Der hydraulische Abgleich einer Heizungsanlage ist zwar ein aufwendiges, aber durchaus sinnvolles Verfahren für die Optimierung der Heizungsanlage. Welche Kosten man für einen hydraulischen Abgleich rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was wird beim hydraulischen Abgleich gemacht – und welche Vorteile bringt das?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich geht es beim hydraulischen Abgleich um eine Optimierung der Heizungsanlage. Die Leistung der Heizung wird dabei über eine spezielle Berechnung optimiert, im Bedarfsfall werden auch Thermostatventile und Umwälzpumpe ausgetauscht, um eine optimalere Einstellung der Heizung zu ermöglichen. Dadurch werden auch die Heizkörper gleichmäßiger gewärmt.
Grund für den Abgleich ist, dass sich in der Regel Heizkörper, die nahe an der Heizanlage liegen, zu stark erwärmen, während fern von der Heizanlage liegende Heizkörper zu wenig Wärme abbekommen. Dadurch kommt es zu einer ungleichmäßigen Wärmeverteilung im Gebäude, die auch nicht den eigentlichem Wärmebedarf entspricht.
Über die zu heiß werdenden (nahe liegenden) Heizkörper geht ungenutzte Wärme verloren, um die entfernt liegenden Heizkörper ebenfalls auf Temperatur zu bringen, muss die Anlage mehr arbeiten als eigentlich nötig. Das ist sehr ineffizient. Grund dafür sind ungeregelte Druckverhältnisse und Volumenströme des Heizwassers.
Bei einem hydraulischen Abgleich wird dafür gesorgt, dass jeder Heizkörper die optimale Temperatur aufweist und nur genau die benötigte Wärmemenge von der Heizung bekommt. Der Wärmezufluss zu nahe an der Anlage liegenden Heizkörpern wird gedrosselt, der Zufluss von Wärme zu entfernt liegenden Heizkörpern wird verstärkt – bis auf beiden Seiten eine ausgeglichene Temperatur der Heizkörper erreicht ist.
Installateure verwenden für die Berechnung eine spezielle Software, in die spezielle Daten der Heizungsanlage eingegeben werden müssen. Das Programm erledigt dann die erforderlichen Berechnungen und gibt die optimalen Einstellwerte bekannt.
Die für die Software benötigten Daten muss der Installateur zuvor erst ermitteln – dazu sind einige Messungen an der Heizanlage erforderlich, was in manchen Fällen auch einen beträchtlichen Arbeitsaufwand darstellen kann. Nur so lässt sich die Optimierung der Heizungsanlage aber korrekt durchführen.
Für neue Heizungen ist seit 2003 nach dem Einbau ein hydraulischer Abgleich der gesamten Anlage vorgeschrieben. Auch wer eine Förderung für eine neue Heizanlage (Wärmepumpe, Biomasse, Brennwertkessel) erhalten möchte, muss dabei einen Nachweis für einen vom Fachmann erfolgreich durchgeführten hydraulischen Abgleich vorlegen.
Als Einzelmaßnahme zur Heizungsoptimierung bei Bestandsgebäuden ohne Heizungstausch ist ein hydraulischer Abgleich auch allein förderfähig.
Die Kosten für den hydraulischen Abgleich würden aber auch so deutlich geringer liegen als der Nutzen, den er bringt. Die Optimierung der Heizungsanlage führt nicht nur zu gleichmäßig warmen Heizkörpern und einem ausgeglichenen Wohnklima sondern auch zu signifikanten Einsparungen bei den Heizkosten. Damit würde sich der Kostenaufwand für einen hydraulischen Abgleich auch ohne Förderung bereits innerhalb weniger Jahre bezahlt machen.
Frage: Was kostet ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage im Normalfall?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht sagen – die Kosten liegen je nach Art der Heizungsanlage und Größe der Wohnfläche unterschiedlich hoch.
Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit normal dimensionierter Heizungsanlage können Sie aber grob von Kosten im Bereich von 400 EUR bis 500 EUR ausgehen.
Je nach Situation vor Ort können die Kosten auch geringfügig höher oder niedriger liegen.
Bei einem notwendigen Austausch der Umwälzpumpe und der Thermostatventile fallen dann noch zusätzliche Kosten an.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir lassen für unsere Heizungsanlage einen hydraulischen Abgleich durchführen. Dabei werden neue Thermostatventile eingesetzt, die Umwälzpumpe ist aber noch ausreichend effizient.
Unser Haus hat eine Wohnfläche von 100 m² und 8 Heizkörper, die von einer Gasheizung mit Wärme versorgt werden.
Posten | Preis |
---|---|
Hydraulischer Abgleich – Berechnung und Einstellungen | 354 EUR |
Thermostatventile | 8 x 29 EUR = 232 EUR |
Gesamtkosten | 586 EUR |
Hierbei handelt es sich um Kosten, die lediglich für ein bestimmtes Gebäude mit einer bestimmten Heizungsanlage gelten. Die Kosten können bei anderen Gebäuden, insbesondere mit unterschiedlich großer Fläche, anderer Heizanlage oder beim Tausch einer Umwälzpumpe auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für den hydraulischen Abgleich in der Regel ab?
Kostencheck-Experte: Hier müssen zahlreiche Faktoren mit in Betracht gezogen werden:
- die Kostengestaltung des beauftragten Unternehmens (hier gibt es leichte Unterschiede und auch regionale Unterschiede)
- die Kosten für das Aufmaß der Räume
- die Kosten für das Aufmaß der Heizkörper
- die Kosten für das Aufmaß des Rohrnetzes
- die Kosten für die Berechnung der Pumpengröße
- die Kosten für die Berechnung der optimalen Vorlauftemperatur
- die Kosten für die Berechnung der Voreinstellwerte für die Heizkörperventile
- die Kosten für das Durchführen der Einstellungen vor Ort
- die Kosten für einzelne Komponenten (Thermostatventile, Pumpen) und
- die Kosten für den Einbau der Komponenten
Grundsätzlich spielen für die Kosten und den Aufwand, den das Unternehmen bei der Durchführung des hydraulischen Abgleichs hat auch viele Gebäudefaktoren eine Rolle:
- wie groß das Gebäude ist (beheizte Fläche in m²)
- die Zahl der Einzelräume im Gebäude
- welche Heizungsanlage verbaut ist (Zweirohrheizungen erleichtern beispielsweise das Durchführen des Abgleichs erheblich, Einrohrheizungen erschweren ihn)
- die Größe der Heizungsanlage (ein wichtiger Faktor für die Kosten)
- das Alter der Heizungsanlage (z.B. fehlende Rücklaufverschraubungen, die nachgerüstet werden müssen)
- der technische Zustand der Heizungsanlage
- ob eine Fußbodenheizung verbaut ist (höherer Analyseaufwand und damit geringfügig höhere Kosten für den hydraulischen Abgleich)
Die genauen Kosten sind also von einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Faktoren abhängig. In der Regel kann ein Fachunternehmen nach einer kurzen Besichtigung aber meist schon eine recht genau zutreffende Kostenschätzung darüber abgeben, wie teuer der hydraulische Abgleich am Ende wird.
Frage: Welche Kosten kann man durch einen hydraulischen Abgleich sparen?
Kostencheck-Experte: Das exakt zu beziffern ist nicht möglich, da jede Heizungsanlage geringfügig anders arbeitet und vor allem auch in jedem Haus unterschiedlich geheizt wird.
Belastbare Durchschnittswerte für typische Einfamilienhäuser gehen allerdings davon aus, dass sich nach einem durchgeführten hydraulischen Abgleich üblicherweise 1 EUR pro m² bis 2 EUR pro m² Wohnfläche an jährlichen Heizkosten sparen lässt.
Bei einem 140 m² großen Haus entspricht das rund 140 EUR bis 280 EUR Einsparungen jährlich bei den Heizkosten.
Je nach Art der Optimierung können auch bis zu 25 % der jährlichen Heizkosten eingespart werden, vor allem bei älteren Heizungen, die entsprechend mit Rücklaufverschraubungen, neuen Thermostatventilen und einer neuen Umwälzpumpe nachgerüstet werden.
Dieser Durchschnittswert berücksichtigt dann auch die größeren Einsparungen bei Häusern mit größerer Wohnfläche ausreichend.
Frage: Wie sieht das bezogen auf die tatsächlichen Heizkosten aus?
Kostencheck-Experte: Geht man von einem Heizwärmebedarf von rund 12.000 kWh bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit Ölheizung aus, dann stehen hier Kosteneinsparungen von 140 EUR bis 280 EUR Gesamtkosten für die Heizung von rund 800 EUR entgegen. Der hydraulische Abgleich amortisiert sich also tatsächlich in sehr kurzer Zeit bereits (wenige Jahre).
Nicht zu unterschätzen ist dabei auch der ökologische Effekt – weniger Verbrauch an Heizmaterial entlastet immer auch die Umwelt beträchtlich.
Frage: Welche Förderungen kann man für einen hydraulischen Abgleich erhalten?
Kostencheck-Experte: Der Austausch von Pumpen und Thermostatventilen, aber auch anderer optimierender Heizungsbauteile kann über das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) gefördert werden.
Neben Thermostatventilen und Umwälzpumpen sowie Warmwasserzirkulationspumpen sind außerdem förderfähig:
- der Einbau von Einzelraumtemperaturreglern
- der Einbau von Strangventilen
- der Einbau von allen technischen Einrichtungen zur Volumenstromregelung
- der Einbau von separater Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik
- Pufferspeicher
- das Einstellen der Heizkurve durch den Fachmann
Diese Maßnahmen sind allerdings nur in Bestandsgebäuden förderfähig (beim Neubau ist beim Einbau einer neuen Heizungsanlage die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs ohnehin vorgeschrieben).
Gefördert werden 30 % der Nettoinvestitionskosten für alle Leistungen im Zusammenhang mit dem hydraulischen Abgleich.
Die Höchstsumme, die noch förderfähig ist, liegt dabei bei 25.000 EUR, was für den privaten Bereich aber ohnehin keine Rolle spielt. Wird bereits von anderer Seite eine Förderung für den hydraulischen Abgleich bezogen, kann eine Förderung vom BAFA nicht mehr beantragt werden.
Vor Beginn der Arbeiten muss man sich zwingend elektronisch registrieren, innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der Arbeiten kann man seine Daten eingeben und die entsprechenden Rechnungen hochladen. Auf den Rechnungen dürfen nur die förderfähigen Kosten ausgewiesen sein, ansonsten werden sie nicht anerkannt (bei Beauftragung unbedingt darauf achten, dass auf den Rechnungen keine anderen Kostenpositionen zu sehen sind und die Rechnung für den hydraulischen Abgleich separat erstellt wird!).
Die Fördersumme wird danach innerhalb von 6 Monaten ausbezahlt.
Alternativ gibt es auch eine Förderung von der KfW im Rahmen des Förderprogramms 430, die 10 % Zuschuss zu den Kosten vorsieht – allerdings nur dann, wenn die Gesamtkosten über 3.000 EUR liegen. Das dürfte bei den meisten Einfamilienhäusern nicht der Fall sein.
Gelegentlich bieten auch Energieversorger, Städte oder Kommunen attraktive Zuschüsse für die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs an. Das sind etwa:
- die Stadt Düsseldorf
- die Klimaschutzagentur Mannheim
- die Stadt München
- die Stadt Kehl
- die Gemeinde Wallenhorst
- das Land Bremen
- die Energiewerke Isernhagen
- die Stadtwerke Gießen
- der Kreis Gütersloh
- die eins energie in Sachsen
- die swb AG
- die Stadtwerke Emden
- die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH
- die Stadtwerke Solingen GmbH – Klingen Plus
- die Stadtwerke Aachen
- die ENTEGA
Erkundigen Sie sich am besten in Ihrer Kommune und bei Ihrem lokalen Energieversorger, ob es auch in Ihrem Bereich eine Förderung gibt.