Was kostet eine Zahnspange für Kinder oder Erwachsene?

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Jedes Jahr bekommen in Deutschland über eine Million Kinder eine Zahnspange. Auch viele Erwachsene wünschen sich ein strahlendes Lächeln und lassen sich aus diesem Grund kieferorthopädisch behandeln. Neben medizinischen Gesichtspunkten sprechen auch diese kosmetischen für eine Behandlung, denn gerade und schöne Zähne gelten für viele als Schlüssel zum Erfolg. Doch die Therapie ist nicht günstig und wird nicht immer von der Krankenkasse übernommen. Was diese kostet und wann sie sinnvoll ist, klären wir im Interview mit dem Kostencheck-Experten.

Was ist eine Zahnspange?

Kostencheck: Korrekt heißt diese „zahnmedizinische Apparatur“ medizinische Zahnregulierung. Man unterscheidet diese in zwei Arten: Die abnehmbare und die festsitzende Zahnspange. Die Art der Regulierung richtet sich danach, wie stark die Zahnfehlstellung ausgeprägt ist.

Feste Zahnspangen werden mit, aus Metall oder Keramik bestehenden Brackets, auf der Zahnaußen- und Innenseite verklebt. Durch diese werden Drähte gezogen. Dadurch entsteht ein Ansatzpunkt für das spätere Verschieben der Zähne. Die Brackets müssen nach Abschluss der Behandlung vom Kieferchirurgen entfernt werden.

Bei Erwachsenen kommt anstelle der sichtbaren Form der kieferorthopädischen Therapie häufig die Incognito-Lingualtechnik zum Einsatz. Hierbei werden die Brackets auf der Innenseite der Zähne angebracht und mit individualisierten Drähten in die richtige Position bewegt.

Was kostet eine Zahnspangenbehandlung

Kostencheck: Leider lassen sich die Kosten für eine lose oder feste Zahnspange kaum einheitlich beziffern, da diese von vielen individuellen Faktoren abhängig sind.

Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick, mit welchen Aufwendungen Sie rechnen müssen:

Kostenübersicht Preis
Zahnspange 1.500 – 10.000 EUR
professionelle Zahnreinigung 75 – 120 EUR
Zusatzleistungen wie unsichtbare Bögen oder besondere Brackets 500 – 2.000 EUR

Wann macht eine Zahnspange überhaupt Sinn?

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Bei Kindern und Jugendlichen lassen sich schiefe Zähne besser korrigieren

Kostencheck: Häufig ist das zu sehen, beispielsweise dann, wenn die Schneidezähne nicht an den richtigen Stellen aufeinander treffen und die Bildung von S-, T- und Z-Lauten schwierig ist. Zu eng und schief stehende Zähne lassen sich nicht gut reinigen. Karies und Zahnfleischentzündungen sind die Folge. Auch dies ist eine Indikation für eine Zahnspange.

Kauen Sie oder der Nachwuchs schief, so hat dies Folgen, die sich auf den ganzen Körper auswirken. Die Zahnfehlstellung kann zu schmerzhaften Verspannungen führen und sogar die Ursache für Konzentrationsprobleme sein. Hieraus resultieren häufig Kiefergelenkprobleme, die schon Jugendlichen zu schaffen machen können.

Auch bei Erwachsenen ist eine Zahnkorrektur meist noch möglich. Allerdings erfordert diese noch mehr Geduld als bei Kindern und die Kosten sind deutlich höher, da die Krankenkassen für diese Therapie fast nie aufkommen.

Wirkt sich die Schwere der Fehlstellung auf die Kosten aus?

Kostencheck: Bei einer leichten Zahnfehlstellung (KIG 1-2) kommen deutlich höhere Kosten auf Sie zu, als bei einer Fehlstellung KIG 3-5. Zwar sind die anfallenden Behandlungskosten durch die meist wesentlich kürzere Behandlungszeit bei einer leichten Zahnfehlstellung geringer. Jedoch ist in diesem Fall die Zahnspange keine Kassenleistung, sodass Sie die Behandlungskosten aus eigener Taschen bezahlen müssen. Erst ab KIG 3 werden die Kosten für eine Standard-Zahnspange von der Krankenkasse übernommen.

Doch auch wenn sich die Kasse an den Aufwendungen beteiligt, kommen oftmals hohe Kosten auf die Eltern zu. Dies liegt daran, dass die Standard-Zahnspange lediglich:

  • ausreichend,
  • wirtschaftlich,
  • und zweckdienlich sein.

Wollen Sie jedoch, dass Ihr Kind eine optisch ansprechende Zahnregulierung trägt oder dass eine Behandlungsmethode zum Einsatz kommt, die schmerzärmer oder schonender ist, müssen Sie diese Mehrkosten aus eigener Tasche bezahlen.

Einen Überblick über die Kosten, abhängig vom Grad der Zahnfehlstellung, vermittelt folgende Tabelle:

Stufe Schweregrad Diagnosebeispiele Eigenanteil Ist die Behandlung medizinisch notwendig? Welche Kosten müssen aus eigener Tasche bezahlt werden?
KIG 1 Leichte Zahnfehlstellung Distale Bisslage von 1- 3 mm, offener Biss bis 1 mm, Engstand der Zähne mit einer Kontaktpunktabweichung bis zu 1 mm. 2.000 – 7.000 EUR rein kosmetisch Komplette Behandlungskosten
KIG 2 mittlere Zahnfehlstellung offener Biss 1-2 mm, distale Bisslage von 3 – 6 mm, Deckbiss bis 3 mm, Kreuzbiss, Engstand mit einer Kontaktpunktabweichung zwischen 1 – 3 mm, Zähne schieben sich leicht übereinander. 2.000 – 7.000 EUR manchmal nur ästhetisch, teilweise aber auch medizinisch notwendig Komplette Behandlungskosten
KIG 3 Deutliche Zahn- oder Kieferfehlstellung Offener Biss von 2 – 4 mm, tiefer Biss über 3 mm mit Schleimhautverletzungen, beidseitiger Kreuzbiss, Engstand der Zähne mit Kontrapunktabweichung zwischen 3 – 5 mm, Platzbedarf über 3 mm. 450 – 2.500 EUR notwendig Mehrkosten, die nicht im Leistungsumfang der Kasse sind.
KIG 4 Starke Zahn- oder Kieferfehlstellung Zahnunterzahl, Durchbruchstörungen, distale Bisslage zwischen 6 und 9 mm, mesiale Bisslage bis zu 3 mm, Engstand der Zähne mit einer Kontrapunktabweichung über 5 mm, u.a. . 1.000 – 3.000 EUR dringend notwendig Mehrkosten, die nicht im Leistungsumfang der Kasse sind.
KIG 5 sehr starke Zahn- oder Kieferfehlstellung Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Verlagerung von Zähnen, distale Bisslage über 9 mm, angeborener offener Biss von über 4 mm zwischen den Zahnkanten. 1.500 – 3.500 EUR unumgänglich Mehrkosten, die nicht im Leistungsumfang der Kasse sind.

Mit welchen privaten Mehrkosten muss ich rechnen?

Kostencheck: Da die Krankenkasse nur jene Kosten übernimmt, die im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgeführt sind, müssen viele Patienten bzw. deren Eltern die Behandlung teilweise selbst finanzieren. Als kostensteigernd erweisen sich beispielsweise:

  • zahnfarbene Brackets
  • die Lingualtechnik
  • hochelastische Drähte aus Speziallegierungen
  • die dringende anzuratende medizinische Zahnreinigung
  • oder die Glättversiegelung der Zähne.

Die privaten Mehrkosten hierfür liegen im Durchschnitt zwischen mehreren hundert und 3.000 EUR die, haben Sie keine entsprechende Zusatzversicherung oder sind privat versichert, aus eigener Tasche zu bezahlen sind.

Es lohnt sich also in jedem Fall, den Behandlungsplan gründlich zu studieren und diesen mit dem Arzt und der Krankenkasse genau durchzusprechen.

Bekomme ich das Geld komplett, direkt von der Krankenkasse?

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Die Krankenkassen zahlen nur einen Teil der Kosten

Kostencheck: Von den Kosten, welche die Krankenkasse übernimmt, müssen Sie zunächst zwanzig Prozent selbst aufbringen. Dieser Betrag fungiert wie eine Art Pfand dafür, dass die langwierige Behandlung auch tatsächlich erfolgreich abgeschlossen wird.

Tragen mehrere Kinder einer Familie gleichzeitig eine Zahnspange, müssen die Eltern ab dem zweiten Kind nur für zehn Prozent der Kosten in Vorleistung treten. Die Krankenkasse übernimmt also 90 Prozent der Aufwendungen sofort und erstattet den Rest, wenn die Behandlung abgeschlossen wurde.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Besuch beim Kieferorthopäden?

Kostencheck: Noch immer kursiert das Gerücht, dass ein Termin beim Kieferorthopäden erst dann Sinn macht, wenn Kinder bereits alle bleibenden Zähne bekommen haben. Dies ist aber eigentlich schon zu spät, denn die Zeit des Wachstums lässt sich therapeutisch sehr sinnvoll nutzen, etwa um die Form des Kieferknochens zu korrigieren.

Der richtige Zeitpunkt für den ersten Besuch beim Kieferorthopäden ist deshalb im Jahr der Einschulung. Einen zweiten Termin sollten Eltern vereinbaren, wenn das Kind circa neun Jahre alt ist. Dadurch lässt sich in vielen Fällen die Behandlungszeit verkürzen, was sich auch in den Kosten niederschlägt.

Wie lange muss eine Zahnspange im Durchschnitt getragen werden?

Kostencheck: Hier lässt sich keine allgemeingültige Aussage machen. Wie lange die Zahnspange getragen werden muss, ist abhängig:

  • vom Grad und der Art der Fehlstellung,
  • der Art der Regulierung,
  • sowie dem Alter des Patienten.

Bei einer Zahnspangenbehandlung ist viel Durchhaltevermögen gefragt, denn im Durchschnitt dauert die Behandlung etwa drei bis vier Jahre. Kleine Fehlstellungen lassen sich deutlich schneller regulieren. Bei schweren Zahnfehlstellungen kann sich die Behandlungszeit um mehrere Jahre verlängern.

Die Therapie wird in zwei Phasen unterschieden: Die aktive Phase, während der die Zähne verschoben werden und die Retentionsphase, in der das Gebiss stabilisiert wird, damit die Zähne dauerhaft in der erreichten Position verbleiben.

Wichtig: Wird die Zahnspange entfernt, bevor die Therapie abgeschlossen ist, riskieren Sie die Zuzahlung der Krankenkasse!

Schmerzt die Zahnspangenbehandlung?

Kostencheck: Da die Spangen mit Druck arbeiten, geht es nicht ganz ohne Schmerzen ab. Diese entstehen vor allem dann, wenn die Schrauben nachgestellt wurden. Das unangenehme Gefühl hält aber nur einige Tage an und ist in den meisten Fällen gut auszuhalten.

Ein Problem kann mangelnde Mundhygiene sein. Diese kann schmerzhafte Zahnfleischentzündungen und sogar Karies verursachen. Mit Brackets steigt der Reinigungsaufwand, deshalb sollte die Putzzeit von drei auf fünf Minuten ausgeweitet werden. Wichtig ist es, schwer erreichbare Stellen mit Zahnseide oder Interdentalbürsten zu pflegen.

Treten größere Probleme auf, sollten Sie unbedingt den behandelnden Kieferorthopäden zu Rate ziehen. Meist lassen sich die Schmerzen so auf ein Minimum reduzieren.

Kann eine Zahnspange vermieden werden?

Kostencheck: Nur manchmal. Es gibt Fehlstellungen, deren Ursache falsches Verhalten ist. Hierzu zählen ständiges Nuckeln an Schnuller, Flasche, Schmusetuch oder Daumen. Wenn ein Kind den Mund häufig offen hält, kann dies ebenfalls zu Problemen führen. In diesem Fall unterbleibt die gegenseitige Stabilisierung der Zähne.

Nicht zuletzt ist die Zahnpflege wichtig, soll Kieferproblemen vorgebeugt werden. Fallen die Milchzähne zu früh aus oder müssen, weil sie von Karies befallen sind, gezogen werden, kann dies zu Zahnfehlstellungen führen, die eine spätere Behandlung mit einer Zahnspange nach sich ziehen.

Allerdings sind die meisten Zahnfehlstellungen genetisch bedingt. Für ein strahlendes Lächeln und einen einwandfreien Biss sorgt in diesem Fällen die medizinisch notwendige Zahnspange.