In regelmäßigen Abständen braucht auch eine Hausfassade einmal neue Farbe. Welche Kosten für das Streichen einer Fassade anfallen und wie man Kosten sparen kann, verrät der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wann sollte das Streichen einer Hausfassade am besten erfolgen?
Kostencheck-Experte: Die Fassadenfarbe schützt Putz und Mauerwerk vor schädlichen Witterungseinflüssen. Sollte die Farbe anfangen zu blättern oder sich abzulösen, ist es dringend Zeit, die Fassade neu zu streichen, um die darunter liegende Bausubstanz nicht zu gefährden. Auch Risse in der Farbe sind ein deutliches Zeichen, dass ein neuer Anstrich fällig wird.
Frage: Was kostet es im Allgemeinen, eine Fassade zu streichen?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich im Einzelfall immer von der Situation beim jeweiligen Haus ab, und damit, wie die Fassadengestaltung aussehen soll.
In der Regel werden Sie aber bei einfachen Anstrichen vom Maler mit rund 45 EUR pro m² rechnen müssen. Je nach Gegebenheiten kann dieser Preis aber auch deutlich höher oder deutlich niedriger liegen.
Echte „Fassadengestaltungen“ mit verschiedenen farblichen Absätzen und besonderen Anstrichen können dann preislich deutlich über diesem Wert liegen.
Auch wenn der Putz bei der Fassade schon sehr mitgenommen ist, müssen Sie teilweise mit deutlich höheren Kosten rechnen: hier ist ein Sanierung mit Inlinern oder Kurzlinern dann oft unerlässlich – mit den unweigerlichen Folgen, nämlich dass dann Dämmmaßnahmen nach der EnEV zwingend durchgeführt werden müssen.
Ein Kostenbeispiel aus der Praxis:
Bei einem zweigeschossigen Haus soll die Fassadenfläche (130 m² groß) neu gestrichen werden. Es wird eine Standardfarbe verwendet und die ganze Fassade einheitlich in der gleichen Farbe gestrichen. Die Schäden an der Fassade sind hier nicht so gravierend, so dass keine großen Spachtelarbeiten durchgeführt werden müssen.
Posten | Preis |
---|---|
Gerüst für 2 Wochen | 1.040 EUR |
Abdecken, Abkleben | 270 EUR (Pauschale) |
Reinigen und Spachteln (Arbeitsleistung) | 351 EUR |
Spachtelmasse | 102 EUR (Pauschale) |
Farbe für zweifachen Anstrich | 468 EUR |
Grundierung | 67 EUR |
Grundieren und Streichen (Arbeitsleistung) | 4.095 EUR |
Gesamtkosten | 5.925 EUR |
Kosten pro m² gesamt | 45 EUR pro m² |
Das ist natürlich nur ein Beispiel – diese Kosten fallen nur für ein bestimmtes Haus an. In anderen Fällen können die Kosten deutlich höher oder niedriger ausfallen, je nach örtlichen Gegebenheiten.
Frage: Noch einmal nachgefragt: Bei einem Neuverputzen müssen Dämmungen durchgeführt werden?
Kostencheck-Experte: Ja. Das Streichen der Fassade geht noch in Ordnung. Wenn Sie aber den Fassadenputz erneuern, sind sie verpflichtet, den geforderten Energiestandard durch Dämmung der Außenwände herzustellen.
Sie sollten also im Zweifelsfall gerade bei alten Häusern nicht zu lange warten mit dem Streichen, um nicht neu verputzen und dann dämmen zu müssen. Hier kann es dann durch die energetische Sanierung richtig teuer werden.
Frage: Wovon hängen die Kosten für das Streichen ab?
Kostencheck-Experte: In diesem Bereich spielen viele Faktoren mit eine Rolle – sowohl beim Haus selbst als auch beim Anstrich:
- die Größe der Fassade
- die Haushöhe
- der Zustand des alten Anstrichs
- wie viele Anstriche nötig sind
- welche Farbe verwendet wird, und welcher Farbton verwendet werden soll
Die Kosten hängen zusätzlich immer ein wenig vom ausführenden Betrieb ab, jeder Betrieb kalkuliert anders und zwischen recht großen und recht kleinen Betrieben kann es zum Teil signifikante Preisunterschiede geben. Das sollte man auch immer berücksichtigen.
Frage: Inwieweit spielt die Fassadenfläche und die Fassadenhöhe eine Rolle für den Preis – nur für die Quadratmeterkosten beim Streichen?
Kostencheck-Experte: Nein, auch für das Gerüst. In der Regel berechnen sich die Kosten für Gerüste auch nach der Größe der Fassadenfläche. Hier spielt auch die Höhe des Hauses eine Rolle für den Preis.
In diesen Fällen handelt es sich immer um Miet-Gerüste, die Kosten richten sich dann zusätzlich auch danach, wie lange ein Gerüst benötigt wird. Mehr dazu erfahren Sie an dieser Stelle.
Frage: Warum ist der Zustand des alten Anstrichs bedeutsam?
Kostencheck-Experte: Weist der alte Anstrich große Schäden auf, muss meist umfangreich gespachtelt werden. Das kostet Zeit und (teilweise viel) Material – dann wird es natürlich deutlich teurer. Auch deutlich teurer als in unserem Kostenbeispiel.
Bei manchen Anstrichen kann es dann auch in einzelnen Fällen Haftungsprobleme geben. Das kommt nicht so häufig vor, kann aber durchaus manchmal der Fall sein. Wenn hier Extra-Arbeiten anfallen, kann der Preis für das Fassadenstreichen natürlich auch deutlich steigen.
Frage: Die Zahl der Anstriche wirkt sich bedeutend auf den Preis aus, nicht?
Kostencheck-Experte: Ja. In der Regel werden zwei Anstriche durchgeführt – nur selten kommt man mit einem Anstrich aus.
Bei einem Betrieb, der wie der Betrieb in unserem Musterbeispiel kalkuliert, würde ein zusätzlicher Anstrich bei unserer Beispielfassade jeweils 234 EUR für die Farbe und 1.365 EUR für den Anstrich kosten, zusammen also rund 1.600 EUR Mehrkosten.
Wäre bei unserem Kostenbeispiel ein Anstrich ausreichend gewesen, hätte man sich den selben Betrag bei den Gesamtkosten erspart.
Das gilt natürlich nur für das Haus in unserem Kostenbeispiel. In der Regel können Sie mit zwischen 1,50 EUR pro m² und 3 EUR pro m² als Kosten für die (Standard-)Farbe rechnen, spezielle Farben können auch teurer sein. Für die Arbeitsleistung verrechnen die meisten Betriebe zwischen rund 8 EUR pro m² und 12 EUR pro m² Fassadenfläche.
Frage: Warum sind spezielle Farben teurer?
Kostencheck-Experte: Bei speziellen Farbtönen, die keine Standardfarbtöne sind, müssen Sie Extrakosten für das Anmischen der Farbe rechnen.
Viele Betriebe verrechnen hier einfach einen Pauschalsatz zwischen 50 EUR und 100 EUR für das Abmischen, in manchen Fällen kann das aber auch teurer sein.
Wenn Sie Spezialfarben mit besonderen Eigenschaften auf Ihrer Fassade wollen, müssen Sie damit rechnen, dass der Preis für das Material deutlich teurer ist.
Frage: Können noch Extrakosten anfallen, die wir hier noch nicht besprochen haben?
Kostencheck-Experte: Ja, im Bereich des Gerüsts beispielsweise. Wenn das Haus direkt an der Straßengrenze liegt, und Gerüste auf einem Gehweg oder gar auf der Straße aufgestellt werden müssen, kann das beträchtliche Zusatzkosten bedeuten.
Hier ist zunächst einmal eine behördliche Genehmigung erforderlich, für die Sie bereits 100 EUR – 200 EUR rechnen müssen. In manchen Fällen sind dann auch Verkehrssicherungsmaßnahmen zu treffen, dafür können dann bedeutend höher Kosten anfallen.
Auch das Gerüst selbst kann sich in einem solchen Fall dann geringfügig verteuern, wenn besondere Schutzmaßnahmen am Gerüst erforderlich sind.
Frage: Können umgekehrt auch Kosten aus unserem Kostenbeispiel wegfallen?
Kostencheck-Experte: Das wäre beispielsweise bei einem Bungalow denkbar, wo ja die gesamte Fassadenfläche von ebener Erde aus erreichbar wäre.
In diesem Fall würde kein Gerüst benötigt, und die meisten Arbeiten könnten mit weniger Arbeits- und Zeitaufwand bewältigt werden. In einem solchen Fall würde sich der Gesamtpreis zumindest um das Gerüst (1.040 EUR in unserem Kostenbeispiel) verringern – eventuell etwas mehr, weil auch die anderen Arbeiten schneller durchgeführt werden könnten.
Frage: Wie kann man beim Fassadenstreichen Kosten sparen? Nur durch Selbermachen?
Kostencheck-Experte: Selber streichen ist natürlich ein Weg, ja. Sie können aber beispielsweise auch durch das Auswählen einer besonders hochwertigen Farbe Kosten sparen:
Besonders hochwertige Farben benötigen oft nur einen Anstrich. Sehen Sie sich das im Kostenbeispiel einmal an – selbst wenn die Farbe das Doppelte kosten würde (468 EUR statt 234 EUR pro Anstrich) würden doch die Kosten für den zweiten Anstrich (rund 1.600 EUR) wegfallen. Unterm Strich würden Sie dann immer noch um rund 1.360 EUR günstiger wegkommen.
Dieser Punkt wird leider oft übersehen. Es geht nicht darum, möglichst günstiges Material auszuwählen – sondern vor allem darum, dass möglichst wenig Arbeit anfällt. Damit senkt man die Kosten bei Malerarbeiten wesentlich nachhaltiger.
Frage: Welche Kosten würden beim Selberstreichen anfallen?
Kostencheck-Experte: Beim Selbermachen würden rein nur die Arbeitskosten wegfallen. Das kann, wenn man in unserem Kostenbeispiel nachsieht, durchaus auch beträchtlich sein.
Für das Material müssen Sie in den meisten Fällen aber 20 % – 30 % mehr rechnen, wenn Sie als Privatperson kaufen. Fachbetriebe haben beim Material oft deutlich günstigere Konditionen.
Rechnen wir das einmal zusammen (für die Kostenrechnung gilt unser Beispielhaus als Vorgabe):
Posten | Preis |
---|---|
Gerüst | 1.040 EUR |
Spachtelmasse und Gewebe, Abdeckmaterial | 180 EUR |
Farbe (günstiges Produkt, für 3 Anstriche) | 62 EUR |
Gesamtkosten | 1.282 EUR |
Die Kosten liegen also mit 1.282 EUR deutlich niedriger als beim Malerbetrieb, sie liegen bei gerade einmal 20 % der Kosten des Handwerksbetriebs. Hochgerechnet ergibt sich hier ein Quadratmeterpreis von 9,80 EUR pro m².
Der teuerste Kostenfaktor ist in unserem Kostenbeispiel noch das Gerüst. Gerüste können Sie auch problemlos selbst mieten, ein Gerüstverleih liefert das Gerüst, stellt es fachgerecht auf und holt es nach Ende der Arbeiten wieder ab.
Beim Selberstreichen können Sie diesen Betrag noch deutlich vermindern, wenn Sie einfach ein Fahrgerüst mieten. Das ist immer dann möglich, wenn die Fassadenhöhe nicht mehr als 10 m beträgt.
Solche Gerüste können Sie in der Regel zwischen rund 130 EUR pro Woche und 200 EUR pro Woche mieten. Bei einer Arbeitsdauer von einer Woche sparen Sie sich dann also noch einmal rund 800 EUR beim Gerüst. Auf Fahrgerüsten kann man problemlos und sehr bequem arbeiten (Arbeitsbreite in der Regel 1,35 m).
Die Kosten für das Selberstreichen Ihrer Fassade würden dann bei rund 450 EUR liegen – das ergibt einen Quadratmeterpreis von nur noch 3,50 EUR pro m².
Tipps & Tricks
Bei Gerüsten müssen zahlreiche Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Machen Sie sich unbedingt mit den geltenden Arbeitsschutzrichtlinien vertraut und denken Sie daran, dass freiwillige Helfer nur dann unfallversichert sind, wenn Sie sie bei der BG anmelden. Das kostet rund 1,50 EUR pro Arbeitsstunde bis zu 2 EUR pro Arbeitsstunde für jeden Helfer.