Gerade bei Mehrfamilienhäuser sind Aufzüge im Außenbereich oft einfacher nachträglich zu errichten als im Innenbereich. Welche Auswirkungen das auf die Kosten hat, mit welchen Kosten man für Errichtung und Anschaffung rechnen muss und wie sich Kosten sparen lassen, verrät Ihnen der Kostencheck-Experte im ausführlichen Interview.
Frage: Warum werden Aufzüge überhaupt außen angebaut?
Kostencheck-Experte: Das kann durchaus mehrere Gründe haben. Hauptgrund ist fast immer, dass im Innenbereich nicht ausreichend Platz für einen Einbau zur Verfügung steht.
In vielen Fällen ist der Grund auch, dass man den Aufwand durch große Umbauarbeiten im Innenbereich scheut. In Mehrfamilienhaus, wo den ganzen Tag über Menschen das Treppenhaus benützen, sind solche Umbauarbeiten oft ungemein störend.
Ein anderer Grund kann auch sein, dass der Zugang möglichst barrierefrei gestaltet werden soll – das ist bei einem Außenaufzug oft leichter zu realisieren als im Innenbereich.
Frage: Sind Außenaufzüge nicht teurer als Innenaufzüge?
Kostencheck-Experte: Das hängt nicht zuletzt auch von den Gegebenheiten vor Ort ab. In den meisten Fällen sind die Errichtungskosten an der Außenseite aber meist niedriger – in anderen Fällen wären im Innenbereich aber ebenfalls große zusätzliche Umbauarbeiten notwendig, um den Aufzug unterzubringen, damit entsteht beim Außenaufzug dann schon ein signifikanter Kostenvorteil.
Im Außenbereich hat man überdies auch mehr Gestaltungsfreiheit – und kann so noch zusätzlich ein wenig kostensenkend einwirken.
Frage: Wie teuer ist ein Außenaufzug allgemein?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur sehr schwer beantworten, weil das von sehr vielen Faktoren abhängt. Um einen Eindruck von der Größenordnung der Kosten zu bekommen, kann man sich das aber anhand von Beispielwerten gut verdeutlichen:
Beispiel 1
Ein Außenaufzug mit 7 Haltepunkten für ein Mehrfamilienhaus (6 Stockwerke) und einfacher Ausstattung kostet mindestens 50.000 Euro. Da die Montage bei Außenaufzügen dennoch recht einfach ist, liegen die Montagekosten insgesamt in den meisten Fällen bei rund 7.000 EUR. Mit steigender Ausstattung kann sich der Preis aber durchaus sehr schnell weit nach oben bewegen.
Beispiel 2
Werden lediglich 2 Haltepunkte benötigt, liegen die Kosten dennoch bei rund 20.000 EUR. Der Aufwand für die Montage liegt in diesem Fall nur bei rund der Hälfte der Kosten, also bei etwa 3.000 EUR. Auch hier kann zusätzlich oder besonders hochwertige Ausstattung den Preis noch deutlich verteuern.
Sieht man sich das Verhältnis von beiden Aufzügen an, wird deutlich, dass ein Aufzug zwar teurer wird, wenn mehr Haltepunkte eingebaut werden, dass man aber den Preis nicht immer allein anhand der Stockwerke abschätzen kann. Ein Aufzug über 3 mal so viele Stockwerke ist nicht automatisch auch dreimal so teuer.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis beim Außenaufzug sonst noch ab?
Kostencheck-Experte: Der wichtigste Kostenfaktor ist die Größe des Aufzugs bzw. die Größe des Aufzugskorbs. Aus diesem Grund sind Behindertenaufzüge und Aufzüge, die barrierefrei sein sollen meist auch deutlich teurer.
Bei solchen Aufzügen muss ausreichend Platz zum Rangieren mit einem Rollstuhl mit eingerechnet werden. Damit sind bestimmten Mindestgrößen beim Korb unumgänglich. Das kostet natürlich dann auch entsprechend. Bei Aufzügen, für die die sogenannte Aufzugsrichtlinie gilt, ist die Größe standardisiert, bei sogenannten Homeliften kann die Größe auch individuell bestimmt werden. Das ist beispielsweise bei den meisten Glasliften der Fall.
Der zweite Hauptfaktor für die Preisbestimmung ist die maximale Tragkraft die der Aufzug bewältigen können muss. Ein Aufzug für maximal 8 Personen ist natürlich deutlich teurer als einer, der für maximal 3 Personen ausgelegt ist.
Was häufig übersehen wird, ist, dass auch die Geschwindigkeit, die der Lift erreichen soll, ein wichtiges Preiskriterium ist. Je schneller ein Aufzug die Stockwerke überwindet, desto teurer ist er auch. Wirklich notwendig ist das meist nur bei Gebäuden mit hoher Personenfrequenz. Aus reinen Komfortgründen sollte man das nicht unbedingt anstreben.
Die Förderhöhe und die Zahl der Haltepunkte als Preiskriterium haben wir bereits erwähnt. Ein ebenfalls sehr wichtiger, preisbestimmender Faktor ist dann noch die technische Ausstattung des Aufzugs. Hier können sich Preise sehr schnell nach oben bewegen. Die Innenausstattung kann einen Aufzug nicht ganz so stark verteuern, hat aber ebenfalls noch immer eine deutliche Auswirkung auf den Gesamtpreis.
Die Art des Antriebs hat dabei geringere Auswirkungen auf den Preis – ob ein Hydraulik- oder ein Seilantrieb verbaut wird, entscheidet natürlich auch über den Preis.
Damit sind die preisbestimmenden Faktoren kurz zusammengefasst also:
- Größe des Aufzugskorbs
- die maximale Tragkraft (Personenanzahl)
- die Antriebsart
- die Geschwindigkeit des Aufzugs
- Förderhöhe und Zahl der Haltepunkte
- technische Ausstattung und
- Innenausstattung
Frage: Welche zusätzlichen Kosten können noch entstehen außer Anschaffung und Montage?
Kostencheck-Experte: Neben den Anschaffungskosten müssen Sie unter Umständen auch noch mit Kosten für statische Gutachten rechnen. In Einzelfällen können auch kleinere Umbauarbeiten nötig sein, wenn Sie Ihren Lift an der Außenseite montieren wollen. Das hängt aber immer von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ab.
Denken Sie auch daran, dass Sie bei barrierefreien Aufzügen auch unter Umständen den Eingangsbereich beim Haltepunkt im Erdgeschoss noch barrierefrei machen müssen, oder dort zumindest ausreichend Platz schaffen.
Frage: Welche Kosten entstehen im laufenden Betrieb des Aufzugs, womit muss man ungefähr rechnen?
Kostencheck-Experte: Bei den Betriebskosten müssen Sie mit drei Dingen rechnen:
- den Stromkosten für den Aufzug
- den laufenden Wartungskosten
- eventuellen Reparaturkosten
Die meisten Aufzüge sind recht robust – mit Reparaturen müssen Sie in den meisten Fällen also nur äußerst selten rechnen. Die Instandhaltung muss aber regelmäßig erfolgen.
Frage: Welche Stromkosten kann man für einen Außenaufzug ungefähr kalkulieren?
Kostencheck-Experte: Beim Stromverbrauch muss man immer den Verbrauch im Betrieb und den Verbrauch im Standby berücksichtigen. In beiden Situationen verbraucht ein Aufzug nämlich Strom.
Als groben Richtwert können Sie bei 10 Fahrten pro Tag über ein Stockwerk rund 600 kWh jeweils für Standby und für den Fahrbetrieb jährlich rechnen. Das kann sich immerhin auf mehrere hundert Euro Stromkosten summieren.
Wird der Aufzug weniger benutzt, sinken zwar die Kosten für den Fahrstrom, die Kosten für den Standby-Moduns bleiben aber bestehen. Je mehr Geschosse der Aufzug zurücklegen muss, desto höher ist natürlich auch der Stromverbrauch dann im Fahrbetrieb.
Frage: Welche Wartungskosten und Instandhaltungskosten fallen bei einem Außenaufzug an?
Kostencheck-Experte: Eine Wartung, die regelmäßig anfällt, sind der Ölwechsel und Dichtungswechsel beim Aufzug. Dafür fallen bei den meisten Aufzügen rund 1.500 EUR an, ein solcher Ölwechsel ist aber gewöhnlich nur im 15-Jahre-Rhythmus fällig. Seilaufzüge brauchen alle 10 Jahre zusätzlich noch einen Seil- und Scheibenwechsel. Hier wird oft teures Material benötigt (rund 1.000 EUR Materialkosten).
In den meisten Fällen lohnt es sich aber ohnehin, mit dem Hersteller einen Wartungsvertrag abzuschließen. Alle erforderlichen Wartungsarbeiten, Überprüfungen und Einstellarbeiten werden dann zu einem pauschalen Preis erledigt.
Frage: Sind Glasaufzüge teurer als „gewöhnliche“ Fassadenaufzüge?
Kostencheck-Experte: Ja, in der Regel schon. Bei einem Glasaufzug handelt es sich ja in fast allen Fällen um eine Sonderanfertigung. Darum ist bei diesen Aufzügen auf jeden Fall mit einem deutlich höheren Preis zu rechnen. Einen Preis kann man oft selbst vom Hersteller erst nach einer konkreten Planung erfahren.
Dazu kommt, dass Glasaufzüge fast in allen Fällen hydraulisch angetrieben werden, Seilzugantriebe sind hier eher die Ausnahme. Auch das schlägt beim Preis für den Aufzug zu Buche.
Als Mindestkosten müssen Sie aber – ungeachtet von Förderhöhe und Ausstattungsdetails – immer mindestens 30.000 EUR veranschlagen. Dazu kommen dann noch Montagekosten, die im Allgemeinen ebenfalls deutlich höher liegen als bei anderen Liften.
Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, die Kosten für den Aufzug zu senken?
Kostencheck-Experte: Sie haben bei einem Außenaufzug durchaus die Möglichkeit, einen gebrauchten Aufzug zu kaufen. Dabei sind durchaus Preisersparnisse von bis zu 50 % möglich. Solche Aufzüge kommen vielfach von Hausverkäufen, wo der neue Besitzer den Aufzug nicht mit übernehmen will. Gebrauchte Aufzüge sind nicht immer leicht zu finden, Sie sollten aber auf jeden Fall die Händler darauf ansprechen.
Beim Kauf sollten Sie sich auch immer davon überzeugen, dass der gewählte Antrieb auch zur Nutzungssituation passt. So können Sie den Stromverbrauch gering halten. Ungeeignete Antriebe können die Betriebskosten für den Aufzug nämlich deutlich in die Höhe treiben.
Achten Sie auch weiters darauf, dass möglichst stromsparende LEDs im Aufzug verbaut sind und dass es für die Beleuchtung und für die Elektronik eine eingebaute Timerfunktion gibt. Auch das hilft Ihnen, die laufenden Betriebskosten für den Aufzug gering zu halten.
Frage: Kann man auch Förderungen für einen Außenaufzug beantragen?
Kostencheck-Experte: Ja, das ist möglich. Schon bei der Anschaffung kann man sich auf verschiedene Förderungen verlassen. So gibt es beispielsweise Zuschüsse und zinsbegünstigte Darlehen von der KfW-Bank, wenn man barrierefrei umbaut. Daneben stehen manchmal auch einige regionale und kommunale Förderungen für einen solchen Umbau zur Verfügung. Erkundigen Sie sich am besten danach bei Ihrer Pflegekasse.
Wenn man den Aufzug aus einem besonderen Grund einbaut, etwa weil jemand im Haus pflegebedürftig ist, kann man auch bei der Pflegekasse einen Zuschuss beantragen, wenn eine entsprechende Pflegestufe vorliegt.
Tipps & Tricks
Wenn Sie einen Behindertenaufzug für ein Einfamilienhaus benötigen, oder einfach nur einen barrierefreien Zugang für zuhause schaffen wollen, lohnt es sich auch, über eine Hubbühne oder einen Treppenlift mit Rollstuhlplattform nachzudenken. Das ist oft leichter und kostengünstiger zu realisieren und oft ausreichend. Für einen Treppenlift mit Plattform oder eine Hubbühne müssen Sie bis 3 m Höhe lediglich rund 15.000 EUR an Kosten rechnen – das ist deutlich günstiger als ein Aufzug.