Wer bei einer Photovoltaik-Anlage vor allem auf Eigenverbrauch anstatt auf Wiedereinspeisevergütung setzt, braucht einen Stromspeicher. Welche Kosten dabei für Stromspeicher zu erwarten sind und wie man die Kosten am besten bewertet, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Einmal ganz pauschal gefragt: Lohnt sich ein Stromspeicher überhaupt?
Kostencheck-Experte: Das ist schon einmal eine gute Frage, die im übrigen gar nicht so leicht zu beantworten ist, wenn man ins Detail geht. Hier hängt vieles von der PV-Anlage und der richtigen Dimensionierung ab – ansonsten lohnt es sich nämlich unter Umständen (finanziell) nicht.
Grundsätzlich hat man bei einer PV-Anlage ja mehrere Möglichkeiten:
- man dimensioniert sie so, dass der erzeugte Strom unterhalb des Eigenverbrauchs liegt und benutzt sie lediglich, um die vorhandenen Stromkosten zu senken
- man dimensioniert sie so, dass sie mehr als den Eigenverbrauch erzeugt und speist den Überschuss ins öffentliche Netz ein
- man dimensioniert sie möglichst nahe am üblichen Verbrauch und gleicht die zeitmäßigen Schwankungen in der Erzeugung durch einen Stromspeicher als Art Pufferspeicher aus, um immer genug Strom zur Verfügung zu haben
Schon allein hier kann man sich lange den Kopf zerbrechen, welche Lösung insgesamt am wirtschaftlichsten ist. Das erfordert bereits viel Rechenaufwand.
In der Praxis ist Methode 1 (unter Bedarf dimensionieren) allerdings selten lohnend. Der (auch wirtschaftliche) Sinn einer PV-Anlage liegt schon durchaus darin, dass man vom lokalen Stromversorger möglichst unabhängig wird.
Man kann natürlich eine sehr kleine PV-Anlage installieren, um lediglich sein Elektroauto und die beiden E-Bikes aufzuladen – ob das wirtschaftlich allerdings Sinn macht, bleibt dahingestellt.
Die Entscheidung zwischen den anderen beiden Methoden ist durchaus noch etwas kniffliger: Wiedereinspeisevergütung oder Selbstverbrauch?
Die meisten Experten tendieren heute dazu, eher zum Selbstverbrauch des Stroms zu raten – die garantierten Wiedereinspeisevergütungen sind mittlerweile so niedrig, dass sich das Wiedereinspeisen nicht wirklich lohnt.
Man muss bedenken, dass man für die eingespeiste kWh zwischen 8,18 Cent und 11,83 Cent (für Anlagen, die ab 1. 10. 2018 ans Netz gehen) beträgt, je nachdem wo die Anlage aufgestellt ist. Dazu muss man noch Steuern (Einkommenssteuer) für den selbst erzeugten Strom abziehen. Benötigt man dagegen eine kWh Strom aus dem öffentlichen Netz (weil man den Überschuss zuvor ja eingespeist hat), muss man dafür knapp 30 Cent pro kWh bezahlen. Setzt man das ins Verhältnis, lohnt sich das Modell also nur wenig.
Erzeugt man den selbst benötigten Strom komplett selbst und puffert Spitzen mit einem Stromspeicher ab, wird das in den meisten Fällen wirtschaftlicher sein.
Dazu kommt, dass die Preise für Stromspeicher in den letzten Jahren deutlich gesunken sind und besonders bei Li-Ionen-Speichern mittlerweile von Jahr zu Jahr eine deutliche Preissenkung zu sehen ist. Gleichzeitig stieg in den letzten Jahren auch die Zahl der verkauften Stromspeicher stark an (mittlerweile setzen knapp 50 % der Besitzer von neu errichteten PV-Anlagen auf einen Stromspeicher) – damit kann man in Zukunft wohl auch mit noch günstigeren Preisen rechnen.
Frage: Was kosten Stromspeicher im Allgemeinen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal so gar nicht so einfach beantworten – das hängt natürlich immer auch von der Größe des Stromspeichers und vom jeweils gewählten Modell ab.
Für die meisten haushaltsüblichen Geräte können Sie aber – je nach Speicherkapazität – ganz grob zwischen rund 5.000 EUR und 15.000 EUR rechnen.
Die Kosten liegen deshalb so unterschiedlich, weil die optimale Dimensionierung des Stromspeichers immer von der Art und Größe der PV-Anlage und vom individuellen Bedarf abhängt.
Um das mit der Speichergröße ein wenig besser ins Verhältnis zu setzen, kann man auch sagen, dass die Kosten rund 1.000 EUR – 1.800 EUR je kWh Speicherkapazität betragen.
Diese Preise gelten vorwiegend für Li-Ion-Speicher – Bleispeicher wurden in den letzten Jahren fast völlig vom Markt verdrängt und spielen aktuell praktisch kaum mehr eine Rolle.
Das betrifft nun einmal grundsätzlich den Anschaffungspreis – das ist allerdings noch nicht der Weisheit letzter Schluss, vor allem wenn es um die Praxis geht.
Zunächst aber einmal ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen zu unserer Solaranlage einen Stromspeicher mit 6 kWh Speicherkapazität anschaffen.
Posten | Preis |
---|---|
Stromspeicher (Anschaffungspreis) | 5.931 EUR |
Förderung | 0 EUR |
Gesamtkosten | 5.931 EUR |
Kosten Anschaffung pro kWh Speicherkapazität | 988 EUR pro kWh Speicherkapazität |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um die Kosten für ein ganz bestimmtes Gerät. Die Anschaffungskosten können in anderen Fällen auch unterschiedlich liegen.
Hier geht es, wie gesagt, also nur um den Anschaffungspreis. Eine Förderung konnte nicht bezogen werden, da wir die Voraussetzungen für eine staatliche Förderung mit unserer Anlage nicht erfüllen.
Frage: Von welchen Kriterien hängen die Kosten für Stromspeicher in der Regel ab?
Kostencheck-Experte: Hier gibt es nur vier besonders wichtige Faktoren, wenn wir vom Anschaffungspreis reden:
- das jeweilige Gerät (Modell, Hersteller)
- die Speicherkapazität
- die Speichertechnologie (heute fast ausschließlich Li-Ionen-Speicher)
- eine eventuell mögliche Förderung
Damit kann man den Preis für die Anschaffung relativ genau bestimmen.
Frage: Vorhin war die Rede davon, dass es nicht ausschließlich um den Anschaffungspreis geht – wie ist das zu verstehen?
Kostencheck-Experte: Genau, der Anschaffungspreis für den Stromspeicher ist immer nur die halbe Miete.
Im Grunde macht es deutlich mehr Sinn, die Kosten für eine gespeicherte kWh beim jeweiligen Gerät auszurechnen. Auf diese Art und Weise werden unterschiedliche Stromspeicher in ihrer Wirtschaftlichkeit auch vergleichbar.
Frage: Welche Dinge beeinflussen die Kosten für die gespeicherte kWh?
Kostencheck-Experte: Zunächst einmal steht hier natürlich der Anschaffungspreis für den Stromspeicher.
Dann muss man allerdings folgende Dinge berücksichtigen:
- die zulässige Entladetiefe des Geräts (DoD)
- die sich daraus ergebende tatsächliche Nutzkapazität
- den Wirkungsgrad des Stromspeichers
- den individuellen Systemwirkungsgrad (abhängig davon wo und wie der Stromspeicher ins Gesamtsystem eingebunden werden soll)
- die Selbstentladerate
- die Zahl der möglichen Ladezyklen
Zieht man alle diese Kosten ins Kalkül, sieht das Ergebnis einer Auswahl oft bereits deutlich anders aus. Geräte mit niedrigem Anschaffungspreis sind dabei sehr häufig nicht zwangsläufig die günstigsten, sondern sogar langfristig gesehen vergleichsweise sehr teuer.
Frage: Inwiefern spielen Entladetiefe und Nutzungskapazität eine Rolle für den Preis?
Kostencheck-Experte: Bei unterschiedlichen Speichertechnologien gibt es eine recht unterschiedliche maximale Entladetiefe (DoD).
Bleispeicher haben beispielsweise weithin eine maximale Entladetiefe von 50 % – das bedeutet, dass bei vollem Stromspeicher nur 50 % der Nennladung entnommen werden dürfen – weiter als 50 % darf der Stromspeicher nicht geleert werden.
Damit muss man einen solchen Stromspeicher auch deutlich größer dimensionieren, um ausreichend Strom bei Bedarf zur Verfügung zu haben.
Moderne Stromspeicher liegen heute meist im Bereich zwischen 90 % und 100 % DoD. Da es aber auch hier bis zu 10 % Unterschied geben kann, spielt das auch eine Rolle für die Kosten der Speicherung – für den gleichen Preis bekommt man einmal 100 % der Kapazität, im anderen Fall aber nur 90 %.
Frage: Gibt es auch bei den Wirkungsgraden Unterschiede?
Kostencheck-Experte: Ja, durchaus, allerdings fallen diese Unterschiede von Gerät zu Gerät eher gering aus. Trotzdem spielen sie, wenn man genau rechnen möchte, noch eine Rolle.
Wichtiger ist aber der Systemwirkungsgrad. PV-Anlage und Stromspeicher haben zwar in der Praxis einen sehr hohen Wirkungsgrad, bei der Weiterleitung des Stroms in den Speicher und bei der Entnahme des Stroms aus dem Speicher sowie bei der Umwandlung durch einen Wechselrichter kommt es natürlich aber zu Verlusten. Der Gesamtwirkungsgrad liegt selten bei 100 % – in der Regel bewegt man sich hier zwischen 90 % und 98 % in der Praxis.
Wie gesagt spielen aber die Anschlussart des Speichers und die Systemgestaltung immer eine Rolle für den Systemwirkungsgrad. Man muss sich dafür also immer die gesamte Anlage ansehen.
Frage: Die Zahl der Ladezyklen betrifft dann die Lebensdauer des Stromspeichers?
Kostencheck-Experte: Genau. Wenn wir ein Gerät für 5.000 EUR anschaffen, dass 5.000 Ladezyklen erlaubt, und ein gleich teures, das 10.000 Ladezyklen aufweist, ist das zweite Gerät natürlich bei gleicher Nutzung auch doppelt so lange haltbar, sprich: es speichert doppelt so viel Strom wie das andere, bezogen auf die Zeitdauer der Nutzung. Das hat natürlich einen ganz wesentlichen Effekt auf die Kosteneffizienz.
Die Unterschiede bei den Ladezyklen können dabei von Speicher zu Speicher oft beträchtlich sein, wie wir nachfolgend noch sehen werden.
Um sehr genau zu sein, müsste man eigentlich auch noch die Garantiedauer mit einrechnen – oder jedenfalls berücksichtigen. Man kann zwar nicht davon ausgehen, dass ein Gerät nach Ablauf der Garantiefrist sofort kaputt geht, man muss aber theoretisch immerhin damit rechnen. Bei einem Speicher mit 5 Jahren Garantie kann eigentlich nur 5 Jahre „sichere“ Lebensdauer veranschlagen – geht es danach kaputt muss man es ersetzen, was wiederum Kosten verursacht.
Frage: Wie ist das mit der Selbstentladung?
Kostencheck-Experte: Die Selbstentladung ist in der Regel schon beim Speicherwirkungsgrad mit berücksichtigt, meistens jedenfalls. In der Regel ist die Selbstentladung bei modernen Stromspeichern nur noch gering – vorhanden ist sie aber immer.
Auch durch die Selbstentladung wird die verfügbare Strommenge im Speicher geringer – und damit sinkt die Nutzungskapazität des Speichers.
Frage: Woher bekommt man alle diese Daten?
Kostencheck-Experte: In der Regel lassen sich fast alle Daten aus den technischen Beschreibungen oder Datenblättern der Hersteller gewinnen. Einige Werte, wie die Selbstentladung oder den Wirkungsgrad des Speichers, wird man nicht bei jedem Gerät ermitteln können. Diese beiden Werte sind allerdings ohnehin mit nur geringen Abweichungen bei allen Geräten vorhanden, sodass man sie für eine Vergleichsrechnung auch unberücksichtigt lassen kann.
Frage: Wie bringt man alle diese Daten nun in eine Rechnung?
Kostencheck-Experte: Die Formel dafür lautet:
Anschaffungspreis / (Nennkapazität * Nutzungskapazität * Zahl der Zyklen * Systemwirkungsgrad) = Kosten pro kWh
Die beiden Werte „Wirkungsgrad des Stromspeichers“ und „Selbstentladung“ haben wir hier einmal unberücksichtigt gelassen. Sie würden das Ergebnis aber ohnehin kaum nennenswert beeinflussen.
Wir wollen die obenstehende Formel nun einmal auf ein konkretes Gerät anwenden:
Kostenfaktor | Wert |
---|---|
Anschaffungspreis | 5.931 EUR |
Speicherkapazität | 6 kWh |
Nutzungskapazität durch maximale Entladetiefe (10 %) | 90 % |
Ladezyklen | 5.000 |
Systemwirkungsgrad | 98 % |
Die Rechnung lautet damit:
5.931 EUR / (6 kWh * 0,90 Nutzungskapazität * 5.000 Zyklen * 0,98 Systemwirkungsgrad) = 5.937 EUR / 26.460 = 0,2241 EUR daher: Kosten pro gespeicherter kWh = 22,41 Cent
Wenn wir nun ein gleich teures Gerät sehen, das eine vollständige Entladung (Nutzungskapazität 100 %) erlaubt, hätte das bereits einen deutlichen Einfluss auf die Kosten: in diesem Fall würde die gespeicherte kWh dann 5.931 EUR / 29.400 = 20,17 Cent pro kWh kosten
Der vermeintlich „kleine“ Unterschied in den Leistungsmerkmalen führt hier also bereits zu einem merklichen Unterschied bei den Kosten, die das Speichern einer kWh verursacht.
Auf diese Art und Weise lassen sich unterschiedliche Stromspeicher sehr gut kostenmäßig vergleichen. Nicht immer ist dabei das Gerät mit dem günstigsten Anschaffungspreis auch tatsächlich am günstigsten.
Diese Rechnung nach Kosten pro gespeicherter kWh bietet auch einen guten Anhaltspunkt, um die Gesamteffizienz eines geplanten Systems zu ermitteln.
Wenn die Kosten pro gespeicherter kWh Strom über dem üblichen Strompreis zu liegen kommen, wäre es günstiger, Strom aus dem öffentlichen Netz zu beziehen.
Frage: Welche Förderung gibt es eigentlich für Stromspeicher?
Kostencheck-Experte: Das Beantragen einer Förderung für den Stromspeicher ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich:
- die PV-Anlage hat eine Leistung von maximal 30 Wp
- Anlage und Stromspeicher werden über einen Förderkredit der KfW finanziert
- die Beantragung geschieht noch vor 31. 12. 2018 (danach gibt es dieses Programm nicht mehr)
Wer also eine größere Anlage mit mehr Leistung hat, kann die Förderung nicht beantragen. Einen einmaligen Zuschuss zu den Kosten gibt es auch nicht. Es muss zwingend eine Kreditfinanzierung über den KfW-Kredit 275 erfolgen, danach gibt es einen Tilgungszuschuss ab 400 EUR vom BMWi. Die Höhe des Tilgungszuschusses richtet sich nach der Nennleistung des Stromspeichers und der Größe der Anlage.
Für später errichtete Anlagen ist keine eigene Förderung für den Stromspeicher mehr möglich – jedenfalls nicht über dieses Programm. Möglicherweise lassen sich dann aber die Kosten für den Einbau über andere Förderprogramme zur Solarenergienutzung etwas abmildern.