Der Trend geht heute klar zum Einbau neuer Fenster – kaum jemand macht sich die Mühe, tatsächlich die Fenstergläser auszutauschen. In manchen Fällen kann das aber lohnen. Was Fensterglas kostet und welche Preise Sie für welche Glasarten rechnen müssen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wann lohnt es sich überhaupt, nur die Glasscheiben zu tauschen anstatt der ganzen Fenster?
Kostencheck-Experte: Ein sehr häufiger Grund für einen Glasaustausch ist natürlich Glasbruch. Wenn eine Scheibe zu Bruch gegangen ist, beispielsweise weil ein Ball auf das Fenster geprallt ist, wird natürlich nicht das ganze Fenster, sondern lediglich das Glas ausgetauscht.
Aber auch in anderen Fällen kann ein Austauschen der Verglasung durchaus angebracht sein: Wer etwa seine Holz-Fensterrahmen ganz speziell vom Tischler anfertigen lässt, muss die Rahmen danach natürlich auch noch verglasen lassen.
Auch bei alten Gebäuden mit alten Holzrahmen kann es oft lohnen, die originalen Rahmen nur aufzuarbeiten und die kaum wärmedämmende Einfachverglasung durch modernes Isolierglas in passender Optik zu ersetzen. Ständig steigenden Energiekosten wird so zumindest einigermaßen Rechnung getragen.
Grundsätzlich kann man auch gewöhnliche Fensterrahmen neu verglasen lassen und mit hochwertigeren Gläsern versehen. In vielen Fällen wird das aber wahrscheinlich nur wenig wirtschaftlich sein. Die Kosten für Glas und Einbau liegen relativ hoch, die meist auch sehr schlechte Rahmendämmung bleibt bestehen und erhöht damit auch den Gesamt-U-Wert des Fensters danach beträchtlich, trotz leistungsfähiger Verglasung. In manchen Fällen kann der Einbau neuer Fensterscheiben aber tatsächlich kostengünstiger sein als ein Fensteraustausch.
Frage: Was kostet Fensterglas ganz allgemein?
Kostencheck-Experte: Pauschal kann man das nicht sagen, da das immer auch von der Art des Glases und der Ausführung der Glasscheibe abhängt.
In den meisten Fällen werden Sie aber ab rund 80 EUR pro m² auf jeden Fall rechnen müssen. Besondere Glasarten oder sehr hochwertiges Fensterglas kann dabei auch deutlich teurer werden. Das gilt zum Beispiel für VSG-Glas oder ESG-Glas.
Dazu kommen dann noch die Kosten für den Zuschnitt und den Einbau des Glases, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
Einige Preisbeispiele für unterschiedliche Fenstergläser:
Glasart | Preis |
---|---|
4/16/4, U-Wert Verglasung 3.0 | 55 EUR pro m² |
4/16/4, U-Wert Verglasung 1.0 | 62 EUR pro m² |
6VSG/16/4, U-Wert Verglasung 1.0 | 102 EUR pro m² |
4/16/4, Ornamentglas U-Wert Verglasung 1.1 | 87 EUR pro m² bis 130 EUR pro m² je nach Ornamentart |
4/12/4/12/4, U-Wert Verglasung 0,7 – Dreifachverglasung | 102 EUR pro m² |
4/16/8, Schallschuztglas 42/30, U-Wert Verglasung 3.0 | 129 EUR pro m² |
„warme Kante“ – Abstandhalter | 1,19 EUR je laufendem Meter |
Bei den angegebenen Preisen handelt es sich lediglich um einzelne Preisbeispiele für eine bestimmte Glasart von einem bestimmten Hersteller. Die Preise anderer Hersteller können – auch bei ähnlichen oder gleichen Glasarten – mitunter deutlich abweichen. Die angegebenen Preise sind brutto, das heißt die gesetzliche Mehrwertsteuer, die Sie als Endkunde bezahlen müssen, ist bereits eingerechnet.
Unsere Preisbeispiele zeigen bereits sehr gut, wo Glas teuer werden kann: bei Sicherheitsgläsern (ESG oder VSG) oder bei besonders niedrigen U-Werten.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für Fensterglas im Allgemeinen ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommen mehrere Faktoren zum Tragen:
- die Art des Glases (bei Fensterscheiben in der Regel Floatglas)
- die Zahl der Glasscheiben (Zweifach- oder Dreifachverglasung)
- ob es sich um Sicherheitsglas oder Schallschutzglas handelt
- der U-Wert der Verglasung
- das Material des Abstandhalters zum Rahmen („warme Kante“)
- den Lieferkosten
Alle diese Faktoren muss man in Betracht ziehen, wenn es um die Preise für Fensterglas geht. Liefer- und Einbaukosten kommen dann zu den Glaskosten noch dazu.
Frage: Inwiefern spielt die Art des Glases für den Preis eine Rolle?
Kostencheck-Experte: Normalerweise handelt es sich beim Fensterglas um sogenanntes Floatglas. Es wird als Flachglas hergestellt – ganz einfach, indem flüssige Glasschmelze auf flüssiges Zinn geleitet wird. Das Glas schwimmt auf dem flüssigen Zinn, daher der Name des Glases.
Flachglas kann aber nicht nur als einfaches oder mehrscheibiges Fensterglas (mehrere Scheiben in bestimmten Abständen zueinander) ausgeführt sein, sondern auch als ESG-Glas oder VSG-Glas sowie als Schallschutzglas.
ESG steht für „Einscheiben-Sicherheitsglas“. Es handelt sich dabei um eine speziell wärmebehandelte Glasscheibe, die eine höhere Stoß- und Schlagfestigkeit als gewöhnliches Glas aufweist. Es wird durch das thermische Verfahren „vorgespannt“ und kann damit nicht nur rasche Temperaturwechsel, sondern auch recht harte Schläge und Stöße. Zudem zerfällt es beim Brechen in kleine, krümelige Scherben, wodurch die Verletzungsgefahr reduziert wird.
VSG steht dagegen für „Verbund-Sicherheitsglas“. Hier werden zwei (oder auch mehrere) Glasscheiben durch eine zäh-elastische Folie unter dem Einsatz von Wärme und Druck miteinander dauerhaft verbunden. Die Folie (meist aus PVB oder EVA) ist hoch reißfest. Die Vorteile von VSG-Glas:
- es ist gut durchschlaghemmend (kann nur schwer eingeworfen werden)
- wenn es bricht, halten die Scheiben weiter zusammen, die zähe Folie verringert auch die Verletzungsgefahr durch Splitter
- es ist höher schalldämmend als gewöhnliches Flachglas
Bei Fensterglas kann sowohl die Außenseite als auch die Innenseite aus einer solchen Spezialscheibe bestehen. Wie man schon aus unseren Preisbeispielen erkennen kann, verteuert sich der Preis von Fensterglas dadurch erheblich:
in der Regel werden Sie in so einem Fall Preise von über 100 EUR pro m² rechnen müssen.
Schallschutzglas ist besser schalldämmend ausgeführt als gewöhnliches Glas. Je nach erwünschter Schalldämmung sind diese Gläser mit vergrößertem Scheibenzwischenraum, einer VSG-Scheibe außen oder einer Gießharz-Schicht auf der Außenseite versehen.
Für Fenster gelten dann bestimmte Schallschutz-Klassen, die ganz wesentlich von der Art der Schallschutzverglasung (aber auch vom Rahmen und von korrektem Einbau) mitbestimmt werden.
Schallschutzklasse 2 ist heute Standard, bei Klasse 3 kommt neben einem vergrößerten Scheibenzwischenraum meist auch eine dickere Außenscheibe zum Einsatz. Die Klassen 4 und 5 werden erreicht, indem auf der Außenseite eine (gut schalldämmende) VSG-Scheibe statt gewöhnlichem Glas verwendet wird, oder ein 9 mm starke Gießharz-Schicht aufgebracht wird. Die Schalldämmfähigkeit beträgt dann 42 dB bzw. 45 dB.
Schalldämmendes Fensterglas beginnt bei Preisen ab rund 100 EUR pro m² bis 120 EUR pro m², Glas mit hohem Schallschutzfaktor ist dann aber meist deutlich teurer.
Die Eigenschaften von Fensterglas können auch kombiniert werden – etwa eine Schallschutzverglasung mit ESG-Glas auf der einen und VSG-Glas auf der anderen Seite. Solche Spezialgläser sind dann aber auch entsprechend teuer.
Frage: Wie groß ist der preisliche Unterschied zwischen Zweifach- und Dreifach-Verglasung?
Kostencheck-Experte: Gar nicht so groß, wie man zunächst denken möchte. Dreifach-Verglasung ist ja der aktuelle Stand der Technik heute, Zweifach-Verglasung gilt ohnehin als überholt.
Während Sie für ein Zweifach-Isolierfensterglas mit einem zulässigen U-Wert von 1,0 rund rund 65 EUR pro m² bis 80 EUR pro m² rechnen müssen, liegen moderne Dreifach-Verglasungen ungefähr in einem Preisbereich von 90 EUR pro m² bis 120 EUR pro m², wenn es sich nicht um Spezialglas handelt. Der Preisunterschied ist also nicht so groß – bei einem durchschnittlich großem Fenster wirkt sich das kaum aus.
Das sehr häufig anzutreffende Quasi-Standardmaß bei Fenstern liegt bei 1,3 m x 1,3 m – das ergibt eine Glasfläche von rund 1,2 bis 1,3 m². Der Unterschied zwischen Zweifach- und Dreifachverglasung würde demnach irgendwo zwischen 20 EUR und 70 EUR pro Fenster liegen. Das ist kein hoher Aufpreis, wenn man bedenkt, dass sich der U-Wert dabei von 1,1 auf 0,6 oder 0,7 verringert.
Frage: Inwieweit lohnt sich eine solche Verringerung der U-Werte finanziell, das heißt in Bezug auf die Heizkosten?
Kostencheck-Experte: Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass pro einer Verringerung des U-Werts um 0,1 rund 1,2 Liter Heizöl pro Jahr pro m² Fensterfläche eingespart werden können.
Das ist aber nur eine sehr oberflächliche, selten wirklich genau zutreffende Rechnung. Wie hoch die Einsparpotenziale durch eine besser wärmedämmende Fensterverglasung sind, lässt sich nur im Einzelfall nach sorgfältiger Analyse des Gesamtbilds einigermaßen verlässlich abschätzen. Es kommt ebenso sehr auf die Wärmedämmfähigkeit der Rahmen an, wie auf die Größe und die Lage der Fensterflächen nach der Himmelsrichtung.
In den meisten Fällen kann man aber davon ausgehen, dass ein Austausch von Gläsern im Bereich moderner Isolierverglasungen mit U-Werten von unter 1,5 auf moderne Dreifach-Verglasungen sich kaum in vernünftiger Zeit über die Heizkosten rentiert. Dafür sind die Kosten zu hoch. Fenster, die nach 1995 eingebaut wurden, sind oft schon mit guter Wärmedämmung versehen und haben sehr häufig sogar U-Werte im Bereich von 1,1 bis 1,3.
Bei einer Reduktion älterer Fenster mit U-Werten im Bereich von über 2,5 (die meisten Fenster mit Baujahr vor 1995) machen sich neue Energiesparfenster in der Regel in Zeiträumen von 7 Jahren bis 15 Jahren meist von selbst bezahlt. Das ist aber ebenfalls nur ein recht grober Anhaltspunkt. Die Reduktion des U-Werts von 3,0 auf 0,9 spart pro m² Fensterfläche rund 15 EUR bis 25 EUR Heizkosten pro Jahr bei einer Ölheizung.
Frage: Lohnt sich neues Fensterglas im Vergleich zum Fenstertausch?
Kostencheck-Experte: Wenn die Fensterrahmen noch intakt sind und die Anpassbarkeit an moderne Dreifachverglasung gegeben ist, lohnt sich ein Neuverglasen häufig gegenüber einem kompletten Austausch der Fenster:
- es fällt weniger Schmutz und Staub an
- der Putz wird nicht beschädigt, auch Tapeten bleiben unbeschädigt
- der Austausch geht wesentlich schneller vonstatten
Zum Preis des Glases kommen dann noch die Austauschkosten. Je nachdem, wie zeitaufwändig der Austausch ist, müssen Sie mit Kosten im Bereich von rund 60 EUR bis 180 EUR pro Fenster rechnen. Nur bei besonders aufwendigem Austausch kann es auch teurer werden.
In vielen Fällen können Sie mit dem Glaserbetrieb einen günstigen Komplettpreis vereinbaren, wenn Sie alle Verglasungen erneuern lassen möchten.
Vergleicht man das mit den Kosten für neue Fenster samt Einbau, kommt der Glasaustausch häufig deutlich günstiger. Zudem werden Sie durch die Baustelle meist auch deutlich weniger gestört.