Die Ansprüche an das Wohnen verändern sich gerade grundlegend – zahlreiche neue Baumaterialien, immer höhere Wärmeschutzstandards und eine veränderte Nutzung von Wohnflächen versuchen dem gerecht zu werden. Das Schaffen von Wohnraum soll dabei auch deutlich kostengünstiger werden. Einen für viele interessantesten Ansatz in diesem Bereich verfolgt eine französische Firma mit ihrem Pop Up House. Welche Kosten für solche Häuser zu rechnen sind ob die Kosten tatsächlich so niedrig liegen, wollten wir vom Kostencheck-Experten in unserem Interview wissen.
Frage: Welche Kosten fallen für ein Pop Up House an – und warum ist das so günstig?
Kostencheck-Experte: Der französische Architekt Corentin verfolgt mit seinem Unternehmen Multipod Studio eine ganz einfache Strategie: durch intelligente Bauweise lässt sich ein Passivhaus zu extrem geringen Kosten und in sehr kurzer Bauzeit (angeblich nur 4 Tage) komplett errichten. Das verspricht jedenfalls die Werbung. Zudem kann das Haus problemlos abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden, wenn man umziehen möchte (oder muss).
Interessant macht das Haus vor allem seine Passivhaus-Tauglichkeit. Die Wärme, die die Bewohner des Hauses abstrahlen und die Wärme die von den enthaltenen Geräten ausgeht (z. B. die Abwärmevom Kühlschrank) soll der Werbung zufolge nahezu ausreichen, um das Haus zu heizen. Als Baustoff kommt überwiegend Holz zum Einsatz – ein Holzständerwerk dient als Traggerüst, das so errichtete Fachwerk wird dann mit Isolierplatten auf Holzbasis ausgefüllt.
Der Preis ist – jedenfalls in Deutschland, wo das Haus von der Loftheim GmbH angeboten wird – nicht mehr deutlich niedriger als bei anderen Fertighäusern. Die Ausbauvariante des kleinsten Hausmodells (Innenausbau in Eigenleistung) kostet 119.000 EUR ab Bodenplatte, die komplett fertige Variante dieses Hauses kostet dann inklusive Heizungsanlage (Luftwärmepumpe) und Innenausbau 195.000 EUR.
Insgesamt bewegen sich die Kosten der angebotenen Hausmodelle in einem Bereich von rund 1.300 EUR pro m² und 1.900 EUR pro m², wobei der untere Preisrahmen nur für sogenannte Ausbauhäuser gilt, bei denen der komplette Innenausbau in Eigenregie erledigt werden muss. Gehobene Ausstattungen können dann noch teurer sein. Ein echter Passivhausstandard ist möglich, kostet jedoch ebenfalls noch zusätzlich.
Damit liegen die Kosten für ein Pop Up House mindestens im Bereich von anderen Fertighäusern in Deutschland oder sogar teurer.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen eine Pop Up House auf unserem Grundstück errichten lassen. Wir entscheiden uns dabei für eine Variante mit 140 m² Wohnfläche in der einfachen Ausführung mit Rigips-Wänden und Decken und Laminatbelägen.
Posten | Preis |
---|---|
Pop Up House 140 m², schlüsselfertig, einfache Ausführung | 299.000 EUR |
Kosten Bodenplatte | 13.300 EUR |
Baunebenkosten | 35.800 EUR |
Gesamtkosten Bau ohne Grundstückskosten, Außenbereichsgestaltung und Einrichtung damit | 348.100 EUR |
Gesamtkosten pro m² Wohnfläche damit | 2.486,43 EUR pro m² |
Die hier gezeigten Kosten beziehen sich auf ein konkretes Hausmodell beim Pop Up House und die Baunebenkosten bei einem bestimmten Bauprojekt. Die Kosten für andere Hausmodelle und die Nebenkosten in anderen Bausituationen können auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: In welchem Preisrahmen bewegen sich die Kosten für Pop Up Houses allgemein?
Kostencheck-Experte: Wer die schlüsselfertige Variante wählt, muss fast immer mit Kosten von mindestens 2.000 EUR pro m² Wohnfläche für die einfachste Ausführung rechnen.
Sonderausstattungen und individuelle Zusatzwünsche kosten zusätzlich, ebenso ein „echter“ Passivhausstandard. Wie bei allen Fertighäusern sollte man Mehrkosten von rund 20 % bis 35 % für individuelle Sonderwünsche und Zusatzausstattungen mit einplanen.
Mit 1.300 EUR pro m² ist die Ausbauhaus-Variante zwar sehr kostengünstig, dabei muss aber mit beträchtlichem, noch zu leistendem Aufwand für den Innenausbau gerechnet werden. Selbst bei spartanischer Ausführung liegen die Kosten für den Innenausbau bei mindestens 400 EUR pro m² bis 600 EUR pro m² Wohnfläche, für leicht gehobene Ausstattungen bereits eher bei 600 EUR pro m² bis 800 EUR pro m² Wohnfläche. Damit können im Einzelfall bereits die Kosten der schlüsselfertigen Variante übertroffen werden, wenn nicht sehr viele kostengünstige Eigenleistungen erbracht werden.
Frage: Wovon hängen die Kosten beim Bau Pop Up Hauses ab?
Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen ist hier:
- die Kosten für das Haus selbst (Ausbau- oder schlüsselfertige Variante)
- die Kosten für individuell gewünschte Zusatzausstattungen
- gegebenenfalls die Zusatzkosten für den Bau als Passivhaus
- die Kosten für die Errichtung einer Bodenplatte
- die anfallenden Baunebenkosten
- die weiteren mit dem Hausbau verbundenen Kosten (Grundstückkosten und Nebenkosten beim Grundstückskauf, Gestaltung der Außenanlage, Garage oder Carport, etc.)