Beim Neubau kommt für die Fenster meist eine ansehnliche Summe zusammen und auch wer nur einen Fenstertausch durchführt, muss einiges an Geld in die Hand nehmen. Welche Kosten für neue Fenster beim Einfamilienhaus anfallen können und womit man rechnen muss, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: In welchen Fällen muss man sich beim Einfamilienhaus mit neuen Fenstern auseinandersetzen – und worauf sollte man dabei achten?
Kostencheck-Experte: Hier gibt es eigentlich nur drei Gründe – beim Neubau muss man ohnehin erst einmal Fenster einbauen, beim Altbau sollte man immer dann über einen Fenstertausch nachdenken, wenn die alten Fenster entweder gröbere Schäden aufweisen oder von ihrer Wärmeschutzleistung her nicht mehr vertretbar sind.
Ältere Fenster, die schon eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren erreicht haben, sollte man am besten ohnehin tauschen. Sie entsprechen kaum mehr modernen Standards.
Wer eine Fassadendämmung anbringen lässt, ist ebenfalls gut beraten, sich gleich mit dem Gedanken an neue Fenster auseinander zu setzen. Maßgeblich ist hier, ob der U-Wert der Fenster noch zur Fassade passt – immerhin gehen über schlecht gedämmte Fenster bis zu 25 % der Wärmeenergie eines Hauses verloren. U-Werte über 2,0 sind nicht mehr vertretbar, aktuell verlangt die EnEV heute Werte von um die 1,1.
Hochwertige Wärmeschutzfenster mit Dreifach-Verglasung erreichen heute U-Werte von bis zu 0,4 – im Hinblick auf die Heizkosten ist so etwas natürlich interessant. Bei modernen Fenstern können aber auch andere Qualitäten interessant sein:
- ein hoher möglicher Schallschutz
- wirklich luftdichte Fenster, die für Zugfreiheit in den Räumen sorgen und Wärmebrückenbildung ausschließen
- wärmereflektierendes Glas, das ein Aufheizen der Räume im Sommer verhindert
- hoher Einbruchschutz bei modernen Fenstern mit besonderer Schutzklasse
- die gleichzeitige Nachrüstung von Rollladen
Frage: Pauschal gefragt: Was kosten neue Fenster beim Einfamilienhaus?
Kostencheck-Experte: Das kann man natürlich nicht pauschal sagen – das hängt allein schon einmal davon ab, wie viele Fenster in welcher Größe man überhaupt braucht.
Sie werden aber selbst im Minimalfall bei kleinen Fenstern von mindestens 400 EUR bis 500 EUR pro Fenster samt Einbau ausgehen müssen. In vielen Fällen können die Kosten aber auch beträchtlich höher liegen – etwa wenn Sie besonders große, besonders hochwertige oder besonders energiesparende Fenster einbauen wollen.
Hier sollte man auch möglichst nicht am falschen Ende sparen, vor allem wenn es um die Fensterqualität und den U-Wert geht.
Hier ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir wollen die 8 doppelflügeligen Fenster eines Einfamilienhauses erneuern lassen. Es sollen kostengünstige weiße Kunststofffenster eingebaut werden, die aber über einen möglichst guten U-Wert verfügen. Der Einbau wird von einem Fachunternehmen durchgeführt.
Posten | Preis |
---|---|
Doppelflügelfenster mit Drehkippfunktion, 510 mm x 1050 mm, U-Wert 0,7 | 8 x 295 EUR = 2.360 EUR |
Aufpreis Einbruchschutz-Aufwertung | 8 x 46 EUR = 368 EUR |
Aufpreis für durchwurfhemmende Verglasung außen | 8 x 112 EUR = 896 EUR |
Fenstergriffe, Fensterbänke und Zubehör (Blenden, etc.) | 8 x 35 EUR = 280 EUR |
Ein- und Ausbau sowie Entsorgung der alten Fenster | 8 x 245 EUR = 1.960 EUR |
Gesamtkosten | 5.864 EUR |
gesamte Kosten pro Fenster | 733 EUR pro Fenster im Durchschnitt |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein bestimmtes Fenstermodell eines bestimmten Herstellers. Abhängig vom gewählten Fenstermodell, der gewünschten Ausführung und von den jeweils vorhandenen örtlichen Gegebenheiten kann der Preis für ein Einfamilienhaus auch ganz anders liegen.
Unser Kostenbeispiel zeigt aber bereits recht gut, dass man mit den oft beworbenen, günstigen Basispreisen meist nicht rechnen kann. Zieht man alle Kosten in Betracht, die bei guter Ausstattung anfallen, liegt der Gesamtpreis samt Einbau oft am Ende doppelt so hoch.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für die Fenster beim Einfamilienhaus im Allgemeinen ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommen natürlich eine Vielzahl von Faktoren zum Tragen:
- die Zahl der Fenster
- die Größe der einzelnen Fenster (oder auch Fenstertüren)
- das gewählte Rahmenmaterial, die eine wichtige Rolle für den Preis spielt
- die Öffnungsweisen des Fensters
- die Qualität und Ausführung der Verglasung
- besondere Wärmeschutz-Qualitäten
- besondere Schallschutz-Qualitäten
- besondere Einbruchschutz-Funktionen
- die Kosten für den Einbau
- eventuelle Zusatzausstattungen (Sprossen, Rollladen, Insektenschutzgitter auf Rahmen, etc.)
Alle diese Faktoren müssen in Betracht gezogen werden, wenn man sich über den Preis Gedanken macht. Durch die Vielzahl der Möglichkeiten können enorme Kostenunterschiede entstehen. Je nach Ausführung kann ein 1,3 m x 1,3 m großes Fenster entweder 350 EUR oder 1.250 EUR kosten – beides ist leicht möglich.
Rechnet man das auf die Zahl mehrerer Fenster hoch, kommt man am Ende zu riesigen Unterschieden bei den Gesamtkosten. Man sollte bei der Auswahl also immer möglichst eine genaue Vorstellung davon haben, was man tatsächlich genau möchte.
Frage: Die Zahl der Fenster im Haus als Preisfaktor ist klar, die Fenstergröße auch – aber inwieweit spielt die Rahmenmaterialien eine Rolle für den Preis?
Kostencheck-Experte: Bei der Größe muss man noch dazusagen, dass ein doppelt so großes Fenster im Allgemeinen nicht immer doppelt so viel kostet.
Einen kurzen Vergleich völlig identischer Fenster in unterschiedlichen Größen, der das verdeutlichen soll, finden sie nachstehend:
Fenstergröße | Preis |
---|---|
1.300 mm x 1.300 mm | 152 EUR |
1.500 mm x 1.700 mm | 194 EUR |
1.200 mm x 2.400 mm (gleiche Ausführung als Balkontür) | 222 EUR |
Daraus kann man bereits ersehen, dass die Preise trotz der Größenunterschiede noch vergleichsweise nahe beieinander liegen.
Wenn es um das Rahmenmaterial geht, sind die Preisunterschiede jedoch deutlich höher. Hier ebenfalls eine kurze Übersicht über die Preisunterschiede, die vom Rahmenmaterial verursacht werden:
Material des Rahmens | Preis Fenster (ohne Einbau) |
---|---|
Kunststoff | 359 EUR |
Holz (Standard-Holzart, hier sind je nach Holzart beträchtliche Abweichungen möglich) | 518 EUR |
Holz-Alu | 669 EUR |
Aluminium | 806 EUR |
Hier sind die Preisunterschiede bei ansonsten gleich ausgestatteten Fenstern schon beträchtlich. Gelegentlich werden auch Kunststoff-Alu-Fenster angeboten – sie liegen dann preislich meist im Bereich von Holzfenstern.
Natürlich bietet jedes Rahmenmaterial immer seine ganz eigenen Vor- und Nachteile, die man bei der Auswahl berücksichtigen muss:
Rahmenart | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Kunststoff | pflegeleicht, robust, einigermaßen langlebig, einigermaßen gute Isolation beim Rahmen | keine so hochwertige Optik |
Holz | optisch sehr schön, guter Schallschutz, gute Isolation beim Rahmen, individuell gestaltbar | weniger haltbar, besonders pflegeintensiv |
Aluminium | sehr robust, einbruchsicher, in der Regel sehr langlebig, in vielen Designs möglich | teuer, etwas weniger gute Isolation beim Rahmen |
Kunststoff zeigt sich also schnell als das Material mit dem allgemein besten Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Wer keine einfarbigen Fenster möchte, kann auch bei Kunststofffenstern auf besondere Dekore setzen (etwa Holzdekor) – dafür sind in der Regel dann aber Aufpreise im Bereich von etwa 15 % bis 20 % fällig.
Bei Holzfenstern richten sich nicht nur der Preis, sondern auch die Eigenschaften und der Pflegeaufwand nach der jeweils gewählten Holzart.
Frage: Welche Rolle spielt die Öffnungsweise bei Fenstern für den Preis?
Kostencheck-Experte: Hier gibt es im Allgemeinen einen sehr großen Unterschied zwischen sogenannten feststehenden Fenstern (die man gar nicht öffnen kann) und verschiedenen Öffnungssystemen.
Feststehende Fenster werden nicht allzu oft eingesetzt – sie sind allerdings dafür recht kostengünstig. In der Regel kann man für ein feststehendes Kunststofffenster in der üblichen Standardgröße von 1,3 m x 1,3 m Preise von deutlich unter 150 EUR veranschlagen, auch bodentiefe Fenster – etwa für eine Glasfront – sind dann entsprechend günstig.
In seltenen Fällen werden Nur-Kipp-Varianten gewählt, die ebenfalls etwas kostengünstiger sind, Standard sind aber eindeutig die Dreh-Kipp-Fenster. Wer auf die Kippfunktion verzichten kann, spart manchmal dann noch minimal am Preis. Im Allgemeinen sind diese Unterschiede dann aber nicht mehr sehr groß.
Frage: Welche Preisunterschiede muss man bei der Verglasung rechnen?
Kostencheck-Experte: Die Verglasung ist – neben dem Rahmenmaterial – der zweite bedeutende Preisfaktor bei Fenstern.
Hier kann man zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen:
- Zweifach-Verglasung, bei der sich getrocknete Luft zwischen den Scheiben befindet
- Zweifach-Isolierverglasung, bei der sich statt Luft Edelgas zwischen den Scheiben befindet
- Dreifach-Verglasung, die besonders gut wärmedämmend ist
- Zweifach- oder Dreifach-Verglasung mit durchwurfhemmenden Eigenschaften oder einseitiger oder beidseitiger VSG-Sicherheitsglas-Ausführung
- speziell schalldämmende Verglasungen
- speziell beschichtete Verglasungen, die das Aufheizen von Räumen im Sommer vermeiden helfen
- sogenannte Ornamentgläser
In Bezug auf die Verglasung gibt es also viele verschiedene mögliche Varianten. Für den Bauherrn am interessantesten wird aber bei allen Verglasungen meist der U-Wert sein.
Frage: Welche U-Werte sind überhaupt empfehlenswert?
Kostencheck-Experte: Das hängt vor allem von der Situation vor Ort ab, die gegeben ist.
Die EnEV verlangt einen U-Wert von maximal 1,3. Sinnvoll sind in jedem Fall U-Werte im Bereich von 1,0 – 1,1. Viele Wärmeschutzverglasungen erreichen solche Werte auch dann, wenn sie bereits 20 Jahre alt sind. Die damals Mitte der Neunziger verwendete Zweiglas-Technik war bereits sehr weit entwickelt.
Moderne Dreifach-Verglasungen können heute U-Werte von unter 1,0 liefern – Standard sind hier bei den meisten Fenstern 0,6 oder 0,7 – möglich sind auch bis zu 0,4 – was dann aber auch entsprechend teuer ist.
Dreifach-Verglasung ist im Schnitt rund 10 % bis 20 % teurer als herkömmliche Zweifach-Verglasung – meist macht sich dieser vergleichsweise geringe Kostenunterschied aber bezahlt.
Bei den U-Werten muss man allerdings nicht übertreiben. Wer von alten Fenstern mit Werten von 2,0 oder darüber auf moderne Fenster mit 1,0 wechselt, kann oft 10 % bis 15 % seiner Heizkosten einsparen. In diesem Fall amortisieren sich die Fenster auch in absehbarer Zeit.
Ein Wechsel von 1,1 auf 0,7 macht dagegen deutlich weniger Unterschied bei den Heizkosten. Hier muss man sich bei einem Wechsel schon ernsthaft die Frage stellen, ob das wirtschaftlich ist.
Welche Einsparungen bestimmte U-Werte bei den Fenstern bringen, kann man aber nur immer anhand einer umfassenden Gesamtanalyse berechnen. Grobe Richtwerte und Faustregeln liefern oft nur sehr unzureichende Werte.
Frage: Gibt es neben den allgemeinen Förderungen noch besondere Förderungen unter speziellen Bedingungen?
Kostencheck-Experte: Neben den KfW-Förderprogrammen, die bis zu 10 % der Kosten für den Fenstertausch übernehmen (Voraussetzung: U-Wert unter 0,9 und noch geringere U-Werte im Wandbereich) kann man auch bei besonderen Lärmsituationen eine Förderung erhalten.
In Gebieten, in denen man bestimmten Lärmpegeln ausgesetzt wäre, werden bis zu 75 % Zuschuss bei speziellen Lärmschutzfenstern gezahlt. Wer in besonders lauten Umgebungen wohnt, sollte sich hier also einmal bei der zuständigen öffentlichen Stelle erkundigen.