Estrich: Welche Kosten muss man rechnen?

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Der notwendige Einbau von Estrich verursacht bei den meisten Häusern durchaus beträchtliche Kosten. Dabei kommen zum Teil auch hohe Kostenunterschiede zum Tragen. Was ein Estrich in einzelnen Fällen kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Funktion hat Estrich und welche Unterschiede gibt es dabei in der Bauweise?

Kostencheck-Experte: Estrich ist grundsätzlich notwendig, wenn man Bodenbeläge verlegen will. Er dient als solider, stabiler Untergrund, der zudem völlig eben ist. Das ist für viele Bodenbeläge notwendig.

Bei der Ausführung des Estrich-Belags unterscheidet man zum einen zwischen verschiedenen Einbauweisen:

  • Schwimmender Estrich (ruht auf einer Dämmschicht und ist nicht mit den angrenzenden Bauteilen, wie Wänden oder Böden verbunden)
  • Verbundestrich (sehr hoch belastbar, dafür schlechterer Schall- und Wärmeschutz, direkte Verbindung zum Betonboden und den Wänden)
  • Fließestrich (wird frei fließend eingebracht, nivelliert sich von selbst und ist dann perfekt eben, aus jedem Estrich-Material herstellbar)
  • Trockenstrich (wird als Plattenware verlegt keine Baufeuchte, keine Trocknungszeiten)
  • Heizestrich (schwimmender Estrich, der als Fließestrich eingebaut wird und die Rohre der Fußbodenheizung umfließt)
  • Design-Estrich (auch Sicht-Estrich, kann direkt als Bodenbelag verwendet werden, deutlich teurer als gewöhnlicher Estrich)

Für diese Bauweisen kommen unterschiedliche Estrichmaterialien zum Einsatz:

  • Zementestriche (gut feuchtigkeitsbeständig, kostengünstig, für innen und außen geeignet, lange Trocknungszeit)
  • Calciumsulfat-Estriche (auch Anhydrit-Estrich oder AE, hohe Biegsamkeit, fugenlos einbaubar, unbrennbar, kurze Trocknungszeit aber feuchtigkeitsempfindlich)
  • Kunstharzestrich (selten verwendet, teuer, dafür hoch belastbar und vor allem gegen viele Chemikalien beständig, meist nur im industriellen Bereich)
  • Magnesia-Estrich (auf vielen Untergründen verlegbar, gute Schall- und Wärmedämmung, einfärbbar, geringes Gewicht, dafür sehr feuchtigkeitsempfindlich und aggressiv auf viele Metalle reagierend)
  • Gussasphalt-Estrich (muss heiß eingebaut werden, feuchtigkeitsunempfindlich, gute Trittschalldämmung, schneller Einbau ebenerdig, teuer, in höher gelegene Stockwerke schwierig einzubauen)
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Estrich ist nicht gleich Estrich

In der Praxis werden heute deshalb bei Wohngebäuden vor allem Zement- und Calciumsulfat-Estriche eingebaut.

Der Nachteil von Zementestrichen ist dabei allerdings ihre lange Trockenzeit (bis zu 30 Tagen oder sogar mehr, je nach Witterung). Calciumsulfat-Estriche sind dagegen meist nach rund 3 Tagen bereits begehbar und nach rund einem Monat voll belastbar. Damit wird der Baufortschritt nicht so lange verzögert wie beim Einbau eines Zementestrichs.

Trockestriche finden immer dann Verwendung, wenn es um schnelle Einbauzeiten und die Vermeidung von Baufeuchte geht. Sie können als einziger Estrich auch im Winter eingebaut werden, sind dafür aber auch um einiges teurer.

Frage: Was kostet der Estrich-Einbau in der Regel?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer sagen, da das immer von der Art des Estrichs und der Einbauweise abhängt.

Für die meisten üblichen Estriche kann man ungefähr von Einbaukosten im Bereich von 20 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² kalkulieren.

Je nach Ausführung und Einbauweise kann das aber auch deutlich höher liegen. So kann Design-Estrich, der gleich als Bodenbelag verwendet werden kann, leicht bis zu 100 EUR pro m² kosten.

Auch seltener verwendete Estriche, wie Gussasphalt- oder Magnesia-Estriche können höhere Kosten verursachen. Trockenestrich ist vom Materialpreis her zwar teurer, kann dafür in vielen Fällen aber selbst eingebaut werden.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen auf 100 m² Grundfläche einen Fließestrich einbauen. Wir entscheiden uns für Calciumsulfat-Estrich, der schwimmend auf einer Dämmschicht eingebaut werden soll.

Posten Preis
Material 1.275 EUR
Folie 700 EUR
Dämmung, Zusatzmaterialien zur Dämmung 785 EUR
Arbeitskosten 900 EUR
Gesamtkosten 3.660 EUR
Kosten pro m² 36,60 EUR pro m²

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um die Kosten für einen ganz bestimmten Estrich in ganz bestimmter Ausführung und bei individuellen örtlichen Gegebenheiten.

Die Kosten für andere Estriche können, insbesondere bei unterschiedlichen Estrichaufbauten oder Materialien, sowie in unterschiedlichen Einbausituationen auch deutlich abweichen.

In unserem Kostenbeispiel sieht man bereits deutlich, dass das Estrich-Material zwar recht kostengünstig ist, man für Dämmung und Einbau aber ebenfalls beträchtliche Kosten rechnen muss.

Einmalige Kosten wie Anfahrt oder eine Pauschale für die Einrichtung der Baustelle haben wir der Übersichtlichkeit halber in unserem Beispiel unberücksichtigt gelassen. Diese Kosten müssen im individuellen Einzelfall dann immer je nach Preisliste des ausführenden Unternehmens dann hinzugerechnet werden.

Frage: Wovon hängen die Kosten für den Estrich in der Praxis ab?

Kostencheck-Experte: Hier kommen viele Faktoren zum Tragen, die man im Einzelfall berücksichtigen muss:

  • das verwendete Estrichmaterial
  • die jeweilige Konstruktionsweise
  • die individuelle Ausführung des Estrichs (Aufbauhöhe, Dämmstärke, etc.)
  • die Kosten für die notwendigen Zusatzmaterialien
  • die Größe der Fläche, auf der Estrich eingebaut werden soll

All das muss in Betracht gezogen werden, wenn es um die Kosten für den Estrich geht. Es macht am Ende also meist Sinn, die konkrete Einbauweise, Estrichart und Ausführung festzulegen und dazu von unterschiedlichen Unternehmen Angebote einzuholen, die man dann konkret vergleichen kann.

Frage: Welche Unterschiede gibt es beim Estrichmaterial?

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Zementestrich ist günstiger als Calciumsulfat-Estrich

Kostencheck-Experte: Bei den herkömmlichen, häufig verwendeten Estrichen sind diese Unterschiede meist nicht so groß.

Zementestriche sind in der Regel klar kostengünstiger – sie kosten pro cm Aufbauhöhe rund 1,50 EUR pro m² bis 2 EUR pro m². Calciumsulfat-Estriche (Anhydritestriche) sind hier etwas teurer: rund 2,50 EUR pro m² bis 3,50 EUR pro m² bei 1 cm Aufbauhöhe.

Diese unterschiedlichen Preise gleichen sich durch die üblichen Mindest-Aufbauhöhen aber wieder aus.

Zementestriche haben üblicherweise eine Mindestaufbauhöhe von 6 cm und verursachen damit gewöhnlich Materialkosten von 9 EUR pro m² bis 12 EUR pro m².

Bei Anhydrit-Estrichen liegt die Mindestaufbauhöhe meist geringer, üblicherweise sind hier 4 cm gefordert. Damit liegt auch hier der Materialpreis am Ende nur bei 10 EUR pro m² bis 14 EUR pro m².

Gussasphalt-Estriche sind mit ihrer üblichen Aufbauhöhe von 2,5 cm meist deutlich kostengünstiger – hier muss man lediglich von Materialkosten von 5 EUR pro m² bis 6 EUR pro m² ausgehen. Dafür sind die Einbaukosten oft mehr als doppelt so teuer als bei anderen Estrichmaterialien.

Trockenestrich verursacht schon beim Material in der üblichen Aufbauhöhe fast doppelt so hohe Kosten wie die üblichen Zement- und Anhydrit-Estriche: rund 20 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² muss man hier bereits allein für das Estrichmaterial rechnen, zusätzliche Materialien wie Folie und Ausgleichsschüttung kommen noch dazu.

Frage: Welche Unterschiede gibt es bei den verschiedenen Einbauarten?

Kostencheck-Experte: Bei der schwimmenden Verlegung des Estrichs ist als zusätzliches Material noch eine Folie nötig – das verursacht bereits Zusatzkosten von 7 EUR pro m² bis 10 EUR pro m².

Als Dampfsperrfolie beim Trockenestrich verursacht eine solche Folie aber dann meist geringere Kosten.

Üblicherweise verursachen die häufig eingebauten Zement- und Anhydrit-Estriche Einbaukosten in der Höhe von 5 EUR pro m² bis 10 EUR pro m², ist der Aufwand höher, steigt dieser Preis aber auch schnell.

Das sieht man bereits deutlich beim Gussasphalt-Estrich: hier werden wegen des höheren Aufwands 20 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² fällig. Bei einem Einbau in höher liegenden Geschossen, wohin der Estrich aufwendig transportiert werden muss, können diese Kosten dann noch einmal deutlich steigen..

Wenn ein Heizestrich verlegt werden soll, kann der Aufwand auch etwas höher sein als beim Einbau eines gewöhnlichen Fließestrichs – je nach individuellem Aufbau des Estrichs und der benötigten Ausführung kann es hier aber noch deutliche Unterschiede geben.

Frage: Was kostet Trockenestrich im Vergleich zu üblichen Estrichen?

Kostencheck-Experte: Trockenestriche verursachen in der Regel deutlich höhere Kosten als herkömmlicher Estrich.

Das beginnt bereits beim Materialverbrauch:

Zusätzlich zu den ohnehin schon teureren Estrichelementen (20 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² bei der üblichen Aufbauhöhe von 6 cm) müssen noch weitere Materialien gerechnet werden:

  • Ausgleichsschüttung üblicherweise 8 EUR pro m² bis 12 EUR pro m²
  • Dampfsperrfolie 2 EUR pro m² bis 5 EUR pro m² je nach Ausführung
  • Kleber meist 1 EUR pro m² bis 2 EUR pro m²
  • zusätzliches Kleinmaterial (Schrauben, Fugenspachtelmasse, Fugenverstärkung etc.) von etwa 1 EUR pro m² bis 3 EUR pro m²
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Die Kosten für Trockenestrich sind deutlich höher als für herkömmlichen Estrich

Damit liegen die Materialkosten bei Trockenestrich insgesamt zwischen 32 EUR pro m² bis 45 EUR pro m².

Das bedeutet natürlich – auch beim Selbstverlegen – auf jeden Fall höhere Kosten als für gewöhnliche Estriche.

Die Vorteile der Vermeidung von Baufeuchte, der sofortigen Begehbarkeit und Belegreife (innerhalb von rund 24 – 48 Stunden) und die Möglichkeit, zu jeder beliebigen Jahreszeit Estrich legen zu können, werden in diesem Fall mit deutlich höheren Kosten erkauft.

Lässt man den Trockenestrich von einem Fachunternehmen einbauen, muss man in der Regel, je nach Einbausituation, noch 5 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² zusätzliche Verlegekosten rechnen.

In diesem Fall muss man die Vorteile mit den höheren Kosten immer etwas abwägen.

Frage: Macht die Größe der Verlegefläche einen Unterschied für den Preis?

Kostencheck-Experte: In der Regel ja. Je größer die Fläche, desto geringer der Aufwand pro m² für das Unternehmen beim Verlegen – und damit wird oft auch ein günstigerer Quadratmeterpreis für die Arbeiten angeboten.

Zusätzlich Kosten sparen kann man übrigens auch, wenn man das Unternehmen auch gleich mit der Verlegung der Bodenbeläge beauftragt – der angebotene Komplettpreis ist dann häufig günstiger als beide Leistungen bei unterschiedlichen Unternehmen zu beantragen.