Nachtspeicherheizungen sind ein Relikt aus den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, wo Strom vorwiegend noch überwiegend aus der Verstromung von Braunkohle gewonnen wurde. Neugeräte (als Ersatz für die alten Geräte) bekommt man aber auch noch heute – der Betrieb ist allerdings alles andere als kostengünstig. Welche Kosten Nachtspeicherheizungen heute bei der Anschaffung und im Betrieb verursachen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kosten die Geräte bei der Nachtspeicherheizung heute?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal gar nicht so einfach sagen, die Preise hängen immer auch von der jeweiligen Bezugsquelle und der Geräteausstattung ab.
In der Praxis muss man immer unterscheiden, welche Art von Gerät man anschaffen möchte:
- einfache Geräte mit geringer Leistung (um die 2 kW)
- einfache, leistungsfähigere Geräte (rund 4 kW bis 6 kW Leistung)
- moderne Geräte mit Thermorelais und variablen Laststeuerungen (alle Leistungsklassen)
Die Art des Geräts bestimmt hier weitgehend den Preisbereich, in dem man sich für die Anschaffung ungefähr bewegt.
Wenn nur ein einfaches Gerät mit geringer Leistung benötigt wird, sind die Anschaffungskosten meist nicht recht hoch. In der Regel muss man hier – je nach Art des Geräts und je nach Hersteller – ab rund 600 EUR rechnen. Markengeräte können auch geringfügig teurer sein.
Wird dagegen eine höhere Geräteleistung (ab rund 4 kW) für die Nachtspeicherheizung benötigt, steigen auch die Kosten. Hier liegen die Anschaffungspreise meist im Bereich von rund 800 EUR bis 1.000 EUR.
Für modern ausgestattete Geräte mit Thermorelais und variabler Laststeuerung müssen Sie in der Praxis meist ab 1.200 EUR rechnen. Je nach Hersteller und individueller Ausstattung können die Preise auch etwas höher liegen. Auch hier steigt mit größerer Leistung der Preis noch weiter. Wenn Sie Ihre Nachtspeicherheizung zusätzlich an eine Photovoltaik-Anlage anschließen wollen, um Stromkosten zu sparen, brauchen Sie in jedem Fall ein Gerät aus dieser Klasse. Auch wenn Sie die Nachtspeicherheizung in ein sogenanntes Smart-Grid-Netz einbinden wollen, müssen Sie diese Geräteklasse wählen. In einem Smart-Grid-Netz („Internet-der-Energie“) kommunizieren Stromerzeuger, Stromspeicher und Stromverbraucher laufend miteinander und optimieren die Verteilung von Energie. Das ist im Gegensatz zur veralteten Nachtspeicherofen-Technologie eine sehr moderne Anwendung für Speicherheizungen.
Die Investition in neue Nachtspeicheröfen lohnt sich in der Regel – moderne Heizungen arbeiten deutlich effizienter und lassen sich deutlich besser regeln als veraltete und in die Jahre gekommene Modelle.
Kostenbeispiel aus der Praxis
In der Wohnung eines Mehrfamilienhauses sollen die 30 Jahre alten Nachtspeicheröfen gegen modernere Geräte ausgetauscht werden. Die Heizleistung der einzelnen Geräte beträgt jeweils 2 kW. Die Geräte werden vom Fachbetrieb auch gleich angeschlossen, die Altgeräte vom Betrieb fachgerecht demontiert und entsorgt.
Posten | Preis |
---|---|
4 Stück Nachtspeichergeräte, einfache Ausführung, Nennleistung 2 kW | 2.308 EUR |
Anschluss und Demontage/Entsorgung der Altgeräte | 450 EUR |
Gesamtkosten für den Austausch | 2.758 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für ein ganz bestimmtes Nachtspeicherofen-Modell und die Anschlusskosten eines ganz bestimmten Unternehmens gilt. Die Kosten für einen Austausch können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
Auf den ersten Blick erscheinen die Austauschkosten relativ hoch – eine Frage nach der Amortisierungsdauer sollte man in diesem Fall besser nicht stellen. Dennoch sinken durch den Austausch der alten, meist nur noch eingeschränkt arbeitenden Nachtspeicherheizungen natürlich dennoch die laufenden Stromkosten.
Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für neue Nachtspeicherheizungen in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich verschiedene Gegebenheiten in Betracht ziehen:
- die jeweilige Geräteklasse, die angeschafft wird
- die Nennleistung der Geräte (in kW)
- die individuelle Ausstattung und eventuelle Zusatzausstattungen der einzelnen Geräte
- der Hersteller der Geräte
- Anschlusskosten beim Austausch
- gegebenenfalls anfallende Sonderkosten für die Entsorgung von alten, Asbest-belasteten Geräten
Diese Faktoren muss man zunächst einmal für die Anschaffung einer neuen Nachtspeicherheizung berücksichtigen. Das kann in der Praxis schon zu Preisunterschieden von über 100 % bei den Anschaffungskosten führen.
Für den Stromverbrauch von Nachtspeicherheizungen (also die eigentlichen eigentlichen Betriebskosten der Nachtspeicherheizung) gelten dann wiederum völlig andere Kriterien.
Frage: Wovon hängen die Betriebskosten im Wesentlichen ab?
Kostencheck-Experte: Hier geht es vor allem um einige grundlegende Dinge:
- die benötigte Wärmemenge im Gebäude
- das Alter der Nachtspeicheröfen
- die verbaute Regeltechnik
- die Art der Wärmemengenberechnung und ihre Genauigkeit
- die Genauigkeit der Anpassung an den individuellen Wärmebedarf des Gebäudes
- der veranschlagte Strompreis für den Betrieb der Nachtspeicherheizung (NT oder Schwachlasttarif)
- ob zusätzlich eine PV-Anlage mit angeschlossen wird
Die entstehenden Betriebskosten können von Einzelfall zu Einzelfall also sehr unterschiedlich hoch ausfallen. Hier muss in der Praxis jeder einzelne Faktor genau berücksichtigt und individuell gerechnet werden.
Frage: Warum ist die Entsorgung von Asbest-belasteten Altgeräten teurer?
Kostencheck-Experte: Wenn in den Speicherbausteinen oder im Gerät selbst Asbest verbaut ist, müssen besondere Schutzvorkehrungen beim Abbau und Transport des Geräts eingehalten werden – das erhöht bereits den Aufwand im Einzelfall.
Die Entsorgung von Asbest (im Vergleich zu den sonst üblichen verbauten Materialien) ist deutlich teurer. Die hohen Entsorgungskosten gibt der abbauende Betrieb dann natürlich an den Auftraggeber für den Austausch der Heizung weiter.
Frage: Mit welchen Stromkosten kann man bei einer Nachtspeicherheizung ungefähr rechnen?
Kostencheck-Experte: Hier kommen zunächst einmal folgende Faktoren zum Tragen:
- der individuell gegebene Heizwärmebedarf
- die Effizienz (Wirkungsgrad) der Anlage und die Regelgenauigkeit
- der Strompreis
Frage: Zunächst geht es also einmal um den Heizwärmebedarf?
Kostencheck-Experte: Genau. Grundlage ist hier zunächst einmal der individuelle Heizwärmebedarf der einzelnen Räumlichkeiten.
Ein Raum kann eine bestimmte Wärmemenge pro Jahr (in kWh) benötigen. Je besser Wohnungen und Häuser gedämmt sind, desto geringer ist dieser Heizwärmebedarf.
Die nachfolgende Tabelle zeigt das recht schön – es geht hier um den Heizwärmebedarf pro m² und Jahr (kWh/m²a).
Gebäudestandard | ungefährer Richtwert für den Heizwärmebedarf (in kWh/m²a) |
---|---|
Komplett unsaniertes Gebäude, Baujahr 1960 – 1980 | durchschnittlich 160 kWh/m²a, bis zu 300 kWh/m²a |
Gebäude nach Standard Wärmeschutzverordnung 1977 (WSVO 77), Baujahr ab 1977 | technisch höchstens 250 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard Wärmeschutzverordnung 1982 (WSVO 82), Baujahr ab 1982 | technisch höchstens 150 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard Wärmeschutzverordnung 1995 (WSVO 95), Baujahr ab 1995 | technisch höchstens 100 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard EnEV 2002 Niedrigenergiehaus | technisch höchstens 70 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard EnEV 2004 KfW-60 oder KfW-40-Haus | technisch höchstens 60 kWh/m²a bzw. 40 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard EnEV 2007 KfW-Effizienzhaus 70 oder Effizienzhaus 55 | technisch gleiche Standards wie Effizienzhaus 60 bzw. Effizienzhaus 40 |
Gebäude nach Standard EnEV 2009 Effizienzhaus 40 bis Effizienzhaus 85 | technisch höchstens 25 kWh/m²a bis 55 kWh/m²a zulässig |
Gebäude nach Standard EnEV 2014 Passivhaus bis Effizienzhaus 70 | technisch höchstens 15 kWh/m²a bis 45 kWh/m²a zulässig |
Das sind zunächst einmal technische Grenz- und Richtwerte.
Dazu kommen im Einzelfall auch immer noch die Zahl der jeweils vorhandenen Außenwände und die Größe und die Isolierfähigkeit der Fenster.
Das verdeutlicht, wie unterschiedlich der Heizwärmebedarf zwischen alten und modern gedämmten Gebäuden sein kann. Bei einem gut sanierten Gebäude kann man in der Regel mit einem Wert von rund 75 kWh/m²a rechnen. Bei einem unsanierten, älteren Gebäude kann das leicht doppelt oder sogar dreimal so hoch sein.
Frage: Inwieweit unterscheidet sich die Effizienz einzelner Nachtspeicheröfen voneinander?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich muss man einmal bereits sagen, dass Nachtspeicherheizungen eine erbärmlich ineffiziente Heizform sind.
Der Gesamtwirkungsgrad einer Nachtspeicherheizung liegt technisch gesehen um die 40 – zum Vergleich haben moderne Gasbrennwertheizungen oft theoretische Wirkungsgrade, die sogar über 100 % liegen können. Auch ein einfacher Holzofen mit technisch sinnvoller Bauart schafft heute bereits 85 %.
Der Wirkungsgrad gibt an, wie viel der aufgenommenen Energie tatsächlich in Wärme umgewandelt wird. Das ist bei Nachtspeicherheizungen – vom technischen Konzept her bedingt – sehr wenig. Das war aber zum Zeitpunkt der Verbreitung der Nachtspeicherheizungen auch gar nicht das Ziel, eine hohe Effizienz zu schaffen. Es ging darum, möglichst viel überschüssigen Strom loszuwerden. Das sollte man sich immer vor Augen halten.
Ältere Geräte haben verschleißbedingt einen oft noch deutlich schlechteren Wirkungsgrad als moderne Geräte. Dort wird zumindest mit modernen Regel- und Steuerungstechniken und technisch weiterentwickelten Speicherverfahren eine etwas bessere Umsetzung von Strom in Wärme erreicht.
Frage: Warum ging es vor allem darum, Strom loszuwerden?
Kostencheck-Experte: In den 60er und 70er Jahren wurde Strom vor allem aus der Verstromung von Kohle erzeugt. Braunkohlekraftwerke haben aber den Nachteil, dass sie eine kontinuierliche Auslastung brauchen, um effizient und kostengünstig arbeiten zu können.
Das wird vor allem nachts zum Problem, wo niemand Strom verbraucht (vor allem damals nicht), weil alles schläft. Aus diesem Grund hat man den überschüssigen „Nachtstrom“ (daher auch der Begriff für die Tarifklasse) besonders günstig angeboten.
Immer mehr Nachtspeicherheizungen luden sich nachts mit der benötigten Strommenge für den nächsten Tag auf, damit entstand eine genauso hohe Auslastung der Kraftwerke nachts wie zu den Spitzenzeiten tagsüber. Eine gleichmäßige Auslastung der vielen Braunkohlekraftwerke war damit für lange Zeit sichergestellt.
Frage: Wie liegt der Strompreis heute?
Kostencheck-Experte: Da wir heute einen Großteil unseres Stroms aus anderen Kraftwerksformen beziehen (glücklicherweise) ist das Problem der Auslastung nicht mehr gegeben – und damit auch keine Notwendigkeit mehr, Strom nachts zu Billigstpreisen zu verschleudern.
In vielen Gebieten gibt es überhaupt keine Nachtstrom- oder Schwachlasttarife (wie die reduzierten Tarife auch genannt wurden). In den meisten Fällen wird nur ein geringfügig reduzierter Strompreis als sogenannter „Wärmepumpentarif“ angeboten, da auch Wärmepumpen prinzipiell Strom in Wärme verwandeln (allerdings deutlich effizienter und mit viel höherem Wirkungsgrad).
Reduzierte Tarife liegen heute bei rund 20 Cent/kWh, Normalstrom kostet je nach Anbieter und Verbrauchsmenge meist rund 30 Cent/kWh. Auch Photovoltaik-Strom, den man selbst erzeugt, ist nicht kostenlos – in der Praxis muss man dafür meist Kosten von durchschnittlich 8 Cent/kWh bis 11 Cent/kWh bei den meisten Anlagen als Erzeugungskosten kalkulieren.
Sehen wir uns den Vergleich an, erkennen wir, wie unwirtschaftlich das Heizen mit Strom ist:
Heizmaterial | Heizkosten pro kWh Wärme | Effizienz der Heizungsanlage |
---|---|---|
Erdgas | ca. 6,5 Cent/kWh | 90 %, bei Brennwertheizungen sogar technisch gesehen 110 % |
Biomasse (CO[sub]2[/sub]-neutral, z. B. Holzpellets) | ca. 5 Cent/kWh | 85 % bis 95 %, bei Brennwerttechnologie sogar fallweise mehr |
Nachtspeicherheizung mit Schwachlasttarif | ca. 20 Cent/kWh | 40 % – 50 % |
Nachtspeicherheizung mit Normalstrom | ca. 30 Cent/kWh | 40 % – 50 % |
Nachtspeicherheizung über PV-Anlage betrieben | ca. 8 Cent/kWh bis 12 Cent/kWh, zwischengespeicherter Strom ab rund 18 Cent/kWh (hohe Stromspeicherkosten) | 40 % – 50 % |
Das macht eindeutig klar, warum Nachtspeicherheizungen definitiv und endgültig ins letzte Jahrhundert gehören. Alte Geräte auszutauschen oder an eine PV-Anlage zu hängen macht im Grunde nur dann Sinn, wenn ein hoher Aufwand für die Installation einer neuen Heizungsanlage (Gas: ca. 15.000 EUR plus Heizkörper, Biomasse ca. 25.000 EUR pro Heizkörper) vermieden werden soll. Über einen Zeitraum von rund 20 Jahren gerechnet würde sich in vielen Fällen aber selbst das rentieren.
Der Grund warum nicht ausgetauscht wird, liegt allerdings häufig bei den Vermietern und Eigentümern von Mehrfamilienhäusern. Von einer Reduktion der Heizkosten profitieren nur die Mieter, der Vermieter hat dabei nur die Kosten für die neue Heizungsanlage.