Was kostet eine Haartransplantation

Wird das Haar immer lichter, überlegen sich viele Betroffene, es dem Fußballtrainer Jürgen Klopp gleichzutun und die kahlen Stellen durch eine Eigenhaartransplantation verdichten zu lassen. Dadurch wird es wieder möglich, eine dem Typ entsprechende Frisur zu tragen und das Aussehen wirkt jugendlich und voller Elan. Was eine Haartransplantation kostet, ob diese Risiken birgt und wie hoch die Erfolgsaussichten sind, klären wir ausführlich im Interview mit dem Kostencheck-Experten.

Für wen kommt eine Haartransplantation in Frage?

Kostencheck: Leiden Sie unter erblich-bedingtem Haarausfall, ist die Haartransplantation eine gute Möglichkeit, kahle Stellen zu füllen. Bei dieser Form der Alopezie reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron und fallen vorzeitig aus. Frauen sind seltener vom hormonellem Haarausfall betroffen. Bei ihnen dünnen die Haare aber eher insgesamt aus und wirken sehr fein und schütter.

Auch wenn Patienten Kopf-, Bart- oder Augenbraunhaare durch Verletzungen, Verbrennungen oder eine Operation verlieren, kann eine Haartransplantation das ursprüngliche Aussehen wieder herstellen. Gelegentlich können Hauterkrankungen wie der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) oder die Folliculitis decalvans, eine Entzündung der Haarbälge, zu kahlen Stellen führen. Durch eine Haartransplantation kann in diesen Fällen die Dichte der Haare wiederhergestellt werden.

Was kostet die Haartransplantation?

Kostencheck: Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Kosten stark vom Grad des Haarausfalls abhängen. Abgerechnet wird die Haartransplantation nach der Gebührenordnung für Ärzte. Hieraus ergibt sich beispielhaft nachfolgende Rechnung:

Fixkosten lt. Gebührenordnung	177 EUR
Variable Kosten je Graft	4,70 EUR
Weitere Kosten wie Vor- und Nachuntersuchung	Abhängig vom Aufwand

Abhängig davon, wer die Haartransplantation durchführt und ob Sie sich beispielsweise für eine im Ausland befindliche Klinik entscheiden, können oben aufgeführte Kosten stark nach oben oder unten abweichen.

Lesen Sie auch — Was kostet das Färben der Haare?
Lesen Sie auch — Was kostet eine Delfintherapie
Lesen Sie auch — Was kostet eine Gleitsichtbrille?

Eine in Deutschland durchgeführte Haartransplantation kostet, je nach Anzahl der eingepflanzten Haare, zwischen 2.000 und 8.000 EUR. Durchschnittlich geben die Patienten etwa 4.750 EUR für diesen Eingriff aus.

Diese Kosten mögen auf den ersten Blick hoch erscheinen. Da die transplantierten Haare in der Regel aber nicht mehr ausfallen und sich das volle Haar bei vielen sehr positiv auf das Selbstwertgefühl auswirkt, können sich diese Aufwendungen durchaus lohnen.

Tragen die Krankenkassen diese Kosten?

Kostencheck: Da der Haarverlust keine gesundheitliche Beeinträchtigung darstellt, kommen die Krankenkassen, unabhängig davon ob Sie gesetzlich oder privat versichert sind, für Haartransplantationen fast nie auf. Ist eine Verletzung oder Hauterkrankung die Ursache oder leiden Sie durch den Haarverlust unter schweren psychischen Folgen, können die Kassen die Aufwendungen auf Antrag unter Umständen übernehmen.

Was ist ein Graft?

Kostencheck: Fachleute bezeichnen mit diesem Ausdruck eine Follikeleinheit, bestehend aus einem, zwei oder drei Haaren mit Haarwurzel. Der Graft bildet die Berechnungsgrundlage der Haartransplantation, wie oben beschrieben. Bei einer Transplantation von 1.000 Grafts werden in der Regel etwa 2.000 bis 3.000 Haare transplantiert.

Was spricht gegen eine Transplantation und wann diese nicht mehr sinnvoll?

Kostencheck: Ob eine Haartransplantation möglich ist, hängt in erster Linie von der Ursache des Haarverlustes ab. Ist eine Krankheit der Auslöser, wachsen die Haare oft von alleine wieder nach. Lassen Sie deshalb, noch bevor Sie einen Eingriff planen, Grund des Haarausfalls von einem Arzt abklären.

Damit eine Haartransplantation vorgenommen werden kann, müssen genügend gesunde Haarfollikel mit Haarwurzel vorhanden sein. Ist die Glatzenbildung schon sehr weit fortgeschritten, gibt es häufig zu wenig eigene Spenderhaare um die kahlen Stellen ausreichend abzudecken. Daher analysiert der Facharzt im Vorfeld die Haardichte im Spenderareal und wird Sie eingehend beraten.

Lesen Sie auch — Was kostet das Färben der Haare?
Lesen Sie auch — Was kostet eine Delfintherapie
Lesen Sie auch — Was kostet eine Gleitsichtbrille?

Zudem sollten nicht zu früh Haare verpflanzt werden, denn es könnte bei der Neigung zu Glatzenbildung im ungünstigsten Fall zu einer einsamen Haar-Insel, bestehend aus den transplantierten Haaren, kommen. Dadurch würden lebenslange Haartransplantationen nötig, um die entstehenden Lücken immer wieder zu schließen.

Können Fremdhaare transplantiert werden?

Kostencheck: Leider ist es nicht möglich, Haare einer anderen Person zu transplantieren. Diese würden von der körpereigenen Abwehr abgestoßen, da das Immunsystem diese als Fremdkörper identifiziert.

Wie bei einer Organtransplantation würde dies die lebenslange Einnahme sehr starker Medikamente erforderlich machen. Die Nebenwirkungen der Arzneien stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Deshalb werden auch bei vollständigem Haarverlust keine Fremdhaare verpflanzt.

Es besteht aber die Möglichkeit der Kunsthaarverpflanzung. Bei dieser Methode kommt Biofibre (biosynthetisches Haar) zum Einsatz. Da diese Haare nicht wachsen, wird die Länge und Farbe auf Sie abgestimmt. Allerdings müssen die Kunsthaare wieder entnommen werden, sollten Sie die Frisur ändern wollen. Zudem ist diese Variante teurer als die Haartransplantation von Eigenhaar. Sie müssen für die Kunsthaarverpflanzung mindestens mit einem höheren vierstelligen Betrag rechnen.

Wie erfolgt der Eingriff?

Kostencheck: Spätestens 24 Stunden vor dem Eingriff sollte ein Beratungsgespräch erfolgen, bei dem Sie auch Ihr Einverständnis mit der Operation erklären. Der Arzt untersucht Sie nochmals und dokumentiert den Zustand vor dem Eingriff.

Die eigentliche Haartransplantation wird in der Regel ambulant vorgenommen, das heißt, Sie können die Klinik bereits einige Stunden nach dem Eingriff wieder verlassen. Eine Vollnarkose ist nicht erforderlich, der Patient wird lediglich in einen Dämmerschlaf versetzt. Unter örtlicher Betäubung entnimmt der Arzt gesunde, haarproduzierende Wurzeln und verpflanzt diese in die gewünschte Region.

Bei der Entnahme haben sich zwei Techniken durchgesetzt: Bei der Streifenentnahme wird ein schmaler Hautstreifen mit Haaren und Wurzeln entnommen. Diesen zerteilt der Operateur unter einem Mikroskop in kleine Einheiten. Bei der Einzelhaarentnahmen werden die Grafts einzeln vorsichtig herauspräpariert. Sie lagern bis zum nächsten Schritt in einer gekühlten Nährlösung.

In der haarlosen Region werden mit einem sehr feinen Skalpell (Slit-Technik) oder Mikrobohrer (Holes-Technik) Kanäle von nur 0,7 Millimeter gesetzt. Hierdurch wird nicht nur die Dichte, sondern auch die spätere Haarwuchsrichtung festgelegt und somit die natürliche Haarverteilung perfekt imitiert.

In diese winzigen Öffnungen pflanzt der Chirurg die Grafts ein. Je nach Umfang dauert der Eingriff zwischen drei und sechs Stunden.

Beide Transplantationsmethoden hinterlassen leider Narben: Bei der Streifenmethode bleibt eine lange, feine Narbe am Hinterkopf; bei der Einzelhaarmethode viele kleine, punktförmige Narben. Diese sind nach erfolgreicher Transplantation allerdings nicht mehr sichtbar, da sie vom Haar verdeckt werden.

Wie viele Haare müssen verpflanzt werden, damit ein natürliches Bild entsteht?

Kostencheck: Beträgt die kahle Stelle, die Sie füllen möchten, fünfzig Quadratzentimeter, sind je nach Haarstruktur und -farbe 500 bis 1.250 Grafts nötig. Ab zehn Haarwurzelgruppen je Quadratzentimeter wird ein optisch zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. Ab 25 Grafts je Quadratzentimeter ist das Resultat sehr gut. Dadurch können bei größeren, kahlen Stellen zwei bis drei Sitzungen notwendig werden.

Erschrecken Sie nicht, wenn die verpflanzten Haare nach drei bis vier Wochen ausfallen. Dies ist dem kurzzeitigen Nährstoffmangel geschuldet, der während des Eingriffs entstand. Nach drei bis vier Monaten wachsen die neuen Haare nach. Diese bleiben fast immer bis zum Lebensende erhalten. Sie können ganz normal gewaschen, geschnitten, gepflegt und gestylt werden.

Wie viele Grafts wachsen normalerweise an?

Kostencheck: Auf gesunder Kopfhaut wachsen etwa 98 Prozent der Haarwurzeln ein. Haben Sie eine Narbe, sind Sie Raucher oder leiden unter Diabetes, liegt die Erfolgsquote bei 80 Prozent der implantierten Grafts.

Haben Sie erblich bedingtem Haarausfall, erhalten Sie nach der Transplantation häufig ein Medikament mit dem Wirkstoff Finasterid. Es verhindert, dass die Reste der ursprünglichen Behaarung ausfallen, denn diese reagieren im Gegensatz zu den verpflanzten Haaren empfindlich auf das körpereigene Hormon DHT. Allerdings kann dieses Arzneimittel schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen. Lassen Sie sich deshalb bezüglich der Einnahme eingehend beraten.

Gibt es Komplikationen?

Kostencheck: Die Haarimplantation ist ein komplikationsarmes Verfahren. Vorübergehend können direkt nach dem Einsetzen der Grafts örtlich begrenzte Rötungen, Schwellungen und Gefühlsstörungen auftreten. Die winzig kleinen Verkrustungen, verursacht durch die Kanäle, fallen nach spätestens zwei Wochen ab.

Pflegen Sie die Haare in der ersten Zeit mit einem milden, pH-neutralen Shampoo um die Haut nicht unnötig zu reizen. Zudem sollten Sie in den ersten beiden Wochen nach dem Eingriff starke Sonneneinstrahlung und Anstrengungen meiden.

Wo kann ich die Haartransplantation vornehmen lassen?

Kostencheck: Zahlreiche Kliniken im In- und Ausland bieten Haartransplantationen an. Hinsichtlich der Kosten sind ausländische Kliniken eine echte Alternative, da der Eingriff hier nur etwa die Hälfte kostet. Achten Sie bei der Auswahl einer Klinik im Ausland aber unbedingt darauf, dass die Qualitätsrichtlinien den internationalen Standards entsprechen.

Kann ich die Haartransplantation wiederholen?

Kostencheck: Dies ist abhängig von der Größe des sicheren Spenderareals sowie der Elastizität der Kopfhaut. Verfügen Sie über eine kleine Anzahl gesunder Follikel, ist eine zweite Haartransplantation meist nicht sinnvoll.

Welche Alternativen zur Haarverpflanzung gibt es?

Kostencheck: Wurde festgestellt, dass eine Haarverpflanzung in Ihrem Fall sinnvoll ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um das lichter werdende Haar geschickt zu kaschieren. Neben einem entsprechenden Haarschnitt erzielt die Haarpigmentierung, bei der winzige Farbpartikel, abgestimmt auf Ihre Haut- und Haarfarbe, in die Kopfhaut eingebracht werden, sehr gute Ergebnisse. Hierdurch wird der Kontrast zwischen Haar und Kopfhaut gemindert und das Haar erscheint voller.