Schimmelbefall ist nicht nur unschön und übelriechend – er kann unter Umständen auch sehr gefährlich für die Gesundheit sein, gerade bei Kindern oder älteren Menschen im Haus. Was die Beseitigung von Schimmel im Haus oder in der Wohnung insgesamt kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wie erkennt man Schimmelbefall, was ist so gefährlich daran – und was muss man bei der Beseitigung beachten?
Kostencheck-Experte: Zunächst einmal gilt: Schimmelbefall zu erkennen ist oft gar nicht so einfach, wie es scheint. Schimmel ist – entgegen allgemein üblicher Ansicht – nicht immer sofort sichbar. Es kann in manchen Fällen auch einen weit ausgebreiteten Schimmelbefall im Haus geben, ohne dass man auch nur ein winziges Fleckchen des typischen schwarzen, grünen oder andersfarbigen Schimmelbelags an offenen Stellen zu sehen bekommt.
In der Praxis muss man auch aufpassen, dass man Schimmel nicht einem Befall durch den Hausschwamm verwechselt, der zwar ebenfalls ein Pilz ist, einen Ursprung aber immer in hölzernen Bauteilen hat. Dabei können die Auswüchse des Pilzes aber durchaus auch Mauerwerk durchdringen.
Ebenfalls gerne mit Schimmel verwechselt werden die ähnlich aussehenden Salpeter-Ausblühungen, die aber nur auf einen zu hohen Gehalt an Salzen in der Wand hindeuten. Es handelt sich hierbei um keinen Schimmelbefall und die Sanierung muss auch völlig anders durchgeführt werden als bei Schimmel.
Tatsächlicher Schimmel ist dabei aber ein recht weit verbreitetes Problem – manche Experten gehen davon aus, dass bis zu 20 % aller Haushalte in Deutschland Probleme mit Schimmel haben – entdeckt oder unentdeckt.
Zur Verschärfung der Problematik trägt vor allem die moderne Dämmtechnik bei: nach der EnEV müssen gedämmte Gebäude auch komplett luftdicht sein – was verhindert, dass im Raum entstehende Feuchtigkeit (Kochen, Baden, Duschen, Ausdünstungen der Ausatemluft oder des Körpers, etc.) auf einfachem Weg nach draußen gelangen kann. Wird zu wenig gelüftet, entstehen sehr schnell Feuchtigkeitsprobleme – beim Vorhandensein von Schimmelsporen kommt es dann sehr schnell zu einem Befall.
Auch Wärmebrücken sind problematisch: an kälteren oder bei der Dämmung übersehenen Bauteilen kühlt die Luft rasch ab und kann die in ihr transportierte Feuchtigkeit nicht mehr halten – diese schlägt sich dann an den kalten weniger gedämmten Wandteilen als Kondensat nieder. Dadurch kann es zu einer langfristigen, dauerhaften und massiven Durchfeuchtung einzelner Bauteile kommen.
Die grundlegende Ursache für Schimmel ist also vorhandene Feuchtigkeit. Genau an diesem Punkt muss bei einer Schimmelbekämpfung auch angesetzt werden – solange die Ursache (Feuchtigkeitsentstehung) nicht nachhaltig und dauerhaft beseitigt wird, tritt Schimmel immer wieder auf.
Schimmelbekämpfungen sollten daher immer frühzeitig eingeleitet werden – die baulichen Maßnahmen zur Bekämpfung entstehender Feuchtigkeit sind dabei ungleich wichtiger als die Desinfektion der befallenen Oberflächen.
Die gesundheitlichen Gefahren durch den Schimmel sind dabei unterschiedlich: das kann von Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen bis hin zu Schlaflosigkeit durch die vom Schimmel abgegebenen Neurotoxine reichen – bei gesunden erwachsenen Menschen.
Bei empfindlicheren Menschen und Kindern können dann durchaus – je nach Schimmelart – auch Hautausschläge, Augenentzündungen, schwere Atemwegserkrankungen wie Asthma und allergische Reaktionen auftreten. Auch dauernde Bauchschmerzen und bei geschwächten oder älteren Menschen auch schwere Lungenentzündungen und Organschäden sind bei einzelnen Schimmelarten möglich – das kann für diese Menschen im Ernstfall lebensbedrohlich werden. Die Immunabwehr kann schwer gestört sein, was dann wiederum das Risiko für gefährliche und meist schwer verlaufende Infektionskrankheiten deutlich erhöht.
Schimmel sollte man also keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen – auch wenn die komplette Schimmelbeseitigung eine langwierige und oft kostenintensive Aufgabe bedeutet.
Frage: Was kostet eine Schimmelbeseitigung im Allgemeinen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal unmöglich sagen.
Für eine tatsächlich wirkungsvolle Bekämpfung muss im Einzelfall zunächst die Ursache für die entstehende Feuchtigkeit an den Befallsstellen behoben werden – das kann in manchen Fällen eine sehr umfassende bauliche Leistung bedeuten.
Auch die Desinfektion kann bei großflächigerem Befall dann schon beträchtliche Kosten annehmen – mit Kosten ab 1.000 EUR müssen Sie hier in den meisten Fällen bereits rechnen.
In der Regel lohnt es sich auch, bei einem festgestellten Befall, der mehr als punktuell ist, auch ein professionelles Schimmelgutachten erstellen zu lassen – dabei kommen dann auch bislang verborgene Befallsstellen zum Vorschein und die tatsächliche Gesundheitsgefahr kann durch die Sporenbelastung und die Bestimmung der Schimmelart konkretisiert werden. Gutachten lohnen sich in der Regel bereits bei einem Befall, der insgesamt größer als 0,5 m² ist.
Die Kosten für ein professionelles Schimmelgutachten beginnen meist bei rund 200 EUR, mit eingehender Analyse, eventuellem Einsatz von Schimmelspürhunden und Luftkeimuntersuchung sowie konkreten Maßnahmenempfehlungen können aber auch Kosten zwischen rund 500 EUR und 1.000 EUR anfallen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir haben in Bad und Küche immer wieder mit Schimmelbefall zu kämpfen. Unser Haus ist ein komplett sanierter Altbau.
Die Analyse des Experten ergibt, dass in unseren Räumen die Luftfeuchtigkeit dauerhaft zu hoch ist (80 % relative Luftfeuchtigkeit) und dass entstehender Dampf aus Küche und Bad nur ungenügend abgeführt werden kann, da es hier keine Fenster gibt. Wir sind nur sehr wenig zu Hause und haben somit keine Zeit zum Lüften, darum entscheiden wir uns für den Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Feuchtigkeitssteuerung.
Die Analyse des Experten hat auch eine verborgene Befallsstelle hinter der Schrankwand zum Vorschein gebracht. Wir rücken daher zusätzlich die Möbel etwas weiter von der Wand, um für eine bessere Belüftung dieser Bereiche zu sorgen.
Posten | Preis |
---|---|
Schimmelbegutachtung vom Experten | 650 EUR |
Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Feuchtigkeitssensor | 8.100 EUR |
Mechanische Schimmelentfernung und Desinfektion der Befallsstellen (insgesamt ca. 15 m²) | 900 EUR |
Verputz erneuern zweier Wände, spezielle Wandreparatur an der Befallsstelle | 450 EUR |
Gesamtkosten | 10.100 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen ganz bestimmten Befall bei individuellen Ursachen und örtlichen Gegebenheiten. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen, insbesondere bei baulich bedingten Ursachen (falsche Ausführung der Dämmung, Wärmebrücken, etc.).
Unser Kostenbeispiel zeigt aber bereits, dass gerade für die Beseitigung der Schimmelursache (Feuchtigkeit) oft sehr hohe Kosten anfallen können. Ohne diese Ursachenbeseitigung wäre eine Schimmelsanierung aber insgesamt zwecklos, weil sich der Befall nicht dauerhaft eindämmen lassen würde.
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Schimmelbeseitigung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich immer den konkreten Einzelfall betrachten:
- die Kosten für das Schimmelgutachten
- die Ursache des Feuchtigkeitseintritts
- der Kostenaufwand für die Behebung
- die Größe und die Zahl der einzelnen Befallsstellen
- die verwendeten Methoden zur Desinfektion
- die nach der Desinfektion nötige Wandsanierung im Einzelfall (Neuverputzen, Spezialputze, Entfernen und Erneuern der Tapete, etc.)
- ob es sich um Baumängel oder Fehler von Unternehmen handelt (in diesem Fall können die Kosten oft dem Unternehmen angelastet werden, das den Fehler – etwa bei der Dämmung – gemacht hat)
Alle diese Faktoren spielen eine Rolle für die Kosten bei der Schimmelbeseitigung. Abhängig von der Ursache können dabei enorm hohe Kosten anfallen.
Wenn die Ursache in einer defekten Dachabdichtung zu suchen ist und diese erneuert werden muss, können durchwegs 20.000 EUR bis 30.000 EUR notwendig sein, um die tatsächliche Ursache für den Schimmelbefall zu beseitigen. Auch durchfeuchtete Kellerwände wegen ungenügender äußerer Abdichtung als Ursache können teuer werden: in diesem Fall müssen Sie dann oft bis zu 1.000 EUR je laufendem Meter Kellerwand für eine Sanierung rechnen.
Die Beseitigung des „Symptoms“ Schimmel verursacht dann relativ geringe Kosten im Vergleich zur Behebung der eigentlichen, grundlegenden Ursache.
Frage: Wann kann man Schimmel selbst bekämpfen?
Kostencheck-Experte: In der Regel ist das nur bis zur Größe einer Befallsfläche von weniger als 0,5 m² der Fall – und auch nur dann, wenn das punktuell auftritt.
Bei größeren oder zahlreicheren Befallsflächen bekommt man das mit eigenen Mitteln oder gar mit Hausmitteln kaum dauerhaft in den Griff – meist breitet sich der Befall dann (oft auch unbemerkt) immer weiter aus.
Auch bei so kleinen Befallsflächen ist es dabei wichtig, vor allem die Hauptursache für den Schimmel zu beseitigen: die Feuchtigkeit. Ansonsten bleiben alle Bemühungen wirkungslos.
Bei der Bekämpfung des Schimmels an speziellen Stellen, wie etwa bei den Silikonfugen in der Dusche, sollte man sich bei der Wahl der Vorgehensweise immer an bewährte Ratgeber halten.
Frage: Wer trägt eigentlich bei einer Mietwohnung die Kosten für die Schimmelbeseitigung – der Vermieter oder der Mieter?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich gilt das Prinzip, dass natürlich derjenige die Schimmelbeseitigung zu bezahlen hat, der den Schimmel auch verursacht hat.
In der Praxis wird das vom Vermieter meist dem Mieter angelastet werden:
- falsches bzw. mangelndes Lüften der Wohnung
- falsches Heizen der Wohnung
- Wäschetrocknen in der Wohnung
- Pflanzen in der Wohnung
Diese Begründung erscheint zunächst einleuchtend – in vielen Fällen liegt die Ursache immerhin tatsächlich darin.
Als Mieter muss man die Anschuldigungen dann begründet zurückweisen (können), um nicht für die Kosten der Schimmelbeseitigung komplett aufkommen zu müssen, wenn sich der Vermieter weigert, diese zu übernehmen.
Dafür ist in jedem Fall ein ausführliches Gutachten eines Sachverständigen nötig, der dann unter Umständen die tatsächlichen Ursachen für den Schimmelbefall herausfindet:
- bauliche Mängel (z. B. Fehler bei der Dämmung, Wärmebrücken)
- Probleme mit der Bausubstanz an sich (bis nach außen geführte Geschossdecken, ungedämmte, kältere Bauteile, defekte Dacheindeckung, undichte Dachrinne, Schäden an der Fassade, etc.)
- falsche Auslegung der Dämmung oder der Heizung
- mangelhaft oder ungenügend beseitigte und sanierte Wasserschaden-Ereignisse
- nicht vorhandene Möglichkeiten zur Durchlüftung von Räumen mit typischerweise hohem Feuchtigkeitsanfall (Bäder ohne Fenster und Entlüftung, Küchen ohne Fenster, etc.)
Alle diese Mängel kann der Mieter gar nicht in eigener Verantwortung beseitigen – damit wird er an dem auftretenden Schimmelbefall schuldlos und der Vermieter ist in der Pflicht.
Probleme können sich allemal ergeben, wenn der Mieter dem Vermieter den Schimmelbefall nicht unverzüglich nach dem Feststellen gemeldet hat, sodass zeitnah eine Ursachensuche erfolgen hätte können. Das kann man durchaus als ein den Schaden verschlimmerndes Versäumnis des Mieters auslegen.
Wer am Ende die Kosten zu zahlen hat, muss im Streitfall immer ein Gericht entscheiden – das tut es in den allermeisten Fällen auf Basis eines Sachverständigengutachtens. Je nachdem, wie dieses Gutachten ausfällt, wird dann vom Gericht über die Pflicht zum Tragen der Kosten entschieden. Ist der Vermieter in der Pflicht, darf man dann auch seine Miete mindern.
Kostenschonender und insgesamt sinnvoller wäre es natürlich, wenn sich beide Seiten im Vorfeld über die Kostenteilung einigen würden – das erspart dann immerhin die Anwalts- und Gutachterkosten. Angesichts der möglichen hohen Beseitigungskosten und des damit hohen Streitwerts wird das aber nicht in allen Fällen so einfach möglich sein. Dann bleibt nur der Gang zu Gericht – oder zumindest einmal die Beauftragung eines Bausachverständigen, der ein Gutachten abliefert. Der Inhalt des Gutachtens verschafft dann zumindest einmal eine solide Verhandlungsposition.