Erdwärme: welche Kosten fallen an?

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Die Nutzung der im Inneren der Erde vorhandenen Wärme für die Gewinnung von Heizenergie und Warmwasser gehört zu den ökologischsten Heizformen überhaupt. Welche Kosten für diese Heizungstechnologie anfallen und wie sich diese Kosten rechnen, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Ist die Nutzung von Erdwärme tatsächlich so ökologisch und nachhaltig?

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich handelt es sich bei der Geothermie, wie die Nutzung von Wärmeenergie aus dem Inneren der Erde auch heißt, eine Nutzbarmachung einer erneuerbaren Energiequelle: Die Energie im Inneren der Erde ist permanent vorhanden, wenn wir sie nutzen, um damit Häuser zu heizen und Warmwasser zu bereiten ist das natürlich sehr ökologisch und nachhaltig. Das Ganze kann man ein wenig mit der Nutzung von Sonnenenergie vergleichen – die Sonne scheint auch immer, ob wir sie nun zur Energiegewinnung nutzen oder nicht.

Im Fall der Erdwärme-Nutzung gibt es allerdings noch einige weitere Punkte zu bedenken: wir nutzen die Wärmeenergie in diesem Fall nicht direkt, sondern über Wärmepumpentechnologie.

Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank: Einem bestimmten Medium, in diesem Fall dem Erdreich, wird die Wärme durch ein hindurchfließendes Kühlmittel entzogen und über eine Wärmetauschertechnologie auf ein anderes Medium übertragen.

Das Kühlmittel muss in diesem Fall (ebenso wie beim Kühlschrank) permanent in Bewegung gehalten werden – dafür ist elektrischer Strom notwendig, und zwar eine ganze Menge.

Wärmepumpentechnologie ist also im Wesentlichen eine (bessere und viel effizientere) Stromheizung. Das kann positiv oder negativ gesehen werden: einerseits ist Strom eine im großen Maßstab recht ökologisch erzeugbare Energiequelle – andererseits ist der gewöhnliche Strom das häufig aber nicht. Er stammt aus Kernkraftwerken oder – noch schlimmer – aus Kohlekraftwerken, die sicherlich noch lange Jahre in Betrieb sein werden. Verwendet man Strom aus Kohlekraftwerken, um seine Wärmepumpenheizung zu betreiben, ist die CO2-Bilanz der Erdwärmeheizung natürlich katastrophal und nicht im geringsten ökologisch. Der einzige Vorteil liegt dann darin, dass der so klimaschädlich gewonnene Strom wenigstens einigermaßen effizient zur Wärmeerzeugung genutzt wird.

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Eine Erdwärme-Heizung braucht Strom

In welchem Verhältnis Strom und Wärme jeweils stehen, erkennt man aus der sogenannten Jahresarbeitszahl (JAZ), die bei hoch wirksamen und effizienten Anlagen zwischen 3,5 und 4,5 liegt. Aus einer kWh Stunde Strom werden dann wenigstens 3,5 kWh oder 4,5 kWh Wärme erzeugt. An der schlimmen Klimabilanz ändert das allerdings nicht viel.

Die Nutzung von elektrischem Strom hat auch noch einen weiteren möglichen Nachteil: die Heizkosten sind sehr stark vom Strompreis abhängig – und der steigt in den letzten Jahren durch das Chaos mit der Energiewende und den Stromsteuern kontinuierlich an. Ein hoher Strompreis macht aber unter Umständen sehr schnell die Kostenvorteile der teuren Erdwärmeanlage zunichte.

Frage: Was kostet eine Erdwärmeheizung?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht sagen – die Kosten hängen in hohem Maß davon ab, welchen Heizenergiebedarf das Haus hat. Bei sehr mangelhaft gedämmten Gebäuden, die einen hohen Heizwärmebedarf haben, können die Kosten für die Anlage sehr schnell sehr hoch liegen.

Die Gesamtkosten einer Erdwärmepumpen-Anlage setzen sich dabei aus zwei Faktoren zusammen:

  • den Kosten für die Anlage selbst
  • den Kosten für die Erschließung der Wärmequelle (Künetten, Bohrungen, etc.)

Für die Wärmepumpenanlage selbst fallen – je nach Heizwärmebedarf – bei den meisten Einfamilienhäusern Kosten im Bereich von rund 10.000 EUR – 15.000 EUR an.

Die Kosten für die Erschließung werden dann häufig unterschätzt: je nach verwendeter Wärmegewinnungstechnologie können dafür zwischen 5.000 EUR und 10.000 EUR zusätzlich anfallen. Günstiger wird es nur selten.

Die Gesamtkosten der Erdwärme-Heizung liegen damit also bereits bei 15.000 EUR – 25.000 EUR. Das ist im Vergleich zu anderen Heizungsarten relativ hoch – nur Pelletheizungen kosten bei einem umfassenden Kompletteinbau ähnlich viel.

Für die Nutzung von Erdwärmeanlagen muss man dann aber auch berücksichtigen, dass es entsprechend hohe Förderungen gibt, um die Technologie weiter zu verbreiten und einen Anreiz für solche Heizsysteme zu schaffen.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir wollen unser kleines Einfamilienhaus mit einer Größe von 135 m² mit einer Erdwärmepumpe versorgen lassen. Wir entscheiden uns dabei für eine Künetten-Lösung für die Erdwärmegewinnung.

Posten Preis
Wärmepumpe (Sole-Wasser) samt Einbau 9.500 EUR
Erschließung (120 m Grabenlänge) 4.800 EUR
Hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage (gefordert) 500 EUR
Gesamtkosten 14.800 EUR
Förderung abzüglich 4.000 EUR
selbst zu tragende Kosten 10.300 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein ganz bestimmtes Gebäude mit einem bestimmten Heizwärmebedarf. Die Kosten für andere Anlagen können in der Praxis auch deutlich abweichen.

In unserem Fall handelt es sich um ein sehr gut gedämmtes Haus – darum ist der Heizenergiebedarf vergleichsweise gering. Bei Gebäuden mit schlechter Dämmung und hohem Energiebedarf können die Kosten deutlich höher ausfallen.

Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Erdwärmepumpe im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Hier gibt es nur drei wesentliche Kostenfaktoren:

  • die Kosten für die Wärmepumpe selbst
  • die Art der gewählten Erschließung und
  • der individuell gegebene Heizwärmebedarf
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Die Kosten für eine Erdwärmepumpe hängen im Wesentlichen von drei Faktoren ab

Aus diesen Faktoren lassen sich die Kosten für die Wärmepumpenheizung sehr gut ausrechnen.

Beim Heizwärmebedarf sind allerdings im Vorfeld umfangreiche Analysen und Berechnungen notwendig, um den tatsächlichen Wärmebedarf korrekt zu beziffern und die benötigte Anlagenleistung zu ermitteln. Passieren hier Fehler, kann man später kaum mehr nachbessern.

Berücksichtigt werden sollten hier auch mögliche klimatische Schwankungen und Zeiten mit Spitzenbedarf, damit diese dann ebenfalls abgedeckt werden können und nicht zu wenig Heizenergie zur Verfügung steht.

Frage: Was kosten die Anlagen im Allgemeinen?

Kostencheck-Experte: In der Regel werden Sie für die Anlage selbst rund 5.000 EUR – 10.000 EUR rechnen müssen.

Genauer lässt sich das nicht sagen, da hier viele individuelle Faktoren mit hineinspielen. Auch der Aufwand für den Einbau kann von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich sein.

Entscheidend für den Preis ist auch, ob Sie eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe oder eine Sole-Wasser-Wärmepumpe verwenden, und wie hoch die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe liegt.

Spitzengeräte schaffen bis zu 4,5 – für den Erhalt einer Förderung muss die JAZ bei mindestens 3,8 bzw. 4,0 liegen. Je effizienter die Anlage arbeitet, desto teurer ist sie natürlich auch.

Frage: Welche Arten der Erschließung sind überhaupt möglich?

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich kann man Erdwärme auf drei verschiedene Arten gewinnen:

  • mit sogenannten Flachkollektoren
  • mit Grabenkollektoren (Künetten)
  • durch Tiefenbohrung

Jede Erschließungsart verursacht dabei unterschiedlichen Aufwand und sehr unterschiedliche Kosten. Grund für die Entscheidung für eine bestimmte Erschließungsart ist oft auch der vorhandene (begrenzte) Platz auf dem Grundstück.

Frage: Wie funktionieren die einzelnen Gewinnungsarten – und was kostet die Erschließung jeweils?

Kostencheck-Experte: Bei Flachkollektoren werden die Erdwärmetauscher (Erdkollektoren) ganz einfach auf einer großen Fläche im Erdreich vergraben. Alle Kollektoren liegen hier nebeneinander.

Das erfordert sehr viel Fläche – in der Regel kann man pro m² nur 25 W pro m² Wärmeenergie gewinnen. Dementsprechend groß muss die Fläche sein, in die die Erdkollektoren eingegraben werden.

Für ein gewöhnliches, gut gedämmtes Einfamilienhaus mit einigermaßen geringem Wärmebedarf muss man hier mindestens von einer Fläche von 300 m² bis 350 m² ausgehen. Dafür sind die Kosten für den Einbau von Erdkollektoren recht günstig – rund 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² fallen hier in der Regel an.

Steht diese große Fläche nicht zur Verfügung, können die Kollektoren auch ringförmig untereinander angebracht werden. Dafür werden dann Gräben gezogen, in die die Kollektoren-Spiralen eingesetzt werden. Solche Grabenkollektoren werden auch „Künetten“ genannt.

Je nach Art des Bodens lassen sich hier häufig bis zu 100 W pro m² gewinnen. Damit sind bei einem modernen Einfamilienhaus meist rund 80 m bis 100 m Grabenlänge erforderlich.

Bei Kosten von rund 30 EUR bis 40 EUR je Grabenmeter liegen die Erschließungskosten hier schon deutlich höher. Je nachdem, wie schwierig sich die Erdarbeiten gestalten, kann es auch deutlich teurer werden.

Eine Tiefenbohrung ist die platzsparendste, aber gleichzeitig auch die teuerste Lösung. Hier werden keine Rohre oder Rohrspiralen im Boden verlegt, sondern es wird ein einzelnes Rohr in die Tiefe geführt.

Da der Erdboden mit zunehmender Tiefe immer wärmer wird, lässt sich durch diese Methode besonders viel Energie auf besonders wenig Raum gewinnen. Im Allgemeinen kann man pro Bohrmeter rund 50 W an Energie gewinnen, obwohl nur ein einzelnes Rohr in die Tiefe führt.

Für ein modernes, gut gedämmtes Einfamilienhaus muss man in der Regel hier 160 m tief bohren. Da Bohrungen aber mit zunehmender Tiefe schwieriger werden und nur bis zu 100 m Tiefe erlaubt sind, wird die erforderliche Bohrlänge in der Regel auf mehrere Bohrlöcher aufgeteilt.

Die Kosten liegen hier wegen der Schwierigkeit der Arbeiten und der Vielzahl der nötigen Genehmigungen besonders hoch – der Bohrmeter kostet meist 50 EUR bis 60 EUR, je nach erforderlichen Genehmigungen für die Erdsondenbohrung und je nach Bodenbeschaffenheit können diese Kosten aber auch durchaus noch deutlich höher liegen.

Frage: Nun die wichtigste Frage: Was kostet eine Erdwärme-Anlage im Betrieb? Rechnet sich das?

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Eine Erdwärme-Heizung rechnet nicht wirklich

Kostencheck-Experte: Welche Kosten anfallen kann man leicht ausrechnen: die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe gibt an, wie viel Strom für die Wärmeerzeugung benötigt wird.

Rechnet man mit einem Heizwärmebedarf von 10.000 kWh und einer Anlage mit einer JAZ von 3,8 werden pro Jahr 2.631 kWh verbraucht.

Bei einem Strompreis von rund 28 Cent pro kWh verursacht das Kosten in der Höhe von 736 EUR pro Jahr.

Kann man von seinem Stromanbieter einen vergünstigten Wärmepumpenstrom beziehen, der in der Regel rund 19 Cent/kWh kostet, sinken die jährlichen Heizkosten auf genau 500 EUR.

Vergleicht man das mit anderen Heizungen ist das durchaus nicht so kostengünstig:

Heizungsart Heizkosten bei 10.000 kWh Heizwärmebedarf
Gasheizung/Gastherme ca. 600 EUR
Ölheizung ca. 650 EUR – 800 EUR, abhängig vom Ölpreis
Hackschnitzelheizung oder Pelletheizung ca. 350 EUR bis 450 EUR

Sobald man also keinen vergünstigen Stromtarif in Anspruch nehmen kann, ist die Erdwärmeheizung sogar teurer als die meisten anderen Heizungen. Das gleiche gilt, wenn sich der Strompreis in Zukunft verteuert.

Eine Amortisation der hohen Anschaffungskosten, insbesondere bei Tiefenbohrungen, ist also immer fraglich.

Wenn man den benötigten Strom hingegen selbst erzeugen kann (etwa durch eine Photovoltaik-Anlage) sieht die Rechnung etwas anders aus. Dann halbieren sich die Stromkosten in jedem Fall – und damit auch die Heizkosten. Wird die Wiedereinspeisevergütung in Anspruch genommen, kann man möglicherweise auch die restlichen Heizkosten noch eliminieren.

Auch wenn man mit der PVA daneben noch den gesamten Eigenverbrauch an Strom decken kann, ist fraglich, ob sich die hohen Gesamtkosten einer solchen Anlage (knapp 50.000 EUR) in einer einigermaßen sinnvollen Zeit amortisieren.

Bei selbst erzeugten Strom ist man aber dann immerhin sicher, dass die Erdwärme-Anlage auch tatsächlich klimaneutral und CO2-schonend betrieben wird.