Eine Zahnextraktion ist aus medizinischen Gründen nicht immer zu vermeiden. Zahnschäden, Zahnfehlstellungen oder ein Unfall können Ursachen sein, die diesen Routineeingriff notwendig machen. Doch was kostet es, einen Zahn zu ziehen, welche Risiken gibt es und welche Folgen hat das Entfernen eines Zahnes? Diese und weitere Fragen klären wir im Interview mit dem Kostencheck-Experten.
Zahnextraktion – was versteht man darunter?
Kostencheck: Zahnextraktion ist der Fachbegriff für das Zähne ziehen. Dabei handelt es sich um eine sehr alte Behandlungsmethode. Aufzeichnungen aus dem ersten Jahrhundert belegen, dass bereits zu dieser Zeit schmerzende Zähne gezogen wurden. Bei der Zahnextraktion unterscheidet man zwei Methoden:
- Das Zahn ziehen unter örtlicher Betäubung
- Die operative Zahnextraktion.
Die zweite Variante wird nur bei schweren Fällen angewandt, beispielsweise, wenn mehrere Weisheitszähne entfernt werden müssen.
Was kostet es, einen Zahn ziehen zu lassen?
Kostencheck: Die Kosten für die eigentliche Zahnextraktion übernimmt fast immer die gesetzliche Krankenversicherung.
Wie viel die gesamte Behandlung kostet und ob Sie zuzahlen müssen ist allerdings auch abhängig von den Kosten für die Vorbereitung des Eingriffs. Durch die Art der Röntgenanalyse, CT, DVT sowie eine eventuell notwendige, professionelle Zahnreinigung können Zusatzkosten entstehen, die keine Kassenleistung sind. Diese Aufwendungen können zwischen 300 und 800 EUR liegen.
Aus eigener Tasche zu entrichtende Aufwendungen können auch auf Sie zukommen, wenn Sie wünschen, dass der Zahn unter Vollnarkose oder der Verwendung von Lachgas gezogen wird, obwohl hierfür keine medizinische Indikation vorliegt. Die Kosten belaufen sich in diesem Fall auf 100 bis 200 Euro, kommt Lachgas zum Einsatz. Bei einer Vollnarkose sind die Aufwendungen zeitabhängig und betragen zwischen 200 und 350 EUR je Stunde. Da der Zahnarzt diese Leistungen privat abrechnen darf, können die Kosten nach oben und unten variieren.
Leider verfügen längst nicht mehr alle Menschen in Deutschland über eine gesetzliche Krankenversicherung. Gerade dieser Personenkreis scheut aufgrund der Kosten den frühzeitigen Gang zum Zahnarzt und begibt sich erst dann in die Hände eines Dentisten, wenn geschädigte Zähne nicht mehr zu retten sind. Nicht versicherte Patienten müssen die Aufwendungen für die Zahnextraktion, die bei etwa 300 EUR liegen, aus eigener Tasche bezahlen.
Wie bei allen Eingriffen beim Zahnarzt sollten Sie sich im Vorfeld erkundigen, ob Sie einen Teil der Behandlung aus eigener Tasche bezahlen müssen. Dies wird detailliert im Heil- und Kostenplan aufgelistet.
Welche Gründe gibt es, bleibende Zähne zu entfernen?
Kostencheck: Es gibt verschiedene Gründe, die es notwendig machen, einen Zahn zu ziehen:
Art | Indikation |
---|---|
Geschädigter Zahn | Ein durch Karies oder einen Unfall zerstörter Zahn kann nicht mehr erhalten werden. |
Platzmangel | Angeborene Fehlstellungen verursachen Engstände. Durch das Ziehen eines oder mehrerer Zähne wird ausreichend Platz geschaffen. An die Extraktion schließt sich fast immer eine Zahnspangenbehandlung an. |
Zahnentzündungen bis in die Wurzel | Führt eine Wurzelbehandlung mit Antibiotikum nicht zum gewünschten Erfolg, muss der Zahn entfernt werden um eine weitere und gefährliche Ausbreitung der Entzündung zu vermeiden. |
Wurzelkanalbehandlung nicht möglich | Weist ein Wurzelkanal eine unregelmäßige Innenkontur auf, ist beispielsweise stark gekrümmt oder verwunden, oder hat unerreichbare Querverbindungen zu anderen Kanälen, ist eine Wurzelbehandlung nicht durchführbar. |
Durch Parodontitis stark gelockerte Zähne | Nicht immer ist es möglich, Zähne, die sich durch eine bakterielle Entzündung des Gewebes gelockert haben, zu erhalten. |
Medizinisch nachgewiesene, schwere Grunderkrankungen, die auf Zahnprozesse zurückzuführen sind | Die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den Zähnen, dem gesamten Körper und der Psyche sind zwischenzeitlich wissenschaftlich anerkannt. Kranke Zähne können Beschwerden wie Nervenschmerzen, Migräne oder Hautkrankheiten hervorrufen. |
Zahn ziehen oder Zähne erhalten – was ist besser?
Kostencheck: Das kommt auf den individuellen Fall an. In der modernen Zahnmedizin steht der Erhalt der eigenen Zähne im Fokus. Deshalb werden Extraktionen nur noch in speziellen Fällen durchgeführt. Immer häufiger kommen Alternativlösungen zum Einsatz, sodass Sie sicher sein können, dass ein Zahn erst dann gezogen wird, wenn es wirklich notwendig ist.
Macht es wirklich Sinn, bei einer Zahnfehlstellung Zähne zu ziehen?
Kostencheck: Sofern der Kieferorthopäde dies für notwendig hält, ja. Ist der Kiefer zu klein um alle durchbrechenden Zähne in gerader Reihe aufzunehmen, führt dies zu Zahnfehlstellungen. Die Zähne stehen zu eng oder verschieben sich sogar voreinander, sodass der Biss nicht stimmt. Die Zahnzwischenräume können nicht richtig gereinigt werden, was vermehrtem Bakterienwachstum und Zahnsteinbildung Vorschub leistet. Nicht zuletzt sind unschön stehende Zähne auch ein ästhetisches Problem. Im Zuge einer Behandlung mit einer Zahnspange müssen deshalb manchmal Zähne entfernt werden.
Kann es passieren, dass aufgrund von Parodontose Zähne gezogen werden müssen?
Kostencheck: Parodontitis führt zu anhaltendem Knochenabbau, sodass im fortgeschrittenen Stadium für Zahnimplantate und Zahnersatz kein stabiler Halt mehr möglich ist. Um diesen zu stoppen ist es im Rahmen der Parodontitisbehandlung deshalb manchmal unumgänglich, einen Zahn zu ziehen. Nur auf diese Weise kann ausreichend Knochensubstanz für ein Zahnimplantat erhalten werden.
Schmerzt die Zahnextraktion?
Kostencheck: Muss ein Zahn gezogen werden, gehen dieser Therapie häufig starke Zahnschmerzen voraus. Der Eingriff selbst tut jedoch nicht weh, da eine zuverlässig wirkende Lokalanästhesie Schmerzfreiheit garantiert.
Zählen Sie zu den Angstpatienten, ist eine Therapie unter Vollnarkose eine gute Alternative. Sie verschlafen den kleinen Eingriff und können sich nach dem Aufwachen nicht mehr an die Vorgänge während der Behandlung erinnern. Allerdings müssen Sie die Kosten für Narkose, die zwischen 300 und 800 EUR liegen, fast immer aus eigener Tasche bezahlen.
Was muss ich nach dem Zähne ziehen beachten?
Kostencheck: Damit die kleine Wunde in der Mundhöhle gut verheilt, sollten Sie nachfolgende Tipps beherzigen:
- Fahren Sie nicht selbst Auto, denn das Mittel für die örtliche Betäubung senkt die Konzentrationsfähigkeit und macht unter Umständen müde.
- Üben Sie etwa eine halbe Stunde Druck auf die Tamponade aus. Dadurch wird das Nachbluten vermieden und in der Mundhöhle sowie im Speichel vorhandene Bakterien können nicht in die Wunde eindringen.
- Möchten Sie sich zu Hause hinlegen, lagern Sie den Kopf hoch. Dadurch wird eine verstärkte Durchblutung der Wunde vermieden und die Gefahr einer starken Nachblutung gesenkt.
- Schwellung und Wundschmerz lassen sich mit einer kalten Kompresse bekämpfen.
- Sie können gegebenenfalls ein Schmerzmittel anwenden, das Ihnen in vielen Fällen vom Zahnarzt mitgegeben wurde. Allerdings sollten Sie keine Mittel nehmen, die Acetylsalicylsäure enthalten, da diese das Blut verflüssigen und so zu starken Nachblutungen führen können.
- In den ersten Tagen nach der Zahnextraktion sollten Sie auf Kaffee, schwarzen Tee, Nikotin und Alkohol verzichten. Diese wirken sich ungünstig auf die Wundheilung aus.
Durch die Blutgerinnung füllt sich die kleine Höhlung, in welcher der Zahn saß, mit einem Blutpfropfen. Lag keine Entzündung vor, dauert die Wundheilung in der Regel nur ein bis zwei Tage.
Wichtig: Informieren Sie den Zahnarzt über bestehende Medikamenteneinnahmen, Vorerkrankungen oder Allergien. Dadurch lassen sich schwerwiegende Komplikationen vermeiden. Blutverdünnende Mittel sollten, so möglich, mehrere Tage vor dem Eingriff und unter Absprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden.
Was tun, wenn ein gezogener Zahn nachblutet?
Kostencheck: Sollte wieder erwarten eine leichte Nachblutung auftreten, bedecken Sie die Wunde mit einem sauberen Tupfer und beißen zu, sodass dieser auf die Wundfläche drückt. Legen Sie sich nicht hin, sondern bleiben Sie entspannt sitzen. In der Regel kommt die Blutung so rasch zum Stehen.
Ist dies auch nach einer bis zwei Stunden nicht der Fall, sollten Sie sich mit dem behandelnden Arzt oder dem zahnärztlichen Notdienst in Verbindung setzen.
Die Backe schwillt nach dem Zahn ziehen stark an. Was soll ich tun?
Kostencheck: Wenden Sie innerhalb der ersten 48 Stunden nach einer Zahnextraktion keinesfalls Wärme an. Kühlen Sie stattdessen mindestens drei Stunden lang. Um Unterkühlung zu vermeiden sollten Sie das Kühlkissen in einen Waschlappen stecken und immer wieder für kurze Zeit abnehmen. Das Lutschen von Eiswürfeln wird ebenfalls als sehr angenehm empfunden.
Was kann ich nach dem Zahn ziehen essen?
Kostencheck: Die Wunde, die der Eingriff hinterlassen hat, ist in den ersten Tagen noch sehr empfindlich. Weichen Sie in dieser Zeit auf Speisen aus, bei denen Sie nicht viel kauen müssen. Empfehlenswert sind Suppen, Breie, weich gekochte Nudeln oder Fisch.
Verzichten Sie auf alles was krümelt, wie beispielsweise Kekse oder Chips. Die Brösel können in die Wunde gelangen und zu Entzündungen führen.
Warum darf man nach einer Zahnextraktion keine Milchprodukte essen?
Kostencheck: Auch wenn Joghurt, Quark oder Speiseeis weich und damit angenehm zu essen wären, sollten Sie auf diese Speisen nach einer Zahnextraktion verzichten. Die enthaltenen Milchsäurebakterien könnten in die Wunde eindringen und diese infizieren. Nehmen Sie ein Antibiotika ein, besteht die Gefahr von Wechselwirkungen. Auch kann es zu Nachblutungen kommen, da die in der Milch enthaltenen Bakterien den Wundschorf vorzeitig auflösen.
Gibt es auch Risiken?
Kostencheck: Die Zahnextraktion ist ein Routineeingriff, der in den allermeisten Fällen völlig komplikationslos verläuft. Meist dauert es nur fünf Minuten, bis Sie einen schmerzenden Zahn los sind. Sehr selten kommt es zu einer der nachfolgenden Komplikationen:
- Bruch der Zahnkrone oder Zahnwurzel
- Blutergüsse
- starke Schwellungen
- Verletzung der Nachbarzähne oder angrenzender Nerven
- Eröffnung der Kieferhöhle
- Verschlucken oder Einatmen von Zahnfragmenten
- Infektionen
- starken Blutungen.