Heizungen mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas gehören immer noch zum Standard in Deutschland. Welche Kosten für Heizöl zu rechnen sind, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet der Liter Heizöl?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht angeben. Die Kosten richten sich immer nach der Bezugsmenge, sowie Ort und Zeitpunkt der Lieferung.
Die Angabe von Heizölpreisen erfolgt häufig in EUR pro 100 l. Dazu wird meist ein Preis für eine sogenannte „Standardlieferung“ (3.000 l) genannt. Zum aktuellen Zeitpunkt müssen Sie mit einem Durchschnittspreis von 67,82 EUR / 100 l rechnen.
Das kann sich allerdings schnell ändern: im Vorjahr (2018) bewegte sich der durchschnittliche Heizölpreis zwischen rund 55 EUR / 100 l und bis zu 88 EUR / 100 l im Verlauf des Jahres. 2016 betrugen die Schwankungen des Durchschnittspreises zwischen deutlich unter 40 EUR / 100 l und bis zu 60 EUR / l.
Preisbeispiel aus der Praxis
Die nachfolgende Tabelle zeigt Preisunterschiede zwischen verschiedenen Gebieten (90402 Nürnberg, 23972 Lübow und 10115 Berlin-Mitte) und jeweils für eine Standardlieferung an Heizöl (3.000 l) der Sorte Standard, schwefelarm bei einer Entladestelle.
Ort | Anbieter 1 | Anbieter 2 | Anbieter 3 |
---|---|---|---|
90402 Nürnberg | 2.123,08 EUR | 2.183,77 EUR | 2.243,39 EUR |
23972 Lübow | 2.052,75 EUR | 2.055,25 EUR | 2.103,80 EUR |
10115 Berlin-Mitte | 2.001,34 EUR | 2.014,91 EUR | 2.057,39 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelne Preisbeispiele unterschiedlicher Anbieter für einen jeweils konkreten Einzelfall. Die Kosten in anderen Fällen können unterschiedlich liegen.
Im Verlauf des letzten Jahres lagen die Spitzenpreise bei über 2.800 EUR. Der Zeitpunkt des Kaufs ist also ebenfalls immer entscheidend. Für unser Preisbeispiel wurden aktuelle Preise verwendet, im Jahresverlauf können diese Preise noch stark schwanken.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten
Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen sind für den Heizölpreis:
- welche Art von Heizöl gekauft wird
- der Zeitpunkt des Kaufs
- das Gebiet, in dem das Heizöl gekauft / geliefert wird
- die Anzahl der Lieferstellen
- die Preisgestaltung des einzelnen Anbieters
- ob ein Gefahrgut- und Logistikzuschlag (GLA) verrechnet wird
- welche Lieferkosten der Anbieter aufschlägt
All diese Faktoren spielen für den Endpreis eine wichtige Rolle. Preisunterschiede von bis zu 100 % sind – vor allem zu unterschiedlichen Zeitpunkten – durchaus möglich.
Frage: Welche Sorten von Heizöl gibt es?
Kostencheck-Experte: Heute kommen gewöhnlich nur zwei Sorten in den Verkauf: eine Standard-Sorte, die seit 2009 bei so gut wie jedem Anbieter auch schwefelarm ist, und eine Premium-Sorte, die sauberer verbrennt und noch weniger Rückstände im Heizöltank hinterlässt.
Die Premium-Sorte ist meist teurer, sorgt dafür aber wiederum für geringere anfallende Kosten für die Reinigung des Heizöltanks. Die Lebensdauer der Heizanlage soll durch das qualitativ hochwertigere Heizöl ebenfalls verlängert werden.
Frage: Wie erkennt man den richtigen Kaufzeitpunkt?
Kostencheck-Experte: Fast alle Anbieter von Heizöl zeigen den aktuellen Heizölpreis auf ihrer Webseite an, dazu meist auch eine Übersicht über den Trend der Preise.
Bei einigen Anbietern kann man auch einen Wunschpreis hinterlegen und sich automatisch benachrichtigen lassen, wenn der Heizölpreis auf diesen Wunschpreis fällt und sofort eine Bestellung auslösen.
Jahresezeitliche Schwankungen prägen sich von Jahr zu Jahr immer unterschiedlich aus – deshalb kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass zum Frühlingsanfang der Preis am niedrigsten ist. Der Heizöl-Preis ist einerseits abhängig von der tatsächlichen Nachfrage (wenn alle plötzlich im Sommer bestellen, wird des dort dann teurer) und andererseits vom Niveau des Ölpreises, der seinerseits wiederum auf den Fördermengen der einzelnen ölfördernden Staaten und vielen weiteren weltwirtschaftlichen Faktoren beruht.
Für das Herausfinden des optimalen Kaufzeitpunkts muss man sich also immer den aktuellen Trend ansehen und die Preise laufend mitverfolgen.
Frage: Was bedeutet „GLA“?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich geben die meisten Anbieter ihre Preise inkl. MwSt und GLA an. Der Gefahrgut- und Logistik-Zuschlag (GLA) kann aber in Einzelfällen auch einmal nicht mit eingerechnet sein. Auch die Unterscheidung, ob es sich um Brutto- oder um Nettokosten handelt, ist wichtig.
Hier kann im Einzelfall ein Kostenrisiko entstehen, wenn später noch die Mehrwertsteuer oder bestimmte Zuschläge anfallen. Gewöhnlich werden die Preise aber immer brutto und inklusive aller Zuschläge angegeben, wenn man einen Preisrechner auf der Seite des Anbieters nutzt.
Frage: Lohnen sich Sammelbestellungen von Heizöl?
Kostencheck-Experte: In vielen Fällen kann das eine gute Alternative sein, um die Kosten für alle Beteiligten zu senken. Bei den meisten Anbietern von Heizöl können bis zu 10 unterschiedliche Entladestellen angegeben werden, die allerdings alle im gleichen Postleitzahlengebiet liegen müssen.
Der kostensenkende Effekt kommt zum Tragen, weil mit steigender Abnahmemenge meist die verrechneten Lieferkosten pro Liter sinken. Dadurch können kleinere Kosteneinsparungen erzielt werden.
Zu achten ist bei Sammelbestellungen aber darauf, dass alle Beteiligten zum Zeitpunkt der Lieferung zu Hause sein müssen und das jeder auch tatsächlich seinen Anteil an der Gesamtrechnung bezahlt. Da eine Sammelbestellung ein Schuldverhältnis begründet, in dem eine gesamtschuldnerische Haftung zum Tragen kommt, müssen alle anderen Beteiligten danach zwingend für die Heizölrechnung des Nichtzahlers mit aufkommen.