Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung – welche Kosten muss man rechnen?

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Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung können nicht nur den Energieverbrauch eines Hauses senken, sondern auch dazu beitragen, bei stark gedämmten Häusern einen wesentlichen Nachteil zu beheben: den zu geringen Luftaustausch. Welche Kosten man für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung rechnen muss, erfahren Sie vom Kostencheck-Experten in unserem Interview.

Frage: Was kostet eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung?

Kostencheck-Experte: Die Kosten kann man pauschal nur schwer angeben. Sie richten sich nach der Ausführung und Dimensionierung der Anlage im Einzelfall und nach den gewählten Komponenten.

Unterscheiden muss man zunächst einmal zwischen

  • dezentralen Lüftungsanlagen
  • zentralen Lüftungsanlagen

Die einfachste Variante, die sich auch zum Nachrüsten im Altbau eignet, sind dezentrale Lüftungsanlagen. Die Raumluft wird bei solchen Anlagen an voneinander unabhängigen, einzelnen Punkten (z. B. in jedem Raum) nach draußen geblasen und stattdessen Frischluft angesaugt. Die angesaugte Frischluft kann über einen eingebauten Wärmetauscher dann erwärmt werden, um die Wärmeverluste im Raum zu begrenzen.

Die Kosten richten sich nach der Zahl der benötigten Lüfter mit Wärmetauscher. Bei einem typischen Einfamilienhaus bewegen sich die Kosten für eine solche dezentrale Anlage in den meisten Fällen aber zwischen rund 5.000 EUR und 8.000 EUR.

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Eine zentrale Lüftungsanlage kann kaum nachgerüstet werden

Eine zentrale Lüftungsanlage sammelt dagegen die verbrauchte Luft in den Räumen über ein Rohrsystem ein und bläst sie an einem zentralen Punkt nach draußen. Auf die gleiche Weise wird auch die Frischluft angesaugt und wieder in den Räumen verteilt. Die Wärmerückgewinnung findet dabei nur am zentralen nach draußen führenden Punkt der Lüftungsanlage statt.

Solche Lüftungsanlagen sind nur in Neubauten oder bei Komplettsanierungen einsetzbar, da sich die nötigen Rohrinstallationen sonst kaum unterbringen lassen. Um die einströmende Luft zu erwärmen, werden häufig Erdwärmepumpen eingesetzt. Solche Komplettsysteme kosten – je nach Größe des Hauses und Leistung der Wärmepumpe – mindestens 10.000 EUR bis 15.000 EUR, je nach Konfiguration und Hausgröße kann das auch noch deutlich teurer werden.

Kostenbeispiel aus der Praxis

In einem 120 m² großen Bungalow soll eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert werden. Es werden dafür 5 Kernbohrungen vorgenommen und an allen 5 Stellen vom Elektriker Leitungen zu den Einbaustellen gelegt. Die Lüftungsgeräte bauen wir selbst ein.

Posten Preis
5 Lüftungsgeräte samt Steuerung 3.250 EUR
5 Kernbohrungen 825 EUR
Kosten Elektriker 650 EUR
Gesamtkosten 4.725 EUR

Hierbei handelt es sich lediglich um ein Kostenbeispiel für einen konkreten Einzelfall. Die Kosten für Lüftungsanlagen in anderen Gebäuden können auch deutlich abweichen.

Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ab?

Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen sind hier:

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Auch die Installationskosten sollten bedacht werden

  • ob eine zentrale oder eine dezentrale Lüftungsanlage eingebaut wird
  • welche Raumgrößen das Gebäude hat
  • wie viele Lüftungselemente nötig sind
  • welche Ausstattung die einzellnen Lüftungselemente haben (z. B. CO2-geführte Lüftung, Feuchtigkeitsmessung, etc.)
  • welche Einbaukosten anfallen
  • welche zusätzlichen im Rahmen des Einbaus anfallen Arbeiten anfallen
  • wie viel Eigenleistung erbracht wird
  • bei zentralen Systemen: welche Kosten für die verwendete Wärmepumpe anfallen

Alle diese Faktoren müssen im Einzelfall berücksichtigt werden, um zu einer soliden Kostenschätzung zu gelangen.

Frage: Wie viele Lüfter werden in einem Haus benötigt?

Kostencheck-Experte: Das hängt zu einem großen Teil von der Fläche des Hauses bzw. der einzelnen Räume ab. Grundsätzlich sollten so viele Lüfter eingesetzt werden, dass innerhalb einer Stunden mindestens 2 – 3 mal die komplette Raumluft ausgetauscht wird.

Das kann man an einem Beispiel gut nachrechnen: Bei einem 20 m² großen Raum mit einer Raumhöhe von 2,50 m beträgt das gesamte Luftvolumen im Raum annähernd 50 m³. Wollen wir dieses Luftvolumen zwei mal in der Stunde austauschen, benötigen wir entweder einen Lüfter mit einer Leistung von mindestens 100 m³/h oder zwei Lüfter mit jeweils 50 m³ pro Stunde.

Man kann unter Umständen die Lüftung auch nach gegebenen Raumgrundwerten (CO2-Gehalt der Raumluft und Feuchtigkeit der Raumluft) steuern – in den meisten Fällen bedeutet das aber nicht, dass man mit deutlich weniger Leistung auskommt.

Frage: Welche Betriebskosten fallen bei dezentralen Lüftungsanlagen an?

Kostencheck-Experte: In den meisten Fällen wird man nur mit den Kosten für die Filterwechsel belastet sein – das beläuft sich auf rund 90 EUR bis 100 EUR pro Jahr.

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Durch die Wärmerückgewinnung geht weniger Heizwärme verloren

Wenn es um die Einsparungseffekte geht, sieht das schon schwieriger aus. Hochwertige dezentrale Lüftungsanlagen können 80 % bis 95 % der Raumwärme wiedergewinnen. Theoretisch muss die Heizung also nur 20 % der Raumwärme erzeugen, der Rest wird sozusagen „wiederverwendet““.

Das bedeutet jetzt allerdings nicht, dass die Heizkosten um 80 % sinken werden. Wärmeverluste treten auch an anderen Stellen des Hauses auf, etwa durch die Wände oder durch die Fenster. Zusätzlich führt die Sonneneinstrahlung durch die Fenster auch im Winter zu sogenannten „solaren Zugewinnen“, die den Heizbedarf in manchen Räumen automatisch verringern.

Um die Einsparungseffekte durch die Lüftungsanlage sicher beurteilen zu können, ist zunächst eine detaillierte Wärmebedarfsrechnung der einzelnen Räume nötig. Erst damit kann man dann abschätzen, welche Einsparungen durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung tatsächlich möglich sind.