Dachstuhl – welche Kosten fallen an?

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Wenn beim Neubau ein Dachstuhl benötigt wird, ist beim Errichten einiges an Arbeit nötig. Welche Kosten für einen Dachstuhl anfallen können und mit welchen Kostenunterschieden man rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Konstruktionsweisen gibt es beim Dachstuhl?

Kostencheck-Experte: Der Dachstuhl ist das „Tragwerk“ des gesamten Dachs – auf ihm lastet nicht nur sein eigenes Gewicht, sondern auch das Gewicht der Wärmedämmung und der Dacheindeckung.

Zusätzlich muss ein Dachstuhl auch noch die Last des Winddrucks abfangen und im Winter die (teilweise stark unterschätzte) Schneelast tragen. Dafür ist eine hohe Tragfähigkeit nötig.

Alle diese Lasten werden entweder direkt oder über den Drempel (Kniestock) in das darunter liegende Mauerwerk abgetragen.

Dafür gibt es ganz unterschiedliche Konstruktionsweisen des Dachstuhls.
Einmal abgesehen von den Unterschieden bei der Dachform kann ein Dachstuhl ein einfaches Sparrendach sein, bei dem die Dachsparren lediglich an der Spitze zusammenstoßen und dort kraftschlüssig verbunden sind. Das ist die einfachste Konstruktionsweise, die sich allerdings nicht für schwere zu erwartende Lasten und für große Spannweiten eignet. Es muss mindestens eine Dachneigung von 20° aufweisen, da sonst zu große Kräfte auf die Fußpunkte und auf den First wirken und das Dach instabil wird.

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Die Kehlbalken stärken ein Dach zusätzlich

Das Kehlbalkendach ist eine Alternative, bei der die Sparren durch sogenannte Kehlbalken zusätzlich ausgesteift werden. An der Dachspitze, wo die Sparren zusammenstoßen, liegen dann die sogenannten Firstzangen, waagrecht zwischen den Sparren sorgen die Kehlbalken für Verstärkung. Die Sparren werden dadurch auf einem Teil ihrer Länge gegeneinander gestützt und die Belastung für die Sparren sind nicht mehr so groß. Damit lassen sich auch größere Spannweiten (bis etwa 14 m) erreichen. Die Kehlbalken sind so hoch (Raumhöhe oder darüber) angebracht, dass ein Dachausbau jederzeit problemlos möglich ist.

Beim Pfettendach liegen die Sparren auf waagerechten Längsträgern, die ihrerseits wiederum von Pfosten gestützt werden. Die Pfosten können im Nachhinein etwas störend wirken, das Pfettendach hat aber einen wesentlichen Vorteil: Dachgauben oder sehr breite Dachfenster können problemlos an jeder Seite eingebaut werden, es können an jeder Stelle Sparren entfernt werden (bei anderen Konstruktionsformen müssen Sparren jeweils an beiden Seiten gleichzeitig entfernt werden, ein Einbau von Gauben, Austritten oder breiten Dachfenstern ist daher oft nur eingeschränkt möglich). Ab einer Spannweite von 10 m müssen statt der Firstpfette zwei sogenannte Mittelpfetten errichtet werden, die die Sparren stützen.

Neben diesen „Abbunddächer“ genannten Konstruktionen gibt es dann noch das sogenannte Binderdach. Hier wird der Drempel nicht gemauert, sondern als Gipsplatten in Form einer Sperrbahn verlegt und nur mit Dachlatten vernagelt. Die Dachstuhlkonstruktion ist dann eine Fertigkonstruktion, die sehr schnell und einfach montiert werden kann. Ein Binderdach ist allerdings für den späteren Ausbau des Dachbodens nicht geeignet – dafür bietet es in manchen Fällen Kostenvorteile.

Frage: Was kostet ein Dachstuhl am Ende?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer beantworten – wie man sieht, gibt es zahlreiche unterschiedliche Konstruktionsmöglichkeiten beim Dachstuhl – dazu kommen noch die unterschiedlichen Dachformen.

In aller Regel kostet der Dachstuhl bei den meisten Gebäuden je nach Dachform aber rund 55 EUR pro m² bis 90 EUR pro m². In diesem Preisrahmen bewegen sich die meisten Gebäudedächer. Bei besonderen Merkmalen, komplizierten Dachformen oder besonders hochwertiger Ausführung (beispielsweise als Sichtdachstuhl) kann es aber unter Umständen auch noch teurer werden. Auch bei besonders hohen Traglasten kann die Konstruktion am Ende teurer ausfallen.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Unser Haus soll mit einem Walmdach versehen werden. Die errechnete Dachfläche beträgt 150 m². Der Dachstuhl wird in Standardweise als Abbunddach ausgeführt.

Posten Preis
Materialkosten Walmdach-Dachstuhl 4.700 EUR
Kosten Handwerker 8.750 EUR
Gesamtkosten 13.450 EUR
Gesamtkosten pro m² 89,66 EUR pro m²
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Die Kosten für einen Dachstuhl können sehr stark variieren

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen ganz bestimmten Fall unter ganz bestimmten Vorgaben für das Dach. Die Kosten können bei anderen Dächern, insbesondere auch in anderen geografischen Lagen auch deutlich abweichend ausfallen.

Hätten wir eine andere Dachform für unser Haus gewählt, wären die Kosten ebenfalls deutlich unterschiedlich ausgefallen.

Bei Häusern, bei denen ein alter Dachstuhl zunächst abgetragen werden muss, ist auch zusätzlich noch mit Abrisskosten zu rechnen. In unserem Fall hätten diese Kosten zusätzlich rund 2.500 EUR – 3.000 EUR betragen.

Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für den Dachstuhl im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Wenn es um die Kosten für den Dachstuhl geht, müssen einige Faktoren in Betracht gezogen werden:

  • die geplante Dachform
  • die geplante Dachneigung
  • die besonderen Konstruktionsmerkmale des Dachs
  • die erforderliche Tragfähigkeit des Dachstuhls
  • die verwendete Holzart für den Dachstuhl

Alle diese Faktoren bestimmen die Kosten für den Dachstuhl ganz wesentlich mit – ein Dachstuhl muss daher immer individuell geplant und kalkuliert werden. Pauschale Kostenangaben sind bei der Vielzahl an unterschiedlichen Angaben oft nur wenig zielführend.

Frage: Welche Dachformen gibt es und was für Kostenunterschiede gibt es bei den einzelnen Dachformen?

Kostencheck-Experte: Die gewählte Dachform ist ganz wesentlich dafür, was der Dachstuhl am Ende kostet.

Steildächer lassen sich in einer Vielzahl von unterschiedlichen Dachformen konstruieren, die wichtigen Formen sind dabei:

  • das Satteldach
  • das Walmdach (hier sind auch an den Giebelseiten schräge Dachflächen eingebaut, die genauso lang sind wie das Hauptdach)
  • das Krüppelwalmdach (ein Walmdach bei dem die giebelseitigen Dachflächen, der Walm, verkürzt sind)
  • das Mansarddach (die Dachfläche ist hier in sich geknickt und verläuft an ihrem Ende annähernd senkrecht nach unten)

Jede dieser Dachformen lässt sich natürlich individuell ausgestalten, die grundlegenden Merkmale und Vor- und Nachteile der einzelnen Dachformen bleiben aber gleich.

Grundsätzlich kann man die Kosten für den Dachstuhl bei den einzelnen Dachformen so ansetzen:

Dachform Kosten pro m² (ungefährer Richtwert)
Satteldach 55 EUR pro m² – 60 EUR pro m²
Mansarddach rund 80 EUR pro m²
Walmdach rund 90 EUR pro m²
Krüppelwalmdach ab etwa 70 EUR pro m² – 85 EUR pro m² abhängig von der Länge des Krüppelwalms

Hier handelt es sich natürlich lediglich um Richtangaben, die für Standarddächer gelten – sehr viele Dachstuhlkonstruktionen liegen aber preislich annähernd im Bereich dieser Angaben.

Was man erkennt ist, dass das Satteldach deutlich die kostengünstigste Variante ist. Ein Walmdach ist im Vergleich gut um die Hälfte teurer – das muss man schon bedenken, wenn man auf die Kosten achtet.

Dazu sollte man allerdings auch immer noch die Vor- und Nachteile der jeweiligen Dachformen im Blick haben.

Frage: Welche gibt es da?

Kostencheck-Experte: Das erstreckt sich über viele Bereiche.

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Das Satteldach ist eine der häufigsten Dacharten im deutschsprachigen Raum

Das Satteldach ist ein vergleichsweise kostengünstiges und recht stabiles und haltbares Dach. Es ist auch leicht zu errichten, bietet viel Gestaltungsspielraum und macht bei höheren Dachneigungen (ab rund 35°) einen Dachausbau ohne viel Raumverluste gut möglich.

Bei noch höheren Dachneigungen (50° oder sogar darüber) sind die Bedingungen dafür noch besser, auch starken Winden kann das Satteldach dann gut standhalten. Wenn allerdings hohe Schneelasten zu erwarten sind, tendiert man meist eher zu flacheren Dächern mit geringerer Dachneigung, um den Schnee besser zu halten und am Rutschen zu hindern. Das muss man im Einzelfall aber abwägen – die Dachkonstruktion muss dann auch entsprechend stabiler ausfallen.

Das Walmdach scheint dagegen auf den ersten Blick nur Nachteile zu haben: es ist deutlich teurer, kompliziert zu errichten und bietet bei einem Dachausbau die vergleichsweise geringste nutzbare Fläche bei allen Dachformen.

Dafür ist das Walmdach aber sehr stabil und hoch tragfähig, was an seiner Konstruktionsform liegt. Die vielen in der Konstruktion enthaltenen Dreiecke stabilisieren das Dach hervorragend bei hohen Winden und hohen Dachlasten. Dazu kommt, dass man bei geeigneter Ausrichtung auch noch mehr Dachfläche zur Verfügung hat um beispielsweise Solartechnik oder Photovoltaik zu nutzen.

Das Mansarddach ist nicht nur sehr elegant (es stammt ursprünglich von französischen Fürstenhöfen), sondern bietet auch den weitaus größten Anteil an nutzbarer Fläche im Dachgeschoss. Schrägen schaffen hier kaum Einschränkungen, nahezu auf der gesamten Fläche besteht meist Stehhöhe, da die steilen Schrägen zum großen Teil erst über Raumhöhe beginnen.

Der große Nachteil beim Mansarddach ist aber gerade der „Knick“ im Verlauf – er ist schwierig abzudichten, sorgt häufiger für Probleme mit der Dacheindeckung und für notwendige Reparaturen am Dach als bei anderen Dachformen. Er stellt quasi den Schwachpunkt der Konstruktion dar.

Ein Mansarddach kann auch mit einem Walm ausgeführt sein, verursacht dann aber noch deutlich höhere Errichtungskosten als ein klassisches Walmdach. Ob es das wert ist, muss man im Einzelfall dann beurteilen.

Frage: Wie ist das mit dem Dachüberstand? Erhöht das auch die Kosten?

Kostencheck-Experte: Ein verlängerter Dachüberstand verteuert den Dachstuhl und das gesamte Dach (auch die Eindeckung und die Wärmedämmung) sichtlich. Das passiert einfach aufgrund der dann größeren Dachfläche. Mehr Fläche bedeutet dann natürlich auch mehr Kosten.

Lediglich ein halber Meter Dachüberstand auf allen Seiten würde bei einem Walmdach und einem Gebäude von 7 m x 10 m die Fläche am Dach je nach Dachneigung bereits um bis zu 25 m² insgesamt vergrößern. Das wären in unserem Fall dann Mehrkosten von fast 2.300 EUR allein für den Dachstuhl, dazu noch Mehrkosten für Eindeckung und Dämmung.

Umgekehrt kann sich ein größerer Dachüberstand aber auch langfristig lohnen: Er schützt die Fassadenfläche, Türen und Fenster gut vor der Witterung und sorgt so dafür, dass sie länger halten und weniger verwittern. Das ist ein Vorteil, den man oft übersieht.

Frage: Welchen Einfluss hat die gewählte Holzart auf die Kosten für den Dachstuhl?

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Die Holzart hat einen entscheidenden Einfluss auf den Preis des Dachstuhls

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich wird für einen Dachstuhl gewöhnliches Bauschnittholz verwendet. Hier gibt es aber unterschiedliche Holzarten, die leichte Preisunterschiede verursachen können. Zugelassen sind für den Bau von Dachstühlen nur Nadelhölzer: Tanne, Fichte, Kiefer, Lärche.

Eine entsprechende Auswahl der Holzart und der Holzausführung kann einen Dachstuhl dann auch leicht verteuern (zum Beispiel Kiefer, um weniger Holzschutz zu benötigen).

Besonders hochwertiges Holz ist das sogenannte KVH Si – Konstruktionsvollholz für den sichtbaren Bereich. Es handelt sich hier um speziell behandeltes Holz, das aus bearbeiteten und keilverzinkten Schichten besteht.

Noch hochwertiger ist das sehr hochwertige und stabile Brettschichtholz (BSH), das auch deutlich tragfähiger ist als Bauholz. Hier muss aber schon mit deutlichen Preisaufschlägen gerechnet werden – es kostet bereits deutlich mehr als KVH und Bauholz.

Angewendet werden diese speziellen Hölzer oft bei Sichtdachstühlen oder wenn spezielle Festigkeiten gebraucht werden.