Es gibt kaum etwas, das typischer ist für Deutschland als ein Fachwerkhaus. Die Bauweise hat sich über Jahrhunderte hinweg bewährt, viele sehr alte Häuser in Fachwerkbauweise stehen bis heute und liefern einen eindrucksvollen Beweis ihrer Haltbarkeit und Langlebigkeit. Welche Kosten es verursacht, wenn man heute ein Fachwerkhaus bauen möchte, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet es, ein Fachwerkhaus zu bauen?
Kostencheck-Experte: Diese Frage kann man nur schwer beantworten, da es immerhin davon abhängt, wie das Haus am Ende aussehen soll und welche Größe es haben soll. Auch bei der Bauweise gibt es durchaus signifikante Unterschiede, die sich am Ende dann deutlich auf die Kosten auswirken würden.
Grundsätzlich können Sie bei einem Fachwerkneubau davon ausgehen, dass die Kosten zwischen rund 10 % bis 30 % höher liegen als bei typischer Massivbauweise.
Unterscheiden muss man zunächst einmal, ob:
- das Haus ein Fachwerkneubau in individueller Herstellung oder
- ein Fertighaus werden soll
Bei einem Fachwerkneubau in individueller Herstellung müssen Sie Baukosten von mindestens 1.500 EUR pro m² bis 1.600 EUR pro m² rechnen, in den meisten Fällen wird ein solcher Bau aber kaum unter 2.000 EUR pro m² bis 2.500 EUR pro m² zu realisieren sein. Nach oben hin gibt es dann kaum eine Grenze.
Ein Fachwerkhaus als Fertighaus kann man als Ausbauhaus schon ab etwa 100.000 EUR kaufen, dabei sind aber immer noch viele Arbeiten in Eigenregie zu erledigen. Schlüsselfertig mit einigen Eigenleistungen liegt der Preis dann bereits deutlich höher – hier muss man in vielen Fällen bereits das Doppelte rechnen. Diese Preise gelten für Fachwerkhäuser mit einer durchschnittlichen Größe von 120 m² bis 140 m² Wohnfläche. Wer es größer will, muss dann auch deutlich höhere Kosten rechnen.
Auch höherwertige Ausstattungen können den Preis für ein Fachwerk-Fertighaus dann schnell in die Höhe treiben.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir kaufen ein Fachwerkhaus mit einer Wohnfläche von 150 m² als schlüsselfertiges Haus, bei dem nur noch wenige Eigenleistungen zu erbringen sind. Zusätzlich verändern wir den Giebel des Fachwerkhauses noch nach unseren Wünschen.
Posten | Preis |
---|---|
Kosten Fachwerkhaus 9 m x 9 m, schlüsselfertig | 204.800 EUR |
Aufpreis Giebelgestaltung | 31.800 EUR |
Bodenplatte | 9.200 EUR |
Gesamtkosten Haus | 245.800 |
Hierbei handelt es sich um ein individuelles Kostenbeispiel, das sich lediglich auf ein einzelnes Hausmodell eines bestimmten Anbieters bezieht. Die Kosten für andere Fachwerk-Fertighäuser können – auch bei vergleichbarer Größe – deutlich abweichen.
Zu berücksichtigen ist außerdem, dass es sich hier um die reinen Baukosten handelt und kein Keller gebaut wurde. Neben diesen Kosten müssen auch noch die Baunebenkosten (15 % – 20 % der Baukosten) und gegebenenfalls auch die anfallenden Nebenkosten beim Grundstückskauf mit einkalkuliert werden.
Frage: Wovon hängen die Kosten beim Bau eines Fachwerkhauses ab?
Kostencheck-Experte: Hier ist natürlich einiges zu berücksichtigen:
- ob ein individuell geplantes Fachwerkhaus errichtet werden soll oder ein Fachwerk-Fertighaus gekauft wird
- welche Wohnfläche das Haus hat
- wie die individuelle Ausstattung des Hauses ist
- welche Baumaterialien verwendet werden
- welche besonderen Gestaltungsmerkmale das Fachwerkhaus hat
- welche Dachform gewählt wird (Walmdächer sind um 50 % teurer als Satteldächer)
- wie die Giebelform gestaltet wird
- ob ein Keller gebaut wird oder eine Bodenplatte als Fundament dient
Alle diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, wenn es um die Kosten eines Fachwerkhauses geht.
Frage: Lohnen sich die Mehrkosten gegenüber anderen Bauweisen?
Kostencheck-Experte: Traditionell gebaute Fachwerkhäuser, bei denen größtenteils Naturmaterialien verwendet werden, sind sicherlich eine sehr ökologische und nachhaltige Hausvariante.
Auch statisch haben Fachwerkhäuser einige Vorteile gegenüber Massivbauten. Ob diese Vorteile am Ende die Mehrkosten wert sind, muss allerdings jeder selbst beurteilen.