Ist ein Zahn von Karies befallen, lässt er sich fast immer retten und muss nicht gezogen werden. Kunststofffüllungen, die sich farblich unauffällig in das Gebiss einfügen, haben zwischenzeitlich das Füllmaterial Amalgam fast vollständig verdrängt. Doch was kosten Kunststofffüllungen und welche Vor- und Nachteile bieten sie? Diese und weitere Fragen klären wir im Interview mit dem Kostencheck-Experten.
Was ist eine Kunststofffüllung?
Kostencheck: Diese Füllungen bestehen aus winzig kleinen Kunststoffpartikeln, die sich in einer zähflüssigen Grundsubstanz befinden. Diese wird in das zuvor gereinigte Loch eingebracht und härtet unter einem speziellen Licht aus.
Schädigungen durch Karies, aber auch kleine Absplitterungen lassen sich mit Kunststofffüllungen in einer einzigen Sitzung beim Zahnarzt schließen. Die Füllungen lassen sich auf die individuelle Färbung der Zähne abstimmen und sind deshalb nahezu unsichtbar. Dadurch entsprechen Sie, im Gegensatz zu den dunkelgrau gefärbten Amalgamfüllungen, allen ästhetischen Ansprüchen.
Was kostet diese Versorgung eines kariösen Zahns?
Kostencheck: Kunststofffüllungen werden von den gesetzlichen Krankenversicherern nur im Frontzahnbereich übernommen. Im Seiten- und Backenzahnbereich hingegen sind die Aufwendungen für ein „erprobtes, praxisübliches Füllmaterial“ Kassenleistung. Dies kann Amalgam sein oder eine Zementfüllung, die allerdings nicht so stabil ist und nur eine begrenzte Haltbarkeit aufweist.
Wünschen Sie eine Kunststofffüllung im nicht sichtbaren Zahnbereich, müssen Sie mit dem Zahnarzt eine schriftliche Mehrkostenvereinbarung abschließen. In dieser sind alle Einzelleistungen aufgelistet. Je nach Umfang der Füllung müssen Sie nach Abzug des Erstattungsbetrages der Krankenversicherung für die Kunststofffüllung zwischen 30 und 150 EUR aus eigener Tasche bezahlen.
Unser Tipp: Für Zahnfüllungen an Milchzähnen bei Kindern sowie bei Schwangeren und Stillenden kommen viele Krankenkassen auch im Seiten- und Backenzahnbereich für die Kosten eine Kunststofffüllung auf. Können Sie eine Amalgam-Allergie nachweisen oder leiden unter einer schweren Niereninsuffizienz, werden die Kosten für diese Füllung ebenfalls von den Krankenversicherern getragen.
Kommt die Zusatzversicherung für Kunststofffüllungen auf?
Kostencheck: Das kommt auf den Vertrag an. Viele Zahnzusatzversicherungen übernehmen zumindest ein Teil der anfallenden Kosten im Rahmen der tariflichen Leistungen. In welche Höhe Kunststofffüllungen bezuschusst werden, können Sie den Versicherungsbedingungen entnehmen.
Ich falle unter die Härtefallregelung – erhalte ich höhere Zuschüsse?
Kostencheck: Im Fall einer Kunststofffüllung im Seiten- und Backenzahnbereich können Sie nur dann mit einer höheren Bezuschussung durch die Krankenkasse rechnen, wenn Sie dieser die Notwendigkeit der höheren Kosten plausibel darlegen können. Häufig stellt der Zahnarzt in diesem Fall den Antrag direkt.
Wann kommen Kunststofffüllungen zum Einsatz?
Kostencheck: Da sich Kunststofffüllungen perfekt auf die eigene Zahnfarbe abstimmen lassen, finden sie bevorzugt im Frontzahnbereich Anwendung. Auch der Belastung an Eck- und Backenzähnen halten diese Füllungen durch kontinuierliche Weiterentwicklung der Materialien inzwischen problemlos stand.
Lediglich bei sehr großflächigen Versorgungen an den Backenzähnen eignen sie sich nur bedingt. Hier tritt erheblich größerer Kaudruck auf, denen das Komposit nicht im gleichen Maß standhält wie beispielsweise keramische oder metallische Inlays oder Amalgam.
Wie ist eine Kunststofffüllung aufgebaut?
Kostencheck: Kunststofffüllungen bestehen aus einem anorganischen Teil, zum Beispiel Glas oder Keramikpulver, sowie einer organischen Komponente. Nur zwanzig bis dreißig Prozent dieser Füllungen sind jedoch tatsächlich Kunststoff, die restlichen Bestandteile dieses Verbundwerkstoffs (Komposit) sind feinste Quarz-, Glas- oder Keramikteilchen. Die Größe der pulverisierten Elemente ist maßgeblich für die spätere Stabilität und Optik der Füllung.
Im Bereich der Backenzähne kommen kräftige Makrofüller zum Einsatz, die zwar nicht ganz so glänzend auspoliert werden können, aber äußerst widerstandsfähig sind. Schädigungen an den Schneidezähnen werden hingegen mit Mikrofüllern behandelt. Zudem hat der Zahnarzt die Möglichkeit, individuelle Mischungen zu fertigen um je nach Position einen optimalen Füllkompromiss mit höchster Stabilität zu erhalten.
Im Zahn befestigt wird die Kunststofffüllung durch die organische Phase, welche Füllung und Zahn fest miteinander verbindet. Sie härten anschließend unter einem speziellen, blauen Licht aus. Dies macht eine Schichtlegung und somit eine sehr stabile Verfüllung auch größerer Kariesschäden möglich.
Wie wird die Kunststofffüllung gesetzt?
Kostencheck: Im ersten Schritt bereitet der Dentist den Zahn für die Füllung vor. Karies oder alte Füllmaterialien werden sorgfältig entfernt und der Zahn desinfiziert.
- Um Feuchtigkeit abzuhalten werden Watterollen sowie ein Kofferdam um den Zahn gelegt.
- Die Höhlung wird mit einem Gel behandelt, welches den Zahn aufraut.
- Der Zahnarzt trägt einen Klebstoff auf, der Zahn und Füllung miteinander verbindet.
- Dieser härtet unter UV-Licht aus.
- Je nach Größe der Schädigung wird der Vorgang wiederholt.
- Das Kompositmaterial wird in den Zahn eingebracht und muss nochmals unter blauem Licht aushärten.
- Watterollen und Kofferdam werden entfernt.
- Der Zahnarzt überprüft die Passform der Kunststofffüllung und gleich sie gegebenenfalls an.
- Die Füllung wird auspoliert, sodass sie kaum noch vom gesunden Schmelz zu unterscheiden ist.
Wie lange halten Kunststofffüllungen?
Kostencheck: Durch moderne Materialien hat sich die Haltbarkeit dieser Füllungen sehr verbessert. Aktuellen Studien zufolge sind nach sieben Jahren noch über 90 Prozent der Kunststofffüllungen intakt. Wird das Material sorgfältig verarbeitet, können Sie davon ausgehen, dass Komposits 15 Jahre und länger halten.
Damit entspricht die zu erwartende Haltbarkeit von Kunststofffüllungen jener von Amalgam. Selbst Inlays halten nicht viel länger, sind jedoch deutlich teurer.
Gibt es einen Unterschied zwischen Inlay und Kunststofffüllung?
Kostencheck: Im Gegensatz zur Kunststofffüllung, die in einer einzigen Sitzung beim Zahnarzt gesetzt wird, handelt es sich bei Inlays um im Dentallabor gefertigte Einlagefüllungen. Hierfür ist ein Abdruck des geschädigten Zahnes erforderlich, bevor im Zahnlabor die Einlage aus Gold, Kunststoff oder Keramik hergestellt werden kann. In einer zweiten Sitzung verklebt der Zahnarzt diese mit dem Zahn.
Da für ein Inlay mehr Behandlungsschritte notwendig sind sowie zusätzliche Kosten für das Zahnlabor anfallen, müssen Sie für diese Versorgung mit Aufwendungen zwischen 200 und 450 EUR rechnen. Eine Kunststofffüllung gleicher Größe kostet zwischen 30 und 150 EUR und ist somit deutlich günstiger.
Welche Vor- und Nachteile haben Kunststofffüllungen?
Kostencheck: Bei Kunststofffüllungen überwiegen die Vorteile, wie nachfolgende Tabelle zeigt:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Ästhetisch sehr stimmiges Ergebnis durch Anpassung an die individuelle Zahnfarbe. | Beim Aushärten kann ein minimaler Spalt entstehen, in dem sich Kariesbakterien ansiedeln können. |
Sehr stabil und gute Haltbarkeit. | Im Seiten- und Backenzahnbereich übernimmt die Krankenversicherung nicht die vollen Kosten. |
Stabilisiert durch die Verklebung die Zahnsubstanz. | Technisch aufwendig einzubringen, darf beispielsweise beim Verfüllen nicht feucht werden. |
Gibt es Allergien gegen Kunststofffüllungen?
Kostencheck: Allergien auf Kunststofffüllungen sind eher selten. Vom Kunststoff werden nur winzig kleine Monomere abgegeben, deren Menge als Allergieauslöser in der Regel nicht ausreicht.
Da Kunststofffüllungen eine chemische Reaktion erforderlich machen, sind Allergien jedoch nicht vollständig auszuschließen. Typischerweise treten in diesem Fall nach dem Setzen einer Füllung Symptome wie:
– Schmerzen,
- Geschmacksveränderungen,
- Rötungen,
- Bläschenbildung,
- Schwellungen,
- Magen-Darm-Beschwerden,
- Atemnot,
- allgemeines Unwohlsein
auf.
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe dürfen Kunststofffüllungen nicht eingesetzt werden.
Welche Alternativen gibt es?
Kostencheck: Es gibt verschiedene Alternativen zu Kunststofffüllungen, die wir Ihnen in nachfolgender Tabelle aufgeführt haben:
Kunststoff-Kompomer | Kompositähnliches Material, das insbesondere bei Kindern gerne verwendet wird. Es eignet sich bei Erwachsenen nur für Bereiche, die nicht kaubelastet werden. |
---|---|
Inlays | Im Labor speziell angefertigte Füllungen aus Gold, Keramik oder Kunststoff. Sie passen sehr exakt und zeichnen sich durch Langlebigkeit aus. |
Veneers | Eignen sich eher nicht für großflächige Zahndefekte, sondern eher zum Abdecken unschöner Verfärbungen. |
Ich knirsche mit den Zähnen. Kann ich einen kariösen Zahn dennoch mit Kunststoff verfüllen lassen?
Kostencheck: Starkes Zähneknirschen stellt eine erhöhte Belastung dar, welche die ansonsten sehr gute Haltbarkeit von Kunststofffüllungen durchaus beeinträchtigen kann. Da Sie einen Teil der anfallenden Kosten für diese Füllungen aus eigener Tasche bezahlen müssen, empfiehlt es sich, in diesem Fall noch vor der Behandlung mit dem Zahnarzt zu sprechen. Der Einsatz einer speziellen Beißschiene kann Abhilfe schaffen und schützt zusätzlich die Zähne vor Schädigungen.
Ich habe Zahnverfärbungen und meine Kunststofffüllungen sind sehr auffällig geworden. Müssen diese getauscht werden und was kostet das?
Kostencheck: Getränke wie Rotwein, Kaffee oder Tee wirken sich auf die Farbe der Zähne und Kunststofffüllungen unterschiedlich aus. Haben Sie sich für ein Bleaching entschieden, hellt diese Behandlung nur die Zahnsubstanz auf, der Ton der Füllungen bleibt jedoch gleich. So kann es möglich sein, dass die einst fast unsichtbaren Kunststofffüllungen optisch auffällig werden.
Hier bleibt nur, die Füllungen entweder auf eigene Kosten auszutauschen, sodass die Farbe wieder jener der Zähne entspricht, oder diese durch Veneers zu kaschieren. Für jede Füllung müssen Sie in diesem Fall mit Auslagen zwischen 50 und 150 EUR rechnen. Die selbst zu tragenden Aufwendungen für Veneers belaufen sich auf 350 bis 2.000 EUR, abhängig vom gewählten Verfahren.