Nachtspeicherheizungen gelten als veraltete und höchst ineffiziente Heizform. Unter bestimmten Umständen kann man sie aber dennoch wirtschaftlich betreiben. Welche Kosten eine Nachtspeicherheizung in einer 50 qm Wohnung verursacht, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet eine Nachtspeicherheizung bei einer 50 qm Wohnung?
Kostencheck-Experte: Das lässt sich pauschal nicht sagen: eine große Rolle spielt hierfür vor allem der Heizwärmebedarf, der gegeben ist. Das hängt ganz wesentlich vom Dämmstandard des Hauses ab.
Außerdem muss man zunächst unterscheiden zwischen:
- den Anschaffungskosten für die Nachtspeicherheizung
- den laufenden Betriebskosten (Stromkosten) für die Nachtspeicherheizung
Da in vielen Mehrfamilienhäusern älteren Baujahres bereits Nachtspeicherheizungen verbaut sind, fallen in vielen Fällen die Anschaffungskosten weg. Zu berücksichtigen wären sie nur, wenn die vorhandenen Heizungselemente erneuert werden müssten.
In diesem Fall muss mit rund 700 EUR bis 1.500 EUR pro Heizelement gerechnet werden. Bei einer 50 m² großen Wohnung sind meist 2 – 3 Heizungselemente erforderlich.
Bei den Betriebskosten sieht das anders aus: Stromkosten fallen während der gesamten Heizperiode an. Wie hoch diese Kosten liegen, hängt vom individuellen Heizwärmebedarf der Wohnung ab.
Sie bewegen sich in der Praxis zwischen rund 500 EUR pro Jahr bis zu 3.000 EUR pro Jahr, je nachdem, ob es sich um ein gut wärmegedämmtes Gebäude oder einen unsanierten Altbau aus den 60er und 70er Jahren handelt. Auch das Alter der Heizung kommt hier zum Tragen.
Kostenbeispiel aus der Praxis
In einer sanierten Altbauwohnung werden die alten Nachtspeicheröfen gegen neue ausgetauscht. Eingebaut werden 3 Öfen mit einer Leistung von jeweils 2 kW.
Posten | Preis |
---|---|
3 Nachtspeicheröfen, Nennleistung 2 kW, moderne Ausführung mit effizienter Regeltechnik | 1.750 EUR |
Austausch und Entsorgung der Altgeräte | 420 EUR |
Gesamtkosten Austausch | 2.170 EUR |
Heizwärmebedarf pro Jahr: | 70 kWh/m²a |
Stromkosten jährlich (Schwachlasttarif vorhanden) | ca. 700 EUR |
Stromkosten Heizung monatlich | ca. 58 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen konkreten Einzelfall. Die Kosten in anderen Fällen können unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten
Kostencheck-Experte: Bei der Anschaffung sind zunächst zu berücksichtigen:
- die Nennleistung der Heizgeräte (wird in kW angegeben, verbreitet sind 2 kW, 4 kW und 6 kW)
- die angeschaffte Geräteklasse und die Ausführung der Geräte (Regelungstechnik, Sonderfunktionen, etc.)
- der Gerätehersteller (Marken-Geräte sind teurer als No-Name-Geräte)
- die Kosten für den Austausch / Einbau der Nachtspeicherheizung
- die Entsorgungskosten für die Altgeräte (bei alten, asbestbelasteten Geräten gegebenenfalls höher)
Für die Betriebskosten der Nachtspeicherheizung ist entscheidend:
- das Alter der Geräte (moderne oder neue Geräte sind deutlich sparsamer)
- die Art der verbauten Regelungstechnik
- die Genauigkeit der Regelung
- der individuell gegebene Heizwärmebedarf des Gebäudes
- die Höhe des angebotenen Stromtarifs (Schwachlasttarif oder Normaltarif)
Alle diese Faktoren sind zu berücksichtigen, wenn es um die Anschaffungskosten bzw. die laufenden Betriebskosten der Nachtspeicherheizung geht. Sie können von Einzelfall zu Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Aus diesem Grund muss für jede Wohnung immer individuell nach den vorhandenen Gegebenheiten gerechnet werden.
Frage: Welche Unterschiede kann es bei den Anschaffungskosten geben?
Kostencheck-Experte: Die Ausführungen moderner Geräte können stark unterschiedlich sein, insbesondere im Bereich der Regelungstechnik. Dadurch können selbst bei gleicher Nennleistung (kW) zwischen verschiedenen Geräten bis zu 100 % Preisunterschied liegen.
Teurere Geräte mit fortschrittlicherer Regelungstechnik lohnen sich dabei aber meist dennoch langfristig, da der Stromverbrauch durch die bessere Technik häufig merkbar niedriger liegt.
Frage: Welche Unterschiede kann es bei den Betriebskosten geben?
Kostencheck-Experte: Zum ersten kann der Heizwärmebedarf von Wohnung zu Wohnung sehr unterschiedlich liegen.
Bei alten unsanierten Wohnungen, die in einem älteren Gebäude zwischen 1960 und 1980 liegen, kann der Heizwärmebedarf bis zu 250 kWh/m² pro Jahr betragen. Bei modernen, gut gedämmten oder umfassend sanierten Gebäuden liegt er häufig nur mehr im Bereich von 50 kWh/m² pro Jahr – also bei einem Fünftel.
Entscheidend ist dann auch der Strompreis: nicht überall werden heute noch Schwachlast-Tarife angeboten – der Betrieb mit teurem Normalstrom verursacht dann deutlich höhere Kosten.
Frage: Was bedeutet „Schwachlasttarif“?
Kostencheck-Experte: Die Technologie der Nachtspeicherheizung stammt noch aus der Zeit, in der Strom vor allem durch das Verheizen von Braunkohle gewonnen wurde.
Braunkohle-Kraftwerke brauchen eine konstante Auslastung, um einen vernünftigen Wirkungsgrad zu erreichen. Da nachts kaum Strom verbraucht wird, erfand man Nachtspeicherheizungen, die sich mit dem sehr kostengünstig angebotenen Strom (Nachttarif oder Schwachlasttarif) wirtschaftlich sinnvoll betrieben werden konnten. Die Kraftwerke waren so nachts ausreichend ausgelastet und die Menschen in Mehrfamilienhäusern hatten eine kostengünstige, sehr einfach einzubauende und fast wartungsfreie Heizung.
Heute besteht keine Notwendigkeit mehr, den Stromverbrauch der Bevölkerung nachts massiv zu erhöhen – damit wurden auch die Schwachlasttarife schrittweise angehoben oder fielen bei manchen Anbietern ganz weg.
Normalstrom kostet heute rund 0,30 EUR je kWh, Schwachlasttarife liegen im Mittel um die 0,20 EUR pro kWh. Der Unterschied ist also immer noch deutlich – mit Normalstrom betriebene Nachtspeicherheizungen sind also um 50 % teurer als solche, die mit reduziertem Stromtarif betrieben werden können.