Die EnEV fordert von gedämmten Gebäuden zwingend eine luftdichte Gebäudehülle. Der Austausch zwischen Innen- und Außenluft und die Zufuhr von frischer, sauerstoffreicher Luft passiert daher nur mehr beim Lüften. Wird das nicht in ausreichendem Maß durchgeführt, drohen Feuchteschäden und Schimmel beim gedämmten Gebäude. Abhilfe für das häufig gar nicht mögliche Lüften bieten dezentrale Lüftungsanlagen, die den Luftaustausch selbsttätig durchführen. Was solche Anlagen kosten und wovon die Kosten abhängen, erfahren Sie vom Kostencheck-Experten in unserem Interview.
Frage: Was kosten dezentrale Lüftungsanlagen?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer stark von der Dimensionierung der Anlage, der Zahl der Lüftungspunkte und dem individuell gegebenem Einbauaufwand ab.
Im Gegensatz zu einer zentral arbeitenden Lüftungsanlage, die die Luft aus allen Räumen „einsammelt“ und an einem Punkt nach draußen führt, gibt es bei der dezentralen Lüftung viele einzelne Lüftungspunkte, an denen die verbrauchte Luft nach draußen und frische Luft nach drinnen befördert wird. Die Zahl solcher Lüftungspunkte (z. B. in jedem einzelnen Raum in der Außenwand) bestimmt dann natürlich maßgeblich über die Kosten der gesamten Anlage.
Unterscheiden muss man bei den Anlagen zunächst einmal zwischen:
- reinen Abluftanlagen
- Anlagen mit Zu- und Abluft
- Anlagen mit Wärmerückgewinnung
Reine Abluftanlagen
Reine Abluftanlagen sind die einfachste Form der Wohnraumlüftung. Bei diesen Anlagen wird lediglich die verbrauchte Luft oder die Feuchtigkeit aus Räumen nach draußen befördert, frische Luft strömt passiv durch Lüftungsklappen nach. Arbeitet die Anlage nicht, werden die Lüftungen, um Wärmeverluste zu vermeiden durch Klappen geschlossen. Solche Ventilatoren-Systeme sind sehr kostengünstig und oft unter 100 EUR pro Gerät zu haben.
Zu- und Abluftsysteme
Zu- und Abluftsysteme lüften selbstständig, das heißt das Gerät führt in einem Arbeitsgang verbrauchte Luft nach draußen und frische Luft herein. Das kann in bestimmten Intervallen geschehen, aber auch beispielsweise über einen CO2-Sensor gesteuert werden, der die Anlage ab einer gewissen Menge an verbrauchter Luft einschaltet.
Bei einfachen Systemen mit wenig bis gar keinen externen Steuerungsmöglichkeiten bekommt man die einzelnen Lüfter oft schon ab rund 250 EUR im Baumarkt, hochwertigere Geräte mit höherer Lüftungsleistung und etwas höherer Qualität sowie verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten müssen Sie aber durchaus bis zu 1.000 EUR je Lüfter rechnen.
In den meisten Fällen entstehen für ein kleineres Einfamilienhaus Gesamtkosten im Bereich von 1.500 EUR bis 4.500 EUR, je nach Art der verwendeten Lüfter.
Dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Bei solchen Systemen kann zusätzlich auch eine Wärmerückgewinnung stattfinden: 70 % bis 90 % der Raumwärme werden im Lüftungsbetrieb wieder „recycelt“, also der Abluft entzogen und der Frischluft wieder zugeführt. Damit braucht die Heizung nur 10 % bis 30 % nachzuheizen, da der Rest der Wärme über die Lüftungsanlagen-Wärmerückgewinnung erhalten bleibt. Dadurch entstehen durch den Einbau der Lüftungsanlage auch langfristige deutliche Senkungen bei den Heizkosten.
Bei der Nachrüstung in einem voll sanierten Altbau lohnt sich dieser Typ von Anlage auf jeden Fall, da sich die Kosten der Anschaffung auch langfristig durch die Einsparung bei den Raumheizkosten amortisieren können, was bei den anderen Systemen nicht in diesem Maß gegeben ist.
Je nach Anzahl der benötigten Lüfter (professionelles Lüftungskonzept erforderlich!) liegen die Kosten bei einem typischen Einfamilienhaus mittlerer Größe bei rund 5.000 EUR bis 8.000 EUR mit allen Einbaukosten. Die Betriebskosten liegen sehr gering, je nachdem wie viel die Anlage in Betrieb ist liegen die Kosten oft nur bei rund 10 EUR pro Jahr.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen die Raumlüftung in unserem komplett sanierten Altbau nachhaltig verbessern. Wir kaufen deshalb 6 Lüfter eines bestimmten Anbieters mit Wärmerückgewinnungs-Funktion, lassen an den entsprechenden Stellen Kernbohrungen durchführen und bauen die Geräte selbst ein. Der Elektriker legt an jede der benötigten Stellen eine Leitung, und führt den Anschluss der von uns selbst eingebauten Lüfter durch.
Unser Einfamilienhaus hat 135 m² Wohnfläche.
Posten | Preis |
---|---|
Lüfter mit Wärmetauscher, 6 Stück | 3.900 EUR |
6 Kernbohrungen (durch Fachbetrieb) | 990 EUR |
Arbeitskosten Elektriker gesamt | 720 EUR |
Gesamtkosten damit | 5.610 EUR |
Die hier gezeigten Kosten beziehen sich auf eine individuelle Planung bei einem bestimmten Einfamilienhaus mit einer konkreten Zahl von Lüftungspunkten und bestimmten, verwendeten Geräten. Die Kosten bei anderen Häusern können, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, den verwendeten Geräten und den individuell anfallenden Einbaukosten auch deutlich abweichen.
Frage: Was bestimmt die Kosten für eine dezentrale Lüftungsanlage?
Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen ist hier:
- die Zahl der benötigten Lüfter (Gesamtluftmenge die getauscht werden muss und Leistung der einzelnen Lüfter)
- ob ein reines Abluftsystem, ein Zuluft und Abluftsystem oder ein System mit Wärmerückgewinnung angeschafft wird
- welche Lüftermodelle mit welcher Leistung für welchen Preis jeweils eingebaut werden
- welche Einbaukosten für die Lüfter anfallen
- welche Kosten für die notwendigen Kernbohrungen anfallen (einige Systeme können auch ohne Kernbohrung eingebaut werden
- welche Kosten für das Verlegen von Leitungen an die benötigten Stellen anfallen (Elektriker erforderlich)
- ob gegebenenfalls noch eine Wärmepumpe zum zusätzlichen Erwärmen der Zuluft mit eingebaut wird (nur beim Passivhaus als alleinige Heizung, Kosten von 10.000 EUR bis 15.000 EUR sollten hier aber gerechnet werden)