Wer den Raum unter seinem Steildach nutzen will, ist vom Gesetz her verpflichtet, sein Dach zu dämmen. Welche Kosten das Dämmen des Dachs verursachen kann, und womit mindestens zu rechnen ist, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Ist man verpflichtet sein Dach zu dämmen? Und wie muss diese Dämmung aussehen?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich besteht nach der EnEV die Pflicht, bei allen geheizten Räumen Wärmeverluste so gut wie möglich zu vermeiden.
Solange der Raum unter dem Dach eine ungeheizte Abstellfläche bildet, reicht es, allein die oberste Geschossdecke (zum Dachraum hin) ausreichend zu dämmen.
Wird der Dachraum aber geheizt oder als ausgebauter Dachraum sogar zum Wohnen genutzt, muss das Dach zwingend gedämmt werden. Über nicht gedämmte Dachflächen gehen bis zu 40 % der gesamten Wärmeenergie verloren – das ist mehr als an den Außenwänden und fast doppelt so viel wie durch den ungedämmten Keller und veraltete Fenster zusammengenommen verschwendet wird. Die Vorschrift macht also schon Sinn.
Aktuell verlangt die EnEV, dass durch die Dachfläche nicht mehr als 0,20 W/mK an Wärmeenergie verloren gehen dürfen. Das ist der sogenannte U-Wert, der durch eine Dachdämmung erreicht oder unterschritten werden sollte.
Das kann durch verschiedene Dämmmaßnahmen im Bereich des Dachs geschehen. Dafür fallen zum Teil hohe Kosten an, die sich aber durch die im Haus gehaltene Wärmeenergie durch Einsparungen idealerweise aber wieder amortisieren sollten.
Frage: Was kostet eine Dachdämmung?
Kostencheck-Experte: Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da das immer von der Art der Dämmmaßnahmen und dem nötigen Aufwand abhängt, um die geforderten U-Werte zu erreichen.
In der Regel werden aber mindestens rund 60 EUR pro m² Dachfläche fällig, in den meisten Fällen werden sich die Kosten, die man kalkulieren muss, eher auf 90 EUR pro m² bis 150 EUR pro m² belaufen.
Das sind allerdings nur grobe Richtwerte, die abhängig von der Situation vor Ort und den gewählten Dämmmaßnahmen auch höher oder niedriger ausfallen können.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit zu
- einer Aufdachdämmung
- einer Aufsparrendämmung
- einer Untersparrendämmung und
- einer Zwischensparrendämmung
Jede dieser Methoden kann einzeln genutzt werden oder einzelne Methoden können auch kombiniert angewendet werden. Um die strengen U-Werte der EnEV zu erreichen ist das in vielen Fällen auch notwendig.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir gehen von einem Altbau aus, bei dem wir eine Dachdämmung durchführen wollen, weil wir das Dachgeschoss später ausbauen wollen. Der aktuell geforderte Standard der EnEV (U-Wert 0,20) soll durch die Dämmmaßnahmen erreicht werden.
Unser Haus hat ein einfaches Satteldach mit einer Dachfläche von 180 m², einen Sparrenanteil von 12 % im Dachbereich und eine Eindeckung aus Betondachsteinen.
Wir haben die Kosten für die Dachdämmung bei unserem Haus einmal exakt durchgerechnet.
Dämmart | Kosten für die Dämmmaßnahme |
---|---|
Aufdachdämmung (mit zusätzlicher Erneuerung der Lattung aber exklusive Neueindeckung) | 18.698 EUR |
Aufsparrendämmung | 15.618 EUR (exklusive Neueindeckung) |
Zwischensparrendämmung durch Fachbetrieb | 7.245 EUR |
Zwischensparrendämmung in Eigenleistung | 2.760 EUR |
Untersparrendämmung (zusätzlich) | 5.800 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um beispielhafte Kosten für ein bestimmtes Gebäude. Die Kosten können bei anderen Gebäuden, insbesondere bei abweichenden Dachformen oder Dachgeometrien und bei unterschiedlichen Dachausführungen auch deutlich abweichend ausfallen.
Unsere Kostenbeispiele beinhalten nicht die Kosten für das Anarbeiten der Dämmung in Randbereichen zu Dachfenstern, Anschlüssen oder in anderen Bereichen, wo die Dämmung unterbrochen wird. Diese Arbeiten können noch zusätzliche Kosten verursachen.
Ebenfalls nicht berücksichtigt haben wir die Kosten für die Dacheindeckung (das heißt, entweder das Aufdecken des Dachs und das spätere Wiedereindecken bei Weiterverwendung der Dacheindeckung oder die Kosten für eine komplett neue Dacheindeckung). Darauf wurde aber in unserer Tabelle ohnehin hingewiesen.
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Dacheindeckung ganz allgemein ab?
Kostencheck-Experte: Hier gilt es natürlich, einige Faktoren zu berücksichtigen:
- die Art der Dämmung, die durchgeführt wird
- der Wärmedurchgangswert, der erreicht werden soll
- die Größe der Dachfläche
- die Art des Dachs
- der Sparrenanteil im Bereich der Dachfläche
- das Dämmmaterial das verwendet wird
- die individuelle Situation vor Ort
Das alles hat großen Einfluss auf die Kosten für die Dachdämmung. Die Kosten müssen also immer individuell kalkuliert werden – Richtwerte können immer nur sehr grobe Anhaltspunkte geben, sind aber selten zuverlässig.
Frage: Wie unterscheiden sich die einzelnen Dämmarten voneinander?
Kostencheck-Experte: Ein sehr wichtiger Unterschied ist bei der Aufdach- und Aufsparrendämmung, dass sie nur bei komplett geöffnetem Dach, sprich bei komplett abgenommener Dacheindeckung eingebaut werden können.
Das würde bedeuten, dass man ein Dach zum Dämmen erst abdecken und danach wieder eindecken müsste. In manchen Fällen macht das Sinn, etwa wenn man die Dachziegel ohnehin erneuern möchte.
Ist das nicht geplant, stellt das Entfernen der Dacheindeckung und das Wiedereindecken eine eigentlich unsinnige Arbeit dar, die mit mehr als 50 EUR pro m² an Kosten zu Buche schlagen kann. In den meisten Fällen wird man das also vermeiden.
Das Dach lässt sich aber auch von innen her decken, ohne es von außen zu öffnen. Das geschieht, indem man Dämmmaterial entweder zwischen die Dachsparren klemmt (Zwischensparrendämmung) oder unterhalb der Sparren anbringt (Untersparrendämmung).
In den meisten Fällen wird man diese beiden Dämmarten kombiniert anwenden müssen, um die geforderten Dämmwerte erreichen zu können. Mit einer Zwischensparrendämmung allein ist es häufig nicht mehr möglich, einen tatsächlich ausreichenden Wärmeschutz zu erzielen.
Frage: Welche Arbeiten werden bei einer Aufdachdämmung gemacht und welche Kosten fallen dafür an?
Kostencheck-Experte: Wenn wir einmal vom Entfernen der Dacheindeckung absehen, muss zunächst die Verlattung entfernt werden, dann wird eine Sichtverschalung angelegt, die Dämmplatten und eine Unterspannungsfolie aufgebracht und eine neue Lattenkonstruktion errichtet. Danach ist das Dach wieder fertig zum neu Eindecken.
Die Kosten, die hier für die Materialien anfallen können, verursachen ungefähr folgende Preise:
Material-Posten | Preis ca. |
---|---|
Sichtverschalung | ca. 18 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² |
Dampfbremsfolie | ca. 8 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² |
Dämmplatten | ca. 35 EUR pro m² bis 60 EUR pro m² je nach Plattenmaterial und U-Wert |
Unterspannungsfolie | ca. 8 EUR pro m² bis 12 EUR pro m² |
Verlattung | ca. 15 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² |
Gesamt | ca. 84 EUR pro m² bis 147 EUR pro m² |
Das sind natürlich nur grobe Richtwerte, sie geben aber einen guten Anhaltspunkt dafür, wie sich die Kosten bei der Aufsparrendämmung verteilen können.
Die Arbeitskosten wurden hier nicht berücksichtigt, da ein Dämmen mittels Aufdachdämmung ohnehin fast immer im Zuge einer Dachsanierung oder Erneuerung der Eindeckung stattfindet.
Erhöhen können sich die Kosten bei komplizierten Dachgeometrien und bei allen Unterbrechungen der Dämmung, die angearbeitet werden müssen. Das verursacht zusätzliche Arbeit und (geringe) zusätzliche Materialkosten, unter anderem auch durch einen höheren Verschnitt.
Wo genau liegen die Unterschiede zwischen der Aufdachdämmung und der Aufsparrendämmung?
Kostencheck-Experte: Bei der Aufsparrendämmung liegt das Dämmmaterial direkt auf den Sparren auf, geschützt von einer Dampfbremsfolie.
Bei der Aufdachdämmung wird zusätzlich eine durchgehende Holzverschalung auf die Sparrenlage aufgebracht und darauf erst die Dämmung verlegt.
Die Holzverschalung schlägt in den meisten Fällen mit rund 16 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² zu Buche – daher kommt auch der preisliche Unterschied zwischen beiden Dämmarten.
Die technischen Unterschiede sind bei beiden Dämmarten gering, beide sind hoch effizient und schließen Wärmebrücken nahezu völlig aus. Von vielen wird aber dennoch die Aufdachdämmung vorgezogen, auch wegen der höheren Stabilität und der etwas besseren Wirksamkeit, da die Holzverschalung einen zusätzlichen, nicht zu unterschätzenden Dämmeffekt hat.
Frage: Wo liegen die Vorteile einer Dämmung auf dem Dach gegenüber der Dämmung unterhalb des Dachs?
Kostencheck-Experte: Eine durchgehende Aufdach- oder Aufsparrendämmung minimiert das Risiko von gefährlichen Wärmebrückenbildungen (und damit Feuchtigkeit und Schimmel im Dachraum) enorm.
Bei Dämmungen unterhalb des Dachs geht (wenn zusätzlich eine Untersparrendämmung durchgeführt wird) oft auch Raumnutzfläche verloren, was nicht immer gewünscht ist.
Eine Zwischensparrendämmung ist nicht in allen Fällen ausreichend, um die geforderten Wärmedämmwerte zu erreichen – in den meisten Fällen wird man sie mit einer Unterdachdämmung kombinieren müssen.
Die Gefahr, dass sich hier Wärmebrücken bilden können, die später zu Feuchtigkeitsschäden führen, ist vergleichsweise hoch. Zudem reicht oft die Sparrenhöhe nicht aus, um eine ausreichend dicke Schicht an Dämmmaterial dazwischen unterzubringen. Oft ist auch die Sparrendichte im Dachraum zu hoch, um eine wirksame Dämmwirkung zu erreichen.
Frage: Was wird bei solchen Problemen wie zu niedrigen Sparrenhöhen oder zu hoher Sparrendichte gemacht?
Kostencheck-Experte: Fachbetrieben lösen das Problem in der Regel so, dass sie die vorhandenen Sparren einfach an der Innenseite aufdoppeln und damit mehr Raum zwischen den Sparren schaffen.
Für eine solche Aufdoppelung muss man in der Regel beim Fachbetrieb zwischen 8 EUR und 11 EUR je laufendem Sparrenmeter als Zusatzkosten rechnen.
In vielen Fällen lohnt es sich aber, darüber nachzudenken, gleich eine zusätzliche Untersparrendämmung aufzubringen. Wenn man rechnet, dass die Sparrenfläche ohnehin verkleidet werden muss, kann es sich lohnen, gleich Dämmplatten zur Verkleidung und als Untersparrendämmung einzusetzen. Solche Platten kosten in der Regel rund 30 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² – das kann sich also lohnen.
Man muss aber die benötigte Dämmstärke immer individuell je nach eingesetztem Dämmmaterial und örtlichen Gegebenheiten berechnen lassen.
Frage: Kann man denn auch selbst dämmen?
Kostencheck-Experte: Das kann man durchaus, vor allem bei der Innendämmung (Außendämmungen darf grundsätzlich nur der Fachmann durchführen). Allerdings muss man darauf achten, dass man sehr sorgfältig und völlig fehlerfrei arbeitet – ansonsten sind später schwere Feuchteschäden die Folge. Vor allem im Bereich der Dampfbremse dürfen beim Anbringen keine Fehler oder Schlampereien passieren. Dazu gehören auch eine wenig Erfahrung, Geschick und handwerkliche Sorgfalt. Planung und Anleitung vom Profi ist dabei sicherlich auch eine gute Idee für Heimwerker.
Kostenmäßig lohnt sich das natürlich – wie man auch schon bei unserem beispielhaften Kostenvergleich ganz oben sehen kann. In diesem Fall wären wir gegenüber dem Fachunternehmen mit etwas weniger als der Hälfte der Kosten bei der Zwischensparrendämmung davongekommen.
Auch das Anbringen einer Unterdachdämmung ist im Selbstbau durchaus möglich – hier fallen dann ebenfalls nur die Kosten für die Platten und das Befestigungsmaterial an. Das lohnt sich also, solange die Arbeiten wirklich sauber und professionell ausgeführt werden.