Haus verputzen: mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

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Sowohl bei einem Neubau, der gerade errichtet wurde, als auch bei einem Altbau, bei dem die Fassade schon stark mitgenommen ist, muss das Haus auf der Außenseite komplett verputzt werden. Welche Kosten für das Haus verputzen anfallen können, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Auf welche Punkte sollte man beim Verputzen achten?

Kostencheck-Experte: Nun – zunächst einmal geht es darum, sich zu entscheiden ob man ein Haus überhaupt verputzen will – oder ob man andere Möglichkeiten in Betracht zieht.

Eine verputzte Fassade verursacht auf lange Sicht immer wieder Kosten, weil sie in regelmäßigen Abständen neu gestrichen und unter Umständen auch wieder neu verputzt werden muss. Bei einer verklinkerten Fassade erspart man sich das ebenso wie beim Einsatz von Fassadenplatten.

Das sollte man im Vorfeld immer abwägen – und die Kosten auch auf lange Sicht sehen. Manchmal sind dauerhafte, wartungsfreie Alternativen die günstigere Lösung.

Der zweite Punkt, an den man denken sollte, ist die Dämmung. Laut der EnEV müssen alle Altbauten, die vor 1983 errichtet worden sind, gedämmt werden, wenn mehr als 10 % der Fassade neu verputzt werden. Eine solche Dämmung verursacht aber hohe Zusatzkosten – das Verputzen wird dann unter Umständen enorm teuer, wenn man nicht von den geltenden Vorschriften der EnEV durch ein entsprechendes Gutachten explizit befreien lässt.

Frage: Was kostet das Verputzen einer Fassade im Regelfall?

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Für das reine Verputzen fallen Kosten von mindestens 25€ pro qm an

Kostencheck-Experte: Das kann man keinesfalls pauschal beantworten. Der Aufwand für das Verputzen kann von Haus zu Haus stark unterschiedlich sein – und damit auch die Kosten. Kostenunterschiede von bis zu 100 % und mehr sind da durchaus drin.

Über den Daumen gepeilt können Sie aber in den meisten Fällen von Kosten im Bereich von 25 EUR pro m² bis 55 EUR pro m² ausgehen – für die reine Verputzleistung. In Verbindung mit einer Wärmedämmung wird es dann oft noch empfindlich teurer.

Abweichungen nach unten oder nach oben kann es hier aber geben – je nach verwendetem Putzsystem (Haftgrund – Spritzbewurf – Unterputz – Oberputz) und nach erforderlichem Aufwand für das Verputzen.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir wollten die Fassade eines Einfamilienhauses verputzen lassen. Die Fassadenfläche beträgt 100 m², dabei sind die in der Fassadenfläche befindlichen Tür- und Fensterflächen bereits herausgerechnet. Das Verputzen erfolgte mit einem Standard-Putzsystem des Malerbetriebs und einfachem, gewöhnlich strukturiertem Oberputz, unsere Fassade hat eine ebene Fassadenfläche ohne Vorsprünge. Die Kosten verteilten sich folgendermaßen:

Posten Preis
Gerüst (inkl. Aufbau, Abbau, Abnahme und Transport, Standzeit 3 Wochen) 890 EUR
Materialkosten Putzmaterialien 760 EUR
Putzschienen, insgesamt 340 EUR
Arbeitsleistung, gesamt 4.200 EUR
Gesamtkosten 6.190 EUR
Kosten pro m² Fassadenfläche 61,90 EUR pro m²

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel. Abhängig von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten, vom verwendeten Putz und natürlich von der Preisgestaltung des ausführenden Unternehmens können die Preise in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für ein Verputzen der Fassade im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Hier kommen gleich einige Kostenfaktoren zum Tragen, die man im Einzelfall berücksichtigen muss:

  • die Größe der Fassadenfläche
  • die Fassadenhöhe
  • wie kompliziert die Fassadenfläche aufgebaut ist
  • die individuellen Putzkosten
  • ob ein Wärmedämmsystem mit angebracht werden soll
  • der Arbeitsaufwand insgesamt

Natürlich spielt auch die Preisgestaltung des ausführenden Unternehmens hier eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Hier kann es deutliche Unterschiede im Einzelfall geben, ebenso wie regionale Unterschiede hier oft recht deutlich zum Tragen kommen.

Frage: Warum spielt die Größe und Höhe der Fassade eine solche Rolle für den Preis – wird nicht einfach nach m² abgerechnet?

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Die Berechnung der zu verputzenden Fläche variiert

Kostencheck-Experte: Natürlich – aber wie man den Quadratmeter Fläche kalkuliert, kann durchaus unterschiedlich sein.

Bei größeren Flächen, wo der Maler insgesamt mehr Fläche hat, liegt der Quadratmeterpreis oft niedriger, weil sich der Arbeitsaufwand bezogen auf die Gesamtfläche etwas relativiert. Besonders kleine Flächen sind dagegen oft pro Quadratmeter etwas teurer.

Die Größe der Fassade spielt auch für die Kosten der Eingerüstung eine Rolle. Wenn es besonders hoch hinaus geht – in der Regel über 10 m Höhe – sind Gerüste bereits deutlich teurer als bei Höhen darunter.

Außerdem werden nicht nur die Arbeitsleistungen und der Materialverbrauch, sondern auch die Gerüstkosten in der Regel nach der Fassadengröße gerechnet.

Größe und Höhe der Fassade spielen also für die Preiskalkulation durchaus die tragende Rolle.

Frage: Zuvor wurde auch die Kompliziertheit des Aufbaus der Fassade als Faktor für den Preis erwähnt – was ist damit gemeint?

Kostencheck-Experte: Nun – es macht natürlich einen Unterschied, ob sie eine glatte Fassadenfläche verputzen müssen, oder ob auf der Fassade Absätze, Ornamente und Reliefs oder auch Vorsprünge und Erker vorhanden sind.

Alle diese Dinge erhöhen den Arbeitsaufwand beim Verputzen enorm, in vielen Bereichen muss sorgfältig und zeitraubend von Hand nachgearbeitet werden. Sehr viel höher geht es mit dem Aufwand dann gar nicht – und der Hausbesitzer zahlt dann oft enorme Preise für die hohe Arbeitsleistung.

Frage: Welche Kosten verursacht der Putz an sich?

Kostencheck-Experte: Die Putzmaterialien sind nicht besonders teuer – in der Regel kommen Sie bei den meisten Standardputzen bereits mit Kosten zwischen 4 EUR pro m² bis 8 EUR pro m² problemlos hin.

Das kann man natürlich auch deutlich nach oben schrauben – etwa wenn man teure Spezialputze verwendet, oder ein Putzsystem einsetzen muss, dass speziell für problematische Untergründe geeignet ist und auch dort gut haftet.

Gerade hochwertige Spezialputze oder speziell strukturierte Oberputze können dann nicht nur den Materialpreis sondern oft auch noch die Arbeitskosten deutlich verteuern, weil der Aufwand beim Anbringen deutlich höher ist,.

Frage: Zuvor war schon einmal von einer notwendigen Wärmedämmung die Rede. Was kann so etwas kosten?

Kostencheck-Experte: Auch hier sind die Kosten natürlich hoch variabel. Es kommt im Wesentlichen darauf an, welches Dämmmaterial in welcher Stärke verwendet werden soll, und wie hoch der Aufwand beim Anbringen dann für das ausführende Unternehmen ist.

Der Materialpreis liegt bei Dämmungen häufig im Bereich von 5 EUR pro m² bis 10 EUR pro m², die Kosten für das Aufbringen der Dämmung können aber durchaus zwischen rund 15 EUR pro m² und bis zu 60 EUR pro m² variieren. Hier gibt es also eine relativ große Bandbreite beim Preis.

Frage: Wann muss man zwingend dämmen – wann nicht?

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Fast immer wird die Fassade zusätzlich gedämmt

Kostencheck-Experte: Wie eingangs schon erwähnt sieht die EnEV eine zusätzliche Dämmung immer dann vor, wenn mehr als 10 % der Fassade neu verputzt werden und das Gebäude vor 1983 errichtet wurde. Dann ist ein Dämmen zwingend erforderlich.

Bei jüngeren Gebäuden ist eine Dämmung zumindest nicht gesetzlich vorgeschrieben – in vielen Fällen ist es aber durchaus sinnvoll, gleichzeitig mit dem Verputz auch zu dämmen. Wenn beides zusammen erledigt wird, erspart man sich hier doppelte Kosten.

Eine Befreiung von der Dämmpflicht ist grundsätzlich bei älteren Gebäuden nur dann möglich, wenn eine Fassadendämmung unwirtschaftlich wäre oder das zu erhaltende Gesamtbild der Fassade (bei denkmalgeschützten Gebäuden) durch die Dämmung beeinträchtigt würde.

Als unwirtschaftlich gilt eine Dämmung immer dann, wenn sie sich höchstwahrscheinlich auch nach vielen Jahren nicht amortisiert und damit keinen wesentlichen Vorteil bringen würde. Um das zu belegen ist ein spezielles Gutachten erforderlich – dafür müssen Sie rund 1.000 EUR rechnen. Das ist aber immerhin deutlich günstiger als eine Fassadendämmung in den meisten Fällen lohnt sich das dann also.

Die hohen Energiekosten bei ungedämmten, alten Gebäuden kann man dann unter Umständen auch durch den Austausch der Heizungsanlage senken – dafür gibt es immerhin hohe Förderungen.

Frage: Sie haben ganz zu Anfang erwähnt, dass man überlegen sollte, eine Fassade überhaupt zu verputzen – warum?

Kostencheck-Experte: Nun – eine verputzte Fassade muss auf jeden Fall alle paar Jahre gestrichen werden, Putzschäden müssen frühzeitig ausgebessert werden und nach einigen Jahrzehnten wird fast überall ein Neuverputz anstehen. Das alles ist natürlich mit Kosten verbunden.

Bei einer verklinkerten Fassade oder bei Fassadenverkleidungen ersparen sie sich den Aufwand langfristig. Das kann, auf die Lebens- oder Nutzungsdauer des Hauses gerechnet, durchaus einen beträchtlichen Unterschied machen.

Nehmen wir einmal die Kosten für das Verputzen der Fassade und nehmen wir weiter an, dass wir die Fassade alle 10 Jahre neu streichen lassen. Die Kosten rechnen wir dann auf 50 Jahre hoch. Der Einfachheit halber verwenden wir wieder unser Kostenbeispiel vom Anfang.

Kostenpunkt Putzfassade Klinkerriemchen Fassadenplatten
Herstellung der Fassade 6.190 EUR 6.500 EUR 7.500 EUR
Fassade streichen und Ausbesserungsarbeiten (4 x) 16.000 EUR 0 EUR 0 EUR
Gesamtkosten 22.190 EUR ca. 7.000 EUR ca. 7.500 EUR – 8.000 EUR
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Eine Klinkerfassade kann auf lange Sicht deutlich günstiger sein als eine Putzfassade

Das zeigt bereits deutlich, dass wir auf lange Sicht bei einer Putzfassade ungefähr die dreifachen Kosten haben, im Vergleich zu einer Fassadenverkleidung oder einer Verklinkerung der Fassade mit Riemchen.

Hier sind jeweils nur die einfachsten Ausführungen ohne Dämmung gerechnet – höherwertige Varianten können in allen drei Fällen entsprechend mehr kosten. Auch wenn gedämmt werden soll, steigen die Kosten entsprechend, aber ebenfalls in ungefähr dem gleichen Maß in allen drei Fällen.

Durch Selbstanbringen der Verkleidung oder der Klinker (das ist gar nicht schwierig) können Sie noch einmal rund die Hälfte der Errichtungskosten sparen. Bei sauberer Ausführung haben Sie dann keine weiteren Kosten mehr zu erwarten.

Fassadenverkleidungen haben also immer einen langfristigen Kostenvorteil gegenüber der klassischen Putzfassade.

Frage: Könnte man beim Verputzen nicht auch Kosten sparen durch Selbermachen?

Kostencheck-Experte: Im Allgemeinen kann man das durchaus, wenn man etwas Geschick und grundlegendes Fachwissen mitbringt.

Die Materialkosten liegen ja relativ niedrig – meist muss man mit zwischen 5 EUR pro m² bis 10 EUR pro m² Materialkosten rechnen, dazu kommt noch die Gerüstmiete. Wer selbst verputzt wird in der Regel mit einem Rollgerüst auskommen, das bekommt man oft schon für 120 EUR bis 150 EUR pro Woche.

Bei Dämmungen wird es allerdings schwierig – hier muss sehr sauber und vor allem fachgerecht gearbeitet werden, da sonst massive Feuchtigkeitsschäden und nachträglich schwer zu behebende Wärmebrücken drohen können.

In diesem Fall sind Fassadenverkleidungen die einfachere Alternative – etwa Isolier-Klinker, für die Sie bei Selbstmontage rund 120 EUR pro m² bis 140 EUR pro m² inklusive der Dämmung rechnen müssen