Erdwärmepumpen gelten als besonders ökologische Heizung – ihre Wirtschaftlichkeit wird dagegen häufig angezweifelt. Mit welchen monatlichen Kosten man bei einer Erdwärme-Heizung tatsächlich rechnen muss und wovon diese Kosten abhängen, erfahren Sie in unserem ausführlichen Interview mit dem Kostencheck-Experten.
Frage: Mit welchen Kosten muss man für eine Erdwärmeheizung im Monat rechnen?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich zunächst einmal von der Anlage selbst ab – und vom jeweils gegebenen Gesamt-Heizwärmebedarf im Gebäude.
Wärmepumpen arbeiten prinzipiell mit Strom – das heißt sie erzeugen unter Nutzung von unterschiedlichen Medien mithilfe von Strom Wärme. Bei der Erdwärmepumpe ist es Erdwärme (geothermische Energie) die mithilfe von Strom nutzbar gemacht und zum Heizen verwendet wird.
Effizienz der Anlage
Die (zumindest theoretisch ermittelte) Effizienz der Anlage wird durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe ausgedrückt. Sie gibt ganz einfach das Verhältnis zwischen eingesetztem Strom und daraus erzeugter Wärmemenge an.
JAZ 4,0 = aus 1 kWh Strom werden 4 kWh Wärme erzeugt
JAZ 4,4 = aus 1 kWh Strom werden 4,4 kWh Wärme erzeugt
Wenn es um die monatlichen Kosten für die Erdwärmeheizung geht, spielt also die Effizienz der Anlage schon einmal eine große Rolle. Je höher die JAZ, desto weniger Strom wird verbraucht, um die gleiche Wärmemenge herzustellen.
Strompreis
Entscheidendes Kriterium für die monatlichen Kosten, die für eine Erdwärme-Heizung entstehen, ist also der Strompreis, den man jeweils bezahlen muss.
Der übliche Haushaltsstrom kostet derzeit rund 30 Cent/kWh.
Viele (aber nicht alle) Stromanbieter haben auch sogenannte Wärmepumpen-Tarife im Angebot, die deutlich günstiger sind. Im Schnitt kostet die kWh hier lediglich rund 20 Cent, ist also gut um ein Drittel günstiger.
Selbst erzeugter Strom (z. B. aus der Photovoltaik-Anlage) scheint zunächst die beste und kostengünstigste Möglichkeit zu sein. Rechnet man alle Kosten für die Stromgewinnung zusammen, kommt man dabei auf einen Strompreis von rund 10 Cent/kWh.
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass man den Strom auch speichern muss, wenn man ihn permanent nutzen will. Die enorm hohen Kosten für Stromspeicher machen dann vielfach den Kostenvorteil durch die eigene Photovoltaik-Anlage wieder zunichte und lassen die Gesamtkosten am Ende meist sogar über den Kosten bei Wärmepumpentarifen liegen.
Heizwärmebedarf
Entscheidend für die monatlichen Kosten ist natürlich auch, wie viel Heizwärme überhaupt benötigt wird. Das wird im Allgemeinen in kWh/Jahr angegeben.
Um einen groben Anhaltspunkt zu haben, kann man davon ausgehen, ungedämmte Häuser älterer Baujahre einen Heizwärmebedarf von rund 200 kWh/m² bis 300 kWh/m² jährlich haben. Bei Häusern, die nach 1984 erbaut wurden, sinkt das meist schon auf 80 kWh/m² bis 150 kWh/m² jährlich.
Aktuell nach den Vorgaben der EnEV gedämmte Häuser haben einen Gesamt-Wärmebedarf zwischen 50 kWh/m² und 70 kWh/m² jährlich, Niedrigenergiehäuser liegen unter 50 kWh/m² jährlich, Passivhäuser sogar unter 20 kWh/m² jährlich (definitionsgemäß).
Kostenbeispiel aus der Praxis
Unser neues, gut gedämmtes Einfamilienhaus (145 m² Wohnfläche) wurde mit einer Erdwärmepumpenheizung ausgerüstet. Die JAZ der Anlage liegt bei 4,5. Unser Heizenergiebedarf liegt bei rund 6.500 kWh jährlich.
Der Einbau einer Photovoltaik-Anlage ist erst für die Zukunft geplant, wenn Stromspeicher günstiger werden. Derzeit haben wir einen speziellen Wärmepumpen-Tarif, bei dem die kWh 19,2 Cent kostet.
Posten | Preis |
---|---|
Heizwärmebedarf | 6.525 kWh |
daraus Strombedarf bei JAZ 4,5 | 1.450 kWh jährlich = 120,83 kWh monatlich |
monatliche Heizkosten bei Stromtarif 19,2 Cent/kWh | 23,20 EUR monatlich |
Die hier gezeigten Kosten beziehen sich lediglich auf eine bestimmte, sehr leistungsfähige Erdwärmeheizung und einen individuellen (sehr niedrigen) Heizwärmebedarf sowie einen bestimmten Strompreis. Die monatlichen Kosten in anderen Fällen können natürlich auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Wovon hängen die monatlichen Kosten bei der Erdwärmeheizung ab?
Kostencheck-Experte: Betrachtet werden muss hier:
- der Gesamt-Heizwärmebedarf des Hauses
- die Effizienz der Wärmepumpe (JAZ = theoretische Effizienz)
- der zu bezahlende Strompreis
- die anfallenden jährlichen Kosten für die Wartung der Anlage
Frage: Sind Erdwärmeheizungen tatsächlich so ökologisch?
Kostencheck-Experte: Das hängt weitgehend von der Gewinnungsweise des Stroms ab, den man verwendet.
Wird eine Erdwärmeheizung mit Strom aus einem Kohlekraftwerk betrieben (wie das in Deutschland immer noch häufig der Fall ist), kann von „ökologisch“ natürlich keine Rede sein. Umgekehrt wäre ein Betrieb mit reinem Ökostrom (praktisch nicht zu bekommen in Deutschland) natürlich sehr ökologisch.
Erdwärmeheizungen sind, wie alle Wärmepumpenheizungen, vom Prinzip her ganz einfach Stromheizungen, wenn auch mit etwas höherer Effizienz. Damit hängt am Ende alles vom Strom ab: die Kosten und auch der ökologische Fußabdruck der Anlage.