Bungalow bauen: Welche Preise muss man rechnen?

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Bungalows werden in den letzten Jahren wieder deutlich häufiger gebaut – immer mehr Bauherrn wissen die Vorteile dieser Hausform zu schätzen. Welche Preise man für den Bau eines Bungalows rechnen muss und welche Preisunterschiede es geben kann, verrät der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Was kennzeichnet einen Bungalow als Hausform?

Kostencheck-Experte: Für einen Bungalow ist typisch, dass sich alle Teile des Hauses auf einer Ebene befinden, und alle Räume nebeneinander liegen.

Darin liegt auch der wesentliche Vorteil dieser Bauweise – ein Bungalow bietet einen von vornherein barrierefreien Zugang zum Haus und zu allen Räumen – das erspart später mühsame und teure Umbauten, wenn man älter wird.

Die Raumaufteilung und auch die Hausform können dabei völlig unterschiedlich sein – oft findet man auch gewinkelte Bauten oder U-Formen. Auch bei den Dachformen ist bei Bungalows praktisch alles möglich. Je nach spezieller Bauweise unterscheiden sich Bungalows aber oft deutlich in den Baukosten voneinander.

Frage: Was kostet ein Bungalow – und was kostet er im Vergleich zu anderen Hausformen?

Kostencheck-Experte: Einen Preis für ein nach individuellen Vorstellungen gebautes Haus zu nennen ist natürlich nur schwer möglich. Hier kann man höchstens auf Durchschnittswerte zurückgreifen – im Einzelfall kann der tatsächliche Baupreis aber leicht um 100 % oder mehr abweichen.

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Je nach Ausstattung können die Preise für Bungalows deutlich über dem Durchschnitt liegen

Bei mittlerer Ausstattung ohne besondere Extras kann man für einen Bungalow von einem Quadratmeterpreis zwischen 1.150 EUR pro m² und 1.600 EUR pro m² Wohnfläche als groben Richtwert ausgehen.

Das ist etwas teurer als bei Einfamilienhäusern in anderer Bauweise – dort liegen die Quadratmeterpreise bei den Durchschnittswerten geringfügig niedriger. Das sind aber wie gesagt nur Durchschnittswerte – über den tatsächlichen Preis beim Bau sagt das so gut wie gar nichts aus.

Zudem muss man ja auch die Baunebenkosten noch mit berücksichtigen, die ebenfalls recht hoch sein können.

Ein Preisbeispiel aus der Praxis:

Gebaut wurde ein Bungalow in Massivbauweise in der Größe von 74 m² in quadratischem Grundriss.

Ausstattung Detail
Mauerwerk 36,5 cm (T10) einschalig
Fenster Dreifachverglasung
Heizung Luft-Wasser-Wärmepumpe, Fußbodenheizung in allen Räumen
Diele gefliest
Badezimmerausstattung Duschkabine, Badewanne, komplett gefliest
Kosten gesamt 131.000 EUR

Sieht man sich dieses Beispiel an, liegt der Quadratmeterpreis bei rund 1.770 EUR. Damit liegen wir etwas oberhalb des Rahmens der Durchschnittspreise – die durchaus gehobene Ausstattung rechtfertigt das aber auf jeden Fall.

Natürlich ist das nur ein Beispiel – bei einem anderen Haus könnten die Kosten bei ähnlicher Bauweise auch um die Hälfte höher liegen,

Frage: Von welchen Kostenfaktoren hängt der Preis beim Bungalow dann tatsächlich ab?

Kostencheck-Experte: Beim Hausbau wirken natürlich viele Faktoren auf den Preis ein. Speziell beim Bungalow sind aber besonders folgende Faktoren preisentscheidend:

  • die geplante Form des Hauses
  • die gewählte Dachform
  • eine eventuelle Unterkellerung
  • der gewünschte Energiestandard
  • die gewählte Heizung und natürlich
  • die Ausstattung
  • der Standort des Hauses

Frage: Inwiefern spielt die Form des Bungalows eine Rolle?

Kostencheck-Experte: Je komplizierter ein Grundriss ist, desto teurer ist es in der Regel auch, ihn zu bauen. Das hat ganz einfache Gründe:

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Je einfacher geformt der Bungalow ist, desto günstiger ist er

Je mehr Winkel es im Außenmauerwerk gibt, desto aufwändiger ist es auch zu bauen. Der Materialverbrauch ist höher und es wird mehr Arbeitszeit benötigt. Das verteuert den Bau.

Im Gegensatz zu den sehr einfachen quadratischen oder rechteckigen Grundrissen sind vor allem gewinkelte und mehrfach gewinkelte Grundrisse deutlich teurer.

Ein gewinkelter Grundriss wird oft gewählt, um eine geschützte Terrasse bauen zu können, manche Bauherrn wünschen sich auch eine U-Form, weil sich so oft besonders gut eine Einliegerwohnung integrieren lässt. In einigen Fällen wird der gesamte Bungalow auch als Viereck um einen eingeschlossenen Innenhof, ein sogenanntes Atrium, herumgebaut. Für so einen Grundriss liegen die Kosten dann natürlich deutlich höher.

Frage: Betrifft das nur die Baukosten?

Kostencheck-Experte: Nein, da ja insgesamt eine größere Wandfläche entsteht, sind bei komplizierten Grundrissen später auch die Betriebs- und die Instandhaltungskosten teurer:

  • die größere Wandfläche bei gewinkelten Grundrissen verursacht größere Heizwärmeverluste und damit auch höhere Heizkosten
  • die Kosten für das Streichen oder Neuverputzen der Fassade sind teurer
  • bei verklinkerten Fassaden wird die Fugensanierung später teurer

Ein komplizierter Grundriss hat also auch dauerhaft Auswirkungen auf die Kosten, die das Haus verursacht.

Frage: Welche Unterschiede entstehen bei der Dachform?

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich ist ein Flachdach bei den Errichtungskosten am günstigsten. In der Praxis machen Flachdächer aber häufig viel Arbeit durch die regelmäßig notwendigen Nachbesserungsmaßnahmen bei der Abdichtung. Auf lange Sicht sind Flachdächer also nicht günstiger als andere Dachformen.

Ungefähre Preise für die Dachkosten finden Sie in nachstehender Tabelle:

Dachausführung Kosten pro m²
Flachdach rund 40 EUR pro m²
Satteldach rund 60 EUR pro m²
Pultdach rund 45 EUR pro m² bis 50 EUR pro m²
Walmdach rund 90 EUR pro m²

Wie die Tabelle schon zeigt, ist das Pultdach die vergleichsweise günstigste Alternative nach dem Flachdach. Dafür gibt es Gründe:

  • eine Mittelpfette wird nicht benötigt
  • die bei anderen Dachformen nötige Kehlbalkenlage kann entfallen
  • die Zahl der benötigten Dachsparren ist deutlich geringer

Beim Pultdach gibt es außerdem – bei ausreichender Dachneigung – keine Probleme mit der Abdichtung wie beim Flachdach und die Dacheindeckung hält meist ohne Pflegeaufwand Jahrzehnte lang.

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Ein Satteldach ist deutlich teurer als ein Pultdach

Dazu kommt noch ein weiterer kostenrelevanter Faktor: Beim Pultdach ist die entstehende Dachfläche im Vergleich zu Satteldächern um 30 % geringer: das bedeutet auch 30 % weniger Kosten für die Dacheindeckung wegen der geringeren Fläche.

Die Dämmung muss zwar häufig etwas höher ausgelegt werden – dieser Nachteil rechnet sich gegenüber dem Satteldach wiederum wegen der kleineren zu dämmenden Fläche gegen Null.

In vielen Fällen – allerdings nicht in allen – wird also das Pultdach sicherlich die kostengünstigste Dachform sein.

Frage: Danach stellt sich dann noch die Frage nach Unterkellerung oder Bodenplatte, oder?

Kostencheck-Experte: Genau. Auch das ist ein für die Baukosten ganz entscheidender Punkt. Grundsätzlich ist der Keller auf dem Papier die deutlich teurere Alternative. Ganz so einfach ist es dann allerdings nicht, wenn man genauer hinsieht.

Zunächst einmal der Kostenunterschied. Selbst bei unserem Beispielhaus hätte ein Keller vermutlich rund 25.000 EUR – 30.000 EUR gekostet. Die Bodenplatte ist mit rund 8,500 EUR Kosten natürlich deutlich billiger.

Andererseits verursacht der Keller zwar rund 20 % mehr Baukosten bei unserem Haus – dafür stehen danach aber auch 100 % mehr bei Bedarf nutzbare Wohn- und Nutzfläche zur Verfügung, nämlich weitere 74 m².

Gerade beim Bungalow ist das ein sehr wichtiger Punkt, weil ein Dachausbau in der Regel nicht möglich ist – somit ist ein Keller die einzige Möglichkeit, bei Bedarf den Wohnraum zu erweitern (außer man baut an, die Kosten dafür wären aber noch viel höher).

Zudem muss man bedenken, dass beim ebenerdigen Bungalow alle Wirtschafts- und Technikräume ohne Keller ebenfalls ebenerdig liegen und die Grundfläche des Hauses wesentlich vergrößern. Das ist dann wiederum mit höheren Baukosten verbunden.

Als Beispiel: würde man 20 m² Wirtschaftsraum und Heizraum im Erdgeschoss integrieren, steigt die Wohnfläche. In unserem Beispiel wären das 20 x 1.770 EUR = 35.400 EUR zusätzliche Baukosten.

Der gesamte Keller mit 74 m² wäre in unserem Beispiel also günstiger als ein einzelner Wirtschafts- und Technikraum (z.B. Heizraum und Kesselraum) mit 20 m².

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Keller sollte man also nicht nur allein auf die Zusatzkosten für den Kellerbau schauen. Oft lohnt sich das – auch später einmal im Hinblick auf den Wiederverkaufswert.

Frage: Stimmt, hier sollte man auf jeden Fall gründlich überlegen. Verhält es sich denn mit dem Energiestandard des Hauses nicht genauso?

Kostencheck-Experte: Nicht ganz so drastisch – aber auch hier muss man gründlich überlegen, das ist richtig.

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Wer gut dämmt und abdichtet, spart gutes Geld beim Heizen

Ein höherer Energiestandard erscheint auf den ersten Blick sinnvoll, weil sich dadurch über viele Jahre die Heizkosten reduzieren lassen. Ganz so einfach ist das allerdings auch hier nicht.

Nehmen wir einmal das Extrembeispiel, den Passivhausbau. Die Heizkosten in einem Passivhaus sind nahezu Null (völlig ohne irgendeine Form von zusätztlicher Heizung geht es auch hier nicht). Dem gegenüber stehen allerdings auch höhere Errichtungskosten – nach üblichen technischen Angaben liegen die Kostensteigerungen bei meist 15 % bis 30 % der Gesamtkosten.

Wir stellen das einmal in einer Tabelle gegenüber:

Betrachtungspunkt Effizienzhaus 70 (Standard) Passivhaus
Jahresverbrauch an Heizenergie kleiner 45 kWh/(m²·a) kleiner 15 kWh/(m²·a)
Ersparnis durchschnittlich 0 35 kWh/(m²·a)
Ersparnis in EUR pro Jahr bei Ölheizung 0 rund 230 EUR
Ersparnis in EUR pro Jahr bei Gasheizung 0 rund 150 EUR
Ersparnis in EUR pro jahr bei Biomasse-Heizung 0 rund 110 EUR

Die kleine Rechnung zeigt es bereits: durch den Passivhaus-Standard lassen sich an den Heizkosten pro Jahr zwischen 100 EUR und 230 EUR ersparen, je nachdem, welche Heizung im gewöhnlichen Effizienzhaus eingebaut wird.

Dem gegenüber stehen aber zwischen rund 15.000 EUR und 40.000 EUR höhere Kosten für den Passivhaus-Standard beim Bau. In unserem Fall würde sich das aufgrund der geringen Fläche frühestens nach 50 – 60 Jahren amortisiert haben.

Auch das ist natürlich nur ein Beispiel aus der Praxis. Es zeigt sich aber hier, dass gerade beim Energiestandard „mehr“ nicht immer automatisch „besser“ bedeutet. Heizungstechnologie und Dämmung müssen in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen.

Frage: Warum ist der Standort des Hauses ebenfalls entscheidend?

Kostencheck-Experte: Weil die Baukosten in verschiedenen Regionen in Deutschland sehr unterschiedlich sein können.

Die ganz zu Anfang angegebenen Durchschnittskosten für Bungalows in Quadratmeter unterscheiden sich auch bei den Durchschnittswerten bereits um mehrere hundert Euro pro Quadratmeter je nach Standort:
während man sich in Berlin und Brandenburg beispielsweise zwischen 1.150 EUR pro m² und 1.300 EUR pro m² bewegt, kann man in Bayern oder NRW für das gleiche Haus von rund 1.300 EUR pro m² bis 1.600 EUR pro m² ausgehen.

Wo man baut, ist also nicht unerheblich.

Tipps & Tricks

Auch auf den Zeitpunkt des Bauens sollten Sie achten: Baupreise und Baukosten steigen pro Jahr um rund 3 % – 7 %. Je eher man baut, desto günstiger kommt der Bau also.