Erdwärmeheizung: welche Kosten muss man rechnen?

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Die Nutzung der Erdwärme (Geothermie) zu Heizzwecken gehört zu den neueren Technologien im Heizungsbereich. Was die Anschaffung einer Erdwärmeheizung kosten kann und welche Kosten im Betrieb anfallen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wie funktioniert eine Erdwärmeheizung überhaupt – und worauf muss man dabei achten?

Kostencheck-Experte: Die Erdwärmeheizung ist eine spezielle Form der Wärmepumpenheizung.

Eine Wärmepumpe entzieht immer einem bestimmten Medium die Wärme und überträgt sie dann auf das Heizmedium, das durch die Heizungsrohre fließt und damit die Räume erwärmt.

Das Prinzip funktioniert genau umgekehrt wie ein Kühlschrank: er entzieht den Lebensmitteln in einem abgeschlossenen Raum über ein zirkulierendes Kühlmittel die Wärme und gibt sie an die Umgebung ab. Eine Wärmepumpe führt das Kühlmittel über ein außen liegendes Medium, entzieht ihm die Wärme und gibt sie dann an den geschlossenen Innenraum ab.

Bei der Erdwärmeheizung ist das Medium, dem die Wärme entzogen wird, das Erdreich. Das ist besonders vorteilhaft, da mit zunehmender Tiefe im Erdreich immer mehr Wärme zur Verfügung steht.

Schon ab einer Tiefe von rund 60 – 80 cm ist ein Boden dauerhaft frostfrei (diese Tatsache wird beispielsweise für frostfreie Fundamente genutzt), je tiefer man geht, umso wärmer wird es dann.

Das Kühlmittel bei der Erdwärmeheizung zirkuliert entweder relativ oberflächlich über eine große Fläche oder an einigen wenigen Punkten in einem Rohr vertikal in die Tiefe (Erdsonde). Die Art der Erschließung der Erdwärme hat dabei einen wesentlichen Einfluss auf den Platzbedarf für die Erdwärmeheizung und die Kosten.

Ein Punkt, auf den man unbedingt achten muss ist: Strom.

Damit das Kühlmittel zirkulieren kann, ist Strom nötig – und zwar eine ganze Menge. Die Wärmepumpe ist vom Prinzip her nur eine Stromheizung, allerdings mit deutlich verbessertem Wirkungsgrad.

Das hat Auswirkungen

1. auf die Ökologie und
2. auf die Kosten

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Eine Erdwärmeheizung ist nur dann ökologisch, wenn der Strom dafür ökologisch produziert wird

Eine Erdwärmeheizung kann nur so ökologisch sein wie der Strom, der sie antreibt. Stammt dieser Strom beispielsweise aus einem Kohlekraftwerk (von denen in Deutschland noch eine beträchtliche Menge am Laufen sind) ist die Ökobilanz einer solchen Heizung natürlich katastrophal. Wird der Strom hingegen aus einer Photovoltaik-Anlage gewonnen, arbeitet die Heizung praktisch komplett CO[sub]2[/sub]-neutral. Hier gilt es also, unbedingt etwas kritisch bei der Stromauswahl zu sein, wenn man gerne ökologisch verträglich heizen möchte.

Die hohe Abhängigkeit der Erdwärmeheizung vom Strom hat natürlich auch Auswirkungen bei den Betriebskosten: steigt der Strompreis, steigen auch die Heizkosten. Gerade Erdwärmeheizungen sind stark abhängig von günstigen (oder vergünstigten) Stromtarifen. Fallen diese weg, wird die Heizung sehr schnell unwirtschaftlich – vor allem auch durch ihre hohen Anschaffungskosten.

Frage: Was kostet eine Erdwärmeheizung ungefähr in der Anschaffung?

Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer auch von der benötigten Wärmeleistung der Anlage ab und von der Art der Heizanlage, die man einsetzen möchte.

Die Heizungsanlage selbst ist mit Kosten von 5.000 EUR bis 10.000 EUR, nicht allzu teuer, dazu müssen aber noch die Installationskosten und die Kosten für die Erschließung der Wärmequelle hinzugerechnet werden.

Die Kosten für die gesamte Heizung liegen dann am Ende oft bei 15.000 EUR bis 25.000 EUR.

Biomasse-Heizungen (Pellets, Hackschnitzel) sind durch den benötigten Speicher oft ebenso teuer, eine traditionelle Gasheizung kostet oft nur die Hälfte.

Ein Teil der Mehrkosten wird dabei allerdings durch eine entsprechend hohe Förderung ausgeglichen. Das wird vor allem von staatlicher Seite gemacht, um die Nutzung der Erdwärme als Heizenergiequelle vor allem im privaten Bereich voranzutreiben.

Dementsprechend steht die Erdwärmeheizung dann auch unter einem großen Druck, sich vor allem über die niedrigen Betriebskosten wieder massiv zu rentieren.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir ersetzen in einem relativ neuen, gut gedämmten Einfamilienhaus die alte Heizung durch eine Erdwärmepumpe (JAZ 4,5). Die Erschließung der Wärmequelle erfolgt in unserem Fall durch eine Erdsonde.

Posten Preis
Wärmepumpe samt Einbau und hydraulischem Abgleich 11.500 EUR
Erschließung (Tiefenbohrung, Erdsonde) 8.800 EUR
Gesamtkosten 20.300 EUR
Förderung abzüglich 4.500 EUR
selbst zu tragende Kosten 15.800 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für eine ganz bestimmte Heizungsanlage und eine bestimmte Einbausituation. Die Kosten können in anderen Fällen – insbesondere bei abweichenden örtlichen Gegebenheiten – auch deutlich unterschiedlich ausfallen.

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Die Erschließungsarbeiten machen den größten Teil der Kosten aus

Bei unserem Kostenbeispiel wird auch bereits deutlich, wie hoch die Kosten für die Erschließung ausfallen können und welchen bedeutenden Anteil sie an den Gesamtkosten für die Erdwärmeheizung ausmachen. Man darf also keinesfalls die Kosten für die Heizanlage allein sehen, sondern muss immer die möglichen Erschließungskosten auf dem eigenen Grundstück mit im Blick haben.

Bei einer oberflächennahen Erschließung (etwa mit Erdwärmekollektoren) wären die Kosten deutlich geringer ausgefallen, allerdings wären in unserem Fall auch fast 300 m² Fläche dafür nötig gewesen. Das wollten wir vermeiden.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Erdwärmeheizung in der Praxis ab?

Kostencheck-Experte: Hier spielen natürlich mehrere Faktoren eine Rolle:

  • die Art und Ausführung der Wärmepumpe und die Nennleistung der Wärmepumpe
  • die gewählte Erschließungsart und die Bedingungen dafür vor Ort
  • der Heizwärmebedarf, den das Gebäude hat

Diese drei Faktoren spielen immer zusammen, wenn es um die Kosten für eine Erdwärmeheizung geht.

Besonders der individuelle Heizwärmebedarf des Gebäudes ist wichtig, wenn es um die Kosten geht, er muss deshalb schon im Vorfeld sehr genau ermittelt werden.

Für die richtige Dimensionierung der Anlage müssen dabei auch die klimatischen Extreme im Gebiet (z. B. sehr kalte Wintertage) ausreichend berücksichtigt werden, um auch für den Bedarfsfall ausreichend Anlagenleistung zur Verfügung zu haben und auch höhere Wärmebedarfe noch ohne Zusatzheizung abdecken zu können.

Bei der Dimensionierung dürfen keine Fehler passieren, da sich hier nachträglich kaum mehr etwas korrigieren lässt. Sorgfältige und umfassende Berechnungen im Vorfeld sind also wichtig. Sie sollten in jedem Fall von einem erfahrenen Fachmann durchgeführt werden.

Frage: Welche Erschließungskosten können anfallen?

Kostencheck-Experte: Das hängt ganz wesentlich von der Art der Erschließung ab. Insgesamt gibt es hier drei Möglichkeiten:

  • die Erschließung über Flachkollektoren
  • die Erschließung über Grabenkollektoren (Künetten)
  • die Erschließung über Erdsonden

Flachkollektoren sind nebeneinander in Schlangenlinien verlegte Röhren, die in nur geringer Tiefe eingebaut werden. Sie sind die kostengünstigste Erschließungsart, brauchen aber für durchschnittliche Einfamilienhäuser meist eine Fläche von 300 m² bis 350 m², je nach Heizwärmebedarf. Die Kosten sind dabei mit rund 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² allerdings recht günstig. Die Energieausbeute liegt bei ungefähr 25 W pro m².

Künetten oder Grabenkollektoren sind untereinander angeordnete Flachkollektoren. Sie liegen dabei spiralförmig übereinander. Die einzelnen Spiralen werden nebeneinander in einem Graben angeordnet.

Bei durchschnittlichem Heizwärmebedarf in einem Einfamilienhaus muss man meist mit Grabenlängen von 80 m bis 100 m rechnen, was aber auch auf mehrere Gräben aufgeteilt werden kann. Bei guter Bodenbeschaffenheit (keine hohe Bodenklasse) liegen die Kosten für den Grabenmeter bei rund 30 EUR bis 40 EUR. Die Energieausbeute liegt hier bei rund 100 W je Grabenmeter.

Damit sind Künetten ein perfekter Kompromiss zwischen Platzbedarf und Kosten. Bei schwieriger Bodenbeschaffenheit kann das aber auch deutlich teurer werden – hier sind dann oft Flachkollektoren die bessere Lösung.

Erdwärmesonden sind die teuerste und aufwendigste Erschließungsmethode – sie benötigen dabei aber gleichzeitig auch den geringsten Platz.

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Je tiefer die Sonde desto mehr Energie produziert sie

Die Energieausbeute ist hier sehr hoch, in der Regel kann man meist von gut 50 W pro Meter Bohrtiefe ausgehen. Damit wären für ein durchschnittliches Einfamilienhaus Bohrtiefen von 160 m bis 180 m erforderlich. Da unterhalb von 100 m allerdings nur in besonderen Ausnahmefällen gebohrt werden darf, werden die Bohrungen meist auf zwei oder mehr Bohrlöcher verteilt.
Der Bohrmeter kostet rund 50 EUR bis 60 EUR da das Verfahren kompliziert ist und zudem eine Vielzahl von (kostenpflichtigen) Genehmigungen eingeholt werden muss. Bei problematischen Bodenverhältnissen können diese Kosten allerdings auch noch massiv steigen.

Die Erdsonde ist damit die teuerste und im Hinblick auf die Kosten auch die riskanteste Erschließungsart.

Frage: In diesen Angaben wurde von einem Heizwärmebedarf von rund 8.000 kWh pro Jahr für ein durchschnittliches Einfamilienhaus ausgegangen – ist das realistisch? Welche Abweichungen gibt es da?

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich ist das sehr realistisch, wenn es sich um ein modernes, einigermaßen gut gedämmtes Haus handelt.

Der tatsächliche Heizwärmebedarf kann von Haus zu Haus natürlich auch immer ein wenig schwanken, hier spielen viele bauliche Faktoren ebenso mit wie die Art der Fenster oder die Dicke der Dämmschicht.

Ältere oder ungedämmte Häuser haben dagegen aber häufig einen deutlich höheren Heizwärmebedarf. In welchen Bereichen man dabei liegt, kann man aus den unten angegebenen Richtwerten ersehen:

Art des Gebäudes, Baujahr Heizwärmebedarf in kWh/m² pro Jahr
Häuser Baujahr vor 1977, unsaniert ca. 220 kWh/m² – 280 kWh/m² pro Jahr
Haus Baujahr nach 1977, Standard WSchV 1977 ca. 150 kWh/m² – 230 kWh/m² pro Jahr
Haus nach Standard WschV 1984 ca. 80 kWh/m² – 150 kWh/m² pro Jahr
Haus nach Standard WSchV 1995 ca. 50 kWh/m² – 100 kWh/m² pro Jahr
Haus nach Standard EnEV 2009 ca. 50 kWh/m² – 70 kWh/m² pro Jahr
Niedrigenergiehaus ca. 30 kWh/m² – 50 kWh/m² pro Jahr
Passivhaus weniger als 15 – 20 kWh/m² pro Jahr

Das sind natürlich nur grobe Anhaltspunkte, wie schon erwähnt kann der tatsächliche Heizwärmebedarf dann immer ein wenig schwanken. Die Übersicht zeigt aber bereits, dass man gerade bei älteren, unsanierten Häusern oft mit einem deutlich höheren Heizwärmebedarf rechnen muss.

Frage: Wie sieht es nun mit den Heizkosten bei der Erdwärmeheizung aus – um wie viel ist das günstiger? Die Anschaffungskosten liegen ja deutlich höher als beispielsweise bei einer Gasheizung.

Kostencheck-Experte: Welche Heizkosten mit einer bestimmten Wärmepumpe entstehen kann man sehr gut ausrechnen – Schlüssel dafür ist die JAZ der Wärmepumpe.

Eine JAZ (Jahresarbeitszahl) von 1,0 würde bedeuten, dass die Wärmepumpe aus 1 kWh auch 1 kWh Wärme erzeugt. Das schafft allerdings ein Heizlüfter so auch.

Die Wärmepumpe in unserem Beispiel hat eine JAZ von 4,5 – das heißt, man muss 1 kWh Strom einsetzen um 4,5 kWh Wärme zu erzeugen. Das ist schon ein deutlich besseres Verhältnis.

Für Wärmepumpen gibt es bei vielen Anbietern einen vergünstigten Stromtarif, manchmal auch eine Kombination für Hochlast- und Schwachlastzeiten. Vergünstigte Tarife kosten meist um 19 Cent/kWh, ansonsten zahlt man den normalen Strompreis.

Wenn man seinen Heizwärmebedarf (z. B. von der vorigen Heizung) kennt, kann man die Kosten leicht ausrechnen.

8.000 kWh Heizwärmebedarf bei einer JAZ von 4,5 bedeutet 1.777 kWh Strombedarf. Bei vergünstigtem Stromtarif sind das rund 337 EUR Heizkosten im Jahr, bei Normalstrom etwa 497 EUR Heizkosten pro Jahr.

Ein kleiner Vergleich:

Heizwärmebedarf 8.000 kWh/Jahr, Heizkosten bei verschiedenen Heizungen

Heizungsart Heizkosten jährlich
Erdwärmeheizung JAZ 4,5 337 EUR / 497 EUR / 213 EUR* *mit selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom, Durchschnittswert
Gasheizung (Brennwert) 436 EUR
Pelletsheizung 400 EUR
Hackschnitzelheizung 280 EUR – 300 EUR
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Ob eine Erdwärmeheizung sich rechnet, hängt von der Strompreisentwicklung ab

Hierbei muss man bedenken, dass die Erdwärmeheizung sehr stark vom Strompreis abhängt. Steigt dieser (wie es die vergangenen Jahre fast laufend der Fall war) oder fällt der vergünstigte Tarif weg, wird die Erdwärmeheizung schnell zur teuersten Alternative.

Bei Biomasse wie Pellets oder Hackschnitzel sind die Preise dagegen seit Jahren gleich – da es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt und zudem auch meist um nur leicht aufbereitete Abfälle aus der Holzverarbeitung gibt es nur wenig Anlass für Preissteigerungen. Das gibt bei solchen Heizungen auch ein wenig Sicherheit für die Zukunft.

Die Gasheizung punktet dabei mit einigen tausend Euro Kostenvorteil bei der Anschaffung, den eine Erdwärmeheizung nur auf sehr lange Sicht amortisieren kann.

Der zukünftig sicherlich irgendwann steigende Gaspreis für Erdgas könnte das Verhältnis aber zumindest längerfristig betrachtet zugunsten der Erdwärmeheizung verschieben, wenn der Strompreis nicht im gleichen Maß steigt.

Vor der Anschaffung einer Erdwärmeheizung sollte also unbedingt genau gerechnet und überlegt werden.