Dachstuhl – diese Preise müssen Sie rechnen

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Wenn für das Haus ein neuer Dachstuhl benötigt wird, gibt es oft Unklarheiten bezüglich des Preises für einen Dachstuhl und der herrschenden Preisunterschiede. Der Kostencheck-Experte erklärt in unserem Interview deshalb ausführlich, was ein Dachstuhl kosten kann und woher die Preisunterschiede stammen.

Frage: Was sollte man über die Konstruktion von Dachstühlen wissen?

Kostencheck-Experte: Der Dachstuhl ist zunächst einmal ein sehr wichtiges Bauteil: er trägt nicht nur sein eigenes Gewicht als Tragwerk, sondern auch das Gewicht der Eindeckung und – falls vorhanden – auch der Wärmedämmung.

Das stellt bereits eine erhebliche Gewichtsbelastung für den Dachstuhl dar – zusätzlich muss er aber auch noch Wind- und Schneelasten abtragen, die auftreffen. In manchen Gebieten können das noch enorme Gewichte sein, die auf die Konstruktion einwirken.

Abgesehen von den unterschiedlichen Dachformen, die es gibt (Satteldach, Walmdach, etc.), kann ein Dachstuhl auch in seiner Stützkonstruktion unterschiedlich ausgeführt sein.

Die einfachste Form ist ein sogenanntes Sparrendach, wo die schräg aufeinander zulaufenden Sparren einfach an der Spitze kraftschlüssig verbunden werden. Am unteren Dachrand sind die Sparren dann über Blechverbinder oder andere Konstruktionen fixiert.

Wenn eine höhere Stabilität gefordert ist, oder das Dach eine größere Spannweite hat, kommt oft ein sogenanntes Kehlbalkendach zum Einsatz. Hier werden die Sparren zusätzlich noch durch waagrechte Balken unterstützt, die zwei gegenüberliegende Sparrenpaare verbinden. Für einen späteren Dachausbau ist das unproblematisch, da die Kehlbalken meist über Raumhöhe angebracht werden.

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Das Pfettendach ist eine der stabilsten Dachstuhlarten

Noch mehr Stabilität bietet ein Pfettendach. Hier ruhen die Sparren auf einer Firstpfette, die waagerecht entlang der Firstlinie verläuft. Die Firstpfette wird von Pfosten gestützt, die über tragenden Wänden im Gebäude angebracht werden. Am unteren Dachrand ruhen die Sparren auf sogenannten Schwellen. Eine Sonderform des Pfettendachs ist eine Konstruktion, bei der jeweils zwei Pfosten keine Firstpfette, sondern zwei Mittelpfetten stützen, die im oberen Drittel der Sparren verlaufen und sie dort unterstützen. Diese Konstruktionsweise mit zwei Mittelpfetten wird vor allem bei größeren Spannweiten angebracht. Die tragenden Pfosten können bei einem späteren Dachausbau allerdings störend sein – auch wenn man sie fallweise in eine Wand integrieren kann, machen sie dennoch oft Probleme.

Abgesehen von diesen „Abbunddächern“, wie alle drei Konstruktionsweisen genannt werden, gibt es dann noch das sogenannte Binderdach. Die gesamte Tragekonstruktion wird hierbei vorgefertigt und lediglich auf einem improvisierten Drempel (Kniestock) angebracht – bei dieser Konstruktion ist kein gemauerter Kniestock vorhanden. Ein Binderdach ermöglicht zwar keinen späteren Dachausbau, sorgt aber in einzelnen Fällen für geringfügige Kostenvorteile beim Bau der Dachkonstruktion und ist vor allem sehr schnell montiert.

Jeder Dachstuhl ist also eine individuell recht unterschiedliche Konstruktion, dazu kommen oft noch besondere Anforderungen. Das wirkt sich dann immer auch auf die Preise aus.

Frage: Was kostet ein Dachstuhl?

Kostencheck-Experte: Einen pauschalen Preis für einen Dachstuhl kann man nicht nennen. Die Art des Dachstuhls richtet sich immer nach den Anforderungen, nach der Dachform und vielen anderen Faktoren – der Preis für einen Dachstuhl kann daher von Haus zu Haus recht unterschiedlich ausfallen.

Im Allgemeinen können Sie bei den meisten Häusern mit Standard-Dächern aber von Kosten im Bereich von 55 EUR pro m² bis 90 EUR pro m² Dachfläche ausgehen.

Bei besonderen Konstruktionsmerkmalen oder bei sehr aufwendiger Ausführung (etwa als Sichtdachstuhl) kann es allerdings auch noch deutlich teurer werden.

Besonders geplante Austritte, Gauben oder Erker können den Preis eines Dachstuhls sehr schnell verteuern. Auch große Dachüberstände oder die Forderung nach einer besonders stabilen Konstruktion (Gebiete mit hohen Windlasten oder Schneelasten) treiben den Preis für das ganze Dach recht schnell in die Höhe.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Für unser Haus mit einer errechneten Dachfläche von 300 m² benötigen wir einen Dachstuhl für ein Walmdach. Die Dachkonstruktion wird standardmäßig ausgeführt, es ist kein Sichtdachstuhl nötig, auch besondere Wind- und Schneelasten sind nicht zu berücksichtigen.

Posten Preis
Materialkosten Bauholz, Befestigungsmaterial 4.300 EUR
Kosten Handwerker 8.800 EUR
Gesamtkosten 13.100 EUR
das entspricht 87,33 EUR pro m²

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für eine ganz bestimmte Dachkonstruktion bei bestimmten örtlichen Gegebenheiten und Anforderungen. Die Kosten für andere Dachkonstruktionen können in der Praxis auch erheblich abweichen, insbesondere bei anderen Dachformen als der von uns gewählten.

Würden wir den Dachstuhl nicht neu errichten lassen, sondern nur einen alten Dachstuhl ersetzen, müssten wir auch noch zusätzlich mit Abrisskosten für den alten Dachstuhl rechnen. In unserem Fall wären das in der Praxis rund 2.500 EUR bis 3.500 EUR an zusätzlichen Abriss- und Entsorgungskosten.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Preise für einen Dachstuhl in der Regel ab?

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Der Preis für einen Dachstuhl hängt von verschiedenen Faktoren ab

Kostencheck-Experte: Hier muss man einige Dinge berücksichtigen, die beim Preis zum Tragen kommen können. Jeder Faktor kann dabei den Preis deutlicher erhöhen oder verringern.

  • die geplante Dachform
  • die geplante Dachneigung
  • geplante besondere Konstruktionsmerkmale des Dachstuhls und besondere Ausführungen, wie Dachüberstände
  • besondere Anforderungen an den Dachstuhl hinsichtlich der Tragfähigkeit
  • das verwendete Baumaterial (Bauholz) für den Dachstuhl

Natürlich spielt auch die Preisgestaltung des ausführenden Zimmereibetriebs noch eine Rolle für die Kosten. Es lohnt sich meist, bei gleicher Ausgestaltung des Dachstuhls mehrere Angebote einzuholen.

Frage: Welche Auswirkung hat die Dachform auf den Preis des Dachstuhls – und welche Dachformen gibt es überhaupt?

Kostencheck-Experte: Beim Steildach sind vier Dachformen sehr verbreitet:

  • das Satteldach
  • das Walmdach, das auch an den Giebelseiten noch zusätzlich schräge Dachflächen aufweist
  • das Krüppelwalmdach mit verkürzten giebelseitigen Dachflächen
  • das Mansarddach mit dem typischen „Knick“ in der Mitte und am Ende des Dachs fast senkrecht stehenden Dachflächen

Daneben gibt es noch einige Sonderformen, wie etwa das Fußwalmdach, die aber selten gebaut werden. Jede dieser Grundformen bei der Dachkonstruktion lässt sich in der Praxis dann auch noch variieren, was wiederum für Kostenunterschiede sorgt.

Diese Kostenunterschiede können abhängig von der Dachform, durchaus beträchtlich sein. Die nachfolgende Tabelle gibt eine kleine Übersicht über die möglichen Preisunterschiede beim Dachstuhl (die sich dann später bei Eindeckung und Dämmung noch fortsetzen, sodass sehr unterschiedliche Dachpreise am Ende entstehen können).

Dachform Kosten pro m² Dachstuhl (ca.)
einfaches Satteldach 55 EUR pro m² bis 60 EUR pro m² Dachfläche
Mansarddach rund 80 EUR pro m² Dachfläche
Walmdach rund 90 EUR pro m² Dachfläche
Krüppelwalmdach rund 70 EUR pro m² bis 85 EUR pro m² Dachfläche, je nachdem wie lang der Walm ausgeführt wird
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Satteldächer sind günstig und attraktiv

Das sind, wie schon gesagt, nur grobe Richtpreise, die aber durchaus für eine hohe Zahl von Gebäuden mit Standard-Dächern zutreffen können. Interessant sind aber vor allem die Kostenunterschiede in Verbindung mit der Dachform.

Ein Walmdach ist, wie man erkennen kann, gut um die Hälfte teurer als ein einfaches Satteldach – das bedeutet in der Praxis deutlich höhere Kosten, weil man auch bei der Eindeckung und der Wärmedämmung dann noch Mehrkosten mit in Kauf nehmen soll.

Ob sich das rechnet, muss man anhand der Vor- und Nachteile der jeweiligen Dachformen für sich abwägen. Gerade beim Walmdach ist der Grund für die Mehrkosten nicht immer gegeben.

Frage: Welche Vor- und Nachteile gibt es da bei den einzelnen Dachformen?

Kostencheck-Experte: Bei jeder Dachform kommen einige Dinge zum Tragen, die man beachten sollte.

Das Satteldach ist eines der beliebtesten Dächer in unseren Breiten – zu Recht:

  • es ist kostengünstig
  • es ist schnell und leicht zu konstruieren
  • es bietet viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
  • es ist gut stabil, bei höheren Dachneigungen ab 35° auch sehr stabil bei höheren Windlasten wenn noch höhere Dachneigungen gewählt werden
  • bei einem Dachausbau bietet es bei höheren Dachneigungen sehr viel nutzbare Fläche
  • es ist wartungsarm und pflegeleicht wegen seiner einfachen Konstruktionsweise

Beim Walmdach gibt es dagegen praktisch nur einen einzigen Vorteil: es ist sehr stabil, die Konstruktionsweise mit den vielen eingeschlossenen Dreiecken sorgt für eine hohe Tragkraft und robuste Stabilität des Dachs. Demgegenüber muss man einige Nachteile in Kauf nehmen:

  • es ist deutlich teurer
  • es ist aufwändig zu konstruieren
  • es bietet bei einem Dachausbau die geringste nutzbare Fläche von allen Dachformen durch die giebelseitigen Schrägen
  • Dacheindeckung und Dämmung kosten ebenfalls rund 50 % mehr als beim Satteldach

Kommen dann noch Dachüberstände dazu, muss man mit weiteren hohen Kosten rechnen.

Das Mansarddach ist dagegen für Dachausbauten sehr gut geeignet – wegen der abgeknickten Dachflächen entstehen im Dachraum kaum Einschränkungen bei der nutzbaren Fläche. Das Mansarddach bietet von allen drei Dachformen die größtmögliche nutzbare Fläche bei einem Dachausbau.

Problematisch beim Mansarddach ist allerdings der Knick in der Dachfläche. Er ist schwer abzudichten und macht das Dach oft reparaturanfällig, da hier leicht Feuchtigkeit eindringen kann. Es ist ebenfalls deutlich schwieriger zu konstruieren als ein Satteldach und verursacht daher auch höhere Kosten. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind deutlich eingeschränkter als beim Satteldach.

Wenn das Mansarddach als Walmdach, also mit giebelseitigen, zusätzlichen Dachflächen, ausgeführt wird, kann es noch deutlich teurer als ein klassisches Walmdach sein.

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Welche Dachart die geeignet ist, hängt u.a. davon ab, ob der Dachstuhl ausgebaut werden soll

Etwas günstiger ist dagegen häufig das Krüppelwalmdach. Es stellt gewissermaßen einen Kompromiss zwischen Satteldach und Walmdach dar, je nach Länge des Krüppelwalms (der verkürzten Giebelschrägflächen) tendiert es preislich eher zur einen oder zur anderen Seite hin.

Man muss die Vor- und Nachteile der einzelnen Dachformen also immer ein wenig abwägen, bevor man sich entscheidet. Wer aber keine besonderen Anforderungen an die Stabilität oder an die Optik hat, ist in den meisten Fällen mit dem klassischen Satteldach in etwas höherer Dachneigung und mit den niedrigen Errichtungskosten tatsächlich am besten beraten.

Frage: Welche Rolle spielt die Dachneigung für den Preis?

Kostencheck-Experte: Hier besteht ein ganz einfacher Zusammenhang: je höher die Dachneigung, desto größer wird die Dachfläche bei gleicher Hausgröße.

Die Dachfläche kann man ganz einfach berechnen, indem man die Länge und die Breite des Hauses mit einem bestimmten Faktor aus einer Tabelle multipliziert. Dieser Faktor steigt gleichzeitig mit der Dachneigung. Beim Satteldach wird etwa bei 25° Neigung mit 1,1033 multipliziert, bei 45° Dachneigung dagegen schon mit 1,4142.

Genauso verhält es sich übrigens mit den Dachüberständen: Jeder Überstand erzeugt mehr Dachfläche, damit wird die Konstruktion deutlich teurer. Dazu kommt noch die Dachneigung, die die Überstandsfläche noch vergrößert.

Dachüberstände haben allerdings auch einen kostenwerten Nutzen: Sie schützen Fassade, Fenster und Eingänge vor der Einwirkung von Niederschlägen und Witterung und lassen sie damit oft deutlich länger halten. Das lohnt sich auf lange Sicht durchaus. Ein bis zum Boden reichender Dachüberstand wird übrigens „Schleppdach“ genannt. Durch ein solches Schleppdach kann ein wasserfester Unterstand (Fahrradabstellplatz, Holzlagerstätte, etc.) geschaffen werden. Ob sich das angesichts der hohen Kosten aber so lohnt, ist eher fraglich. Kosten und Nutzen sollte man hier immer gut abwägen.