Klinkerfassaden haben viele Vorteile: Sie sind extrem wetterfest, robust und optisch ansprechend und brauchen praktisch keinerlei Pflege. Jedes Sichtmauerwerk ist auch verfugt – welche Preise Sie dafür rechnen müssen, und wie sich die Kosten dafür senken lassen, verrät der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Warum werden Klinker überhaupt verfugt?
Kostencheck-Experte: Bei Klinkerfassaden gibt es im Wesentlichen zwei unterschiedliche Ausführungen:
- die „echten“ Klinkerfassaden als sogenannte Vormauerschale (also eine separate Sichtmauer vor dem eigentlichen Mauerwerk)
- Klinkerriemchen, die wie Fliesen einfach auf einen Fassadenuntergrund geklebt werden
Bei der Vormauerschale handelt es sich um echtes Mauerwerk – hier sind also Stoß- und Lagerfugen zwischen den Steinen zwangsläufig vorhanden. Da das Mauerwerk aber sichtbar bleibt, müssen diese Fugen zwangsläufig verputzt werden, damit die Fuge zwischen den Steinen geschlossen ist und ebenfalls wetterfest wird.
Bei Klinkerriemchen verhält es sich ähnlich wie bei Fliesen: man kann sie nicht „auf Stoß“ verlegen, sondern es müssen Abstände zwischen den einzelnen Steinen bleiben. Da der Untergrund aber meist nicht wetterfest ist, müssen die Zwischenräume zwischen den einzelnen Riemchen auch geschlossen werden. Das geschieht in diesem Fall ebenfalls durch Verfugen.
Nach einiger Zeit (wir reden hier allerdings von Jahrzehnten) müssen die Fugen erneuert oder abgedichtet werden.
Frage: Was kostet das Verfugen allgemein?
Kostencheck-Experte: Hier müssen wir auf jeden Fall differenzieren, von welcher Art von Arbeit wir sprechen:
- vom Neuverfugen im Zuge der Herstellung der Klinkerfassade
- vom Herstellen einer sogenannten Schattenfuge
- vom Neuverfugen bei einer Sanierung
- vom Ausbessern oder Ersetzen der Fugen
- vom Abdichten beschädigter Fugen
Natürlich gibt es dann auch geringfügige Unterschiede, ob es sich um eine Vormauerschale oder Riemchenklinker handelt.
Frage: Wenn wir einmal die Neuherstellung einer Klinkerfassade betrachten: welche Kosten fallen da an?
Kostencheck-Experte: In der Regel werden diese Kosten bei einem Komplettpreis gleich mit eingerechnet. Das Verfugen ist ein zwingend erforderlicher Bestandteil beim Bau einer Klinkerfassade, auf den ohnehin nicht verzichtet werden kann.
Kalkuliert werden die Kosten in der Regel aber in den meisten Fällen mit rund 7 – 8 EUR pro m² im Durchschnitt. Wird vom ausführenden Unternehmen dabei kein selbst gemischter sondern Fertigmörtel verwendet, liegen die Preise oft ein wenig höher. Im Schnitt kann man dann ab rund 10 – 11 EUR pro m² rechnen.
Das sind aber wie gesagt nur grobe Kalkulationswerte für Unternehmen. Das Erstverfugen ist im Gesamtpreis für die Erstellung der Klinkerfassade praktisch immer miteingerechnet.
Im Vergleich zu den Gesamtkosten für eine Klinkerfassade ist das nur ein recht kleiner Kostenanteil.
Beispiel: Eine 220 m² große Fassade soll verklinkert werden – im einen Fall mit einer Vormauerschale, im anderen Fall mit Riemchenklinkern. Das Verfugen kostet in diesem Fall durchschnittlich rund 1.650 EUR.
Ausführung | Gesamtkosten | Preisanteil des Verfugens |
---|---|---|
Vormauerschale beim Neubau | rund 21.200 EUR | Verfugen = 8 % der Gesamtkosten |
Riemchenklinker auf der Fassade | rund 16.000 EUR | Verfugen = 10 % der Gesamtkosten |
Frage: Kann es hier Abweichungen geben?
Kostencheck-Experte: In den meisten Fällen liegen die Kosten in diesem angegebenen Bereich – in Einzelfällen bei besonders schwierigen Fugen oder speziellen Fugmörteln, die verwendet werden, kann die Kalkulation aber natürlich auch ein wenig höher ausfallen.
Frage: Was ist eine Schattenfuge? Und wie hoch liegen die Kosten da?
Kostencheck-Experte: Eine Schattenfuge wird auch „Fugenglattstrich“ genannt. Dabei wird der Mörtel zwischen den einzelnen Steinen in der Fuge lediglich sehr glatt gestrichen. Ein separates Verfugen entfällt damit.
Da nachträglich nicht mehr verfugt werden muss, fallen bei einem Fugenglattstrich keine separaten Kosten für das Verfugen mehr an. Man spart damit also rund 8 – 10 % der Gesamtkosten. Dafür ist beim Errichten der Klinkerfassade aber der Arbeitsaufwand minimal höher – wird nach Stunden abgerechnet, könnte man das geringfügig am höheren Arbeitspreis merken.
In der Regel sind Schattenfugen aber eine deutliche Kostenersparnis beim Neuerrichten. Sie sind dafür nicht ganz so belastbar wie separat ausgeführte Fugen und müssen unter Umständen schon früher ausgebessert werden.
Frage: Damit sind wir schon bei der nächsten Frage: Muss man eine bestehende Klinkerfassade auch später noch einmal neu verfugen?
Kostencheck-Experte: Bei schweren Schäden an den Fugen muss nach einigen Jahren bis Jahrzehnten in vielen Fällen komplett neu verfugt werden.
Bei sehr sorgfältig ausgeführten Fugen und bei günstigen Bedingungen (z.B. Schlagregenschutz der Fassade, milde Temperaturen) können Fugen auch ohne Sanierung oder Erneuerung viele Jahrzehnte lang halten.
Schäden sind aber – allein schon aufgrund äußerer Einflüsse – oft einfach nicht zu vermeiden. Wenn Sie über große Flächen hinweg stark beschädigt oder oft sogar gar nicht mehr vorhanden sind, müssen sie auf jeden Fall neu gefüllt werden.
Frage: Welche Kosten verursacht dieses Neuverfugen dann?
Kostencheck-Experte: In diesem Fall ist das Verfugen nicht mehr ganz so günstig wie bei der Neuerrichtung der Klinkerfassade. Im Schnitt müssen Sie hier oft 40 – 50 EUR pro m² rechnen. Je nach Steinformat und Fugenhärte kann der Preis variieren.
Das liegt daran, dass ja – im Vergleich zur Erstverfugung – zahlreiche zusätzliche Arbeitsschritte erforderlich sind, die zum Teil recht zeitaufwändig sind:
- das Entfernen der Fugen (dabei dürfen das Mauerwerk / die Riemchen nicht beschädigt werden)
- Reinigung der Fassade (Hochdruck oder Sandstrahlgeräte)
- Erneuern der Fugen
- eventuell auch Imprägnierung
Frage: Wie hoch liegen diese einzelnen Kosten beispielhaft?
Kostencheck-Experte: Ich kann das wiederum anhand unseres vorigen Beispiels erklären, bei den 220 m² Fassadenfläche sollen nach 30 Jahren die beschädigten Fugen komplett entfernt und erneuert werden.
Posten | Preis pro m² | Kosten in unserem Beispiel |
---|---|---|
Fugenentfernung | 26 EUR pro m² | 5.720 EUR |
Fassaden-Reinigung | 4,50 EUR pro m² | 990 EUR |
Neuverfugung | 7,20 EUR pro m² | 1.584 EUR |
Gesamtkosten | 37,70 EUR pro m² | 8.294 EUR |
Wie man an diesem Beispiel schon sieht, macht die Entfernung der Fugen den größten Teil der Kosten aus. Das liegt daran, dass das Entfernen einerseits sehr zeitaufwändig ist, andererseits auch sehr sorgfältig durchgeführt werden muss um Mauerwerk oder einzelne Riemchen nicht zu beschädigen. In vielen Fällen kommt hier auch Spezialwerkzeug zum Einsatz, das genau auf einzelne Steinarten abgestimmt ist.
Wir reden hier übrigens von den Netto-Preisen – als Endverbraucher müssen Sie die Mehrwertsteuer dann noch zusätzlich rechnen, also einen Gesamtpreis von rund 9.860 EUR.
Frage: Können hier noch zusätzliche Kosten zum Tragen kommen?
Kostencheck-Experte: Ja, was im Beispiel nicht erwähnt wurde, ist etwa das Gerüst. Aus gutem Grund, weil ein Gerüst natürlich sehr unterschiedliche Kosten verursachen kann, je nachdem, wie groß und hoch es aufgebaut werden muss.
Einen Richtpreis kann man deshalb nur schwer angeben. Sie müssen aber selbst im günstigsten Fall mit mindestens 1 – 2 EUR pro m² Fassadenfläche als Gerüstkosten rechnen.
In unserem Beispiel würde da mindestens 200 – 300 EUR Zusatzkosten bedeuten, unter Umständen auch deutlich mehr.
Die Anfahrtskosten haben wir in unserem Beispiel ebenfalls nicht berücksichtigt. Sie können von Unternehmen zu Unternehmen auch recht unterschiedlich sein.
Frage: Man liest auch immer wieder von Imprägnierungen bei Klinkerfassaden – sollte man neue Fugen denn imprägnieren lassen?
Kostencheck-Experte: Bei einer komplett neu verfugten Fassade macht eine zusätzliche Imprägnierung selten viel Sinn – außer die Steine selbst sind schon sehr angegriffen und porös.
Dort, wo Fugen nur punktuell augebessert wurden, sieht das oft anders aus. Da kann es durchaus Sinn machen, nach der Sanierung die gesamte Fassade zu Imprägnieren.
Fachunternehmen für die Fugensanierung bieten Imprägnierungen in der Regel ab rund 5 – 7 EUR pro m² Fassadenfläche an – in unserem Beispiel wären das also Kosten im Bereich von rund 1.100 EUR bis 1.500 EUR aufwärts.
Frage: Können auch noch andere Kosten anfallen?
Kostencheck-Experte: Das kommt immer wieder einmal vor, dass noch zusätzlich etwas gemacht werden muss – etwa einzelne Steine ausgetauscht oder zusätzlich etwas erledigt werden muss.
Solche Leistungen werden dann fast immer nach Stundensatz abgerechnet – in der Praxis werden Sie kaum ein Unternehmen finden, das weniger als 25 – 30 EUR Stundensatz veranschlagt (netto).
Dieser Stundensatz gilt allerdings wirklich nur für zusätzliche Arbeiten. Die anderen notwendigen Leistungen wie in unserem Beispiel sind durch die Quadratmeterpreise allein schon vollständig abgedeckt.
Steinaustausch wird oft auch nach Stück gerechnet, zwischen 5 EUR und 10 EUR pro Stück sind dann üblich. Silikonfugen werden oft nach Laufmetern verrechnet, Preise beginnen hier üblicherweise bei rund 7 EUR je lfm.
Frage: Kann man die Kosten für eine Fugensanierung auch etwas verringern?
Kostencheck-Experte: In der Praxis ist das schwierig. Auf den Zustand der Fugen hat man selbst keinen Einfluss – und genau das ist aber das für den Preis wirklich ausschlaggebende Kriterium.
Eigenleistungen sind praktisch auch nicht oder nur schwer möglich. Vor allem sollte man hier vorsichtig sein: Unsachgemäßes Entfernen der Fugen kann Schäden verursachen, die dann am Ende noch deutlich teurer zu beheben sind als die professionelle Sanierung gekostet hätte.
Ein Selbst-Neuverfugen ist auch nicht wirklich ratsam, dazu gehört unbedingt Fachkenntnis und das notwendige Werkzeug. In der Regel also: Nein, man kann im Allgemeinen keine Kosten sparen.
Was man natürlich immer tun kann (und sollte) ist, schon kleinere Schäden frühzeitig von einem guten Fachunternehmen reparieren zu lassen – dadurch erspart man sich häufig spätere aufwändige Komplett-Sanierungen.
Die Preise einzelner Anbieter sollten Sie natürlich auch immer sorgsam vergleichen – holen Sie einfach mehrere Angebote ein.
Tipps & Tricks
Lassen Sie sich beim Erstellen der Fugen am besten zusätzlich von einem unabhängigen Fachmann beraten, welcher Fugenmörtel für Ihren Fall am besten geeignet ist. Er sollte weder zu hart noch zu weich sein. Nur ein optimal passender Fugenmörtel garantiert auch eine lange Haltbarkeit und Unversehrtheit der Fugen.