Ob beim Neueinbau oder beim Austausch – Fenster können beträchtliche Kosten verursachen. Mit welchen Kosten Sie für Fenster im Allgemeinen rechnen müssen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wie viel Fenster braucht ein Raum überhaupt – und worauf muss man bei Fenstern im Allgemeinen achten?
Kostencheck-Experte: Für die Größe der Lichtflächen, so heißt das in den bautechnischen Vorschriften, gibt es bestimmte Regeln. Diese Regeln unterscheiden sich aber von Bundesland zu Bundesland.
In den meisten Bundesländern muss die Größe der Lichtflächen mindestens 10 % der Raumgrundfläche betragen. Bei vorhandenen Dachschrägen wird dabei nur jene Fläche gezählt, auf der die Raumhöhe bei mehr als 2,40 m liegt. In einigen Bundesländern genügen auch 12,5 % der Raumgrundfläche, Berlin macht dazu gar keine Vorgaben, fordert aber immerhin im Baurecht „ausreichende Lichtflächen“. Nach der DIN 5034 gilt hingegen: Die zusammengezählte Breite aller Lichtöffnungen sollte mindestens 55 % der Raumbreite entsprechen. Wenn es um die Anzahl der Fenster geht, kommt man also mit ganz unterschiedlichen Maßen zum Ziel. In den meisten Fällen ist das aber ohnehin bereits bei der Planung eines Gebäudes entsprechend berücksichtigt.
Bei Fenstern muss man auf eine ganze Menge Dinge achten:
- den Wärmeschutz
- den Schallschutz
- den Einbruchsschutz
- die notwendige Zusatzausstattung (z. B. Fensterbänke, Rollladen, Sonnenschutz)
Den Wärmeschutzfähigkeiten eines Fensters kommt eine hohe Bedeutung zu – nach der EnEV dürfen Fenster im Ganzen keinen höheren U-Wert als maximal 1,3 W/(m²K) mehr aufweisen, der U-Wert der Verglasung darf höchstens bei 1,1 W/m²K liegen.
Für Nicht-Wohnräume, die ungeheizt (keine höhere Raumtemperatur als 19 °C) sind, gelten einige Erleichterungen – hier dürfen Fenster bis zu einem U-Wert von 1,9 W/m²K verbaut werden.
Zusätzlich gibt es auch Beschränkungen beim sogenannten g-Wert von Fenstern und Fenstertüren: der g-Wert beschreibt den Energiedurchlassgrad des Fensters. Er gibt an, wie viel Wärmeenergie höchstens durch die Scheibe dringen darf und den dahinter liegenden Raum zu erwärmen, hier geht es also um den Sonnenschutz im Sommer. Der g-Wert darf aktuell bei höchstens 0,60 W/m²K liegen.
Diese beiden Werte, der maximal zulässige U-Wert und g-Wert, müssen zwingend eingehalten werden, wenn mehr als 10 % der Fenster getauscht werden. In der Regel richten deutsche Fensterhersteller ihr Angebot aber ohnehin an den aktuell geltenden Maßstäben aus, sodass nicht zulässige Fenster in der Regel auch nur kaum zu bekommen sind.
Der Schallschutz ist ein weiteres, wichtiges Kriterium bei Fenstern. Gerade in Stadtlagen sollte man die Wichtigkeit von gut schalldämmenden Fenstern nicht unterschätzen. Lärmschutzfenster können einen enormen Gewinn an Wohnkomfort bedeuten und werden in problematischen Baulagen daher oft sogar staatlich gefördert.
Auch dem Einbruchschutz kommt in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung zu: bei der überwiegenden Mehrzahl aller Einbrüche (mehr als 75 %) gelangt der Einbrecher durch ein Fenster ins Haus. Bei Wohnungen in höheren Stockwerken muss man sich nur wenig Sorgen machen (außer es steht eine stabile Trittfläche vor dem Fenster zur Verfügung) – bei Einfamilienhäusern sind die Erdgeschossfenster allerdings einem hohen Risiko ausgesetzt. Fenster mit einer höheren Einbruchswiderstandsklasse und stabiler Verglasung sind in diesem Bereich unbedingt ratsam.
Auch dem Sicht- und Sonnenschutz sollte man Beachtung schenken – Rollladen können oft kostengünstiger sein, wenn man sie gleich mit neuen Fenstern einbauen lässt. Das ist natürlich aber auch immer eine Kostenfrage.
Frage: Was kosten neue Fenster ganz allgemein?
Kostencheck-Experte: Das lässt sich pauschal natürlich unmöglich sagen – je nach Größe und Ausführung der Fenster können die Preise sehr unterschiedlich liegen.
In der Regel werden Sie bei den üblichen Fenstergrößen von Doppelfenstern meist mindestens 400 EUR bis 500 EUR rechnen müssen.
Höherwertige Fenster können aber auch deutlich teurer sein – bis zum Doppelten dieses Preises ist leicht möglich. Kommt dann noch ein Rollladen dazu, liegen die Preise oft sogar bis zu dreimal so hoch.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir benötigen für unser schon etwas älteres Einfamilienhaus 4 neue Fenster. Wir entscheiden uns für günstige Kunststofffenster, allerdings mit einer sehr hochwertigen, stark wärmedämmenden Verglasung mit einem U-Wert von lediglich 0,7 W/m²K. Die Maße unserer Fenster betragen 510 mm x 1.050 mm.
Posten | Preis |
---|---|
Fenster, Doppelflügel, Drehkippfunktion | 1.180 EUR |
Fenster-Zubehör (Fenstergriffe, Fensterbänke, Blenden, etc.) | 140 EUR |
Aufpreis höherer Einbruchschutz | 184 EUR |
Ausbau der alten Fenster, Einbau der neuen Fenster | 980 EUR |
Gesamtkosten | 2.484 EUR |
Gesamtkosten pro Fenster | 621 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein ganz bestimmtes Fenstermodell in bestimmter Größe und Ausführung. Die Kosten für andere Fenster, insbesondere mit höherwertiger Ausstattung oder in größeren Maßen, können auch sehr viel höher liegen.
In unserem Fall lagen wir vergleichsweise kostengünstig mit unseren neuen Fenstern.
Frage: Wovon hängt der Preis für Fenster im Allgemeinen ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommen sehr viele Faktoren zum Tragen:
- die Fenstergröße
- das Rahmenmaterial
- die Öffnungsweise des Fensters (Dreh- oder Drehkippfunktion)
- die Zahl der Fensterflügel und Oberlichte
- die Ausführung der Verglasung
- Wärmeschutzausführung des Fensters
- Zusatzausstattungen im Bereich Schallschutz und Einbruchschutz
- andere Zusatzausstattungen (z. B. Rollladen, Fenstersprossen, geänderte Griffe, etc.)
- Einbau- bzw. Austauschkosten
Alles das muss in Betracht gezogen werden, wenn es um die Kosten für Fenster geht. Fensterpreise können daher von Fall zu Fall recht unterschiedlich liegen.
Mit Zusatz- oder Sonderausstattungen kann man eigentlich recht günstige Fenster gegebenenfalls auch am Ende enorm verteuern.
Frage: Inwieweit spielt die Fenstergröße eine Rolle für den Preis des Fensters?
Kostencheck-Experte: Die Größe ist bei Fenstern oft gar nicht das entscheidende Kriterium – größere Fenster sind in vielen Fällen nicht wesentlich teurer als kleine Fenster.
Zum Vergleich: Ein 130 cm x 130 cm großes Fenster kostet bei einem Händler 152 EUR, das gleiche Fenster in der Größe 150 cm x 170 cm gibt es dann zu einem Preis von 194 EUR. Selbst in der Größe von 120 cm x 240 cm kostet das Fenster dann nur 222 EUR.
Die benötigte Fenstergröße ist bei Gebäuden überdies oft ohnehin durch den vorhandenen Fensterausschnitt vorgegeben. Anders als bei Dachfenstern kann die Größe bei Fenstern im Haus also ohnehin nicht frei wählen, sondern muss sich nach den vorgegebenen Maßen richten.
Frage: Das Rahmenmaterial ist für den Preis bedeutsam, oder?
Kostencheck-Experte: Ja, es ist der wichtigste, preisentscheidende Faktor, wenn es um Fenster geht.
Verwendet werden als Rahmenmaterial vor allem:
- Kunststoff (die günstigste Variante)
- Holz (verschiedene Holzarten mit unterschiedlichen Preisen)
- Aluminium (die teuerste Variante)
- Holz-Alu Verbundmaterialien (die zweitteuerste Variante, die aber die Vorteile von Holz und Aluminium verbindet und die jeweiligen Nachteile ausgleicht)
Wie hoch die Preisunterschiede bei den Rahmenmaterialien ausfallen können, zeigt die nachstehende Tabelle:
Rahmenmaterial | teurer um |
---|---|
Kunststofffenster | Ausgangspreis (360 EUR) |
Holzfenster (einfache Holzart) | ca. 160 EUR teurer |
Holz-Alu-Fenster | ca. 320 EUR teurer |
Alufenster | ca. 450 EUR teurer |
Man sieht in diesem Beispiel, dass das Alufenster bereits mehr als doppelt so teuer ist, als die Kunststoff-Variante. Auch das Holz-Alu-Fenster hat bereits fast den doppelten Preis.
Bei Holzfenstern hängt der Preis immer sehr von der verwendeten Holzart ab – hochwertige, langlebige Holzarten wie Eiche oder Lärche können preislich durchaus auch das Niveau von Holz-Alu-Fenstern erreichen oder sogar darüber liegen.
Dafür nimmt man oft einen relativ großen Pflegeaufwand (regelmäßiges Fenster streichen) in Kauf.
Kunststoff ist gut wetterfest und haltbar, Aluminium ebenso, aber noch etwas langlebiger und stabiler als Kunststoff.
Zu den Rahmenmaterialien muss man dann auch noch die Rahmenausführung berücksichtigen: Besonders hochwertige Dämmung des Rahmens oder besondere Rahmengestaltungen können durchaus noch weitere Preiserhöhungen von bis zu 20 % oder 30 % zur Folge haben.
Frage: Was ist bei der Ausführung der Verglasung zu beachten, welche Preisunterschiede gibt es da?
Kostencheck-Experte: Die Ausführung der Verglasung kann sehr unterschiedlich sein:
- Zweifachverglasung, Zweifachisolierverglasung oder Dreifachverglasung
- durchwurfhemmende Verglasung
- ESG-Glas
- VSG-Sicherheitsglas
- Schallschutz-Verglasung
- Ornamentgläser und andere Sonderverglasungen
Im Hinblick auf den Wärmeschutz ist heute zumindest Zweifach-Isolierverglasung unverzichtbar. Sie erreicht in der Regel den mindestens geforderten U-Wert von 1,1 W/m²K gerade noch so.
Technisch aktueller Standard ist allerdings bereits Dreifachverglasung, die im Allgemeinen U-Werte zwischen 0,6 W/m²K und 0,7 W/m²K erreicht. Dadurch ist ein wesentlich besserer Wärmeschutz gegeben. Der Aufpreis für Dreifachverglasung liegt dabei bei lediglich 10 % bis 20 % gegenüber Zweifach-Isolierverglasung. Das lohnt sich zumeist. Technisch möglich sind auch U-Werte von bis zu 0,4 W/m²K – das ist dann aber entsprechend teurer.
ESG-Glas (Einscheiben-Sicherheitsglas) und VSG-Glas (Verbundsicherheitsglas) ist dagegen deutlich teurer. Hier muss oft mit Aufpreisen von bis zu 250 EUR pro Fenster gerechnet werden.
Auch Lärmschutzfenster können – abhängig von der erreichten Lärmschutzklasse – deutlich teurer sein. In lärmbelasteten Gegenden werden durch öffentliche Förderungen aber immerhin manchmal bis zu 75 % der Kosten durch Förderungen übernommen.
Frage: Was kostet höherer Einbruchschutz?
Kostencheck-Experte: Die Aufpreise beginnen hier bei etwa 50 EUR – 60 EUR pro Fenster, können aber je nach gewünschter Sicherheitsklasse auch mehrere hundert Euro betragen.
Bis zur Einbruchswiderstandsklasse RC 3 bekommt man Fenster fast bei jedem Händler, darüber wird es deutlich schwieriger – und auch deutlich teurer. Auch das Einbauen kann gelegentlich teurer sein, wenn ein besonderer Sicherheitseinbau erforderlich ist.
Frage: Was muss man für einen Rollladen rechnen?
Kostencheck-Experte: In der Regel kosten die einfachsten, manuell zu bedienenden Rollladen mit Kunststoffpanzer bereits meist 250 EUR bis 300 EUR, dazu kommen dann noch separate Einbaukosten für den Rollladen, die meist ebenso hoch sind.
Für einen elektrisch zu bedienenden oder automatisch gesteuerten Rollladen muss man bei üblichen Fenstergrößen schon eher ab 400 EUR bis 600 EUR rechnen, die Einbaukosten liegen dann ebenfalls hoher als bei manuellen Rollladen.
Frage: Bekommt man einen Zuschuss für die Erneuerung alter Fenster?
Kostencheck-Experte: Von staatlicher Seite gibt es eine Förderung in Höhe von 10 % der Kosten, wenn die Fenster einen U-Wert von 0,9 W/m²K erreichen und die Wände entsprechend gedämmt sind.
Die Handwerkerkosten kann man dann noch zusätzlich zu einem Teil steuerlich geltend machen.
Eine Förderung muss aber immer vor Beginn der Arbeiten beantragt werden, ansonsten wird sie nicht gewährt. Handwerkerrechnungen müssen zudem durch Überweisung bezahlt werden, Barzahlung erlaubt keinen Steuerabzug durch die angefallenen Handwerkerleistungen.