Lüftungsanlage – welche Kosten muss man rechnen?

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Gerade bei stark gedämmten Häusern ist regelmäßiges Lüften zwingend notwendig, um Feuchtigkeitsprobleme und Schimmel zu vermeiden. Eine dezentrale Lüftungsanlage erledigt das ganz automatisch und sorgt zudem für ein besseres Raumklima. Was solche Lüftungsanlagen kosten können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Warum ist Lüften so entscheidend? Und was machen Lüftungsanlagen genau?

Kostencheck-Experte: Bei modernen Gebäuden wird grundsätzlich Luftdichtigkeit gefordert. Das muss im Bedarfsfall auch mit entsprechenden Tests und Untersuchungen nachgewiesen werden – die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle ist Bestandteil der gesetzlichen Vorgaben, die die EnEV (Energieeinspar-Verordnung) für Gebäude macht.

Wenn man sich daran hält, wird allerdings eines grundlegend verhindert: ein regelmäßiger Luftaustausch zwischen der Raumluft innen und der Luft außen. Lüften ist hier zwingend notwendig, zum einen, um verbrauchte Luft auszutauschen und durch sauerstoffreiche Luft zu ersetzen, und zum anderen, um die in den Räumen entstehende Feuchtigkeit gründlich abzuführen.

Mit der Zeit nimmt der Sauerstoffgehalt der Raumluft ab, wenn wir atmen – wir brauchen also regelmäßig frische Luft, um nicht müde, unkonzentriert und mit Sauerstoff unterversorgt zu sein.

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Eine Lüftungsanlage sorgt nicht nur für mehr Sauerstoff

Mit dem Lüften gehen dann auch Schadstoffe nach draußen, wie etwa

  • Schimmelsporen in der Raumluft
  • ausgedünstete Schadstoffe
  • Feinstaub und Schmutzpartikel sowie
  • Partikel mit daran gebundenen Keimen und Bakterien

Viel wichtiger ist allerdings die Abfuhr der Feuchtigkeit nach außen, die sonst nicht entweichen kann: sie entsteht beim Kochen, beim Duschen und Baden mit heißem Wasser und sogar durch die Feuchtigkeit der Ausatemluft.

Wenn sich das alles in einem Raum sammelt und nicht entweichen kann, schlägt sich die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit beim Abkühlen irgendwo nieder – vorwiegend an kühleren oder kälteren Wandteilen.

Den Effekt kennt man noch von schlecht gedämmten Fenstern früherer Zeiten: Ist es draußen kalt, schlägt sich die Feuchtigkeit der warmen Innenluft an der kalten Glasscheibe nieder, da sie dort sehr schnell abgekühlt wird, wenn sie auf das kalte Glas trifft. Kältere Luft kann weniger Wärme speichern als warme Luft, darum kondensiert die Feuchtigkeit.

Kommt es in Wohnräumen zu häufigem Kondensieren, kann das mit der Zeit zu einer massiven, ständigen Durchfeuchtung einzelner Stellen im Wohnraum führen – nachfolgend drohen dann Schimmelbildung und schwere Feuchteschäden.

Lüften, um die entstehende Feuchtigkeit und Schadstoffe abzuführen, ist also grundlegend wichtig. Das kann entweder von Hand geschehen oder durch eine Lüftungsanlage.

Bei den Lüftungsanlagen gibt es einmal grundsätzlich sogenannte Abluftanlagen. Eine Abluftanlage führt lediglich die verbrauchte Luft nach außen, durch den entstehenden Unterdruck wird danach direkt frische Luft angesaugt.

Um die Räume nicht durch das ständige Lüften (eine gut eingestellte Lüftungsanlage sollte die Raumluft mindestens 2 – 3 mal pro Stunde komplett austauschen) zu stark auszukühlen, werden Technologien zur Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der verbrauchten Luft wird dabei die enthaltene Wärme entzogen und diese entweder auf die zuströmende Frischluft übertragen oder auch an Heizung oder Warmwasserbereitung übergeben, um die Energiekosten zu senken.

Zusätzlich kann auch eine Wärmepumpe (Erdwärme) zum Einsatz kommen, um die zugeführte Luft noch zusätzlich zu erwärmen.

Eine Lüftungsanlage kann dabei dezentral oder zentral arbeiten, wobei sich zentrale Systeme in den meisten Fällen nur für den Neubau oder bei Komplettsanierungen eignen: hier wird die verbrauchte Luft aus allen Räumen über ein Rohrsystem gesammelt und nur an einer Stelle nach außen geführt. Die einströmende Frischluft verteilt sich über das Rohrsystem dann wieder zugfrei auf die Räume.

Die Installation eines Rohrsystems erfordert aber den entsprechenden Platz für den Einbau in Böden, Wänden oder Decke. In Altbauten werden daher vor allem dezentrale Lüftungssysteme eingebaut.

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung können dabei einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Energiekosten leisten: Bei gut funktionierenden Anlagen mit sparsamen Motoren können bis zu 95 % der Raumwärme wiedergewonnen werden, durch die konstante Lüftung gehen nur 5 % der Wärme verloren und müssen ersetzt werden.

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Eine Lüftungsanlage wirkt sich nicht negativ auf die Raumtemperatur aus

Die Raumtemperatur kann allein durch die Lüftung also beinahe konstant gehalten werden, die Heizung muss nur sehr wenig arbeiten. Bei Passivhäusern stellt eine zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung oft die einzige Heizung dar, die geringe Menge an zusätzlicher Energie wird oft durch eine (sehr klein dimensionierte) Wärmepumpe gewonnen.

Umgekehrt kann man Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung auch zum Kühlen der Räume im Sommer verwenden, indem das System einfach umgekehrt arbeitet und die zugeführte Frischluft abkühlt.

Das alles hat aber natürlich auch seinen Preis – und man muss bei den entstehenden Kosten auch immer auf die Amortisierungsdauer achten.

Frage: Was kosten Lüftungsanlagen in der Praxis?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer sagen – das hängt natürlich auch immer von der Art der Anlage und von der Dimensionierung ab.

Einfache Abluftanlagen ohne Wärmerückgewinnung kosten als dezentrales System oft nur 1.500 EUR – 3.000 EUR, während eine Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung mit Kosten von rund 5.000 EUR bis 8.000 EUR bereits deutlich teurer ist.

Für eine Abluftanlage mit Wärmepumpe müssen Sie in der Regel grob überschlagen Investitionen von 10.000 EUR – 15.000 EUR rechnen.

Die möglichen Energieeinsparungen sind je nach System dabei allerdings unterschiedlich hoch – auch das muss man bei den Anschaffungskosten berücksichtigen. Werden höhere Einsparungen erzielt, rechnet sich die Anlage häufig auch in kurzen Zeiträumen.

Die Kosten sind von Einzelfall zu Einzelfall dabei unterschiedlich – je nach Gebäude und örtlichen Gegebenheiten muss unterschiedlich geplant werden.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen in unser 120 m² großes Einfamilienhaus eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmetauscher einbauen. Wir brauchen dafür 5 Lüftungsgeräte, die wir selbst einbauen, wir lassen lediglich jeweils eine Leitung vom Elektriker zur Einbaustelle legen und die entsprechenden Kernbohrungen von einem Fachunternehmen durchführen.

Posten Preis
Wärmetauscher samt Steuerung 5 * 650 EUR = 3.250
5 Kernbohrungen 5 * 165 EUR = 825 EUR
Elektriker 650 EUR
Gesamtkosten 4.725 EUR

Hierbei handelt es sich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für bestimmte Geräte und individuell vor Ort benötigte Leistungen. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

In unserem Fall blieben die Kosten vergleichsweise überschaubar, im Optimalbetrieb leistet unsere Lüftungsanlage dabei maximal 87 % Wärmerückgewinnung.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Lüftungsanlage im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich einiges in Betracht ziehen:

  • die Art des Systems, das verwendet werden soll (zentral/dezentral, mit und ohne Wärmerückgewinnung)
  • die Ausführung des Systems (Steuerung, CO[sub]2[/sub]-Sensor, Feuchtigkeitsmessung, etc.)
  • die Einbaukosten im Einzelnen
  • die Kosten für eine Wärmepumpe

Gerade bei zentralen Lüftungsanlagen muss im Vorfeld umfassend geplant werden – hierbei geht es auch um die strömungstechnischen Gegebenheiten und die ausreichende Dimensionierung des Systems. Hinter jedem System steht dabei auch eine umfassende, indivduelle Planung – danach bemessen sich dann die Kosten.

Auch beim zusätzlichen Einsatz einer Wärmepumpe sind individuelle Planungen in Bezug auf die notwendige Wärmeleistung und die Art der Installation notwendig. Die Kosten können dafür im Einzelfall sehr unterschiedlich ausfallen.

Frage: Bei einem nachträglichen Einbau in Altbauten lohnen sich meist nur dezentrale Anlagen?

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Ein Lüftungssystem lässt sich auch nachträglich einbauen

Kostencheck-Experte: In der Regel ja. Man muss bedenken, dass es in einem Altbau äußerst schwierig ist, den entsprechenden Raum für den Einbau der Verrohrung zu finden. Möglich ist das zwar grundsätzlich, in den meisten Fällen sind dafür aber beträchtliche bauliche Maßnahmen nötig. Das lohnt nicht immer. Im Neubau oder bei einer Komplettsanierung oder Kernsanierung eines Altbaus sieht das anders aus – da kann man den benötigten Platz einfach bei den Baumaßnahmen mit berücksichtigen – etwa alle Decken abzuhängen, um die zentrale Verrohrung unterzubringen.

Dezentrale Systeme sind wesentlich leichter zu installieren – es sind nur die entsprechenden Kernbohrungen nötig, der Einbau ist technisch nicht besonders kompliziert. Entsprechende Anschlüsse an die Einbauorte müssen allerdings gelegt werden, das kann im Allgemeinen nur der Elektriker.

Frage: Wie erfolgt die richtige Dimensionierung bei einem dezentralen System, vor allem wenn man das selbst einbaut?

Kostencheck-Experte: Das erfordert natürlich ein wenig Überlegung und Berechnung. Grundsätzlich sollten die Lüfter in der Lage sein, das Luftvolumen im Raum idealerweise innerhalb einer Stunde 2 – 3 mal komplett austauschen zu können.

Bei einem Raum mit 5 m Länge, 4 m Breite und 2,50 m Höhe ergibt das ein Luftvolumen von grob gerechnet 50 m³. Eine Leistung von 100 m³/h sollte also möglichst erreicht werden können – notfalls mit mehreren Lüftern.

In der Praxis kann man sich unter Umständen auch mit weniger zufriedengeben, vor allem bei Anlagen, die für einen automatischen Feuchtigkeitsausgleich ausgerüstet sind und CO[sub]2[/sub]-geführt laufen.

Über die richtige Dimensionierung sollte man am besten aber ohnehin im Vorfeld mit einem Fachmann sprechen, auch bei dezentralen Lüftungsanlagen, die man selbst einbaut.

Frage: Wie rechnen sich solche dezentralen Lüftungssysteme?

Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer von der Leistungsfähigkeit des Systems ab. In unserem Fall beträgt die maximale Wärmerückgewinnung 87 %. Das ist zum einen einmal ein „Laborwert“, zum anderen ohnehin schon der technisch erreichbare Maximalwert. In der Praxis sieht das dann häufig etwas geringer aus.

Die Berechnung der allgemeinen Wärmeverluste im Gebäude ist schon eine recht komplizierte Sache, das hängt auch ganz wesentlich vom Dämmzustand des Gebäudes ab. Dazu müssten genau genommen auch noch die solaren Zugewinne durch die Sonneneinstrahlung über die Fenster hinzugerechnet werden.

Erst dann kann man den Einfluss der Lüftungsanlage mit ihrer durchschnittlichen Leistung und Betriebsdauer mit einrechnen und den Einspareffekt durch die Lüftung herausrechnen.

In der Regel kann ein Energieberater alle notwendigen Berechnungen mit vernünftiger Genauigkeit durchführen – dann lässt sich auch berechnen, in welchem Zeitraum sich die Lüftungsanlage amortisiert.

Frage: Welche laufenden Kosten fallen für die Lüftungsanlage an?

Kostencheck-Experte: Der Stromverbrauch hängt ganz individuell von der Anlage ab und natürlich auch von der Zahl der Lüfter.

Der jährliche Filterwechsel bei dezentralen Anlagen schlägt bei Einfamilienhäusern in den meisten Fällen mit rund 90 EUR – 150 EUR zu Buche, bei stark verschmutzter oder staubbelasteter Außenluft kann das unter Umständen auch mehr sein.

Ansonsten fallen kaum Kosten an, hochwertige Systeme haben auch eine entsprechend lange Lebensdauer.

Auch diese Kosten sollte man aber natürlich in die Amortisationsrechnung mit einbeziehen.