 EUR bis 1.500 EUR rechnen müssen, das Honorar für die Begutachtung durch den Bausachverständigen wird in den meisten Fällen nach Stundenaufwand abgerechnet.
Mit Kosten von rund 400 EUR pro m² bis 600 EUR pro m² Wohnfläche werden Sie in den meisten Fällen rechnen müssen, das kann bei einer notwendigen Kernsanierung auch bis zu 1.000 EUR pro m² und noch mehr gehen, wenn komplette Bauteile komplett entfernt werden müssen (wie das mit belastetem Holz gebaute Erdgeschoss von OKAL-Häusern).
Mit einzukalkulieren sind auch hoch Entsorgungskosten für die oft massiv belasteten Baumaterialien (was im Übrigen auch einen Abriß entsprechend massiv verteuern würde).
Pauschale Aussagen über die Kosten sind generell nicht möglich, da hier vieles am individuellen Zustand des Fertighauses aus den 70ern liegt.
Frage: Wovon hängen die Sanierungskosten für ein Fertighaus aus den 70ern ab?
Kostencheck-Experte: Entscheidend ist hier:
- das genaue Alter und die Bauweise des Hauses
- der technische Erhaltungszustand des Hauses
- bereits vorhandene Schäden an der Bausubstanz (z. B. Schimmelschäden, Schäden an der Dachkonstruktion)
- die gegebene Schadstoffbelastung des Hauses (insbesondere Holzschutzmittel, Formaldehyd, Asbest aber auch andere)
- wie viel Eigenleistung bei einer Sanierung erbracht werden kann