Was kostet die osteopathische Behandlung?

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Angaben des Verbandes der Osteopathen Deutschlands (VOD) zufolge suchen jährlich etwa 20 Millionen Patienten einen Osteopathen auf. Allerdings zählt diese Therapieform nicht immer zu den Kassenleistungen, sodass Sie einen Teil oder die gesamten Aufwendungen aus eigener Tasche begleichen müssen. Was die osteopathische Behandlung kostet und viele weitere Informationen finden Sie in diesem Interview mit dem Kostencheck-Experten.

Was ist Osteopathie?

Kostencheck: Die Osteopathie, die auch unter dem Namen Chiropraktik oder manuelle Medizin geführt wird, ist eine sehr sanfte, manuelle Behandlungsform, die der Diagnose und Therapie von Funktionsstörungen dient. Entwickelt wurde die Methode Ende des 19. Jahrhunderts von dem Amerikaner Andrew Taylor Still. Der Name dieser ganzheitlichen Behandlungsmethode leitet sich ab von den griechischen Begriffen Osteo (Knochen) und Pathie (Krankheit).

Sie wird untergliedert in:

Art Erklärung
Parietale Osteopathie Bewegungsapparat
Viszerale Osteopathie Innere Organe
Craniosacrale Osteopathie Schädel-Kreuzbein-Therapie
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Osteopathie hilft dem Körper dabei, sich selbst zu heilen.

Die Osteopathie soll die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung und Selbstregulation anregen. Unter den Patienten finden sich deshalb nicht nur Menschen mit Bewegungseinschränkungen, auch bei Migräne oder Schlafproblemen kann die Osteopathie die klassische schulmedizinische Behandlung unterstützen.

Was kostet Osteopathie?

Kostencheck: Die Behandler, dies kann ein Arzt oder Heilpraktiker sein, rechnen die erbrachten Leistungen nach den jeweiligen berufsständischen Gebührenordnungen ab. In der Regel müssen Sie für eine Sitzung zwischen 60 und 150 EUR bezahlen.

Person mittlere Preisspanne
Babys 40 bis 70 EUR
Kinder 45 bis 80 EUR
Erwachsene 75 bis 125 EUR

Bitte beachten Sie, dass diese Preise, abhängig vom Behandler und der Region, in der Sie leben, nach oben und unten abweichen können.

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Die Kosten der Behandlung richten sich danach, was genau geheilt werden soll.

Auf welchen Gesamtbetrag sich die gesamten Behandlungskosten belaufen, hängt davon ab, wie stark Ihre Beschwerden sind. Leichte Einschränkungen verschwinden häufig schon nach zwei bis drei Sitzungen. Im Durchschnitt suchen Patienten den Osteopathen fünf Mal auf und bezahlen für die Heilbehandlung zwischen 300 und 750 EUR.

Übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten?

Kostencheck: Osteopatische Therapien zählen bei den gesetzlichen Krankenversicherern zu den Extraleistungen. Deshalb gibt es bei der Höhe der Kostenübernahme große Unterschiede. Allerdings übernehmen über einhundert gesetzliche Krankenversicherungen inzwischen zumindest einen Teil der Osteopathie-Kosten. Einige Krankenkassen erstatten jährlich nur 50 EUR der Gesamtkosten. Die Höhe des Zuschusses kann aber auch bis zu 500 EUR betragen.

Manche Kassen gewähren keinen Festbetrag, sondern übernehmen bei einer bestimmten Anzahl von Sitzungen einen festen Prozentsatz der Kosten. Bei der BKK Provita sind dies beispielsweise 80 Prozent der Aufwendungen für fünf Behandlungen. Bei anderen Versicherern gelten die jährlich gewährten Gesamtzuschüsse für alle im Katalog aufgelisteten Zusatzleistungen. Informieren Sie sich deshalb bei Ihrer Krankenkasse, wie hoch die tatsächliche Kostenübernahme sein wird.

Die Kostenabwicklung funktioniert dann folgendermaßen: In der Regel erhalten Sie von Ihrem Osteopathen eine Rechnung, die Sie zunächst aus eigener Tasche begleichen müssen. Im Anschluss können Sie diese bei der Krankenversicherung einreichen und bekommen die Aufwendungen erstattet.

Tipp: Nicht alle Versicherungen, die mit hohen Zuschüssen für osteopathische Behandlungen werben, gehören zu den preiswerten. Deshalb ist es wichtig, die Krankenversicherung nicht einzig nach diesem Aspekt zu wählen, sondern das gesamte Leistungspaket in die Überlegungen einzubeziehen.

Ich bin privat versichert. Trägt meine Krankenkasse die Osteopathie-Kosten?

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Private Krankenkassen übernehmen meist die Kosten der Behandlung.

Kostencheck: Die Osteopathie gehört mittlerweile zum Leistungskatalog vieler privater Krankenversicherungen. Ist dies der Fall, übernimmt die Versicherung die Kosten für:

  • Erstanamnese
  • Diagnostik
  • die Sitzungen beim Chiropraktiker.

Achtung: Einige Privatversicherungen beschränken die Leistungen für den Osteopathen auf bestimmte Krankheitsbilder. Oft werden beispielsweise nur die Aufwendungen im Rahmen einer Störung des Bewegungsapparats übernommen. Nehmen Sie deshalb vor Beginn der Behandlung Kontakt mit der Krankenversicherung auf und lassen Sie sich die Kostenübernahme bestätigen.

Benötige ich ein Rezept?

Kostencheck: Möchten Sie einen Heilpraktiker mit Zusatzausbildung aufsuchen, brauchen Sie kein Rezept. Allerdings fordern manche Krankenkassen vor der Erstattung diesen Nachweis. Erkundigen Sie sich auch diesbezüglich vor Behandlungsbeginn bei Ihrer Krankenkasse.

Wer kann behandelt werden?

Kostencheck: Osteopathie eignet sich für Menschen jeden Alters, vom Säugling bis hin zu Personen hohen Alters.

Wie läuft eine osteopathische Behandlung ab?

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Die Osteopathie beschäftigt sich viel mit „Fühlen“ und „Drücken“.

Kostencheck: Wenn Sie das erste Mal zu einem Osteopathen kommen, wird Ihnen dieser zunächst einige Fragen zu Ihren Beschwerden und der Krankengeschichte stellen. Schildern Sie dem Behandler Vorerkrankungen, Unfälle und Operationen detailliert und auch dann, wenn sie schon längere Zeit zurückliegen, damit er sich ein möglichst genaues Bild machen kann. Auch emotionale Belastungen oder Traumata sollten Sie nicht verschweigen. Medizinische Befunde und Diagnosen sowie die Medikamente, die Sie derzeit einnehmen, werden in der Anamnese ebenfalls thematisiert.

Es folgt die erste körperliche Untersuchung, bei welcher der Therapeut durch

  • Fühlen
  • Drücken
  • Schieben
  • Zupfen
  • Streichen

Probleme im Körper erspürt. Er untersucht auf diese Weise das

  • Muskelsystem (Muskeln, Faszien, Bänder, Sehnen, Gelenke)
  • Organsystem (Aufhängung des Organs, Mobilität der Organe zueinander)
  • kraniale System (Kopf sowie Gehirn mit den Gehirnhäuten)
  • Verbindung des kranialen Systems zum sakralen System (Kreuzbein)

und alle damit verbundenen Strukturen.

Häufig geht die Befundaufnahme für den Patienten unmerklich bereits in die Behandlung über. Die Hände des Therapeuten erspüren die in Unordnung geratenen Energieschwingungen und beseitigen Störungen. Dadurch kann in vielen Fällen die Medikamentendosis verringert werden oder sogar ganz wegfallen.

Eine Sitzung beim Osteopathen dauert in der Regel zwischen 45 Minuten und einer Stunde. Eine erste Verbesserung Ihrer Beschwerden stellen Sie oft schon nach wenigen Tagen fest. Bis die Wirkung vollständig eintritt können jedoch bis zu zwei Wochen vergehen.

Was macht die Osteopathie aus?

Kostencheck: Der Arzt Andrew Taylor Still ging davon aus, dass die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers immer wieder von außen angeregt werden müssen. Bei dem von ihm entwickelten Behandlungsverfahren kommen nur die geschulten Hände des Therapeuten zum Einsatz. Deshalb handelt es sich um ein sehr sanftes und risikoloses Verfahren.

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Osteopathie hilft oft bei Rückenproblemen.

Unter anderem richtet der Osteopath sein Augenmerk auf die Faszien. Bei diesen handelt es sich um ein umhüllendes und verbindendes Netzwerk aus kollagenem Bindegewebe, das den gesamten Körper vernetzt. Verkleben die Faszien und verlieren ihre Funktion, kann sich dies beispielsweise durch Gelenk- oder Rückenschmerzen äußern.

Trotzdem die Wirksamkeit der Osteopathie wissenschaftlich nur in Teilen nachgewiesen ist, werden mit dieser Methode gut Ergebnisse bei folgenden Krankheitsbildern erzielt:

  • Verspannungen
  • Bandscheibenvorfall
  • Rückenschmerzen (Hexenschuss)
  • Bänder- und Muskelverletzungen
  • Verletzungen des Skeletts
  • Allergien
  • Migräne
  • Hormonelle Störungen

Schon Babys können von der Behandlung durch den Osteopathen profitieren. Das Spektrum reicht von Stillproblemen über immer wiederkehrende Mittelohrentzündung bis hin zu Lernstörungen oder ADHS bei größeren Kindern. Allerdings gibt es bis heute keine qualitativ hochwertige Studie, welche die Wirksamkeit der Osteopathie bei Säuglingen und Kindern belegt.

Wichtig: Auch wenn durch Osteopathie bei vielen Beschwerden gute Ergebnisse erzielt werden, sollten Sie bei schweren Erkrankungen nicht alleine auf diese Therapieform vertrauen. Bei Krebs beispielsweise wird ein verantwortungsvoller Behandler dieses Verfahren allenfalls begleitend zur Schulmedizin einsetzen.

Ist Osteopath eine geschützte Berufsbezeichnung und wie finde ich einen guten Therapeuten?

Kostencheck: Leider nein. Häufig sind Osteopathen studierte Ärzte, die eine Zusatzausbildung absolviert haben. Auch Physiotherapeuten oder Heilpraktiker verfügen in vielen Fällen über diese Zusatzqualifikation. Allerdings gibt es in Deutschland keine Vorgabe, wie die Fortbildung genau aussehen muss.

So gibt es Schulen, die mehrjährige Ausbildungen anbieten aber auch die Möglichkeit, die Methode quasi im Schnelldurchgang innerhalb einiger Wochen zu erlernen. Seien Sie deshalb kritisch bei der Auswahl Ihres Behandlers und fragen Sie nach dessen Qualifikation.

Im Internet finden Sie auf den Seiten der großen Osteopathie-Verbände Listen von qualifizierten Therapeuten. Grundvoraussetzung, um die Berufsbezeichnung führen zu dürfen, ist bei den meisten Verbänden eine Ausbildungszeit von mindestens 150 Unterrichtseinheiten.

Wie wirksam ist das Verfahren?

Kostencheck: Kritiker der Osteopathie führen die bislang dünne wissenschaftliche Beweislage bezüglich der Wirksamkeit an. Allerdings gibt es für die parietale Osteopathie, die sich dem Bewegungsapparat widmet, inzwischen solide Studienergebnisse, welche die Therapieerfolge belegen. Für die anderen Bereiche sieht es jedoch weniger gut aus. Die bisherigen Studien sind sehr klein und entsprechen nicht immer den internationalen Standards, sodass die Wirksamkeit dieser Methoden nicht belegt werden kann.

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Die Wirksamkeit der Osteopathie kann bislang leider nicht belegt werden.

Zudem ist es, bedingt durch die Komplexität der verschiedenen Behandlungen, relativ schwierig, die Effektivität mit den gängigen Medizinstandards zu überprüfen und zu beweisen.

Wann stößt die Osteopathie an ihre Grenzen?

Kostencheck: Bei Erkrankungen, die einer ärztlichen Therapie bedürfen, weil die Selbstheilungskräfte des Körpers nicht ausreichen, sollten Sie unbedingt einen Schulmediziner aufsuchen. Hierzu zählen:

  • Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall,
  • Knochenbrüche,
  • Verbrennungen.

Auch kann die Osteopathie keine strukturellen Schäden beseitigen. Unter Umständen lässt sich aber die Symptomatik oder die Auswirkungen auf andere Körperteile lindern.