Die alten Kastenfenster, die es heute noch oft gibt, sind nicht so unmodern, wie viele glauben. Irgendwann haben aber auch sie das Ende ihrer Lebensspanne erreicht und müssen erneuert werden. Welche Preise man für neue Kastenfenster rechnen muss und was Alternativen kosten, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte.
Frage: Was sind Kastenfenster genau – und was ist das Besondere an ihnen?
Kostencheck-Experte: Fenster mit einfachen Fensterflügeln, wie wir sie heute kennen, verbreiteten sich erst in den 50er Jahren. Zuvor waren Kastenfenster die typische Bauform, die es übrigens wegen der technischen Vorteile schon seit dem 16. Jahrhundert gibt.
Beim Kastenfenster sind pro Seite zwei Fensterflügel hintereinander angeordnet, der Fensterrahmen bildet dabei einen Kasten, der beide Fensterflügel, den inneren und den äußeren, beherbergt.
Bautechnisch unterscheidet man hier zwischen dem sogenannten Berliner Fenster (oder Wiener Fenster), bei dem sich beide Fensterflügel nach innen öffnen lassen, und das Hamburger Fenster (Grazer Fenster), bei dem sich der innere Fensterflügel nach innen öffnet, der äußere jedoch nach außen.
Kastenfenster findet man heute vielfach noch in Altbauten – allein in Berlin sind schätzungsweise noch rund 1 Million Kastenfenster verbaut und in Betrieb. Ihre technischen Eigenschaften sind – gemessen am Alter – herausragend. Der weite Glasabstand zwischen den Flügeln sorgt für eine hervorragende Schalldämmung (das gleiche Prinzip verwendet man auch noch heute bei schalldämmenden Fenstern) und die Wärmeschutzwerte sind beeindruckend: ein gut gepflegtes Kastenfenster liefert – selbst mit der üblichen Einfachverglasung – U-Werte, die im Bereich von 2,0 bis 2,2 liegen. Kunststofffenster erreichten diese Werte lange Zeit nicht und unterschritten sie später auch nur knapp.
Wenn Kastenfenster gegen die üblichen einfachen Fensterflügel getauscht wurden, gab es in der Vergangenheit häufig Probleme mit Wärmebrücken im Rahmenbereich – und natürlich mit der Optik. Denkmalgeschützte Gebäude dürfen auf diese Weise auch gar nicht umgerüstet werden – in diesem Fall müssen originalgetreue Kastenfenster, unter Umständen mit besserer Verglasung – wieder eingebaut werden.
Das kostet natürlich etwas mehr als ein Fenstertausch – angesichts der technischen und praktischen Vorteile lohnt sich das aber oft.
Frage: Was kosten neue Kastenfenster?
Kostencheck-Experte: Pauschal kann man das nur schwer beantworten. In der Regel werden Sie aber für ein neues Kastenfenster pro Fensterflügel mindestens 500 EUR rechnen müssen.
Wobei nicht immer gesagt ist, dass man Kastenfenster komplett austauschen muss. Eine Sanierung ist in sehr vielen Fällen möglich, eine Neuverglasung mit wärmedämmendem Glas meist ebenfalls. Die Kosten für eine Sanierung und einen Glaswechsel liegen dann meist deutlich niedriger.
Wenn Sie ein historisches Fenster aus Denkmalschutzgründen ersetzen müssen, können die Preise auch durchaus bis zu 1.500 EUR ansteigen, je nachdem, welche Ausführung eingebaut werden muss.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen im Altbau ein Kastenfenster ersetzen und benötigen daher ein neues Fenster. Wir entscheiden uns für einen Nachbau, der sehr originalgetreu wirkt. Unser Fenster ist mit Oberlicht 140 cm hoch und 90 cm breit. Wir kaufen das komplette Kastenfenster samt Rahmen.
Fenster | Rahmen | Verglasung | Preis |
---|---|---|---|
Kastenfenster, 1.400 mm x 900 mm, nach innen öffnend, Oberlicht, Messinggriffe | Fichtenholz, weiß, schichtverleimt | U-Wert Verglasung 1,1, Zweischeibenverglasung, warme Kante | 1.520 EUR |
Hier handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Preisbeispiel für ein ganz bestimmtes Fenster mit einer bestimmten Ausstattung. Die Preise für andere Fenster können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
Wir haben in unserem Beispiel ein sehr hochwertiges Fenster ausgewählt, das auch Denkmalschutz-Vorgaben entspricht. Auch die Fenstergröße in unserem Fall sorgt für einen hohen Preis. In anderen Fällen kann der Preis sicherlich auch niedriger sein.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für ein Kastenfenster gewöhnlich ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommen viele unterschiedliche Faktoren zum Tragen:
- die Fenstergröße, der Flügelanzahl und der Öffnungsmechanismen
- ob es sich dabei um gängige, häufig vorkommende Maße handelt
- die Rahmenausführung und das verwendete Rahmenmaterial
- die Gestaltung des Rahmens
- die Art der Verglasung
- Zusatzausstattungen (wie warme Kante, spezielle Griffe, etc.)
Alle diese Faktoren muss man natürlich berücksichtigen, wenn es um den Preis eines kompletten Kastenfensters geht.
Neben dem kompletten Austausch gibt es aber durchaus noch andere Möglichkeiten, die deutlich kostengünstiger sein können. Auch das sollte man immer berücksichtigen.
Frage: Inwieweit bestimmt die Fenstergröße den Preis?
Kostencheck-Experte: Sowohl die Größe als auch die Verteilung der Fensterflügel bestimmen den Preis ganz wesentlich mit – hier geht es vor allem um den Herstellungsaufwand, aber natürlich um den höheren Materialpreis bei größeren Fenstern.
Kastenfenster werden heute zwar vereinzelt industriell hergestellt, in den meisten Fällen wird aber eine Erstellung auf Maß notwendig sein. Verschiedene Öffnungsmechanismen (etwa Kippfunktion bei den Flügeln oder beim Oberlicht) verursachen ebenfalls einen deutlich höheren Aufwand als die klassischen Kastenfenster, bei denen lediglich die Flügel zu öffnen waren.
Da der Aufwand individuell ist und von jedem spezialisierten Fensterbauer auch individuell kalkuliert wird, ist es hier fast unmöglich, verlässliche Preisangaben zu machen. Beim Fenster aus unserem Preisbeispiel handelt es sich um ein Standard-Modell, das nur geringfügig an unsere Bedürfnisse und benötigten Maße angepasst wurde.
Besonders hohen Aufwand verursachen natürlich Fenster mit besonderen Rahmenkonstruktionen (wie einem Rundbogen beim Oberlicht oder Ähnliches). Hier muss man auf jeden Fall mit deutlich höheren Preisen rechnen.
Frage: Welche Preisunterschiede ergeben sich aus dem verwendeten Rahmenmaterial?
Kostencheck-Experte: Neue Kastenfenster sind in der überwiegenden Zahl heute immer noch Holzfenster. Einige wenige Kastenfenster werden zwar auch aus Kunststoff hergestellt, preislich macht das aber kaum einen Unterschied.
Bei Holzfenstern geht es natürlich auch immer um die Holzart. Standardmäßig wird bei Fensterbauern heute Fichtenholz angeboten, das aber mit verschiedenen modernen Oberflächenbehandlungen sehr gut und dauerhaft wettergeschützt ist.
Für hochwertigere Holzarten muss man mit Aufpreisen (meist 20 % – 40 % je nach Holzart) rechnen. Verbreitete Holzarten für Kastenfenster sind neben Fichtenholz auch:
- Eiche
- Lärche und
- Meranti
Das liegt daran, dass sich diese Holzarten schon über lange Zeit im Fensterbau bewährt haben und aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften dafür ausreichend geeignet sind.
Vom Denkmalschutzamt kann unter Umständen aber die Auflage kommen, dass für ein historisches Gebäude nur heimische Holzarten im Fensterbereich verwendet werden dürfen. Tropenhölzer werden sehr häufig als nicht passend abgelehnt.
In einem solchen Fall könnte man dann auch kein Kunststofffenster verbauen. Man bleibt im Wesentlichen beschränkt auf die Holzarten Eiche, Fichte und Lärche.
Frage: Wie sehr bestimmt der Öffnungsmechanismus den Preis noch mit?
Kostencheck-Experte: Bei einem Berliner Fenster (bei dem sich beide Flügel nach innen öffnen) ist die Konstruktion komplizierter, da hier der äußere Flügel etwas kleiner sein muss als der innere. Auch die Dichtheit des Fensters sicherzustellen wird damit aufwendiger.
Beim Hamburger Fenster, wo sich beide Flügel in jeweils unterschiedliche Richtung öffnen lassen, ist das dagegen deutlich unproblematischer.
Kippmechaniken (sowohl beim Flügel als auch beim Oberlicht, sofern vorhanden) brauchen unterschiedliche Beschläge und sind auch konstruktiv deutlich aufwendiger. Auch hier muss man in jedem Fall mit einem Aufpreis rechnen.
Frage: Inwieweit gibt es Preisunterschiede bei der Verglasung?
Kostencheck-Experte: Durch die intelligente Konstruktion von Kastenfenstern kann man in der Regel ruhigen Gewissens eine Zweifach-Verglasung wählen – solche Verglasungen haben typischerweise einen U-Wert von 1,1 oder 1,0. Durch die Konstruktionsweise als Doppelfenster und das wärmedämmend wirksame Luftpolster zwischen den Scheiben ist das meist ausreichend.
Dreifach-Verglasung kostet in den meisten Fällen rund 20 % – 30 % Aufpreis – ob sich das tatsächlich lohnt, muss man im Einzelfall entscheiden. U-Werte bei Dreifach-Verglasung liegen typischerweise im Bereich von 0,6 bis 0,7.
Besondere Verglasungen wie Schallschutz-Glas oder spezielles Sonnenschutzglas sind in den meisten Fällen nicht nötig – beides leistet schon das Fenster selbst aufgrund seiner speziellen Konstruktionsweise sehr gut.
Sicherheitsverglasung kann eine sinnvolle Option sein, ist aber in der Regel deutlich teurer als herkömmliche Verglasung und treibt den Preis des Fensters dadurch unter Umständen weit nach oben.
Frage: Was ist bei der Ausstattung des Fensters zu beachten?
Kostencheck-Experte: Die Wahl der Griffe und der Sonderausstattungen kann ebenfalls deutlich auf den Preis wirken. Wer originalgetreue Repliken oder hochwertige Ausführungen haben möchte, muss oft mit beträchtlichen Aufpreisen rechnen.
Andere Zusatzausstattungen wiederum, wie eine sogenannte „warme Kante“, verursachen meist nur geringe Kosten – in diesem Fall etwa 2 EUR bis 3 EUR pro laufendem Meter Glaskante.
Bei besonderen Beschlägen für eine bessere Einbruchsicherheit richtet sich der Aufpreis danach, welche Art von Beschlägen mit welcher Sicherheitsklasse verwendet wird.
Sprossen können Fenster oft deutlich verteuern. Bei sogenannten „echten Sprossen“ wird auch tatsächlich jeder Teil über und unter der Sprosse getrennt verglast. Das kostet mehr Aufwand und verteuert den Preis des Fensters.
Sogenannte „Wiener Sprossen“ sind etwas kostengünstiger. Auch andere Sprossenarten, die etwa zwischen den Gläsern liegen können, verursachen geringere Preisaufschläge. Oft werden für den Außenflügel und den Innenflügel jeweils unterschiedliche Sprossenarten versehen.
Für einen zusätzlichen Schutz der Fenster bieten sich vor allem die klassischen Schlagläden an – auch optisch. Hier müssen Sie bei hochwertigem Holz und stilistisch passender Ausführung bei den üblichen Fenstergrößen meist ab rund 250 EUR aufwärts rechnen.
Frage: Welche anderen Möglichkeiten bieten sich, wenn alte Kastenfenster in die Jahre gekommen sind?
Kostencheck-Experte: Das hängt immer sehr von ihrem Zustand ab. Rahmen lassen sich aber fast immer vom Fachmann aufarbeiten – dafür fallen sicherlich weniger Kosten an als für Kauf und Einbau eines neuen Kastenfensters.
Die alte Einfachverglasung, die bei vielen Kastenfenstern noch vorhanden ist, lässt sich meist problemlos austauschen. Modernes Zweifach-Glas kostet ab rund 65 EUR pro m² und lässt sich fast immer recht gut nachträglich einbauen. Damit sind die wesentlichen Grundlagen für einen zeitgemäßen Wärmeschutz bereits gelegt.
Für das Neuverglasen eines Fensters können Kosten zwischen 60 EUR und 200 EUR anfallen – je nachdem, welchen Aufwand der Glaser dabei hat.
In vielen Fällen kann man das Aufarbeiten des Rahmens, das Neuverglasen und das Abdichten des Fensters von einem spezialisierten Fensterbaubetrieb erledigen lassen – das ist auch meist kostengünstiger. In diesem Fall arbeiten dann Tischler und Glaser Hand in Hand, was Kosten sparen hilft.
Die Aufarbeitung und Neuverglasung ist so gut wie immer günstiger als der komplette Austausch des Kastenfensters samt Rahmen.
Eine Umrüstung auf moderne, einflügelige Fenster ist in vielen Fällen nicht ratsam und baulich oft sehr aufwendig. Zudem sind Wärmebrücken im Rahmenbereich zu befürchten. Die technischen Vorteile, die ein Kastenfenster wegen seiner Konstruktionsweise mitbringt, würden dabei ebenfalls verloren gehen. Zudem sind auch hier oft höhere Kosten zu veranschlagen als bei einer Aufarbeitung und Neuverglasung des alten Fensters.