Wenn es darum geht, wertvolle Perser oder andere Auslegeware zu reinigen, entsteht oft Unsicherheit, welche Kosten für eine solche Reinigung tatsächlich realistisch sind. Der Kostencheck-Experte verrät in unserem Interview, was sie bei seriösen Teppichreinigungsfirmen tatsächlich für das Reinigen Ihres wertvollen Keshan- oder Shiraz-Teppichs bezahlen müssen.
Frage: Orient-Teppich-Reinigung ist eine schwierige Sache, oder?
Kostencheck-Experte: Wie man es nimmt. Schwierig macht vor allem, dass es den Orientteppich nicht gibt. Wenn es um Teppiche geht, ist der Orient ein riesiges Gebiet, das von Nordafrika über Iran und Irak bis nach Nepal reicht. Was da an Teppichen produziert wird, unterscheidet sich mitunter erheblich.
Einen sehr großen Unterschied macht dabei zunächst schon einmal das Material, das bei der Herstellung des Teppichs verwendet wird: recht verschiedene Wollarten, auf unterschiedliche Weise gefärbt und behandelt, stehen auf der einen Seite, auf der anderen Seite steht Seide als Ausgangsmaterial. Schon das macht einen sehr großen Unterschied, wenn es um Aussehen, Haltbarkeit und Eigenschaften des Teppichs geht – und natürlich auch für die Reinigung spielt das eine Rolle.
Manche Teppiche sind auch besonders anfällig für Schädlingsbefall – sie sollten deshalb im Zuge der Reinigung immer entsprechend behandelt (eulanisiert) werden. Bei anderen Teppicharten ist ein Mottenschutz wiederum nicht so dringend erforderlich. Einige Teppiche sollten in regelmäßigen Abständen gestärkt werden – bei anderen muss man auf diesen Punkt wiederum weniger achten.
Die Orient-Teppich-Reinigung ist im Grunde nur eine sorgfältige und vorsichtige Handwäsche, immer abgestimmt auf das Material und die bei der Herstellung verwendete Knüpftechnik. Dazu kommen dann noch die Sonderarbeiten, wie:
- imprägnieren
- eulanisieren (Motten- und Schädlingsschutz)
- appretieren (stärken)
Eine professionelle Teppichreinigung ist – je nach Belastung, der der Teppich ausgesetzt ist – im Schnitt alle 6 bis 7 Jahre empfehlenswert. Gut gepflegte Teppiche hoher Qualität können problemlos mehrere hundert Jahre alt werden. Sie behalten dabei ihren Wert oder legen durch das Alter sogar noch an Wert zu, Teppiche sind also durchaus eine Art Geldanlage. Angesichts dessen sind die Kosten für das Reinigen des Orientteppichs durchaus vertretbar – sie sind nicht übermäßig hoch, aber dennoch oft recht ansehnlich.
Frage: Was kostet das Reinigen eines Orientteppichs?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht sagen, da das immer von der Art des Teppichs und dem jeweiligen Teppichreinigungsunternehmen abhängt.
Im Allgemeinen können Sie aber davon ausgehen, dass die Reinigung des Teppichs zwischen rund 15 EUR pro m² und 40 EUR pro m² kostet.
Sonderleistungen wie das Appretieren, Eulanisieren und Imprägnieren des Orientteppichs kommen zusammen dann maximal auf weitere 20 EUR pro m² bis 30 EUR pro m².
Angesichts des hohen Aufwands für die sorgsame Handwäsche des Teppichs und den zum Teil sehr hohen Wert mancher Orientteppiche sind diese Kosten durchaus gerechtfertigt und auch realistisch.
Preise, die deutlich darüber liegen (oft mehrere hundert Euro für den Quadratmeter) sind aber auf jeden Fall als unseriös anzusehen und keinesfalls Branchenstandard. Seriöse Teppichreiniger bewegen sich immer in den oben angegebenen Preiskategorien.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir wollen einen Orientteppich aus Wolle in der Größe von 5 m x 4 m professionell reinigen, imprägnieren und eulanisieren lassen. Der Teppich wird vor Ort abgeholt und nach der Reinigung wieder geliefert.
Posten | Preis |
---|---|
Reinigung | 520 EUR |
Imprägnierung, spezieller Fleckenschutz | 160 EUR |
Eulanisierung | 180 EUR |
Gesamtkosten | 860 EUR |
Gesamtkosten pro m² | 43 EUR pro m² |
Hier handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen ganz bestimmten Teppich. Die Reinigungskosten für einen anderen Teppich können im Einzelfall auch deutlich unterschiedlich – auch höher – liegen.
Was in unserem Kostenbeispiel die Kosten stark verteuert, ist die enorme Größe des Teppichs (20 m²). Viele Orientteppiche sind deutlich kleiner im Format und verursachen damit auch gleich einmal deutlich geringere Kosten.
Der Preis für die Reinigung des Teppichs aus unserem Kostenbeispiel kann bei einzelnen Teppicharten dann noch höher anfallen – bis etwa 800 EUR. Sehr viel höher sollten die bloßen Reinigungskosten aber für einen Teppich dieser Größe dann nicht liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für die Reinigung eines Orientteppichs in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Das bestimmende Maß für den Preis ist zunächst einmal die Größe – üblicherweise wird nach m² berechnet.
Für den Preis spielen aber auch eine wichtige Rolle:
- die Art des Teppichs
- die durchgeführten Reinigungsleistungen und
- die durchgeführten Zusatzleistungen
Das alles muss man im Einzelfall beurteilen, um zu einer vernünftigen Preisschätzung zu kommen. „Einheitspreise“ sind eher unseriös und zeugen oft von mangelnder Professionalität des Unternehmens.
Beim Einholen von Angeboten und beim Vergleichen sollte man deshalb auch immer darauf achten, möglichst detaillierte Angaben zu machen, um realistische Angebote zu erhalten.
Frage: Welche Rolle spielt die Art des Teppichs für den Preis?
Kostencheck-Experte: Art und Material des Teppichs spielen eine sehr große Rolle für den Preis der Reinigung. Teppiche können aus sehr unterschiedlichen Materialien bestehen und mit sehr unterschiedlichen Knüpftechniken gefertigt sein. Aus diesem Grund muss man mit jedem Teppich auf eine individuelle Weise umgehen, wenn man ihn professionell reinigen möchte – das ist immer reine Handarbeit und damit aufwendig.
Die meisten Teppichreinigungsunternehmen teilen Teppiche in bestimmte Gruppen nach dem Ausgangsmaterial ein und verlangen dementsprechend unterschiedliche Preise.
Teppichart | Reinigungskosten pro m² |
---|---|
Velours, Flokati und Kelim | ca. 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² |
handgeknüpfte Teppiche, Tuftteppiche | ca. 15 EUR pro m² bis 20 EUR pro m² |
Berber, Nepal, andere Orientteppiche (Wolle) | ca. 15 EUR pro m² bis 20 EUR pro m² |
spezielle Orientteppiche (Seide) | ca. 30 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² |
Imprägnierung, Eulanisierung, Appretierung, Desinfektion (jeweils) | ca. 5 EUR pro m² bis 10 EUR pro m² Aufpreis |
Das sind ungefähre Richtpreise, wie sie von professionellen Teppichreinigungen im Allgemeinen angesetzt werden. Im Einzelfall können noch kleinere Aufschläge dazukommen, wenn der Teppich sehr stark verschmutzt ist oder besondere oder sehr aufwendige Reinigungsarbeiten durchzuführen sind (etwa Fleckenentfernung).
Sollte der Teppich Beschädigungen aufweisen, wird von vielen Unternehmen auch eine professionelle Reparatur gleich mit angeboten. Die Preise dafür richten sich aber immer nach der Art des Teppichs und der Art des Schadens und seinem Umfang – dafür sollte man sich also immer ein individuell kalkuliertes Angebot einholen.
Frage: Wie erkennt man, ob eine Teppichreinigung professionell arbeitet?
Kostencheck-Experte: Natürlich sollte man gerade bei teuren Teppichen sicherstellen, dass er auch von einem professionell arbeitenden Unternehmen fachgerecht gereinigt wird. Das ist im Vorfeld, wenn man einige Angebote vor sich liegen hat, aber oft gar nicht so einfach zu beurteilen.
Eine gute Möglichkeit ist immer, bei der Anfrage einige Fotos des Teppichs mitzuschicken und um eine Bestimmung zu bitten, um welche Art von Teppich es sich handelt. Ein Fachmann sollte in der Lage sein, anhand von Bildern problemlos die Teppichart und die Herkunft klar zu bestimmen.
Wer nicht in der Lage ist, die Art des Teppichs zu erkennen, bei dem ist auch nicht anzunehmen, dass er weiß, wie diese Teppichart richtig zu behandeln ist und welche Reinigungsarten möglich sind. In so einem Fall sollte man von einer Beauftragung eher Abstand nehmen. Wer kein Teppichfachmann ist, kann teure Teppiche auch nicht richtig reinigen.
Voraussetzung ist natürlich, dass Sie genau wissen, um welche Art von Teppich aus welchem Gebiet es sich handelt (bei teuren Teppichen, die man selbst gekauft hat, weiß man das aber meist).
Vorsichtig sein sollten Sie auch bei allzu günstigen und sehr undifferenzierten Pauschalangeboten, die gleich für alle Arten von Teppichen gelten (etwa: 5,80 EUR pro m² für jeden Orientteppich). Entweder es wird dann am Ende doch deutlich teurer – oder der Teppich wird nicht fachgerecht behandelt. Niemand kann einen wertvollen Seidenteppich für 6 EUR pro m² reinigen und dabei auch noch Gewinn machen.
Frage: Was passiert, wenn der Teppich bei der Reinigung beschädigt wird? Hier geht es doch oft um sehr hohe Werte?
Kostencheck-Experte: Das ist richtig – viele Teppiche haben einen beträchtlichen finanziellen Wert. Ein professionelles Reinigungsunternehmen sollte üblicherweise eine Versicherung haben, die Schäden beim Reinigen deckt. In der Regel sind Teppiche hier bis zu 1,5 Millionen Euro versichert, im Einzelfall kann auch (gegen Aufpreis) noch eine höhere Versicherungssumme für den einzelnen Teppich geltend gemacht werden.
Im Allgemeinen sollte Ihnen das Teppichreinigungsunternehmen auf Nachfrage darüber Auskunft geben können und im Zweifelsfall auch belegen können, dass eine solche Versicherung besteht.
Für eine höhere Versicherungssumme müssen Sie fallweise auch Aufpreise zahlen – vielen ist es den (vergleichsweise kleinen) Aufschlag aber wert, um ihre teuren Teppiche gut abgesichert zu wissen.
Frage: Immer wieder liest man in den Medien über Betrüger, die Teppichreinigungen zu weit überhöhten Preisen anbieten – wie kann man sich schützen?
Kostencheck-Experte: In aller Regel sind die Opfer ältere, relativ vermögende Menschen, die einige teure Teppiche im Haus liegen haben. Von denen nehmen die Betrüger an, dass sie am Ende Reinigungskosten von mehreren tausend Euro auch tatsächlich bezahlen können.
Auf keinen Fall sollte man sich auf Haustürgeschäfte einlassen, bei denen man gleich einen Auftrag unterschreiben soll. Wenn man sich unter Druck gesetzt fühlt, sollte man den Werber der Teppichreinigung höflich, aber nachdrücklich bitten, jetzt zu gehen und sich ein schriftliches Angebot zuschicken lassen, oder sich eine zweite Person (einen Nachbarn oder Verwandten) zu Hilfe holen.
Lassen Sie sich auch keinesfalls mit Argumenten unter Druck setzen, dass man „jetzt sehr schnell handeln müsse, weil der Teppich sonst nicht mehr zu retten sei“. Das stimmt in den allerwenigsten Fällen. Ein paar Tage Zeit kosten keinem Teppich das Leben.
Wer bereits unterschrieben hat, kann sich beim Erhalt einer überhöhten Rechnung immer noch an die Verbraucherzentralen wenden – dort wird die Rechnung überprüft und ein Gutachten erstellt, was eine Reinigung im Normalfall kosten darf. Mehrere tausend Euro Reinigungskosten sind in fast allen Fällen deutlich zu viel.
Am besten Sie holen immer selbst Angebote ein und entscheiden selbst, ob und wo Sie Ihre Teppiche reinigen lassen. Dann können Sie mit ruhigem Gewissen und mit Selbstbewusstsein jeden weniger seriösen Vertreter an der Tür gleich wieder wegschicken.